Volltext Seite (XML)
— schlcswig - holsteinischen Herrschaften und Se. Hoheit der Prinz Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin Theil nahmen. , Die zweite Kammer hat am 2. März den Gesetzentwurf über die Entschädigung der Geistlichen und Kirchendiener für den Wegfall von Gebühren in dritter Berathung ge nehmigt und sodann die Budgetberathung fortgesetzt. Dabei wurde das Postulat von 150,OM Mark zu den Vorarbeiten und der Erwerbung eines Bauplatzes für eine neue Straf anstalt abgelehnt. Mit allerhöchster Genehmigung hat, wie das „Dr. I." vernimmt, das königl. Kriegsministerium auf Ansuchen des Direktoriums der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Gesellschaft die Hinwegräumung der Trümmer der eingestürzten Eisen bahn - Elbbrücke bei Riesa übernommen. Die Leitung der Arbeiten ist der Geniedirection übertragen. Das bereits in Riesa befindliche Pionnierdetachement ist am 1. März durch zwei weitere Compagnien des Pionnier - Bataillons ver stärkt worden. In Hainichen beging am 28. Februar der Tuchmacher meister Beyer sein Mjähriges Meisterjubiläum, und zwar gerade an seinem 80. Geburtstage. Auf dem St. Petrithurme zu Bautzen zersprang beim Läuten am 1. März der Klöppel der großen Glocke, glück licherweise ohne eine der beim Läuten beschäftigten Per sonen zu verletzen. In Göbeln bei Bautzen stürzte am 28. Februar ein Holzschuppen zusammen und erhielt dabei ein fünf Jahre altes Mädchen so schwere Verletzungen, daß es infolge dessen nach kurzer Zeit gestorben ist. Oesterreich. Im Abgeordnetenhause des Reichsrathes beantwortete am 1. März der Ministerpräsident Fürst Auers perg die Interpellation des Abg. v. Schönerer, welche Gründe die Regierung neuerdings zu strengeren Maßnahmen gegen die Presse veranlaßt haben, und sagte: Zwei Journalisten seien ausgewiesen worden, weil dieselben, die österreichische Gastfreundschaft mißbrauchend, consequent die Ehre Oester reichs verletzende Artikel in ausländischen Blättern veröffent lichten. Der „Gartenlaube" wurde der Postdebit entzogen wegen eines die Ehrfurcht gegen das kaiserliche Haus ver letzenden Artikels, der in einem Familienblatte doppelt ge hässig erscheinen müsse. Der Staatsvertrag über die Trennung des italienischen und des österreichischen Netzes der Südbahn ist, wie verlautet, am 29. Februar unterzeichnet worden. Das Kaiserpaar spendete weitere 40,000 Gulden für die Ueberschwemmten in Pest, Ofen und der Umgebung. Italien. Die „Gazzetta ufficiale" publicirt eine amt liche Mittheilung, wonach die Monarchen Italiens und Oesterreich-Ungarns, um sich einen gegenseitigen Beweis des Werthes zu geben, den sie auf die zwischen ihren Re gierungen bestehenden freundschaftlichen Beziehungen legen, beschlossen haben, ihre beiderseitigen Vertretungen zum Range von Botschaften zu erheben. Frankreich. Der Präfect von Pau hat Don Carlos, der in Begleitung des Grafen v. Caserta dort eintraf, er öffnet, er könne ihm auch nicht vorübergehend den Aufent halt in dem Departement der Basses-Pyrenves gestatten, doch werde er provisorisch seinen Aufenthalt im Norden Frankreichs nehmen können. Don Carlos ist am 29. Febr. Abends von Pau nach England abgereist. Der Graf v. Caserta hat sich nach Cannes begeben. Spanien. Eine Anzahl Deputirter beabsichtigt unver züglich einen Antrag einzubringen, in welchem die Regierung ersucht wird, die Gebiete von Biscaha und Navarra mit den angrenzenden spanischen Provinzen zu verschmelzen. Holland. Aus Atchin eingegangenen Nachrichten zu folge ist der Oberbefehlshaber der dortigen holländischen Truppen, General Pel, an der Cholera gestorben. An Stelle desselben hat General Wiggers van Kerchen den Oberbefehl übernommen. Die holländischen Truppen rücken siegreich vor; verschiedene Häuptlinge der Eingeborenen haben sich unterworfen. Serbien. Die Regierung hat ein Verbot, betreffend die Ausfuhr von Getreide, erlassen. Rumänien. Der Finanzminister verlangte von der Kammer eine Anleihe von 30 Millionen zur Deckung des Deficits und eine weitere Anleihe von 50 Millionen zum Eisenbahnbaue. Es ist unwahrscheinlich, daß die Kammer diese Forderungen bewilligt. Der Kammerpräsident Fürst Demeter Ghika erklärte, daß er die Regierung nicht mehr unterstützen werde, und bot seine Demission als Präsident an. Die Kammer wählte den bisherigen Vicepräsidenten Brailoi zum Präsidenten. Türkei. Die Journale veröffentlichen ein Schreiben des Großveziers an die Gouverneure der Provinzen betreffs Einführung der Reformen. Dasselbe ist von einer neuen Verordnung begleitet, durch welche die Befugnisse der Gouverneure und anderer Beamten in den Provinzen fest gesetzt werden. Der kaiserliche Commissar für Bosnien, Hajdar Efendi, ist am 29. Februar von Konstantinopel abgereist. Derselbe wird Pest und Agram berühren, bevor er sich auf seinen Posten begiebt. Nach einer Depesche Achmed Mektar Paschas zeigen sich die Insurgenten in der Herzegowina entmuthigt, und erfolgen bereits zahlreiche Unterwerfungen. Die Aus gewanderten beginnen zurückzukehren. Vermischtes. Aus Posen vom 29. Februar Abends wird gemeldet: Nachdem die Warthe heute früh bis zu einer Höhe von' 18 Fuß 3 Zoll gestiegen, hielt sich das Wasser während des TageS auf dieser Höhe. Seit 5 Uhr Nachmittags steigt es jedoch wieder, und ist noch ein weiteres Steigen zu be fürchten. Aus Pogarzelice wird ebenfalls hoher Wasserstand und aus Polen EiS gemeldet. Die von Glogau hierher berufenen Pionniere rücken nach Birnbaum ab, von wo Lurch das Eis drohende Gefahr gemeldet wird. Die Ueber- schwemmuugen in der Stadt nehmen große Dimensionen an. — Am 1. Mär; Abends war der Wasserstand der Warthe, welcher 18 Fuß 5 Zoll betrug, im Steigen. Ueber den Untergang des Auswandererschiffes „Strath more", welches im April des vergangenen Jahres von London nach Neuseeland abging, seinen Bestimmungsort aber nicht erreichte, und über die Rettung eines Theiles der Passagiere und Mannschaft werden jetzt interessante Einzelnheiten gemeldet. Der „Strathmore" scheiterte am 1. Juli bei dichtem Nebel an einem Felsenriffe in der Nähe der Crozetinseln, die im Süden des indischen Oceans zwi schen der Prinz Edward's Insel und der Kerguelen-Insel gelegen, vier an der Zahl, und von vulcanischer Formation sind. Es befanden sich im Ganzen 89 Personen an Bord, von denen 45 bei dem Schiffbruche ums Leben kamen, während es den übrigen 44 gelang, sich auf eine der In seln zu retten. Hier lebten sie bis zum 22. Januar dieses Jahres, wo sie von einem amerikanischen Schiffe, welches vom Walfischfange im südlichen Eismeere zurückkehrte, aus ihrer Einsamkeit erlöst wurden. Der „Strathmore" ge hörte einem Rheder zu Dundee, und Passagiere und Mann schaft waren größtentheils Schotten. Die Namen der Ge retteten sind bereits bekannt, und es herrscht in Dundee große Freude über die Rettung so vieler längst Todt- geglaubter. Diamanten-Schulze. Humoristische Erzählung von Oscar Gießler. (Fortsetzung.) Der also überrumpelte Consul von Katershausen wußte im Augenblicke nichts Besseres zu sagen, als: „Freut mich, werthe Bekanntschaft zu — aber Teufel noch einmal, Herr", unterbrach er sich selbst, da ihm sein obrigkeitliches Gewissen einen Stich versetzt hatte, „Sie erlauben sich doch nicht etwa einen Spaß mit mir? Ein Florenz Schulze ist hier geboren worden, ging aber fort, ehe er noch großjährig geworden war. Der sollten Sie sein?" „Gewiß, Herr College", entgegnete der Andere launig, „ich habe den echten Katershausener Typus noch nicht ganz abwerfen können, stecke noch in derselben Haut, in welcher mich Marianne Schulze, geborene Wiedemann, auf die Welt befördert hat. Die Ehre, mein Vater zu sein, fällt Herrn Gottlob Schulze zu, der mir bei Lebzeit wenig Grund zu klagen gab, obgleich er seinen Dreschflegel oft genug auf dieser Tennne in Tact setzte!" Dabei wies der amerikanische Mayor etwas unehrerbictiger Weise auf einen Körpcrtheil, der allen richtigen Pädagogen der Welt als erstes Versuchsfeld ihrer Thätigkeit dienen muß. Der Katershausener Mayor stand noch immer zweifelnd da und murmelte: „Die Identität mit Schulzen's Florenz scheint erwiesen — aber Sie sagten, wir wären — Collegen? Undenkbar!" „Aber wahr!" triumphirte der Amerikaner und langte ein Papier hervor, eine Art Legitimation in englischer Sprache, das freilich in diesem Kreise Niemand lesen konnte. Soviel brachte der Schuldirector, dem man als den Gelehrtesten in diesem Kreise das Papier zunächst anvertraut hatte, doch zu sammen, daß in demselben die Worte „ Florenz Schulze, Mayor of Fiddletown, CaUfornien" zu lesen seien und es erklärte der Scholarch, ^persönlich keinen Zweifel an der Echtheit des Do- cumentes zu besitzen. Der Tenor dieses Urtheils war maß gebend für Schulze's Aufnahme in die Tafelrunde. Der Vetter Wirth mußte einen Stuhl herbeischaffen für den neuen deutschen Collegen und nun begann ein allgemeines Vorstellen und Händeschütteln, wobei der Mayor von Fiddletown als un verfälschter Aankee eine Fertigkeit und Unermüdlichkeit an den Tag legte, die Las Wahrzeichen eines guten Bruders Jonathan sein soll. Letzerer erledigt dadurch schneller die Ceremonie einer neuen Bekanntschaft, als der redselige Europäer, der ein Dutzend conventionelle Redensarten statt Händeschütteln in Anwendung bringt, dabei entsetzlich viel Bücklinge verbraucht und halb ausgesprochene Complimente zerkaut. Nunmehr erst hatte man Muße, die äußere Erscheinung des Fremden in nähere Betrachtung zu ziehen. Florenz Schulze war fein, aber einfach und zweckmäßig bekleidet; der Ober körper zeigte die feinste Wäsche und eine Art Matrosenkragen ließ den Hals ziemlich frei. Das Gesicht Schulze's hatte nichts Bestechendes, es konnte eher für recht gewöhnlich gelten, während die dunklen Augen Lurch freundlichen Ausdruck schon eher für den Mann einnahmen. Ein Exemplar des in Amerika so überaus beliebten Lincoln- oder richtiger gesagt: Ziegenbartes war auch an Schulze's Unterkinn zu finden. Die einfache Erscheinung des Deutsch-Amerikaners erhielt nur einen ganz ungewöhnlichen Glanz durch einen großen Diamant, der, als Busennadel gefaßt, das Hemd des Mannes zierte und so prächtig mit seinem Strahlcnvorrath coquettirte, daß das Auge des Beschauers sofort gebannt wurde und kaum bemerkte, welche hübschen kleinen Geschwister der edle Stein noch in den Ringen der beiden Hände Schulze's besaß. Der Stammtisch im „ treuen Ami" hatte recht bald auch nur für den Diamanten anf Les Landsmannes Brust Blick und Aufmerksamkeit und bald lieh auch der Bürgermeister dieser allgemeinen Stimmung Worte: „Sie haben La etwas Herrliches, College", begann er und zeigte auf den großen Diamanten; „man merkt es doch gleich, Laß Sie aus Californien kommen, wo Lie Diamanten wild wachsen sollen, wie man sagt." „Wer sagt denn so etwas?" fragte der Director mit leuchtenden Mienen, in Lenen sich Ler Triumph spiegelte, seinem Gegner von vorhin einen Hieb wieder ertheilen zu können. „Erstens wachsen die Diamanten doch wohl nicht wie Haselnüsse und zweitens findet man in Californien gar keine Diamanten. Unser Bürgermeister hatte sich diesmal nicht auf Brasilien und das Cap der guten Hoffnung be sonnen, wo Diamanten wirklich gegraben werden." Der Hieb saß und Halbstumm hielt es für angemessen, vorläufig ganz stumm zu bleiben. „Allerdings finden wir in Californien keine Diamanten, Sir, — aber wir kaufen sie dort. Es kommen genug Liamantenhändler zu uns ins Goldland und man nimmt es mit einer Unze Gold in meiner Gegend nicht so genau, mein" ich. Ich hab' eine kleine Liebhaberei für solch' glänzendes- Zeug. Solch ein Stein ist wie ein offener Creditbrief und vertritt mit seinem Werthe mehr als ein Dutzend Wechsel. Glauben Sie das, meine Herren?" Die Anwesenden konnten nicht widersprechen und es ent stand eine Pause stiller Bewunderung, gepaart mit etwas Neid, für den Mann, der einen so bezaubernden Schatz, einem so mächtigen Werth als Schmuck besitzen konnte. „Was kostet denn so ein Ding beiläufig?" fragte der Lichtzieher und Kirchenvorstand Zitterpappel, während er seine Augen mit förmlicher Wollust über den dämonischen Strahlen kern gleiten ließ, der schon so viele Menschenherzen verblendet und bethört hat. „ Hm, so ganz genau weiß ich das selbst nicht mehr. Kaufte ihn roh von einem Negersclaven, der aus Brasilien entlaufen war und zahlte mit Waschgold, das ich in meiner Grube ge wonnen hatte. So an 60,000 Dollars war der Schaden, wie ich meine." „Sechzigtausend Dollars?" Das Wort erstarb dem ehr samen Zitterpappel fast auf der Zunge. Das Leben hatte den Mann eben nicht mit Glücksgütern gesegnet und die genannte Summe war für ihn eine völlig unfaßbare Größe. Sie sagten, sie hätten selbst eine Goldgrube? Wie viel Neger be schäftigen sie denn da?" „Gar keine, verehrter Herr, lauter Chinesen hatte ich — nunmehr ist die Grube erschöpft und ich bin schon längst kein. Miner mehr." „ Chinesen? Was Sie sagen!" machte Zitterpappel erstaunt. „Das sind solche Menschen, die Zöpfe tragen — wohl alle noch Heiden, Herr Schulze?" „Heiden? Glaub's nicht. Sie beten auch ein Ding an,, vielleicht auch mehrere Dinger — hab' mich nie darum ge kümmert", antwortete der Mayor von Fiddletown nachlässig.. Der Schuldirector wollte eben eine gelehrte Abhandlung, darüber loslaffen, daß die Chinesen zum größten Theile Lem Budha« oder Fo-Cultus huldigen, als er vom Schmiede meister Zöchen unterbrochen wurde, der die Diamantenringe an des Fremden Händen entdeckt hatte und nun laut aus rief: „Halt einmal, da sind ja noch mehr Diamanten, wie mir scheint. Zeigen Sie uns Loch gefälligst Lie Ringe, mein. Herr!" Florenz Schulze ließ sich nicht nöthigen. Er zog die Kleinode ab und solche wanderten um den Stammtisch, überall bewundert und angestaunt. „Kostet jeder nur 5000 Dollars",, sagte Schulze geringschätzig. „Habe die Ringe in San Fran zisko gekauft, wo eine eigene Straße für Juweliere und Gold schmiede besteht." „Merkwürdiges Land, das Amerika. Wer doch noch jung, wäre!" seufzte Zitterpappel und ließ mit einem Schlucke „Baumwollenen" einen halben Vorsatz, nach dem gelobten Lande auszuwandern, in den Orkus hinabgleiten. Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit lauter guten Vorsätzen gepflastert. „Also wir wären wirklich Collegen?" spann der Bürger meister den Faden wieder an. „Wie groß ist Ihre Stadt,. Herr College?" Der Deutsch-Amerikaner wiegte sich auf seinem Stuhle. „Fiddletown ist eine Mincnstadt — folglich noch im Werden und ihre Population ist großen Schwankungen unterworfen.. Als ich sortging, mochte sie wohl einige Hundert Bürger zählen — die Chinesen und die Weiber rechnen wir nicht." „Sie reisen — auf Urlaub?" forschte Halbstumm weiter,, des dunklen Dranges polizeilicher Fragen sich bewußt. „Gewiß, — mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung würde- man in Deutschland sagen, denn der Gouverneur von Cali- formen hat mich selbst beurlaubt. Ich bedarf der Erholung nach mancherlei Strapazen und so setzte mir der Gouverneur selbst einen Stellvertreter ein, während ich nach der Heimath- abdampfte. Hoffentlich nehmen Sie mich gern unter sich auf — heißt das, auf Zeit?" Schulze schaute fragend Lie Tafelrunde an. Der Bürger meister merkte, daß es an ihm sei, die verlangte Auskunft zu. ertheilen. Die Antwort: „Wenn Ihre Papiere in Ordnung sind!" schien ihm einen Collegen gegenüber doch etwas zu schroff' zu sein, deshalb sah er für heute von offiziellen Redensarten ab und sprach mit Würde: „Es kann uns doch nur angenehm sein, wenn ein solcher Landsmann aus fernen Landen kommt,, um seine Heimath wieder zu besuchen. Das zeugt von Vater landsliebe, von Bürgersinn und Jedermann muß einen solchen Mann von Herzen willkommen heißen!" „Also willkommen in der Heimath!" nahm Bimbauch,. ein behäbiger Stadtrath und Bäckermeister, der sonst mit außerordentlichem Geschick zu schweigen und zuzuhören verstand und just dadurch bei aller Welt sich beliebt machte, das Wort und erhob sein Biertöpfchen, mit dem er einen mächtigen Stoß nach Les Mayor's Glas vollführte. Das Beispiel fand sofortige Nachahmung und bald stieß Alt und Jung mit dem Ankömmling an, Ler heiter lächelnd und nach allen Seiten dankend diese Begrüßung entgegennahm. (Fortsetzung folgt.) Unterzeichneter Verein erlaubt sich, die Besitzer, Pächter oder Vertreter von mit Bäumen und Strauchwerk bestandenen Grundstücken nochmals auf die Bekanntmachungen des Stadtrathes und der Amtshauptmannschaft, die Vertilgung der Raupennester betreffend, aufmerksam zu machen. Die Meinung, die in den Nestern befindlichen kleinen Raupen seien durch die Winterfröste getödtet, ist eine vollständig, irrige; man überzeuge sich, lege ein Nest in die Nähe von einem geheizten Ofen und binnen fünf Minuten werden Hunderte solcher Jnsecten aus ihrer Erstarrung gebracht und kriechen aus. Nicht der Strafe halber (60 Mark> reinige man die Bäume, sondern im Interesse des allge meinen Wohles. Noch ist sehr wenig geschehen, man warte nicht den Endtermin, den 10. resp. 15. März, ab. Der Gartenbauverein hält es für seine Pflicht und bittet noch mals um recht gewissenhaftes Zuwerkegehen; man bedenke, wenn ein einziges Nest, 200 — 300 Stück, auskriecht, jede Raupe sich wieder einpuppt und als Schmetterling wieder 200 — 300 Eier legt, welche schaudererregende Vermehrung dadurch entsteht! Der Verein wird alle Säumigen, sofern sie nicht schon von anderer Seite den Behörden angezeigt