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die Intransigenten von Malaga zu kämpfen und zeigte hierbei eine Tapferkeit, welche ihm den Rang eines commandirenden Generals eintrug. Später wurde er zum Generalcapitän von Madrid ernannt. Der König Amadeus konnte nur mit seinem Generale zufrieden sein, welchen er zum Marschall ernannte. Sevilla, Cadix, Malaga waren wiederholt der Schauplatz größerer Unruhen. Pavia unterdrückte dieselben und von da an herrschte in Andalusien vollkommen Ruhe. Die schon öfter aufgestellte Behauptung, daß in Frank- re i ch das Unwahrscheinlichste in Ler Regel das Wahrscheinlichste sei, hat eine neue Bestätigung gefunden. Jedermann glaubte bis jetzt, daß, nachdem Mac Mahon's Präsidentschaft eine siebenjährige geworden, nun auch das Ministerium Broglie in seiner Stellung für längere Zeit geborgen sei. Der Ber kaus der Donnerstagssitzung in der Nationalversammlung hat diesen Glauben nicht nur Lügen gestraft, sondern auch den Beweis dafür geliefert, daß es mit der intimen Freund schaft der einzelnen monarchischen Fractionen aus ist und die ganze Rechte im Begriff steht, sich in ihre einzelnen Bestandtheile aufzulösen, nämlich in Ultralegitimisten, con- stitutionelle Legitimisten und Orleanisten verschiedener Fär bung. Diese überraschende Erscheinung ergab sich bei Be- rathung des Gesetzes über die Anstellung der Maires (Bürgermeister). Der Legitimist Franclieu schlug vor, die Debatte über diesen Entwurf bis nach der Berathung des Municipalgesetzes zu vertagen, trotzdem bekannt war, daß die Regierung an dem unverweilten Zustandekommen des Mairegesetzes das lebhafteste Interesse habe. Es war die erste schwach besuchte Sitzung nach den Ferien. Die An hänger Gambetta's und Thiers' benutzten diesen Umstand, schlugen sich auf Seite der Legitimisten und errangen einen glänzenden Sieg über das Ministerium. Dasselbe reichte sofort seine Entlassung ein. Mac Mahon hat sich die Ent scheidung noch Vorbehalten, da er den souveränen Willen der Volksvertreter in einer zweiten und besser besuchten Sitzung durch eine neue Abstimmung noch einmal auf die Probe stellen will. Gewiß eine merkwürdige Handhabung der parlamentarischen Rechte und Gebräuche! Nachdem in Oesterreich die Hoffnung auf ein be friedigendes Vorgehen der Regierung in der konfessionellen Frage geschwunden ist, wird das Abgeordnetenhaus selbst die Initiative ergreifen. Der Obmann der Linken hat für den 20. Januar eine Sitzung einberufen, in welcher der Antrag gestellt werden wird, „daß vom Abgeordnetenhause sofort ein Ausschuß einzusetzen sei zur Berathung der Gesetz entwürfe, welche zur Ausfüllung der Lücken erforderlich sind, die durch die Lösung der mit dem heiligen Stuhle geschlossenen Convention in der Gesetzgebung über das Verhältniß zwischen der katholischen Kirche und der Staatsgewalt entstanden sind." An der Annahme dieses Antrages ist nicht zu zweifeln. Aber auch die Haltung, welche die Abgeordneten des Centrums einnehmen, ist eine Gewähr dafür, daß diesem Schritte gegenüber keine Schwierigkeiten zu gewärtigen sind. Der deutscheBundesrath nimmt Anfang nächsten Monats seine Sitzungen wieder auf. Wie verlautet, hält man in bundesräthlichen Kreisen an der Ansicht fest, daß die Arbeiter-Verhältnisse im Großen und Ganzen durch ein systematisches Gesetz geregelt werden sollen und der Antrag über strafrechtliche Verfolgung der Verleitung zur Arbeitseinstellung nur einem augenblicklichen Bedürfnisse entgegentreten, dann aber in jenes systematische Gesetz ein gefügt werden soll. Die Wiedereinbringung des früheren Entwurfes über Bestrafung des Contractbruchs wird aus demselben Grunde als aufgegebene Sache bezeichnet, da auch hierfür Bestimmungen in dem neuen systematischen Ge setze enthalten sein werden. Tagesnachrichten. Großenhain. Die in früheren Jahren gewöhnlich am 2. Januar erfolgte Einweisung der neugewählten Mitglieder des Stadtverordneten - Collegiums fand dieses Jahr am vergangenen Freitag, den 9. Januar statt. Durch den Rathsvorstand hierzu eingeladcn, hatten sich an diesem Tage zur bestimmten Zeit, mit Ausschluß eines durch Krank heit abgehaltenen Mitgliedes, sämmtliche Mitglieder des Collegiums und eine größere Anzahl Stellvertreter der Stadtverordneten in dem Rathssitzungszimmer eingefunden. Herr Bürgermeister Ludwig-Wolf eröffnete mit einer längeren entsprechenden Rede die Versammlung, warf in derselben einen Rückblick auf die Leistungen des Collegiums im vergangenen Jahre, berührte die hauptsächlichsten Gegenstände, welche im nächsten Jahre unter Mitwirkung des Stadtverordneten- Collegiums der Lösung harren, und vollzog hierauf die Ein weisung der neugewählten oder wiedergewählten Mitglieder des Collegiums. Das neuconstituirte Collegium nahm nunmehr unter Leitung des Herrn Bürgermeister Ludwig-Wolf noch die Wahl eines Vorsitzenden vor. Von 17 abgegebenen Stimmen fielen auf Herrn Advocat Härtig 16 Stimmen und nahm dieser die auf ihn gefallene Wahl, unter Ausdruck des Dankes für das bewiesene Vertrauen, an. Bei der Wahl eines Vicevorstehers fielen von 17 Stimmen 15 auf Herrn Baumeister Lehnert. Noch vollzog das neue Collegium in dieser seiner ersten Versammlung, so wie es alljährlich üblich war, die Wahl seiner Mitglieder in die verschiedenen Depu tationen, und nachdem diese 14 Deputationen mit der jedes maligen erforderlichen Mitgliederanzahl besetzt waren, erfolgte der Schluß der Versammlung. — Zu der am 10. Januar anstehenden Wahl eines Abgeordneten für den deutschen Reichstag konnten 1925 Be wohner der Stadt Großenhain ihre Stimme abgeben; es haben aber von diesem Rechte nur 745, demnach nur circa der dritte Theil der Wähler, Gebrauch gemacht. Wie man beobachtet haben will, sollen sich hauptsächlich die Haus besitzer und Gewerbtreibenden des Mittelstandes aus Gleich gültigkeit der Wahl enthalten haben, während der Arbeiter stand ein eifriges Bestreben, von seinem Stimmrechte Gebrauch machen zu können, allseitig kundgegeben hat. Von den abgegebenen 745 Stimmen hat der Candidat der „Socialdemokraten", der Herr Metallarbeiter Richard Wolf in Chemnitz, 379 Stimmen erhalten, während auf den Candidaten der „liberalen Mittelpartei", den Herrn Professor Richter in Tharaud, 359 Stimmen fielen. Die übrigen sieben Stimmen waren zersplittert oder in Folge der Beschaffenheit der Wahlzettel ungültig. Dresden, 11. Januar. Der Fortgang der Landtags verhandlungen scheint auch im neuen Jahre das alte schlep pende Tempo beizubehalten, denn die l. Kammer hatte in der vergangenen Woche gar keine, die II. Kammer nur zwei Sitzungen. Sie bewilligte in denselben 345,000 Thlr. zur Elbstromcorrection und Regulirung der Elbufer innerhalb Dresdens mit der Maßgabe, daß auf die gegenwärtige Finanzperiode von dieser Summe nur 145,000 Thlr. ein gestellt werden sollen. Sodann genehmigte die Kammer zum Ankauf von Bauareal für zu errichtende Justizgebäude 300,000 Thlr. für Chemnitz, 64,000 Thlr. für Leipzig, 150,000 Thlr. für Freiberg und 33,864 Thlr. 15 Ngr. für Zwickau, während die für Döbeln geforderte Summe von 55,000 Thlr. abgelehnt wurde. In derselben Sitzung fand noch die Erhöhung der Civilliste Sr. Majestät des Königs auf 950,000 Thlr. statt. Sachsen. Bei der Neichstagswahl der Stadt Leipzig wurden von circa 21,000 Wahlberechtigten 13,062 Wahl zettel abgegeben; davon fielen 9222 Stimmen auf Vice bürgermeister vr. Stephani und 3651 auf Drechslermerster Bebel. — Im 4. Wahlkreis (Dresden rechts der Elbe) ist die Wahl des Generalstaatsanwalts Di'. Schwarze gesichert (2310 gegen 1575 Stimmen für Liebknecht), während im 5. Wahlkreis (Dresden links der Elbe) eine Stichwahl zwischen Minckwitz und Jacoby stattfinden muß, da die erforderliche absolute Majorität nicht erreicht wurde. Aus Zwickau wird dem „CH. T." unterm 9. Januar Folgendes berichtet: Wie von glaubhafter Seite mitgetheilt wird, hat unlängst der wegen Gelheiligung an dem bekannten Planitzer Raubeinbruche vorläufig im hiesigen Bezirksgericht inhaftirt gewesene Kunze einen Fluchtversuch beabsichtigt, der jedoch noch rechtzeitig bemerkt wurde. Auf wiederholtes Verlangen seinerseits beschäftigte man ihn in seiner Hast mit Wollezupfen. Der schlaue Gefangene behielt jedoch im Geheimen jeden Tag jeinen Theil der Wolle zurück und fertigte hieraus mit großer Geschicklichkeit ein Seil, mittels welchem er sich aus seiner eine Treppe befindlichen Zelle durch die Fensteröffnung hinablassen wollte. Als eines Abends der Aufseher in ungewöhnlicher, später Stunde die Zelle noch einmal besucht, sah er beim Thüröffnen in der Nähe des Fensters Kalk herabbröckeln. Bei genauerer Untersuchung ergab sich, daß das eiserne Fenstergitter bereits so gelockert war, daß man es mit leichter Mühe hinausschieben konnte. Man fand auch das ungefähr 13 Ellen messende Seil, dessen Länge zu einem Hinablassen auf den Boden vollständig aus gereicht hätte. Natürlich wurde sofort durch geeignete Vor kehrungen das Vorhaben des Deliquenten vereitelt und letzterem auch nicht einmal mehr das Vergnügen des WollezupfenS gelassen. Preußen. Nach der „N. Pr. Z." haben die im Cultusministerium ausgearbeiteten Vorlagen zur Vervoll ständigung der kirchenpolitischen Gesetzgebung die Zustim mung des Staatsministeriums erhallen. Auch seien die selben schon Sr. Maj. dem Kaiser und Könige vorgelegt, um die Ermächtigung zu ihrer Einbringung beim Landtage zu erlangen. Auf Requisition des köuigl. Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten in Berlin ist der Erzbischof Ledochowski von dem Appellationsgerichte in Posen zum Behuf seiner- vorläufigen Vernehmung auf den 14. Januar Vormittags 11 Uhr vorgeladen worben. Oesterreich. Die Abreise des Kaisers nach St. Peters burg soll auf den 9. Febr. festgesetzt sein. Die Abwesenheit des Kaisers von den österreichischen Staaten wird voraus sichtlich 14 Tage währen. Frankreich. Die Nationalversammlung hat in ihrer Sitzung am 8. Januar zunächst den Gesetzentwurf über die Wiederaufnahme der Vorstellungen der großen Oper ge nehmigt. Sodann bewilligte die Assemblee einen Supple- mentarcredit von 3,200,000 Francs für Elsaß - Lothringer, welche ihre Eigenschaft als Franzosen behalten haben. Hierauf begann die Berathung des Gesetzes über die Maires; doch wurde der vom Marquis de Franclieu hier bei gestellte Antrag, die Debatte bis nach der Berathung des Municipalgesetzes zu vertagen, mit 268 gegen 226 Stimmen angenommen. Infolge dieses Beschlusses hat das Ministerium seine Entlassung eingereicht, der Marschall- Präsident Mac Mahon die Annahme der Demission des Cabinets aber abgelehnt und weitere Berathungen Vor behalten. Die Nationalversammlung hat sich bis zum Mon tag vertagt. Die Gemahlin Bazaine's hat definitiv die Erlaubniß erhalten, mit ihrer ganzen Familie und Dienerschaft den selben Pavillon des Forts der Margaretheninsel zu beziehen, in dem der Marschall sich befindet. Henry Rochefort hat sich, wie berichtet wird, in dem Dorfe Numbo auf der Halbinsel Ducos instaltirt und soll sich daselbst sehr wohl befinden. Dieses Dorf liegt in einem der schönsten und gesundesten Thäler Neu - Caledoniens. Spanien. Die amtliche „Gaceta" veröffentlicht ein ausführliches Manifest des Ministeriums an die Nation, in welchem dasselbe sich über die Vorgänge vom 3. Jan. ausläßt und erklärt, daß die gegenwärtig am Ruder be findliche Partei dieselbe ist, welche die Revolution von 1868 veranlaßt und die Constitution von 1869 ins Leben gerufen habe, und ihr eigenes Werk weder mißbilligen, noch wieder aufheben werde. Nur ein einziger Artikel der Verfassung sei durch die freiwillige Thronentsagung des Königs und die Proclamirung der Republik verändert worden. Die Regie rung werde den Absolutismus und die Anarchie bekämpfen. Ferner veröffentlicht das amtliche Blatt eine Verfügung der Regierung, durch welche die Auflösung der gegenwärtigen Cortes ausgesprochen und die Einberufung der regelmäßigen Corteöversammlung verheißen wird, sobald die Wieder herstellung der Ordnung gesichert erscheine. Das allgemeine Stimmrecht ^solle unbeschränkt und in voller Freiheit aus geübt werden. In Cartagena wurde das Feuer seit dem 8. Jan. von beiden Seiten lebhafter unterhalten. Die Belagerer ver suchten einen Sturmangriff auf das Fort St. Julian, der aber mit Verlust abgewiesen wurde. Rußland. Im Neichsrathe hat am 8. Januar die Feststellung und Vollziehung des Budgets pro 1874 statt gefunden. Nach demselben ergiebt sich ein Einnahmeüberschuß von drei Millionen Rubel. Türkei. Das für Rechnung der rumänischen Negierung in Frankreich gebaute Kanonenboot ist in Konstantinopel eingetroffen. Dasselbe soll einer Besichtigung unterzogen werden, ehe ihm die Erlaubniß zur Weiterreise in die Donau ertheilt wird. Vermischtes. Der „Rh. u. M.-Ztg." wird geschrieben: Die häßliche und gefährliche Sitte des Schießens in der Neujahrsnacht hat diesmal in dem Flecken Selters ein sehr beklagens- wertheö Opfer gefordert. Ein 37jähriger dasiger Bürger, Vater von drei Kindern, der seither an der „Sieg" als Bergmann gearbeitet, war aus Veranlassung der Weihnachts zeit zu seiner Familie heimgekehrt und hatte — Niemand hatte davon Kunde — mehrere Dynamitpatroneu mitgebracht. In der Neujahrsnacht beim Kartenspiel in einem Wirths- hause sitzend, verließ er dasselbe mit der zwölften Stunde und warf eine angezündete Dynamitpatrone auf die Land straße vor dem Wirthshause. Ein Donnerschlag, Hereinfahren der Fensterscheiben und Auslöschen der Lampen im Wirths hause war das Werk eines Augenblicks. Eine große Ein- wühlung in der harten Steinmasse der Landstraße, 16 Fuß .vom Wirthshause entfernt, bezeichnet eben noch die Stelle der verheerenden Explosion. Obgleich von Wirth und Mit gästen ernstlich gewarnt, geht der Bergmann heim, um seiner Frau „das Neujahr anzuschießen", wirft hinter seinem Hause eine Dynamitpatrone, geht ins Haus und zündet in dem Hausflur die Zündschnur einer dritten an, um die Patrone auf die Straße zu schleudern. Da bemerkt er die sich nahende Polizeimannschaft, die den Donnerschlägen nachge gangen war, und will die brennende Zündschnur löschen — und die Patrone explodirt zwischen beiden Händen. Beide Hände sind oberhalb der Handgelenke weggeschmettert; zwei blutende, unförmliche, zerfranzte Stummel lassen kaum ahnen, daß sie jemals die Träger zweier Hände gewesen. Die Amputation beider Arme unterhalb der Ellbogen erfolgte sofort. Luther über Schule und Erziehung. (Fortsetzung.) Ich achte, daß unter den äußerlichen Sünden die Welt vor Gott von keiner so hoch beschweret ist, und so gräuliche Strafe verdient, als von dieser, ,die wir an unseren Kindern damit thun, daß wir sie nicht lehren und ziehen; imd ich halte dafür, daß die Obrigkeit sogar schuldig sei, die Unterthanen zu zwingen, ihre Kinder zur Schule zu halten. Kann sie die Unterthanen zwingen, so da tüchtig dazu sind, daß sie müssen Schwert, Spieß und Büchse tragen, auf die Mauern laufen und alles Schwere thun, wenn man kriegen will: wie vielmehr kann und soll sie die Unterthanen zwingen, ihre Kinder zur Schule zu halten, weil hier wohl ein ärgerer Krieg vorhanden ist gegen Sünde und Fiusterniß. Darum wache hie, wer wachen kann. Ist der Vater arm, so helfe man mit Kirchengütern dazu. Auch sollten die Reichen ihre Testamente hierzu geben, wie denn die schon gethan haben, die etliche Stipendia gestiftet. Das müßte ein löbliches und christliches Testament sein, da hätte Gott selber Lust dazu und Gefallen daran, und würde Dich wiederum segnen und die Deinigen ehren, daß Du auch Lust und Freude an ihm haben würdest. Wohlan, ihr lieben Deutschen, ich hab's euch oft genug gesagt, und ihr habt euere Propheten gehört. Gott gebe uns, daß wir dem Evangelio folgen und durch Schule und Zucht unseren lieben Herrn Lob und Dank für sein theureö Blut sprechen und uns darin behüten vor dem gräulichen Laster der Undankbar keit und Lergessung seiner Wohlthat. Du sprichst aber: Ja, wer kann seiner Kinder so entbehren und alle zu Junkern ziehen? sie müssen im Hause der Arbeit warten. Antwort: Meine Meinung ist, daß man die Knaben des Tages einige Stunden lasse zur Schule gehen, und nichts desto weniger sie lasse die andere Zeit im Hause schaffen, Handwerk lernen und das, wozu man sie haben will, so, daß Beides mit einander gehe. Bringen sie doch sonst wohl zehn Mal so viel Zeit zu mit Käulchenschießen, Ballspielen, oder gar mit lästerlichen Dingen. Also kann auch ein Mägdlein so viel Zeit haben, daß es des Tages eine Stunde oder zwei zur Schule gehe, und dennoch seines Geschäftes in Haus und Hof wohl warte. Verschläft und vertanzt und verspielt die Jugend doch wohl mehr Zeit. Es fehlet allein daran, daß man nicht Lust noch Ernst dazu hat, die Jugend zu lehren und zu ziehen, und der Welt damit zu helfen und zu rathen. Es ist aber ein schwer Ding und kostet viel Mühe und Arbeit, ehe man die Kinder und das junge Volk ein Wenig auf die Beine bringt, daß sie die Lehre mit Ver nunft einnehmen und gottfürchtig werden. Snmma: es kann keine schwerere Arbeit sein, denn anderer Leute Kinder fromm ziehen. Doch sollst Du als ein Schulmeister die Jugend, die Dir befohlen ist, treulich unterweisen, vermahnen und züchtigen in der Hoffnung: es werden sich Etliche gewiß recht halten, sich lehren und ziehen lassen. Etliche nicht; denn wer was Gutes thun will, muß bei sich erwägen, daß er es fast vergeblich thue und seine Wohlthat übel an lege; denu Derer sind allezeit mehr, die aus grobem Sinue Lehr und Rath ausschlagen und verachten, als Derer, die sie annehmen. Und sollen wir uns vors Erste daran ge nügen lassen, daß die Wohlthat der Unterweisung nicht sogar und ganz verloren ist. Wenn unter zehn Aussätzigen einer