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Großenhainer NnterlMMgs- K Anzeigeblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Großenhain und Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. litt Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis früh 9 Uhr für die nächste ^>0. Z.f» Abonnement vierteljährlich l Mark. veil V'tvruur. Nummer angenommen. SO» Das Königliche Ministerium des Innern will auf den von mehreren Gemeinde vorständen hiesigen Bezirks gestellten Antrag die Gemeinden von der in tz 1 Oap. Il der Dorffeuerordnung vom 18. Februar 1773 für jedes Gut oder Haus vorgeschriebenen An schaffung und Unterhaltung einer hölzernen Handspritze und verschiedener sogenannter Gallenstangen mit Rücksicht auf die veränderten Verhältnisse im Feuerlösch- und Bau wesen dispensationöweife entbinden, mit der Maßgabe jedoch, daß an Stelle der Hanv- spritzen in jedem Gute oder Hause oder dock von einer Mehrheit benachbarter Grund besitzer die jetzt gebräuchlichen metallenen Handdruck- oder Kurbelspritzen, welche sich sowohl durch ihre Construction und Billigkeit, als auch durch die Leichtigkeit ihrer Unter haltung und Handhabung, sowie durch ihre Leistungsfähigkeit am Meisten empfehlen, gehalten und in leicht zugänglicher Weise untergebracht werden. Die Gemeindevorftände hiesigen Bezirkes werden hiervon mit der Veranlassung in Kenntniß gesetzt, bis zum 15. März dss. Js. anher anzuzeigen, ob die Gemeinde von dieser Dispensation Gebrauch machen will und ob für jedes Gut oder Haus beziehentlich für eine Anzahl von Gütern oder Häusern gemeinschaftlich eine metallene Handdruck- oder Kurbelspritze angeschafft werden soll, wobei noch bemerkt wird, daß die Anschaffung von einer Spritze für mehr als 10 Güter oder Häuser nicht genehmigt werden kann. Großenhain, am 2. Februar 1878. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pechmann. Der binter der ledigen Johanne Rosine Risse aus Folbern unter dem 2i. vor. Dits, erlassene Steckbrief hat sich in Folge Aufgreifens derselben erledigt. Großenhain, am 9. Februar 1878. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pechmann. Der hinter dem früheren Rangirer Max Thieme aus Bautzen unter dem 9. August 1877 erlassene und bez. unter dem 14. Januar 1878 erneuerte Steckbrief hat sich erledigt. Großenhain, am 6. Februar 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. Po. Am 12. December 1877 ist auf dem Wege von hier nach Peritz ein auf einen Wagen aufgeschnallter Weinkorb mit 18 Flaschen Wein und einer Flasche Arak abgeschnallt und entwendet worden, was zur Ermittelung der Thäterschaft bekannt gemacht wird. Großenhain, am 2. Februar 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder- Pd. Am Abend des 10. Januar 1878 ist in einem Gehöfte in Kleinthiemig eine neu- silberne Ehlinderuhr mit römischen Ziffern, Sekundenzeiger und der Gehäusenummer 5103 versehen, nebst einer kurzen messingnen Kette gestohlen worden, was zur Ermittelung der Thäterschaft veröffentlicht wird. Großenhain, am 6. Februar 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. Po. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 18. Februar 1878 das Augusten Emilien verehel. Koitzsch geb. Knöfel, vormals verw. Säurig zugehörige Haus-, Feld- und Wiesengrundstück Nr. 29 des Katasters, Nr. 30 des Grund- und Hypothekenbuchs für Bieberach, welches Grundstück am 3. December 1877 ohne Berück sichtigung der Oblasten auf 4650 M. —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise ver steigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängendcn Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 5. December 1877. Königliches Gerichtsamt. Schröder. Z. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsmte sollen den 14. März 1878 die dem Gartennahrungöbesitzer Johann August Kunze in Altleis zugehörigen Grund stücke Nr. 16 des Eurasiers, Nr. 18 und 26 des Grund- und Hypothekenbuchs für Altleis, welche Grundstücke am 21. December 1877 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 5475 M. gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 2. Januar 1878. Königliches Gerichtsamt. Schröder. Z. Stück birkene Stämme von 15 Ceutimeter Mittenstärke, Mitten stärke, Ceutimeter kieferne kieferner Stamm von buchenes Klotz 24 Cen tim. Stück Klötzer, Centim. von kieferne 1 — 3 Centimeter Reisstangen von 1700 kieferne Michael Zimmer oberer Stärke und 4,5 Meter Länge, 4 1 4 birkene kieferne oberer Stärke und bis 4 Meter Länge, - 90 9 6 162 60 205 23 — 29 15 16-22 23 - 29 In der Anzeige (Beilage zu No. 4 des Großenhainer Amts- und Anzeige-Blattes vom Jahre 1878), die Mitglieder des Kirchenvorstands zu Zabeltitz betreffend, ist be-, richtigend nachzutragen, daß nicht Herr August Richter, sondern Herr Ernst Leonhard Stellvertreter des Vorsitzenden ist. Johannes Liebmann, ?. in den Ab- theilungen 27, 41, 34 und 36, (Ochsenbruch Hahneberg, Vorderer Langenberg und Hellenhaus), 225 145 30 3 3050 23 — 29 „ 30 — 36 ,, 3 - — 4<) ,, 44 u. mehr „ (Bohnenstängel) 30 2 105 200 143 7 1 einzeln und partieenweise gegen sofort nach dem jedesmaligen Zuschläge zu leistende Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich 8 Tage vor der Auction zwischen früh 7 und 8 Uhr an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu Moritz burg zu wenden. König!. Forstrentamt Moritzburg und König!. Revierverwattung daselbst, den 25. Januar 1878. unterer «stärke, Neisstangen von 4 — 6 Centimeter unterer Stärke, den 2«h. Februar A. e. Bekanntmachung. Im Adam'schen Gasthose zu Eisenberg sollen den 18. und 28. Februar 1878, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Moritzburger Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: den IS. Februar n. e. REUE Harle , BrEsch-U-, ,, welche 1 ' ' welche ! Br-nnkniipxp-l. „ weiche Aeste (Gestänge), Wellenhnndert weiches Reisig und Raummeter Weiche Stöcke ,, 30 — 36 ,, ,, 44 Centimeter Mittenstärke (Welle), Stück buchene Klötzer, von 8 — 15 Centim.- 16-22 „ ? 16 — 22 16 — 22 Politische Weltschau. Ein hochwichtiges Ereigniß, welches einen Wendepunkt in der Geschichte der alten Welt bezeichnet, müssen wir heute an die Spitze unserer Weltschau stellen. Der Papst ist todt! Er folgte dem vorangegangenen Victor Emanuel am 7. Februar ins Jenseit nach. Graf Mastai-Ferretti, am 13. Mai 1792 zu Sinigaglia geboren, 1823 als Missionär nach Chile geschickt, 1827 Erzbischof von Spoleto, 1832 Erzbischof von Imola, 1840 Cardinal, wurde am 16. Juli 1846 als Candidat der liberalen französischen gegen die österreichische Partei zum Papste gewählt, als welcher er in der ersten Zeit seiner Regierung wegen seiner nationalen Neigungen im Rufe eines Patrioten stand, bis ihn die Ereignisse von 1848, welche ihn zur Bewilligung einer Verfassung, zur Bildung eines weltlichen Ministeriums und zu einer Kriegserklärung gegen Oesterreich nöthigten, in die entgegengesetzte Richtung drängten. Papst Pius 1X. ist seit jener Zeit der heftigste Gegner des politischen Liberalismus gewesen. Kirchlich liberal war er niemals. Am 25. November 1848 entfloh er nach Gaöta im Neapolitanischen, von wo er am 12. April 1850 nach der Besetzung Roms durch die Franzosen zurückkehrte, um sich ganz der durch Oesterreich geleiteten Reaction zu ergeben und alle liberalen Bestrebungen mit unnachsichtlicher Strenge zu verfolgen, obgleich ihn Napoleon III. wiederholt zur Mäßigung und zu Concessionen ermahnte. Im schroffsten Gegensatz gegen das italienische Volk, welches einst von ihm die Wiederherstellung seiner Einheit und Unabhängigkeit gehofft hatte, verlor er 1859 an das ohne und gegen ihn gegründete Königreich Italien zwei Drittel des Kirchenstaates, 1860 nach der Niederlage seiner Söldner bei Castelfidardo Umbrien und die Marken, endlich in Folge des deutschen Sieges von Sedan im September 1870 auch das Patrimonium Petri und Nom. Pius IX. ist der letzte weltlich herrschende Papst gewesen. Zuerst der Liebling des italienischen Volkes, dann bis an sein Ende der Liebling der Jesuiten, richtete Pius IX. seit 1859 sein ganzes Dichten und Trachten auf die Bereicherung der Kirche durch neue Glaubensartikel und hoffte später die verlorene weltliche Herrschaft des Papstthums durch desto größere priesterliche Machtvollkommenheit, durch hohepriester- liche, die Bischöfe von Vertretern der Kirche zu Dienern des Papstes herabdrückende Alleinherrschaft ersetzen zu können. Seine Vorliebe für neue Glaubensartikel gab sich zum ersten Male, die ganze civilisirte Welt überraschend, am 8. December 1854 in der Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängniß der heiligen Jungfrau kund, was eine ganze Literatur theologischer und physiologischer Erörterungen zur Folge hatte. Statt der italienischen Einheit weckte Pius IX. den Mariencultus zu neuem Leben und er wurde recht eigentlich der intellektuelle Urheber der unzähligen Marien wunder, welche uns seit einigen Jahrzehnten in ungläubiges Erstaunen versetzen. Der verstorbene Papst war fest davon überzeugt, daß ihm die heilige Jungfrau für die innige Verehrung, welche er ihr bei jeder Gelegenheit zollte, er kenntlich sei und ihn in ihren besonderen Schutz genommen habe. Um dem Papstthum das alte Ansehen zu erhalten und womöglich neue Machtmittel zu verschaffen, veröffent lichte er am 8. December 1864 den bekannten, alle irdische und geistliche Oberhoheit dem Papstthum zusprechenden Syllabus, eine förmliche Codification aller päpstlichen An sprüche, veranstaltete am 29. Juli 1867 zur Feier des an geblichen 1800 jährigen Todestages der Apostel Petrus und Paulus ein großes Kirchenfest und berief endlich zur Krönung des neuen Papstbaues am 8. December 1869 in den Vatican ein ökumenisches Concil, welches unter seinem Einfluß und auf, sein Geheiß am 18. Juli 1870, am Tage nach Napo- leon'S Kriegserklärung an Preußen, die Unfehlbarkeit des Papstes trotz des Widerspruchs zahlreicher deutscher, öster reichischer, französischer und orientalischer Bischöfe zum Glaubensartikel erhob und dadurch den päpstlichen Absolutis mus sanctionirte. Die Proclamirung der päpstlichen Unfehlbarkeit beab sichtigte, die Stellung der römisch-katholischen Bischöfe nicht allein innerhalb der Kirche, sondern auch innerhalb der