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'S Rr. L«« - 5. Jahrgang. Sonnabend, 2. Mai 188ö. ladlbote. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Vororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Norm, Ebersdorf, Knrth, Sablenz, Slösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna«. Die Abonnenten erhallen mit de« Snzeiger allwöchentlich L Unterhaltungs-Blätter, sowie da» 8s«itigr, reich illnstrirt« hnmoristische ; Anzeiger-Bilderbuch. UbouuemeutSbestellmiaett, vierteljLhrl. IVO Pf. (Zntr. 40 Pf.), monatl. VO Pf. (Zntr. 1v Pf.), nehmen an di« BerlagSexpedittou nnd AnSgabestellen in Themnitz und obige« Vororte». Außerhalb dieser Ort« kann der Anzeiger nnr bei de» Postanstalle» — PostzeituugS-PreiSlist« für 188V Nr. 1114 — bestellt werde«. I« Oesterreich-Ungarn ist der Lhemuitzer Anzeiger znm Abonnementspreise von vierteljährlich 1 Vnldeu 84 Kr., monatlich V2 Kr. (exkl. Agioznschlag) durch die Postanstalle« zn beziehen. Jnsertion-prei»: di« schmal« (Ispaltige) KorpuSzeile oder dere» Ran« 1v Pfennig«. — — Reklame (Ispaltig Petit) 30 Pfennige. — Auf groß« Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für di« nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Annoneeubestellunge« von anrwärt» «oll« man den Jnsertion-betrag stet» beifüge» (lleinere Beträge in Briefmarken) je 8 Silben de, gewöhnliche« KorpnSschrift bilden ein« Zeile nnd koste» 1k Pfennige. Verlags-Expedition: Rlexair-er Wiede, Buchdruckerei, Themnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliger Bezirksgericht, gegenüber dem Kasinos. Bekanntmachung. . „ Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern ist all jährlich eine Zählung der Fabrikarbeiter nach einem hierfür vorgeschriebenen Formular vorzunehmen. Di« Ausfüllung dieser Formulare hat zu erfolgen von allen denjenigen Eewerbeunternehmern, welche 1. in ihren Gewerbeanlagen mindestens IO Arbeiter beschäftigen oder 2. Dampfkessel verwenden oder 3. mit Wind-, Master-, Gasmaschinen- oder Heißluftmaschinenbetrieb arbeiten oder 4. eine nach 8 16 der Gewerbeordnung von besonderer gewerbepolizei- licher Genehmigung abhängige Anlage in Betrieb haben. Demgemäß werden alle vorbezeichneten Gewerbeunternchmer hiesiger Stadt andurch veranlaßt, die hieraus bezüglichen, in den nächsten Tagen durch die Schutzmannschaft ihnen zuzustellenden Formulare am 1. Mai d. I. vorschrift mäßig auszufüllen und hiernach ungesäumt und längstens bis zum 5. Mai d. I. anher (Rathhaus links, 2 Treppen, Zimmer Nr. SS) zurückzu,eben. Sollten einzelne Gewerbeunternehmer der gedachten Arten bei Austragung der Formulare übergangen werden, so können solche Formulare an vorbe- zeichneter Expedilionsstelle unentgeltlich entnommen werden- Chemnitz, am 13. April 1885. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, vr. Oberbürgermeister. Schmidt. Der Hufschmied Gustav Adolf Merbeth, geb. den 29. März 18S4 zn Dittmannsdorf bei Zschopau, zuletzt in Themnitz, wird beschuldigt, als Wehr mann der Landwehr ohne Erlaubniß auSgewanVert zu sein, — Uebertretung gegen 8 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf - den 9 Juni 1885, BormittagS 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht Chemnitz, Justizgebäude, 2. Etage, znr Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach 8 472 der Strasprozeßordnung von dem König!. Bezirkskommando zn Themnitz aus gestellten Erklärungen verurtheilt werden. Chenstiitz, den 28. April 1885. Königliche Staatsanwaltschaft. I. vr. Friedrich, «ff. Bekanntmachung. Die unter dem Rindviehbestande de» Freigutsbesitzers Maximilian WeiSke in Slösa ausgebrochene Maul- und Klauenseuche ist wieder erloschen. Themnitz, den 28. April 18N. Die Königliche AmtShauptmannschast. i. v.: v. BurgSdorff. O- Der Buchdrucker Heinrich Eduard Beorgi auS Lichtenstein, zuletzt hier, at sich behufs Vernehmung über eine gegen ihn erstattete Betrugsanzeige ier einzufinden oder seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort anher auzuzetgen. Themnitz, den 29. April 1885. Der Königli^e^Staatsanwalt.' Bekanntmachung. Die Platanenstraße zwischen der Zwickauer- und Ahornstraße wird wegen Schleußenbaues vom nächsten Montag, den 4. Mai d. I., ab für den Fähr verkehr gesperrt. Chemnitz, am 30. April l885. Das Polizriamt- Siebdrat. Btr. de- Wh-nurt-er Anzeigers. Bo» 30. April. Berlin. Bismarck, der sich sehr entschieden für Herabsetzung der Zahl der Geschworenen, also gegen die Anträge des Justizaus- ausschuffes aussprach, präsidirte der heutigen BundesrathSfitzung. Der Bundesrath beschloß, die Abstimmung noch anSzusetzen. Wie». Es verlautet, daß Kardinal Ganglbauer am Sonntag der Reichsrathswahle« willen einen Hirtenbrief erlassen werde. — Eine große Spaltung ist unter den hiesigen Antisemiten eingetreten, indem der bisherige Obmann Pattai seine Stelle niederlegte. Wien. Der Kaiser empfing heute «ine Dep utation der Ruthenen, welche gekommen war, sich über angebliche unleidliche Uebergrisse der Jesuiten zu beschweren, mit Wohlwollen. Die Deputation bat um Rücknahme des diesbezüglichen päpstlichen Breves, gewann jedoch den Eindruck, daß ihre Wünsche nicht erfüllt werden. Wien. Zweihundert Fisch-Torpedos werden in der Fabrik von Whitehead in Fiume für England gemacht. ES wurden in letzter Zeit 600 Arbeiter mehr engagirt nnd Hals über Kopf gearbeitet, damit die Torpedos abgeliefert werden können, bevor die österreichisch-ungarische Regierung durch die eventuelle Kriegserklärung verpflichtet wäre, sie mit Beschlag zu belegen Paris. Der „Temps" hält es für Deutschlands Pflicht, zwischen Engl and und Rußland den Vermittler zu spielen. — Der von Demeugent schon früher inne gehabte Posten im Ministerium des Innern wurde an ihn zurückgegeben. London. Die Behauptung, daß die Afghanen die russi schen Vorposten bei Zulficar angegriffen, ist nach einem Telegramm der „Times" aus Tirpol vom 27. April unrichtig. General Komaroff soll einen Vorstoß auf Herat beabsichtigen. London. „Standard" meint, wenn England gezwungen sei, das Schwert zu ziehen, so möge dies wenigstens geschehen, ehe die Zeit, in welcher ein wirkungsvoller Schlag geführt werden könne, vorüber sei. „Daily NewS" sagt, in Folge der Besetzung von Meratschak, erhebe sich die Frage, ob es noch etwas nütze, die Verhandlungen mit Rußland fortzusetzen; wenn der Emir sich weigere, Meratschak preiszugeben, sei England verpflichtet, ihm bei der Zurückweisung des Ueberfalls beizusteheu. (Weitere Telegramme siehe am Schluß des redaktionellen TheileS.) Eine rrhat GladftoneS. Von den zeitgenössischen Staatsmännern ist keiner verhaßter, keiner in den letzten Wochen und Monden mit mehr Borwürfen und Aeußerungen des Unwillens beworfen worden, als der englische Minister. Präsident. Und diese Vorwürfe waren verdient. Wie schädlich, Wie verwerflich war doch die schwächliche Politik des englischen Kabinets in der Sudanfrage! Doch angefich-s der Gefahren, welche gegenwärtig Albion bedrohen, scheint ein neuer Geist über das englische Ministerium, über Gladstone auSgegossen zu sein, ein Geist des Handelns und der Thatkraft. Eine vorzügliche Würdigung der veränderten Sachlage finden wir im „D. Tgbl." und wollen den Hauptinhalt des Artikels unseren Lesern nicht vorenthalteu. Am 27. April hat das englische Parlament einstimmig und unter stürmischen allseiligen Beifallsbezeugungeu den von Gladstone gefor derten Kredit von Zweihundertzwanzig Millionen Mark bewilligt. Das ist eine Haltung, die gar sehr der Beachtung Werth ist — be sonders wenn man die Vorgeschichte der Frage erwägen will. Wir haben schon früher verschiedentlich darauf hingewiesen, wie erheblich das Ministerium Gladstone die Weltmachtstellung Englands habe Herabkommen lasten. Mit allen Mächten hatte der jetzige Staat»minister es verdorben durch seine unklare, unfeste, nachgebende Politik. Oester reich hatte der Premier noch vor seinem Amtsantritte durch das berühmte „Hände fort!" tödtlich beleidigt, dem „unaussprechlichen Türken" hat er während seiner ganzen Amtszeit alle möglichen Nadel stiche versetzt und alles Herzeleid angethan; Frankreich hat er in der «gyptischen Frage von sich gestoßen; mit Deutschland es durch seinen Uebermuth in den Kolonialangelegenheiten gründlich verdorben, so daß er feierlich Abbitte leisten mußte und zu guterletzt hat er noch in frommer Selbstgefälligkeit die zwar etwa» aufdringliche und eigennützige, aber immerhin sehr herzliche und vertrauensselig angebotene Hilfe Italien- abgewiesen. Nur der russischen Freundschaft ist er sörmlich bettelnd nachgelaufen und muß sich jetzt überzeugen, daß es ihm dabei erging, wie dem Hunde, der über da- Bild im Master das Fleisch fallen ließ, da» er bereits im Maule hat. So traf denn jetzt Glad- Pone auf Absagen, wohin rr sich um Hilfe wandte. Italien zeigt wenig Lust, die Last de» Sudankrieges auf eigene Schultern zu nehmen; Deutschland und Oesterreich wollen zwar den Frieden erhalten, aber sie üben zu diesem Behufe durchaus keinen Druck in Petersburg au». Frankreich hat sein Schäfchen in China ins Trockene gebracht und wartet den Augenblick ab, um unter dem Deckmantel der europäischen Kontrole seinen Einfluß in Egypten wieder herzustellen, den eS vor dritthalb Jahren verloren Da raffte sich Gladstone endlich zu einem Entschluß, zu einer That auf — denn seine Rede am 27. darf als eiue That bezeichnet werden. Er sprach öffentlich von seiner Geneigtheit, ohne Krieg die obschwebenden Verwickelungen zu lösen; er hoffe noch immer aus eine gerechte Verständigung mit Rußland; aber wenn die FriedenS- hoffnungen sich als eitel erweisen sollten, dann müsse Altengland mit der vollen Wucht seiner ganzen Macht den Krieg führen. England habe, wenn es den Ernst zeige, sein Recht durchzusetzeu, nichts zu fürchten. Die Antwort des Parlaments war die einstimmige Be willigung der geforderten 220,000,000 Mark Kredit. Mit einem Schlage zerstreute Gladstone's energisches Sichauf- rafsen allen Parteihader. Die kopflose Kriegführung im Sudan, die schiefe Stellung zu Frankreich, die Schlappe gegen Deutschland in der Kolonialpolitik, die Fehler im Vorgehen der Kapregierung, — alles war in dem einen Augenblick wett gemacht, wo der Premier, zwar sehr spät, aber doch noch vor Thorschluß, au den Patriotismus der Engländer kräftig apellirte. Nur eine Nation, die sich selbst aufgiebt, wird von anderen aufgegeben. Möglich, daß der 2?. April entscheidend sein wird für die Großmachtstcllung Englands im Völker- rathe. Da» lange von den Freunden Englands vermißte: „bis hier her und nicht weiter", ist von Gladstone ausgesprochen» die Grenz- marke der englischen zaghaften Nachgiebigkeit genau festgestellt worden. Vielleicht konnte nicht« so wohl zum schließlichen Erhalt des Friedens dienen, als der Parlamentsbeschluß vom 27. April, der den Emst einer großen Nation ausdrückt, mit aller Macht den Krieg aufzunehmen. Die Rüsten aber wollten den Krieg und das konnte Gladstone nicht abwenden. Nun mache man sich ein Bild davon, wie diese Kriegsbereitschaft Englands in Petersburg ausgenommen worden wäre, wenn das Par lament in London mit einer schwachen Majorität den Kriegskredit bewilligt hätte, wenn es dem leitenden Minister nörgelnd ein Sünden register vorgehalten hätte. Jede Spaltung der Majorität an der Themse würde den Respekt au der Newa vermindert haben. Man hat sich dort gesagt, das Ministerium in London habe zwar den Krieg aufzunehmen beschlosten, aber das Land sei getheilter Meinung gewesen. Man hätte in Petersburg vielleicht auf den Sturz Glad stone's gehofft, oder auf Uneinheit desselben mit dem Willen des Landes spekulirt. So aber zeigt der einhellige, rasche und beifällig aufgenommene Beschluß des Parlaments eine Einhelligkeit und Festig keit, die in Rußland die Ansicht hätte ausschließen müssen, als sei es England auch diesmal nicht Emst. Rußland wird seine Heraus fordemugen vielleicht schwer büßen müssen Molttische Run-schau. Deutsches Reich. Wie eS heißt, beabsichtigt der Präsident des Reichstags eine Berathung darüber zu veranlassen, welche Gegenstände noch voraussichtlich in dieser Reichstags- session erledigt werden können. Die Zweckmäßigkeit einer solchen Regelung ist schon wiederholt betont worden. Sie liegt im Interesse Aller und namentlich der Reichsregierung selbst, damit nicht noch Zeit und Kräfte an Aufgaben gesetzt werden, welche doch nicht zum Abschluß gelangen können. Zu den Arbeiten, welche jedenfalls durch das Plenum gehen werden, gehört der Gesetzentwurf über die Unfallversicherung bei den Transportgewerben; dagegen ist kaum anzunehmen, daß der von der Kommission ausgearbeitete Gesetzentwurf über die Börsensteuer in seiner jetzigen Gestalt die Zustimmung der Regierung erhält, und ebensowenig kan» inan erwarten, daß es zur Ausarbeitung und Durchdringung eine- neuen Regierungsvorschlags kommen wird. Man will wissen, daß an ent scheidender Sielle die Kommissionsvorlage schwere Bedenken hervorgerufen hat, die Anfangs weniger in den Vordergrund getreten waren. Sind diese Voraussetzungen im Wesentlichen zutreffend, so wäre der richtige Weg. daß in der nächsten Reichstagssession die Regierung selber mit einem Entwurf hervortritt, zumal immer mehr die Ueberzeugung bekräftigt worden ist, daß eine so technische Angelegenheit wie die Börsensteuer mit Erfolg nur auS der Initiative der Regierungen hervorgehen kann. Gerade diejenigen Reichstagsabgeordneten, welche sich in dankens- werthester Weise mit diesem Gegenstand in Len bisherigen Stadien seiner Berathung beschäftigt habe», find am entschiedenst«»« dieser Meinung. Da aber die Rechte sowohl als da» Zentrum auf di« Berathung des BörsensteuerentwurfS im Reichstagsplenum große« Werth legen, werden wir uns auf daS Vorkommen de» Entwurf» jedenfalls gefaßt machen müssen. I« der Hand der Regierung wird eS dann liegen, durch entsprechende Erklärung die Sache abzukürze« und für andere noch schwebende BerathuugSgegenstände die nöthige Zeit zu gewinnen. — Der Reichstag, welcher mit Rücksicht auf die Sitzung de» Abgeordnetenhauses heute in seine Versammlung um 2'/^ Uhr ein trat, erledigte zunächst Berichte der Wahlprüfungskommission. Für gültig wurden erklärt die Wahlen der Abgg. Penzig, Woermanv. Payer, Lorenzeu und Lüben. Betreffs der Wahl de» Abg. Eberl wurde beschlossen, zunächst weitere Ermittelungen anzustellen. Di« Wahl des Abg. Merbach (9. Sachsen) führte zu längerer Debatte. Des Weiteren erklärte der Reichstag, entgegen dem KommisfiouS« autrage, die Wahl des Abg. Lyskowsky für giftig und erledigte die übrigen Wahlprüfungen nach den Kommisfiousanträgen. Morgen zwölf Uhr: Zoll-Tarifvorlage und kleinere Vorlagen. — Die Zollkommisfion des Reichstages hat den ihr ^ver wiesenen Antrag Löwe auf Herabsetzung de» Zolle- für harte Kammgarne von 8, 10, 12 bezw. 24 Mk. auf 3 bezw. 24 Mk. angenommen und damit sich auf denselben Standpunkt gestellt, den der Reichstag schon im Jahre 1882 eingenommen hat, der aber von der Reichsregierung damals nicht anerkannt wurde. Durch die An nahme des Antrages Löwe hat die Tarifkommisfion die Rothlage anerkannt, in welcher die Barmer Litzen- und Bandfabrikation und die sächsische Weberei in Meerane und Glauchau in Folg« der hohen Zölle auf Glanzgarn gerathen find. Namentlich die Barmer Industrie hat durch diese Zölle den größte« Nachtheil gehabt, da sie gezwungen wurde, ihr alte» ProdnktlonSgebiet zum großen Theil zu verlassen und neue Arbeitszweige aufzusuchen. Oesterreich-Ungarn. Der bekanntlich von der Staatsan waltschaft mit Beschlag belegte Rechenschafts-Bericht der ver einigten Linken des Abgeordnetenhauses ist einige Tage später vom Landgericht freigegeben worden, was nicht nur in Wien, sondern, in ganz Oesterreich die freudigste Ueberraschnng hervorgerufen hat. Diese Entscheidung des Wiener Landgerichts hat der politisch-juristischen Austastung des Grafen Taaffe und seine- vorgeschobenen Staatsanwalts eine gründliche Mederlage bereitet. Man kann sich leicht vorstellen, welche tiefgehende Wirkung jene ge richtliche Entscheidung auf die öffentliche Meinung in Oesterreichs dentschen Kreisen hervorgebracht hat, wo man nicht mit Unrecht in der Aushebung der Beschlagnahme deS Rechenschaftsberichts der Ber einigten Linken einen höchst bemerkenSwerthen Sieg der deutschen Partei erblickt. — Dem Wiener „Frdbl." zufolge entbehrt die von der „Times" gebrachte Nachricht von einer schwarzseherischen Aeußerung des österreichisch-ungarischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Kalnoky, über die Sachlage, jeder thatsächlichen Grundlage. Unter diesen Umständen sei eS wohl auf das Entschiedenste geboten, allen ähnlichen Nachrichten, welche, wie dies wohl in solchen Zeitläuften der Fall ist, auch jetzt zahlreich auftauchen werden, die entschiedenste Ungläubigkeit entgegenzubringen und kann da- genannte Wiener Blatt seine Warnungen in dieser Hinsicht nnr nachdrücklichst wiederholen. — Der „Pester Lloyd' meldet: Wenn nicht die Vorgänge in Zeutralasien eine Aenderung der bisherigen Anordnungen herbei führen, so wird der Zar im Monat August auch mehrere Tage der Gast des Kaisers Franz Josef in Ischl sein Kaiser Wil helm wird aus Gastein ebenfalls nach Ischl kommen und die Drei-Kaiser-Begeguung soll am 9.August in Ischl statt finden, immer vorausgesetzt, daß keine kriegerischen Ereignisse diese Absichten durchkreuzen. — Aus Ostrumelien und Makedonien wird eine sehr lebhafte bulgarische Agitation angekündigt, welche den Zweck verfolgte, im Kriegsfall Aufstände behufs Einigung aller Bulgaren hervorzurufen. Italien. Der römische Gewährsmann der „Pol. Korr." wider spricht der Annahme, als stehe Italien in seiner Beurtheilung de» englisch - russischen Streites sowohl, als in seiner Haltung gegenüber den etwaigen Folgen desselben, in einer Art Widerspruch mit de» zentraleuropäischen Mächten. Weit entfernt, sich in Gegensatz zu de» Kabinete» in Berlin und Wien setzen zu wollen, sei Herr Maucini entschlossen, mit ihnen da- engste Einvernehmen zu suchen. Es finde zu diesem Zwecke soeben ein vertraulicher Austausch der Meinungen und Ansichten über die erwähnte Frage statt und der Korrespondent glaubt, durch di« Ereignisse nicht Lüg« gestraft zu werden, wenn er 1 § l!''