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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnadend mit Ausschluß der Feiertage Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer WerhaltMSs- und AnzchMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis TagS vorher spätestens früh 9 Uhr. Insertionslieträge von auswärts find in Post marken beizusügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaktion, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. L8V4 Donnerstag, den LV. September Ditte. Namenloses Unglück ist über die Stadt AISLNSNK1II herein gebrochen. Minnen wenigen Stunden wurde der größte Theil derselben ein Vpser gieriger flammen und Tausende von Manschen irren, ihrer Habe und ihres Vbdachcs beraubt, umher. Ralche Hilfe ist doppelte Hilse. Die Unterzeichneten wenden sich an den opferbereiten Sinn ihrer Mitbürger mit der Mitte nm milde Gaben, über welche sie seiner Meit Rechnung ablegen werden. 1^. Mürgermeister. Norstand des Gewerbevcreins. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 21 September 1874 das dem Restaurateur Karl Traugott Marhold in Mülbitz zugehörige Grundstück, das sogenannte Schillerschlößchen, Nr. 4 des Katasters, Fol. 5 des Grund- und Hypotheken huchs für Mülbitz, welches Grundstück am 24. Juni 1874 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 8300 Thlr. von den Ortsgerichten daselbst gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle, sowie in dem zu versteigernden Grundstücke selbst anshängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 1. Juli 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Im Auftr.: Heinicke», Asst Bekanntmachung. Mittwoch, den 16. September 1874, von früh 9 Uhr an sollen eirca AN Stück nuszumusternde Diensipferde des I. Reiter-Regiments vor dem „Rothen Hause" allhier gegeu gleich baare Bezahlung au den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Die näheren Bedingungen werden am Tage der Versteigerung vor Beginn auf dem Versteigernngsplatze bekannt gemacht werden. Großenhain, am 10. September 1874. Commando des I. Reiter-Regiments. I. V. von Könneritz, Major. Auf Grund der Anzeige vom 1. dieses Monats ist heute auf dem die Firma Carl Freytag und Sohn zn Großenhain betreffenden Folium 161 des hiesigen Handels registers verlautbart worden, daß Herr Johann Ludwig Freytag daselbst als Mitinhaber aus dieser Firma ausgetreten ist. Großenhain, am 5. September 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. S^ Bekanntmachung. Das Sckulgeld auf den dritten, von Johannis bis Michaelis 1874 laufenden Termin ist spätestens bis zum 21. September d. I. an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 26. August 1874. Der Stadtrath. Ludwig-Wolf, Brgrmstr. Streu Auktion. Montag, den 14., und Dienstag, den 1S September 1874, sollen auf dem Königlichen Forstrevier Gohrisch und zwar im Schradenwald (Artillerieschießplatz), jedesmal von Vormittags Uhr an, ««« Streukabeln, mithin jeden Tag ca. 3VV, - unter den vor Beginn der Auction bekannt zn machenden Bedingungen gegen sofortige . Bezahlung an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden. i Die Ersteher haben sich auf dem Artillerieschießplätze einzufinden. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung zu Gohrisch, am 1. September 1874. Gras. Roch. Bekanntmachung. Nachdem sich die Nothwendigkeit einer Räumung der Röder herausgestellt Hal, ist beschlossen worden, die Räumung von der Galgenmühle ab bis zur Katharinenmühle den 13. und 14. d. M. vornehmen zu lassen. Die angrenzenden Grundstücksbesitzer werden daher hierdurch aufgefordert, zu gedachter Zeit den Rödergraben längs ihrer Grundstücke gründlich zu räumen, etwa vorhandene Sandbänke, Schlamm nnd Schilf zu entfernen und die Ufer gehörig vom angeschwemmten Lande zu säubern und abzustechen. j Im klebrigen wird auf die Bekanntmachung d. Bl. vom 27. August d. I. hingewiesen. Stadtrath Schumann. Th. Linke, Stadt-Bauinsp. Tagesnachrichten. Großenhain. Dem „Dr. I." geht von hier noch fol gender Bericht zu: Die letzten beiden Manövertage (4. und 5. September) wurde die Cavaleriedivision mit gesteigerten Anforderungen im Stile einer Schlachtencavalerie verwendet. Am 4. September stand sie früh 9 Uhr am Canal zwischen Tiefenau und Coselitz, während nach der gedachten Situation zwischen einem Ostcorps und einem von Mühlberg vorge drungenen Westcorps auf dem Plateau von Colmnitz der Zusammenstoß stattfand. Sie erhielt Befehl, sofort in Coselitz rechts südwärts abzubiegen und in der Marsch colonne, vom Peritzer Höhenzug gedeckt, in der Richtung auf Radewitz vorzutraben, um von dort aus zur Deckung des exponirten äußern Flügels gegen die Cavalerie rasch auszutreten. Fünf Minuten vor -^10 Uhr trabte die Di vision (2580 Pferde, 8 Geschütze) in der Colonne an und war ungesehen und vollkommen gedeckt, nach Hinterlegung von 6750 Metern, also Meile h^11 Uhr in 3 Treffen im Grunde bei Radewitz zum Angriff formirt. Unterwegs war die reitende Artillerieabtheilung in der Höhe von Peritz auf das supponirte Verlangen des Corps ohne Stockung aus der Colonne herausgezogen und zur Verstärkung der Corpsartillerie nach Colmnitz geschickt worden. Die Ge fechtspatrouillen meldeten das Erscheinen einer feindlichen Cavaleriemasse in der Bewegung von Roda nach Vorwerk. Die Division ging sofort mit drei Treffen entgegen und den Stoß zunächst auf die linke feindliche Flanke richtend, traf das erste Treffen den Feind am Vorwerk. Der Choc war erfolglos, das erste Treffen wurde zurückgetragen und vom zweiten und dritten vorgezogenen aber entscheidend degagirt, so daß die feindliche Reiterei Kehrt machte und nach Zschaiten auswich. Die hierauf folgende Verfolgung geschah rapid und der Situation sehr angemessen. ^2 Uhr endete die Hebung. Am 5. September hatte sich die Di vision eine für Reiterei höchst schwierige Aufgabe zugedacht. Während bisher immer im offensivem Sinne manövrirt worden war, sollte sie heute, ein DefuO im Rücken, de fensiv verfahren, eine geschlagene Infanterie aufnehmen und vor der Verfolgung der feindlichen Reiterei schützen. Es war angenommen, daß infolge ungünstiger Gefechte eine Qstdivision ihre Stellung bei Colmnitz vor einer siegreichen Westdivision räumen müsse und daß die bei Bauda in Re- ! serve gehaltene Ostcavalerie zur Deckung gegen die Ver- solgung einschreiten solle. Die Division stand in 3 Treffen, I Ulanenbrigade, leichte Reilerbrigade, schwere Reiterbrigade, ! südlich Bauda gedeckt. Sie löste ihre Ausgabe mit Unter stützung der reitenden Artillerie durch unaufhörliche Vor stöße gegen den markirten Feind, der mit allen Blassen vor Peritz erschien und auch in die Flanke durch die Gehölze am Bärenbruch ein Reiterregiment detachirt hatte. Als sich der Feind mehr und mehr bei Colmnitz verstärkt und nach drängend seine Batterien näher ins Feuer brachte, beschloß der Divisionscommandeur den Abzug nach Walda über die Röder. Die reitende Artillerie wurde vorausgesendet, um auf dem rechten Röderufer nördlich Walda Position zu nehmen, das 2. Reiterregiment folgte zur Besetzung des DeMs. Der Abzug geschah sodann treffenweise immer mit abwechselndem Ausfall einzelner Escadrons. Von der Infanteriedivision war unterdessen die Nachricht eingegangen, daß Wildenhain von ihr gehalten würde. Die Westpartei gab an der Röder die Verfolgung auf und die Eavalerie- division nahm östlich Walda um 11 Uhr eine Bereitschafts stellung. Aus dieser Stellung defilirte die Division escadron- weise in Galopp, ^e. Majestät der König, Höchstwelcher in den beiden letzten Manövern die Division wiederum mit seiner Gegenwart beehrt hatte, führte dabei sein Garde reiterregiment an Ihrer Majestät der Königin vorüber, Höchstwelche der heutigen Uebung in offener Hofequipage mit sichtlichem Interesse gefolgt war. Die Division massirte sich sodann den allerhöchsten Herrschaften gegenüber. Se. Majestät ritten unter Hurrahruf der Truppen die Fronten ab und beriefen hierauf die Eommandeure und Stabsoffiziere zu sich. Der König geruhte, denselben seine allerhöchste ! Anerkennung über die stattgehabten Manöver auszusprechen i und dabei huldvollst zu erwähnen, daß Höchstihm die Aus- ! bildung, sowie der Zustand der Division zur großen Be friedigung gereiche. Großenhain. Im Monat August wurden bei hiesiger Sparkasse eingezahlt 39,506 Thlr. 4 "Ngr. 5 Pf., ausgezahlt 18,525 Thlr. 12 "Ngr. 2 Pf. Sachsen. Se. Majestät der König wollte, wie das „Dr. I." mittheilt, am 9. Septbr. früh, einer Einladung des Kaisers von Oesterreich folgend, über Altbunzlau nach ! Brandeis reisen, um den in Böhmen stattfindenden Ma- ! uövern beizuwohnen. Vom Bezirksgericht zu Zwickau wurde am 7. Septbr. der dasige Kaufmann Trümper, gegen welchen wegen der von ihm aus Anlaß des Kissinger Attentates kur; danach in einem Hotel gethanen Aenßerungen eine Untersuchung ein geleitet wurde, wegen Bedrohung und Beleidigung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck zu einer Gefängnißstrafe in der Dauer von acht Monaten verurtheilt. Am vergangenen Sonntage fand die Eröffnung der Leipzig-Gaschwitz-Meuselwitzer Eisenbahn statt. Am 5. September Abends hat in dem Bezirksarmen- und Arbeitshause zu Seidau bei Bautzen ein arger Exceß stattgefunden. Ein dort untergebrachter Handarbeiter, ein kräftiger, großer Mann, fing in dem Schlafsaale mit anderen Häuslingen Scandal an und widersetzte sich den Anordnungen des Hausverwalters dergestalt, daß dieser sich zur Ein sperrung desselben in das Arrestlocal genöthigt sah. Hier nun hat er unter Ausstoßung schwerer Drohungen den Ofen zertrümmert, den Tisch zerschlagen, die Thüre aufgesprengt, überhaupt sich so wüthend benommen, daß der Hausverwalter nur mit aus der "Nachbarschaft herbeigeholter Hilfe ihn hat bändigen können und ihn schließlich unter Begleitung einer Militärpatrouille in die Schloßfrohnfeste nach Bautzen hat abliefern lassen. Auf der Göltzschthalbrücke wurde am 5. Septbr. Abends nach 10 Uhr ein Schaffner aus Reichenbach durch eignes Verschulden vom Zuge überfahren und getödtet. Derselbe : hinterläßt eine Braut und fünf Kinder aus früherer Ehe. Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." vom 7. Septbr. kommt nochmals auf die Sedanfeier zurück, in- ! dem sie „als Schlußstein" ihrer Berichte über das Fest die drei Festreden mittheilt, welche in Dresden Staatö- minister 1>r. v. Gerber, in Karlsruhe Ministerpräsident v. Freydorf und in München Or. v. Schauß gehalten, und dazu bemerkt: „ Diese drei Reden scheinen es vor Allem zu verdienen, daß das ganze deutsche Volk sie kennen lerne, als eine Huldigung, dem Ernste dargebracht, der am National festtage unser Volk belebte. Von den Lippen hochgestellter Männer, wohl berufen, im "Namen der engern Heimath das Wort zu ergreifen, sind diese Reden geflossen, und mögen i als erfreuliche Bürgschaft dafür fortleben, daß die Geschicke des Reiches fortan keine Schranken zwischen Deutschen kennen. Jubelnder Zurnf antwortete wie in München, so in Karlsruhe und in Dresden den patriotischen Worten der