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UUd AUMM sSr dt» Mwch M Wsirmbor- Sonntag, Ssrz 8 Juli 1883 i< < vor einem einzigen Tage das direkte Gegentheil gesagt, dachte offenbar Niemand mehr. i gezerrt war. Die Studenten, welche einmal im : Fordern waren, verlangten nun nicht blos den Rück- j tritt des Poltzeipräfecten von Parts, der eine so schwierige Stellung hat, wie kaum ein anderer Beamter auf Erden, sondern auch den Rücktritt des Minister präsidenten. Und zu gleicher Zeit, kühn gemacht durch die Verurtheilung der Behörde, strömten die ganzen i Gefindelmaflen, welche Parts birgt, nach dem Schau- : platz der Unruhen, und nun begann erst der Tanz, j Man zerschlug Laternen und Fensterscheiben, und end- i ltch warf man, nach altem Rezept, tn den Straßen j die Wagen der Omnibus- und Pferdebahngesellschaften ! um, schleppte aus den Häusern Tische, Stühle, Tonnen, . Kisten und Kasten herbei und begann, Barrikaden zu bauen. Waffenlagcr wurden geplündert, und tn den Straßen des unruhigen Paris schienen die Barrikaden kämpfe wieder aufleben zu wollen. Nun bekamen die selben Pariser, die vor 24 Stunden Regierung und Polizei nach Kräften schlecht gemacht hatten, Angst, die Stimmung schlug um, und man warf den Be hörden ror, daß sie nicht energisch genug gegen dte Exzedenten vorgegangen seten und aus dem Tumult einen Aufstand hätten werden lassen. Daran, daß man Zugleich wett verbreitet in de« Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstem-Caünberg und tn den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: WMadt-Äaldenkurg, BrLunSdorf, Callenberg, St. Tgidien, Threnhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» sMba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. « 157. Zahl der Verhafteten hat schon ziemlich di« Höhe von Tausend erreicht. Die Besorgniß wegen groß-r bür- gerlicher Unruhen ist im Wachsen. Seit dem Jahre 1871 find zum ersten Male wie der Barrit ^-n in den Straßen von Paris gebaut, es hat sich gezeigt, daß ein Hause unreifer junger Burschen genügt, der Regierung ernste Verlegenheiten zu bereiten, und die Tage vorüber find, von welchen man onnahm, die Neigung der Pariser zum Barrt- kadenbau sei erloschen. Alles das find ernste That- sachen, welche aber das „Volk von Paris" wenig kümmern. Nur Eins bat es tn diesen Krawalltagcn mit großem Nachdruck verfolgt, das Ziel nämlich, das Ansehen von Regierung und Polizei soviel wie nur irgend möglich zu untergraben. Wenn wegen aller Beleidigungen und Schmähungen gegen dte Regierung und dte Pariser Polizei Anklagen eingelettet werden sollten, dann würden alle französischen Gerichtshöfe auf Jahre hinaus beschäftigt sein. Man muß sich aber bet uns doch fragen, welche Gewähr nun eigent lich dafür gegeben ist, daß tn Parts nicht eines schönen Tages Alles drunter und drüber geht? Wenn es den Pariser Studenten, oder sonst Jemand tn der Setne- ftadt, einmal In den Kopf kommt, nun ernstlich an die Revanche zu denken und dte Regierung zu zwingen, Schritte tn dieser Hinsicht zu thun, was wird dann? Kommt am Ende noch kein Krieg heraus, so find doch schwere Verlegenheiten unbedingt sicher, und eine er hebliche Verschlechterung der internationalen Beziehungen würde kaum abzuwenden sein. Bon da bis zu wirk lichen ernsten Verwickelungen wäre es aber doch nur noch ein kurzer Schritt. Es ist kein Wunder, daß der Uebermuth der Tumultuanten aller Grade tn bedenklichster Weise wachsen mußte, nachdem die Autorität der Regierung und der Sichcrheitsbehörde dermaßen tn den Staub PoLLttsche Amro schein. Deutsches Reich. Am kaiserlichen Hofe zu Potsdam wurde am 7. d. der Geburtstag des Prinzen Ettel Friedrich, zweiten Sohnes Kaiser WllhelmS II., geboren 1883, festlich begangen. Der Kaiser und die Kaiserin hatten demselben tn aller Frühe ihre Geburtstagsglückwünsche abgestattet. Gegen 10 Uhr begab sich der Kaiser Mit dem Prinzen nach dem Lustgarten zu Potsdam, dort ersolgte die feierliche Einstellung des Prinzen tn das 1. Garderegimcnt z. F. Dieser Feier wohnten auch dte tn Berlin und Potsdam anwesenden Mitglieder der kgl. Familie, dte gesummte Generalität rc. bet. Dem Vernehmen nach wird der russische Thron folger am Dienstag Abend, auf der Rückreise von London, zum Besuche der kaiserlichen Majestäten im Neuen Palats bet Potsdam clntreffen und tn der Nacht die Reise nach Petersburg fortsetzen. An der Grenz station Goch wird ein kaiserlicher Extrazvg dem Groß fürsten zur Verfügung gestellt werden. Nach Parts geht der Prtnz also wiederum nicht. Das Befinden der Fürstin Bismarck bessert sich fortwährend. Dieselbe hat sich bereits sehr erholt. Dagegen belästigt den Fürsten seit einigen Tagen sein altes Benenletden. Ist auch diesem schon seit Jahren vorhandenen alten Uebel keine Bedeutung betzulegen, so wäre doch dessen baldiges Wiederverschwinden sehr erwünscht, da der Fürst durch solche Störungen seines Wohlseins stets recht verstimmt wird. Aus den meist dürftigen Commentaren, welche dte Retchstagsthronrede tn der Presse gefunden bat, heben wir noch folgende Bemerkungen hervor: „Wir können", sagen dte „Hamb. Nachr.", „nur an der Auffassung festhalten, daß es kein durch die Erfahrung bewährter Grundsatz ist, ungedeckte Ausgaben zu machen, und daß ihre Deckung durch das mechanische Hilfs mittel der Erhöhung der Matrtkular Umlagen aus Gründen, dte hinreichend bekannt find, gewichtigen Be denken unterliegt. Der Reichstag kommt tn eine Zwangslage, wenn er die Ausgaben bewilligt hat und die Einnahmen dann schaffen muß, aus denen sie ge deckt werden sollen; will er sich seine Unabhängigkeit bewahren so muß er nothwendig verlangen, daß die Deckungsvorlage ihm gleichzeitig mit der Forderung der Ausgaben gemacht werde. Die Wähler haben ein Recht darauf, daß der Reichstag nicht eher die Milt- tärvorlage genehmigt, als bis die Kostenfrage gelöst ist. Da die Mehrzahl der Abgeordneten ihre Zu stimmung zur Vorlage von der Art und Weise der Deckung abhängig gemacht hat, wtrd es kaum möglich sein, dte Kostenfrage ohne Erörterung bis zum Herbst zu vertagen und einstweilen nur die Forderungen zu bewilligen." Dte „Germ." schreibt: „Die Reichs- tagsthronrede dürfte auf allen Seiten mehr oder Min- der große Enttäuschung hervorgerufen haben. Wenn man aber unter den gegenwärtigen Umständen selbst Witterungsbericht, ausgenommen am 8. Juli, nachm. 4 Uhr. UMSMetrrstiM* 759 -LM. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaust -s- 27,5° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 23,r°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 12°/s. Thaupuutt — 0,, Grad. Windrichtung: Ost. Daher WitterurrgSauSfichteu für den 9. Jul«: Heiter bis Halbheit«. Filialen: in »ltstadtwaldeubnrg bei Herr-r Kaufmann Otto Förster, in Langenchar» darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig ie Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandclgasse; In Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; 5, Wallenburg bei Herrn Ernst Rösch«; io Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste«. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage »ach Gönn- und Festtagen. «KMthme non Jnieraten für di« nächst«- > or-M« Rümmer bi» mittag» 12 Uhr. KV Ud"nne«ent»prri» beträgt Vierteljahr^ U « » Mt. SS Pf. Einzelne Nrn. k Pf. pro Zeil. 10 Pf., hingest 20 Pf. SzpÄKion: Waldenburg, Obergass« 291L. "Walsteuburg, 8. Jul! 1893. In Paris find neue Schwierigkeiten entstanden, und zwar ernstere, als dte waren, welche sich an die letzt- tägigen Krawalle knüpften. Die Stadt starrt sitzt von Militär, es find wohl 30,000 Mann aller Waffen gattungen aufgeboten, und dte Regierung hat unter dem Schutze dieser Macht deu schon lange geplanten Schritt gethan, die Arbekerbörse, in welcher die Vor stände der Pariser Arbeitervereinigungen ihren Sitz haben, zu schließen. Noch vor einigen Tagen hieß es, von Der Maßregel solle abgesehen werden; es war das wohl nur eine Finte, um Zeit zu gewinnen und die erforderlichen Truppen tn die Stadt zu ziehen. Der Grund der Schließung ist dte Weigerung einiger Arbeitervereinigungen, den Vorschriften des französischen BereinSgesetzes zu entsprechen. Daneben besteht aller dings auch eine prinzipielle Gegnerschaft, und der Justtzminister hat im Senat behauptet, die Arbeiter börse sei nur ein Herd für die revolutionäre Propa ganda. Das Gebäude der Arbeiterbörse ist militärisch besetzt, und die Arbeiter haben bisher darauf verzichtet, zur Gewalt überzugehen. Beschlossen ist aber ein Generalstreik, sowie völlige Fernhaltung von der Natto- nalfeier am 15. Juli. Die Mitglieder des Pariser GemeinderatheS und eine Anzahl radikaler Abgeordneter, welche im Stadt hause zu einer Beralhuna über dte Angelegenheit zu sammentreten wollten, wurden hieran polizeilich gehin- dert. Der Seinepräsect, dem die Stadt Parts unter steht, erklärte, er werde nicht dulden, daß sich Personen eine Rolle in dieser Frage anmaßten, denen dieselbe nicht zukäme. Die Erregung unter der Pariser Ar- betlerschaft ist sehr groß, und der Conflict kann, auch wenn momentan keine Störungen der Ruhe eintreten, doch in der Zukunft die bedenklichsten Folgen haben. Die Krawalle des Pariser Gesindels find übrigens noch immer nicht erloschen, wenn sie auch nicht ent fernt mehr die Ausdehnung, wie zu Anfang der Woche, haben. Am Donnerstag Abend wurde wiederum allerlei Unfug verübt, öffentliche Gefährte wurden um- geworfen, Verkaufshallen in Brand zu stecken versucht, rc. Das Militär ging energisch ror und es find eine Anzahl Personen verwundet, erneute zahlreiche Ver haftungen vorgenommen. Dte von der Regierung verfügte Schließung der Arbetterbörse, dte als kommunistisches Hauptquartier galt, kann weittragende Falzen haben. Gestützt auf das Militär will dte Regierung aber durchgreifen und hat schon den Gemetnderath, der einen heftigen Protest gegen die Rkgierungsmaßregel erließ, mit der Auflösung ^cht Die radikalen Zeitungen gehen mit großer ° Legen das Ministerium vor, dte gemäßigteren Schritt meist, hoffen aber, dte Regierung von^ f-st bleiben. Dte Unruhen haben sich ,, "H«t, dte Personen, welche dte- . s. "Er Diraß, wurde beim Vorgehen der Poitz-, -nch -US dm „wwffen. Di. Bekanntmachung, f die städtische Wasserleitung betreffend. Da der Wasseroorralv m der stävtischen Wasserleitung tn den letzten Tagen ; ungeachtet oller Vorsichtsmaßregeln fortwährend geringer geworden tft, so wtrd - htermtt verboten, das Wasser dieser Leitung zum Begietzm VtM Gräbern VUd Gärten zu verwenden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 20 Mark, cv. Haftstraft bedroht. Waldenburg, den 8. Juli 1893. Der Stadtrat h. Kretschmer, B.