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hat die Europafahrt des Schah dock für Persien gehabt, nämlich die Neuter'scbe Concession. Nur steht zu befürchten, daß gerade um deswillen die Schahreise zum Fluche für die Perser ausschlagen dürfte, sofern Baron Reuter, was man ja doch nun erwartet, etwa den neuen persischen Strousberg spielt. Doch dies sind Dinge, die erst in der Zukunft reifen. Uns liegt die Frage näher, welchen Zweck Wohl die europäischen Regierungen mit ihren Huldigungen verfolgten. Rußland hat es wohl verstanden, durch groß artige, militärische Schauspiele den asiatischen Fremdling über die russische Macht aufzuklären unv ihm eine tüchtige Dosis Augst vor einer endlichen Lösung der centralasiatischen Frage einzujagen. Wenn der Schah zu den Menschen gehört, die sich überhaupt belehren lassen, so kann er in Petersburg in dieser Beziehung etwas gelernt haben. In Berlin soll man einen Handelsvertrag mit ihm abgeschlossen baden, der aber bis jetzt noch nicht ans Licht der Oefsentlichkeit getreten ist. England gab sich Mühe, durch schimmernde Panzerfregatten dem theuren Gaste zu zeigen, was man für ihn zu leisten vermöge, wenn er einmal das Joch der russischen Freundschaft abzuschütteln gedächte. In Frankreich gefiel es dem Schah am besten, denn hier hörte er nur Musik und Jubel, und sah nur Ballets und Revuen. Erst das Wort „Republik" machte ihn stutzig; er schüttelte den fran zösischen Staub von Füßen und eilte durch die Schweiz nach den sonnigen Gefilden Italiens, wo er mit Lictor Emanuel einige Jagdanekdoten austauschte. Von hier ging Naßr-Ekdin nach Wien, die Segnungen der Cultur in der Weltausstellung kennen zu lernen. Nun aber begann am 8. August, als er Wien verließ, der schwierigste Theil seiner Reise. Als frommer Mann kann er nicht in die Heimath zurückkehren, ohne zuvor nach den heiligen Prophetenstädten zu wallfahren und sein stolzes Haupt vor dem Grabe Muhameb's zu neigen. Diese fromme Partie läßt sich jedoch füglich nicht anders als mit einem Besuche in Konstantinopel ausführen; und es ist leicht erklärlich, daß dieser Besuch für beide Padischah's gerade nicht angenehm und der Bruderkuß nicht allzu süß und aufrichtig sein wird. Hat der Schah auch dies überstanden, so kehrt er ruhig in die Stadt seiner Väter mit dem Bewußtsein heim, von Astrachan bis Stambul die Aufmerksamkeit der civilisirten Welt erregt zu haben. Die europäische Presse aber ist ihm dankbar, ihr in der „Sauerngurkenzeit" ein willkommener Nothbehelf gewesen zu sein und für doch etwas Stoff in der politischen Leere gesorgt zu haben. Einen höheren Zweck hatte seine Reise jedenfalls nicht. Die französischen Monarchisten sehen, daß sich mit zwei Prätendenten keine Monarchie Herstellen läßt und ver suchen daher, die Interessen Beider so zu verschmelzen, daß aus Zweien gleichsam Einer wird. Das ist scheinbar nicht so schwer, da der legitime Throncandidat, Graf v. Cham bord, kinderlos und somit der Graf v. Paris der nächst berechtigte Thronerbe ist. Graf v. Chambord König und Graf v. Paris rechtmäßiger Thronfolger — das ist das augenblickliche Ziel der Monarchisten. Aber so ganz einfach, wie dies aussieht, liegen denn doch die Dinge nicht. Jede der beiden Dynastien vertritt ein besonderes Princip und hat ihre eigene Fahne. Die ältere Linie repräsentirt das alte, die jüngere das neue Frankreich von 1789 mit dem parlamentarischen Regime. Diese beiden Principien stehen einander starr und unversöhnlich gegenüber. Wäre Letzteres nicht der Fall, so müßte die Fusion längst vollzogen sein. Aber der Graf v. Chambord verlangt von den Orleans unbedingte Unterwerfung unter sein Princip und zu dieser Demüthigung konnten sich die Orleans bis jetzt nicht herbei lassen, ohne an sich einen politischen Selbstmord zu begehen. Der Gegensatz nahm in letzter Zeit sogar noch an Schärfe zu, indem Graf Chambord sich zur ultramontanen Partei bekennt. Nun unterlassen allerdings auch die Orleans nicht, mit den Ultramontanen zu coquettiren; aber es ist damit nicht so ernst gemeint; sie möchten wohl den Frommen, aber auch den Kindern der Welt gefallen. Trotz alledem ist ein neuer Fusions- d. h. Versöhnungs-Versuch in Scene gesetzt worden. Der Graf v. Paris begab sich nach Wien zum Besuch des Grafen v. Chambord. Nach den Andeu tungen orleanistischer Organe scheint die Begegnung sehr herzlich verlaufen zu sein, aber von Politik soll man dabei nicht gesprochen haben. Wenn diese Mittheilung richtig ist, dann wäre der jüngste Fusionsversuch ebenso im Sande verlaufen, als die früheren. Doch ist es leicht möglich, daß man absichtlich falsche Nachrichten in die Welt schickt, um das französische Publikum zu täuschen. Oder hat der Graf v. Paris sich auf den Versuch nur eingelassen, um die Unmöglichkeit der Fusion überhaupt zu beweisen? In wenigen Tagen wird man wohl klarer sehen, wie die Dinge liegen. Für die Bonapartisten wäre die Versöhnung der feindlichen Brüder ein schlimmer Schlag. Den Republi kanern kann es ziemlich gleich sein, ob sie sich künftig mit den Bonapartisten oder mit den versöhnten Orleanisten und Legitimisten zu messen haben. Denn ohne Kamps und Bürgerkrieg wird in Frankreich weder die Republik, noch die Monarchie eingeführt werden. Eins von Beiden muß aber kommen. Die Spanier haben ihre Streitigkeiten nun fortan allein auszufechten, denn wie die deutsche Reichsregierung durch Abberufung des Capitäns Werner ihrer 'Nichtinter ventions - Politik präcisen Ausdruck gegeben, so sind auch von England und Frankreich ähnliche Erklärungen in Bezug auf ihre künftige Haltung erfolgt. Das schließt freilich nicht aus, daß die Großmächte dennoch sich ein Einschreiten für die Fälle Vorbehalten, in denen das Leben oder Eigen- thum ihrer Staatsangehörigen bedroht würde. Uebrigens wird die Madrider Regierung hoffentlich auch ohne aus wärtige Hilfe bald mit den Communisten des Südens fertig werden. In Granada und einigen anderen Orten ist dem scheußlichen Gesindel der PetroleurS bereits das Räuber handwerk gelegt worden. Der in den letzten Tagen noch ziemlich lebhafte Zufluß telegraphischer 'Nachrichten aus Spanien scheint ganz versiegen zu wollen. Aus Italien haben wir heute nur die eine Neuigkeit zu verzeichnen, daß der Papst den Damen der Gesellschaft vom „heiligen Herzen Jesu" die unerhörte Gunst erwiesen hat, den Proceß der Heiligsprechung der Gründerin, Frau Baral, in nächster Zeit einleiten zu wollen, obgleich dieselbe erst 1866 starb. Die gegenwärtige Vorsteherin des Ordens sammelt Dokumente über die Wunder, welche die Ver storbene in Frankreich wirken soll. Im Deutschen Reich dauert die Fehde gegen die herrschsüchtige Geistlichkeit fort. Eine ganze Reihe von Fällen liegt vor, die da beweisen, daß die Behörden des Staates von den neuen Kirchengesetzen den nachdrücklichsten Gebrauch machen, um die katholische Geistlichkeit zur Raison zu bringen. Freilich kennen wir aber nur erst einen Fall, baß die Geistlichen zur Erkenntniß kommen. Die Geld strafe von 100 Thalern hat den Vorsteher der Demeriten- anstalt zu Storchnest soweit erweicht, baß er das bisher verweigerte Mitgliederverzeichniß und die Hausordnung seines Instituts dem Oberpräsibenten einreichte. Die Furcht vor noch höheren Strafen oder gar vor Schließung der Anstalt flößten ihm den Gedanken der 'Nachgiebigkeit ein. Die Bahn ist also gebrochen! Kaiser Wilhelm befindet sich gegenwärtig zur Kur in Gastein und der Deutsche Kron- prinz in Christiania zum Besuch des Königs Oskar von Schweden, von dem er aufs freundlichste empfangen wurde. Die Reise dorthin ist lediglich eine Vergnügungötour und hat mit Politik nichts zu schaffen. Tageönachrichten. Großenhain, den 10. August. Am gestrigen Sonnabend Nachmittags 5^ Uhr ertranken beim Baden in der Elbe in unmittelbarer Nähe von Seußlitz der Sohn des Herrn Cantor Sehfferth daselbst, der während der Ferien bei seinen Eltern verweilende Herr Rudolph Sehfferth, Lehrer in Zschopau, uud der ihn retten wollende Hülfslehrer, Herr August Kühn in Seußlitz, ein allgemein geachteter und auö- gezeichueter Lehrer, der Stolz seiner in Kötzschenbroda lebenden Eltern. Als Ersterer dem Dampfschiffe zu nahe gekommen war, wollte K. ihm zu Hülfe kommen, ward aber auch von den Wellen des Dampfschiffes in den Triebsand fortgerissen. Ein trauriger Anblick war es, als die Schul kinder am Wasser standen und um ihren geliebten Lehrer weinten. Trotz aller Anstrengungen ist bis heute noch keiner der Verunglückten aufgesunden worden. Sachsen. Da der Zustand Sr. Majestät des Königs unverändert ist, werden regelmäßige Bulletins vorläufig nicht mehr ausgegeben. Da der Grund der jetzt allgemein herrschenden sogen. Gulbennoth vielfach noch nicht bekannt ist und darum die Beseitigung derselben durch falsche Mittel erstrebt worden ist, so fühlt sich der Vorstand der Dresdner Corporation der Kaufmannschaft veranlaßt, in Betreff der österreichischen Silbergulden Folgendes zu veröffentlichen: Die nach dem Urlheile aller Sachverständigen im Interesse unseres Nationalwohlstandes gebotene Einführung der Goldwährung in Deutschland hat ein derartiges Sinken des Silbcrwerths zur Folge gehabt, daß das Pfund fernen Silbers, welches früher 30 Tbaler wcrlh war, seht nur noch etwa W'/i Thaler wcrth ist. Unser Thaler (der, nebenbei bemerkt, 14,4 lothig geprägt ist, d. h. zur Erreichung der Notlügen Härte außer Hz» Pfund feinen Silbers noch '/„y Pfund Legirungsbcisap hat, so daß 30 Thaler niebt ein Pfund, sondern l'/> Pfund wiegen), ist daber seht nur nocb etwa 28 Gr. 5 Pfg. werth. Dem entsprechend ist der wirkliche Werth des österreichischen Gul dens, gleichmäßige Ausprägung vorausgesetzt, aus etwa 19 Groschen gefallen. Während nun das Sinken deS WerlöS unserer deutschen Silbermünzen vom Einzelnen nicht empfunden wird, weil die Regie rungen sie zum vollen Nennwertbe cinlosen und cinschmelzen, ist das natürlich bei ausländischen Silbermünzcn, die nicht so cingelöst werden, namentlich dem österreichischen Gulden, nicht der Fall. Wie bisher Spcculantcn ungeprägtes Silber namentlich in England in großen Posten billig angckausl babcn, um cs für ibre Rechnung in Oesterreich zu Gulden prägen zu lasten und mit diesen Stücken die Staaten des deutschen Reichs zu überschwemmen, so würde diese Industrie gar kein Ende nehmen, wenn nicht energische Maßregeln ergriffen würden, um die fremden Silbermünzen ganz und gar als Zahlungsmittel auS dem Verkehr zu bringen. Diese Wcitcreinführung fremder Silbermünzen würde um so gcfäbrlicher werden, als sie das Gold auS dem Pande hcraustrcibcn und damit die vollständige Durchführung der Goldwährung hinderte. Um uns aus diesem über aus schädlichen Zustande zu befreien, wird dem Vernehmen nach der Bundcsralh die Ausgabe aller fremden Silbermünzen, insbesondere der österreichischen Gulden in den nächsten Tagen gänzlich verbieten. Preußen. Wie man aus Berlin meldet, sind nun mehr alle Vorbereitungen getroffen, um mit der Einziehung der älteren preußischen Münzen vorzugehen. Zunächst sollen die vom Jahre 1750 bis einschließlich 1816 auf freien Stempeln geprägten preußischen Thaler, sowie die vom Jahre 1817 bis einschließlich 1822 im Ringe geprägten preußischen Thaler, welche auf der einen Seite das Brust bild des Königs in Uniform, auf der anderen Seite den Adler auf Trophäen zeigen, eingezogen werden. Die Post anstalten und die königl. preußischen Kassen sind angewiesen worden, diese Münzen einzusenden. Die „D. 9k." vernehmen von zuverlässiger Seite, daß die Berlin-Dresdner Eisenbahn zum 1. Januar 1875, die Strecke von Berlin bis Großenhain jedoch schon im Octo ber 1874 dem Verkehr übergeben werden wird. Im Anschluß an diese Bahn wird eine Zweigbahn von Berlin nach dem neuen Artillerieschießplatz bei Sperenberg führen, woselbst die Abholzung des Terrains begonnen hat. Letztere soll in Berlin einen besonderen Militärbahnhof und Caserneneinrichtungen für das Cisenbahnbataillon erhallen, um als Ausgangspunkt für dessen Hebungen zu dienen. 'Nachdem der Bahnkörper der Sperenberger Zweigbahn von der Berlin-Dresdner Gesellschaft hergestellt ist, wird der Oberbau dieser Strecke durch das Eisenbahnbataillon ausgeführt werden. Der Erzbischof Graf Ledochowski ist zu dem auf den 8. August anberaumten Termine vor der Criminalabtheilung des Kreisgerichts zu Posen, von welcher er in der An gelegenheit des von ihm ohne staatliche Zustimmung zum Propst in Filehne ernannten Geistlichen Arndt amtlich ver nommen werden sollte, nicht erschienen. Der Erzbischof begnügte sich mit der schriftlichen Anzeige, daß er, gemäß dem Proteste gegen die Kirchengesetze, über die Angelegen heit Arndt's niemals Auskunft geben werde. Die Criminal- deputation wird nun in eontumaemm verhandeln. Frankreich. Die betreffs der Reorganisation der Artillerie stattgehabten Berathungen werden demnächst ge schlossen werden. Die bonapartiftischen Blätter veröffentlichen ein längeres Schreiben des Prinzen Napoleon an den Marschall Mac Mahon, vom 25. Juli datirt, worin der Prinz in nach drücklicher Weise seinen Rang als Divisionsgeneral der französischen Armee reclamirt. Von dem Journal „Decentralisation" wird das Breve veröffentlicht, welches der Papst auf die von Paray-le- Monial aus an ihn gerichtete Adresse von 100 Deputirten der Rechten erlassen hat. In dem Breve versichert der Papst, er habe nie daran gezweifelt, daß die Sonne der Gerechtigkeit wieder über Frankreich leuchten werde. Die Jungfrau Maria selbst spreche es aus, daß das Königthum in Frankreich wieder auferstehen werde; die Pilgerfahrten seien ein den Engeln und den Menschen wohlgefälliges Schauspiel. Indem der Papst die Deputirten und die Re gierung deshalb beglückwünscht, verkündet er das Ende der Herrschaft der Jrrthümer und die Wiederherstellung der Größe und des Ruhmes Frankreichs. Belgien. Das flämische Sprachgesetz (beim Straf- proceßverfahren) ist jetzt auch durch den Senat gutgeheißen. Spanien. Valencia hat sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Der General Martinez Campos hat mit den Regierungstruppen die Stadt besetzt. Die Unterwerfung von Cartagena wird erwartet. Amerika. Wie man aus New-Kork vom 8. August meldet, ist der Dampfer „Wawasset" auf dem Potomac in Flammen aufgegangen, wobei 40 Personen ums Leben gekommen sind. Die Erbschaft -es Verbrechens. (Schluß.) VII. Zwei Jahre später sah man zwei Männer den Weg nach dem Kirchhofe von Pyrmont einschlagen. Beide waren in vorgerückten Lebensjahren. In dem einen erkannte man Lord Reginald. Der andere und ältere von beiden war ein Greis, dessen unregelmäßige, zudem ziemlich unschöne Gesichtszüge einen großen Borrath von natürlicher Herzensgute verriethen. Beide blieben vor einem frisch aufgeworfenem Grabe stehen, das — es war Herbst — weder ein frisches Grün, eine bunte Blumenpracht, noch ein kunstvolles Denkmal zierte. Nur ein Kranz weißer Rosen, bereits verwelkt, lag auf dem Grabhügel, ein treues Bild jenes cngclgleichen Wesens, welches hier den ewigen Schlummer schlief. Der Lord stand am Grabe und blickte im Ausdruck tiefen Schmerzes vor sich hin; in seinem Auge sah man zwei silberne Thräncn glänzen. „Ich schäme mich dieser Thränen nicht", sprach er; „denn die, die hier ruhet, war der Thränen werth. Sie, mein thenrer Davidson, Sie waren bei dem Tode meiner armen Fanny zugegen, Sic unterstützten sie in ihrer Krankheit; sagen Sie mir, Doetor, wie starb Fanny? War ihr Todeskampf hart und schwer?" Der greise Doctor trocknete sich eine Thräne aus den grauen Wimpern. „Sic starb wie sie gelebt hat", antwortete er; „ihr Tod war heiter; sie entschlummerte sauft, und während dieses Schlummers entfloh ihr verklärter Geist seiner sterblichen Hülle. — O, Mylord, ich habe an vielen Sterbebetten ge standen während meines Lebens und bin demgemäß ab gestumpft gegen solche Trauerseemn; aber wenn ich an Miß Fanny denke, da vermag ich meine Thräncn nicht zu unter drücke», und es blutet mir das Herz. Sie starb so jung, sic starb so schön; 8it Mi Mrva MvM!"*) setztc er voll Pietät biuzu. Der Doctor, ein Mann von einem vortrefflichen Herzen, war von Pedanterie nicht ganz frei zu sprechen, namentlich glänzte er gern mit seiner ctassischen Gelehrsamkeit und er mangelte selbst in Momenten tiefster Rührung nicht, seine Sprache mit klassischen Eitaten zu spicken. „8it Mi tonn levis!" murmelte Lord Regiuald maschinen mäßig, indem er unverwandt auf das Grab zu seinen Füßen starrte. „Hat sie meiner zuweilen gedacht?" fragte er endlich nach langer Pause. „Sic sprach oft mit inniger Verehrung von Ihnen, Mylord, allein Mr letzter Hauch, Mr Sterbeseufzer war: „Alfred! Alfred!" „Sie vermochte also das Andenken an diesen Elenden nicht aus ihrer Brust zu reißen?" ries Lord Reginald schmerz lich. „Oe moitius nil nisi deno", sagte der Doctor ernst. „Van Loo war kein Elender; er hatte gefehlt, aber er war kein Verbrecher. Auch Sie, Mylord, Sie haben gefehlt! Sie haben gefehlt! Sie beschimpften den Unglücklichen öffentlich und ließen ihm keine andere Wahl, als Schande oder Tod. Daß er den letzteren wählte, daß ist meines Erachtens ein Beweis von Größe, ein Zcugniß von Hcrzenshoheit. Warum, Mylord, drängten Sie dic Sache zur Katastrophe, statt die größere oder geringere Schuld des Unglücklichen vorher gewissenhaft zu prüfen?" „Ach", antwortete Lord Reginald, „ich hielt ihn für einen Mörder; ich betrachtete es als Pflicht gegen die Gesellschaft, ihn der verdienten Strafe zu überantworten und erblickte darin das beste Mittel, die Neigung Fannys zu ersticken, indem ich den Gegenstand derselben der öffentlichen Verachtung Preis gab." „Das Mittel, dessen Sie sich bedienten, Mylord", be merkte der Doctor, „war auf die Nerven eines Horse-Guard berechnet, für Fanny wirkte es zu stark; sie starb am gebrochnen Herzen." Lord Reginald verharrte in einem düstcrn Schweigen. „Was ist das für ein Grab?" fragte er, auf einen benach barten Grabhügel zeigend. ^) Möge die Erde ihr leicht sein!