Volltext Seite (XML)
MWWWW Großenhainer Amtsblatt Mounement: Vierteljährlich 10 Ngr. Inseratenpreis: Für dm Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. -S- MechMW MAMgMM des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. M LIL. Donnerstag, den 25. September I8S» Am 28. Juli dieses Jahres ist das Städtchen im südlichen Baiern durch eine verheerende Ueber- schwemmung heimgesncht worden, die nicht allein mehrere Menschenopfer gefordert, sondern auch 1« Gebäude gänzlich zerstört, 16V erheblich beschädigt und in der Länge von SV6 Metern alle Straßen, Wege und Brücken rninirt hat. Bon dem dortigen Hilfscomitv ist der Unterzeichnete angegangen worden, eine Sammlung für die Verunglückten auch in hiesiger Gegend zn veranstalten und gestattet er sich an die Bewohner Großenhains und Umgegend die Bitte, ihm oder den Herren Kaufmann ttE88 oder Restaurateur Hxet milde Beiträge zugehen zu laßen, über die seiner Zeit in diesem Blatte Quittung veröffentlicht werden wird. Großenhain, am 22. September 1873. Hofrath Bekanntmachung. Im Adam'schen Gasthofe zu Eisenberg sollen den 28. September 1873, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Moritzburger Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 4 Raumcubikmeter buchene Stöcke,« in den Abtheil. 13 und 14 (Pfaffenberg), 19 564 „ kieferne „ j (Klebsch), 20 (am unteren Altenteich), einzeln und partienweise gegen sofort nach dem jedesmaligen Zuschläge zu leistende Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu Moritzburg zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung daselbst, am 15. September 1873. Gras. Zimmer. Bekanntmachung. Das zur Emil Wolf'schen Concursmasse gehörige, sehr reichhaltige Posamenten- waarenlager soll vom 25. dieses Monats ab in den Stunden von 9 —12 Uhr Vormittags und 2—5 Uhr Nachmittags zu bedeutend ermäßigten Preisen gerichtlich ausverkaust werden, was für darauf Reflectirende hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Großenhain, den 23. September 1873. Das Königliche GerichLsamt. Aff, v. Loeben. — Der hier inhaftirte Weber Karl Gottlieb Ander aus Spremberg bei Neusalza hat unter Anderen bei Gelegenheit des am 2. dieses Monats hier stattgefundenen Jahrmärkte einen Ballen blaue Leinwand zu 28 Ellen und einen dergleichen weiße zu 20 Ellen entwendet, was zur Ermittelung der bis jetzt noch unbekannten Eigenthümer der Leinwand anvurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 22. September 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Heinichen, Aff. Bekanntmachung. Die städtischen Centralanlagen auf das dritte Vierteljahr 1873 sind am 15. d. Mts. fällig und bis längstens den 8. Oetober 1873 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 13. September 1873. Der Stadtrat h. Franke, stellv. Bors. Tagesnachrichten. Großenhain. Der heutige Tag, 25. September, ist der Jahrestag eines Ereignisses in Großenhain, das Jeder, der es mit erlebt hat, nicht vergessen wird. Heute vor einem Jahre wurde unser imposantes und seinen Zweck vollständig erfüllendes Rathhaus in eine Brandruine verwandelt. Um den dadurch entstandenen Verlust der Stadt zu ersetzen, ist bis jetzt wenig augenfällig geworden. Verschwunden sind zwar die durchglühten Mauern mit ihren rauchgeschwärzten Fensterhöhleu, allein sie sind nur verwandelt in starre Steinhaufen, auf welchen gelbes Lebermoos wuchert und auf welche bald der herannahende Winter seine Schneedecke breiten wird, um mitleidsvoll ihre so lange Anwesenheit an nicht ganz passendem Orte zu verdecken. Kommt dann der Frühling nud bringt Leben in die Natur, so möchte er wahrlich auch Leben bringen auf den Platz, wo jetzt die großen Steinhaufen öde liegen, damit dieser Platz ein Ort des emsigen Schaffens und Mähens werde, und sich dort ein Gebilde entwickele, welches würdig ist, seine Bestimmung vollständig zu repräsentiren. Sachsen. Se. Majestät der König haben, nachdem das Befinden sich soweit gebessert, die eigene Besorgung der Regierungsgeschäfte wieder übernommen. Wie das „Dr. I." vernimmt, beabsichtigen Ihre könig lichen Majestäten Ende dieses Monats Pillnitz zu verlassen und vor Ihrer Rückkehr nach dem Residenzschlosse in Dres den noch für einige Zeit auf Schloß Weesenstein Aufenthalt zu nehmen. Weiter theilt das „Dr. I." mit, daß Se. königl. Hoheit der Kronprinz auf Einladung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich am 23. Septbr. über Wien nach Eisenerz (in Steiermark) gereist ist, nm an den in den nächsten Tagen dort abzuhaltsnden kaiserlichen Jagden Theil zu nehmen. Se. Majestät der König von Italien hat auf der Reise von Wien nach Berlin am 22. Septbr. Vormittags die Bahnhöfe Zittau und Löbau passirt. In Zittau stieg der König kurze Zeit aus, um über die zu seinem Empfange mit Fahne und Regimentsmusik aufgestellte Compagnie der dortigen Garnison die Parade abzunehmen. Ueberall hatte sich ein zahlreiches Publicum eingefunden. Das Ministerium des Innern hat dem in Bremen zu sammengetretenen ExecutivcomitL der im Jahre 1874 dort abzuhaltenden internationalen Ausstellung die Erlaubnis; zum Vertriebe von Loosen zu der dabei zu veranstaltenden Verloosung landwirthschaftlicher Thiere, Maschinen, Geräthe und Products inuerhalb Sachsens bewilligt. Aus Dresden meldet die „Constitution. Ztg." unterm 23. September: Gestern früh verschied hier der auch in weitern Kreisen durch seine Verdienste um die Entwickelung der Calligraphie bekannte Canzleirath a. D. C. A. Zschille im hohen Alter von beinahe 84 Jahren. Wer seine Rüstig keit, seine geistige Frische und unverwelkliche Theilnahme an allen Ereignissen und Fortschritten der Zeit, so wie sein Interesse für Kunst und Literatur bis zu den letzten Tagen seines Lebens gekannt hat, der verehrt mit uns in dem Hingeschiedenen einen Mann von jener alten Wackern Garde, deren Ausdauer und Lebensfähigkeit ihren Grund in der nicht zu erschütternden Solidität hatte, die unsere Vordern auszeichnete, und die dem jetzt lebenden Geschlechte immer mehr abhanden kommt. Wie das „Dr. I." erfährt, dürfte der Reinertrag des vom Albertverein am vergangenen Donnerstag im Großen Garten zu Dresden veranstalteten Gartenfestes sich auf circa 4000 Thaler belaufen, ein erfreuliches Resultat, das den Verein für die bei der werkthätigen Bekämpfung der Cholera-Epidemie von ihm gebrachten Opfer wohl ziemlich entschädigen und die Wiederaufnahme seiner der Armen krankenpflege so erfolgreich gewidmeten Friedensthätigkeit erleichtern wird. Aus Meerane wird dem „Dr. ,J." gemeldet, daß bei der am 19. September vollDgenen Neuwahl des Stadt verordneten - Collegiums 1376 Stimmen abgegeben wurden und die von der socialdemokratifchen Partei aufgestellte Liste (mit einer Majorität von etwa 50 Stimmen) vollständig gesiegt hat. Aus Leipzig wird über zwei Eisenbahnunfälle berichtet. Auf der k. Staatsbahn stieß am 19. Septbr. der Abends nach 8 Uhr eintreffende Schnellzug zwischen Konnewitz und Leipzig auf eine Locomotive, wobei außer drei Personen des Zugspersonals auch mehrere Passagiere Contusionen erlitten, eine Entgleisung oder Zertrümmerung der Wagen aber nicht stattfand; auch waren die Beschädigungen des Bahnkörpers verhältnißmäßig gering, die Locomotive des Schnellzuges und der Tender der leer gehenden Maschine wurden dagegen übel zugerichtet. Der zweite Unfall ereig nete sich am 20. Septbr. Nachmittags auf der thüringer Babu, indem zwischen den Stationen Eisenach und Herlos hausen ein Güterzug in zwei Theile zerriß, die sodann auf- einanderfuhren und entgleisten; dadurch wurde die Bahn auf mehrere Stunden uufahrbar gemacht und die Verspätung zweier Züge herbeigeführt. Leider hat auch bei letzterem Unfälle ein Bremser schwere Quetschungen an Brust und Füßen erlitten. Deutsches Neich. Die Verwaltung des Reichs-Jn- validenfonds wird mit dem 1. October in volle Wirksamkeit nach den Bestimmungen des bezüglichen Gesetzes treten. Die Leitung desselben übernimmt von diesem Zeitpunkt an der Präsident Ellwanger. Die in der Presse vielfach enthaltenen Mittheilungen über die Bedingungen, unter welchen com- munalen Eorporationen Darlehen aus gedachtem Fond bis her gewährt oder in Aussicht gestellt sind, haben das Miß- verständniß veranlaßt, daß unter gleichen Bedingungen aus jenem Fond auch Darlehen an Private gegen hypothekarische Sicherstellung gewährt würden. Nach dem Gesetz über die Gründung und Verwaltung des Reichsinvalidenfonds darf aber eine Anlegung der Gelder desselben auf Hypotheken überhaupt nicht erfolgen. Der Botschafter des deutschen Reiches in Paris, Graf Harry v. Arnim, ist am 21. Septbr. Abends auf seinen Posten zurückgekehrt. Bis zum 6. Septbr. d. I. waren in den Münzstätten des deutschen Reiches an Goldmünzen 891,283,260 Mark, und zwar 764,592,780 Mark in Zwanzigmarkstücken und 126,690,480 Mark in Zehnmarkstücken, ausgeprägt worden. Demnächst soll in allen deutschen Münzstätten auch mit der Prägung von Silbermünzen nach dem neuen Münzgesetz vorgegangen werden. Preußen. Se. Majestät der König von Italien ist am 22. Septbr. Nachmittags nach 3 Uhr auf dem Görlitzer Bahnhofe in Berlin eingetroffen und von Sr. Majestät dem Kaiser und König und den Prinzen des königl. Hauses em pfangen worden. Hierauf wurde der hohe Gast vom Kaiser zu Wagen nach dem königl. Schlosse geleitet und daselbst von der Frau Kronprinzessin empfangen. Die passirten Straßen hatten geflaggt und eine ungeheure Menschenmenge war versammelt, welche den Kaiser und seinen Gast mit enthusiastischen Zurufen begrüßte. Um 6 Uhr fand im Palais des Kaisers ein Diner statt und Abends besuchte der König von Italien das Opernhaus. Victor Emanuel bewohnt die Königskammern im königl. Schlosse, in welchen vor einem Jahre der Kaiser von Oesterreich und zuletzt der Schah von Persien abgestiegen war. Zuverlässigem Vernehmen nach bestätigt es sich, daß der aus Frankreich zurückgekehrte General v. Manteuffel am 21. Septbr. zum Generalfeldmarschall ernannt worden ist. Es wird allseitig bestätigt, daß die Auflösung des Ab geordnetenhauses im October ausgesprochen werden wird, um jeden formellen Anstand gegen die Vornahme von Neu wahlen zu beseitigen. Die „Hess. Blätter" melden, daß die hessischen Agnaten definitiv von Preußen abgefunden seien. Der Prinz Friedrich habe die Annexion anerkannt, auf seine politischen Rechte und das Hausvermögen verzichtet und sich nur die Schlösser- Fulda, Hanau, Wilhelmsbad und Philippsruhe, sowie einen Theil des Mobiliars Vorbehalten. Die preußische Regierung habe sich dagegen zur Zahlung einer jährlichen Apanage von 202,000 Thaler nach dem Tode des Kurfürsten verpflichtet. Dem Landgrafen von Hessen-Philippsthal sei der Beitritt zu der Vereinbarung gegen eine Iahresrente von 36,MO Thlr. offen gelassen. Dagegen veröffentlicht der „Kass. Anz." eine Kundgebung des Kurfürsten an die Agnaten, datirt: Horzowitz, 16. Septbr., worin der Kurfürst gegen jede, wider seinen Willen und sein Wissen abgeschlossene Verein barung der hessischen Prinzen mit der preußischer Regierung protestirt.