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97 England. Das Parlament ist am 6. Febr. er öffnet worden. — Die Specialcommission in Irland hat ihre Arbeit beendet. Von den 4 t angekragten Feniern wurden 36 verurtheilt, drei freigesprochen und einer ist geflohen; nur in einem einzigen Falle konnten sich die Geschwornen nicht einigen. — In Dublin hat die Polizei am 1. Febr. in einem Magazine 160 Piken, 280 Lanzengriffe, einen Cent- ner Miniekugeln nebst andern Waffenstücken ge funden und mit Beschlag belegt. Rußland. Das Großfürstenthum Finnland ist wieder einmal von einer schrecklichen Hungers noth heimgesucht. Ein Mort Wer die Mode. Das, was die Welt Mode nennt in Kleidung, häuslicher Einrichtung und in Sitte, ist von großem Einflüsse auf Lugend und Laster in mancherlei Rücksicht. Die Mode giebt dem Laster gefällige Namen. Verleum dung heißt Witz; Falschheit, guter Lon; Unglaube, Auf klärung; Verschwendung, Lebensart. Dadurch verlieren die Laster das Abschreckende; man gewöhnt sich, die Sachen mit dem Namen zu verwechseln, und weil diese nichts Boses zu sagen scheinen, jene für unschuldig zu halten. Die Mode macht auch gewisse Laster nothwendig. Wer Ansprüche auf die Ebre macht, daß er die Gesetze der Mode kenne und befolge, muß auf das Glück, nach Ver nunft und Pflicht zu bandeln, oft Verzicht leisten; weil die Vorschriften der Mode und die Vorschriften der Ver nunft und des Gewissens in tausend Fällen einander wider sprechen. Der Modeheld muß schlechterdings diesen und jenen sein Vermögen übersteigenden Aufwand mitmachen, muß also ein Verschwender sein, weil er sonst — die Achtung zu verlieren und sich dem Spotte Preis gegeben glaubt! Die Mode macht leichtsinnig; ihre Herrschaft ist auf Unverstand gegründet und ibre immerwährende Veränder lichkeit fesselt die Herzen der Nichtdenkmden. Dem, welcher sich den endlosen Abwechselungen der Mode unterwirft, schleicht mit der Zeit auch eine gewisse Veränderlichkeit in das geistige Sein hinein. Er verliert die geistige Festig keit und Selbstständigkeit und verändert schließlich seine Gesinnungen und Absichten eben so oft und leicht, als die Kleidung. Ist Leichtsinn aber nicht die Quelle und das Nahrungsmittel der strafbarsten Laster? Die Mode ist den häuslichen Lugenden auch hinderlich. Sie zerstört gar oft Freundschaft und Liebe, zerstört Ord nung, Arbeitsamkeit, Fleiß und überhaupt jene notb-- wendigen Lugenden, welche die Augen der Welt nicht auf sich ziehen. Die modischen, zahllosen Zerstreuungen, und eine ernsthafte Führung der Geschäfte; der durch die Mode bewirkte Leichtsinn, und die Sorge für's Familienwohl; die durch die Mode bedingte Verschwendung, und die Mutter so vieler Lugenden, die Sparsamkeit: diese Gegen sätze können in Wahrheit nie an einer Person und in einer Familie neben einander bestehen. Wie kann der rechte Modegeist, der immer glänzen und blenden will, zugleich der Geist häuslicher Lugend sein? Man sehe an und um sich die Wirkungen des Mode geistes, und man wird finden, daß es nöthig und sehr ehrenhaft sei, sich dem Einflüsse dieses schädlichen und erbärmlichen Geistes zu entziehen. Kirchliche Nachrichten. Am Sonntage Estomihi Beichtrede (8 Uhr): Herr Archidiaconus Müller. Vormittagspredigt: Herr Superintendent Clauß, über 1. Kor. 13. Nachmittagspredigt: Herr Diaconus Hedrich, über Luk. 18, 31 — 43. Beerdigte. Verst. den 2. Febr.: Johann Gottlob Mittag, Bürger, Hausbes. u. Maurer, 60 I. 8 M. 2 W. 4 T. — Richard Paul Ferdinand, ehel. S. des Gartenbes. Carl Friedr. Wilh. Saalbach in Großraschütz, 1 I. 3 M. 5 T. — Den 3.: Fr. Hanne Rosine Finsterbusch geb. Hofmann, Gattin des Gutsbes. Carl Gottlieb Finsterbusch in Folbern, 54 I. 5 M. 4, W. 1 T. — Den 5.: Anna Selma, ehel. T. des Bürgers u. Schänkw. Joh. Carl Gotthelf Naumann, 11 M. 1 W. 5 L. — Den 7.: Joh. GotthelfKliemann, Bürger u.Zimmerm., ein Witwer, 75 I 2 W. 4 T. — Ida Marie, ehel. T. des Cigarrenm. Carl Gottfried Aug. Pabst, 1 T. Getraut den 4. Febr : Friedr. Aug. Wilh. Hentschel, Bürger, Hausbes. u. Maschinendrucker hier, ein Jungges, mit Fr. Johanne Rosalie verw. Hentschel hier. — Herr Heinr. Adolph Wackwitz, Rathspolizeidkener hier, mit Hanne Christiane Kummer hier. — Ernst Wilh. Thieme, Bürger u Schneider hier, ein Jungges., mit Jgfr. Johanne Auguste Marie Beeg hier. — Carl L-errm. Rothe, Bürger, Haus- u. Gartenbes. hier, ein Jungges., mit Jgfr. Pauline Emilie Born hier. — Den 6.: Ernst Friedr. Anders, Fourier beim Kriegsgericht des 1. Reiterregiments hier, mit Therese Marie Reinhardt hier. Getauft vom 1. —7. Febr.: 1 Knabe, 7 Mädchen. Speisezettel der öffentlichen Speiseanstalt. Sonnabend: Saure Kartoffeln mit Rindfleisch. Sonntag: Nudeln mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Graupen mit Rindfleisch. Personalverzeichniß der Armenanstalt im Monat Januar 1866. Bestand Ende December . . 18 Erwachsene, 1 Kind. Zuwachs 2 „ 1 „ Abgang 1 „2 „ Bestand Ende Januar 1866 . 19 Erwachsene, — Kind. Absatz der Speifeanstalt im Monat Januar 1866. 644 Portionen mit Fleisch; 542 Portionen ohne Fleisch. Mrbeiter. «Kranken - Verein Sonntag den 11. Febr. Nachm. halb 3 Uhr. Morgen, Sonntag, Abends 8 Uhr Hauptversammlung -er Zufriedenheit. Diejenigen Maurergesellen von Stadt und Land, welche sich an einem Fastnachtsver- gnügen betheiligen wollen, haben sich heute, Sonnabend den 10. Februar, Abends 6 Uhr im Lißke'schen Locale einzusinden. Lehmann, d. Z. Vorsteher. Für die liebevolle Theilnahme wahrend der Leidenstage und bei dem Begräbnisse meines ge liebten Gatten, des Maurers und Hausbesitzers Johann Gottlob Mittag, sage ich allen Freunden und Nachbarn für die Begleitung, den geehrten Herren Maurern für das Tragen zur letzten Ruhestätte, sowie dem Herrn Diaconus Hedrich für den am Grabe gespendeten Trost meinen herzlichsten Dank. Die trauernde Witwe. Heute 10 Uhr Auetion von allerhand Möbeln bei Herrn Dir. Doß. Nächsten Dienstag 10 Uhr bei mir 15 Betten, Wasche, Bettstellen, Schränke, eine Kommode, zwei Wäschtruhen rc. Nächste Mittwoche 10 Uhr im „rothen Hause" Ackergeräthe, Eisenzeug, Handwagen und vieles Andere. C. G. Arnold. Ein Fabrikgebäude (in der Nähe Glauchau's gelegen), mitWasser- und Dampfkraft versehen, letztere jedoch nur zur Aushülfe, bisher als Spinnerei in Benutzung, wird Ende Juni d. I. frei und soll unter sehr günstigen Bedingungen verkauft werden. Das Nähere bei Carl Günther juu. in Glauchau.