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Großenhainer NntkNtmgs- md AizeWll l-I des Kömgl. Gerichtsamis und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. IN. Donnerstag, den 3. November 1864. Der sub O flgnaliflrte, unter polizeilicher Aufsicht stehende Handarbeiter E Johann Traugott Richter aus Weißig a. R. hat sich seit dem 19. d. M. heimlich von seinem letzten Aufenthaltsorte ohne Meldung entfernt und treibt sich muthmaßlich vagirend umher. Es wird daher gebeten, auf Richter'n zu fahnden und ihn im Betretungsfalle mittelst SchubeS anher zu dirigiren, oder falls er in Arbeit stehen sollte, solches mitzutheilen. Großenhain, am 27. October 1864. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. v. Carlowitz. i D Signalement Richter's: Alter: 44 Jahr, Größe: 70 Zoll, Statur: mittel, Gesichtsform: oval, Gesichtsfarbe: gesund, Haar: braun, Augen: grau, Augenbrauen: braun, Bart: braun, Nase: länglich spitz, Mund: gewöhnlich, Stirn: bedeckt, Kinn: rund, Zahne: mangelhaft. Besondere Merkmale: Er tragt ein Bruchband. Tagesnachrichten. Sachsen. Vor Kurzem wurde aus der Hart- mann'scven Maschinenbauanstalt zu Chemnitz die erste Locomotive für die Chemnitz-Annaberger Eisenbahn nach dem dortigen Bahnhofe gebracht. Preußen. Bei Gelegenheit der Taufe des jüngsten Sohnes Sr. k. Hoh. des Kronprinzen hat Se. Maj. der König fünf zum Tode verur- theilten Verbrechern ihre Strafe in lebensläng liche Freiheitsstrafe umgewandelt. Oesterreich. Nach dem Budget für 1865 betragen die Ausgaben 549,842,831 Gulden, die Einnahmen 518.461,842 Gulden. Die Deckung des Desicits soll durch den in Aussicht stehenden Ersatz der Kriegskosten erfolgen. — Die Unter zeichnung des Friedens zwischen den deutschen Großmächten und Dänemark ist am 30. October Nachmittags gegen 2 Ubr im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu Wien erfolgt. Noch an demselben Tage sollten besondere Cou- riere nach Berlin und Kopenhagen damit abgehen. Schleswig-Holstein. Das in Ratzeburg erscheinende ossicielle „Wochenblatt" bringt eine Bekanntmachung der Regierung des Herzogtums Lauenburg, welche bei der infolge eines Beschlus ses der Bundescommissare am 3. December vor zunehmenden Zählung der Bevölkerung der Her- zogthümer die lauenburgschen Behörden anweist, die gehörig ausgefüllten und beglaubigten Tabellen und Verzeichnisse spätestens vor Ausgang Februar 1865 an die Regierung einzusenden. — Die De putation, welche Ritter- und Landschaft zum Zwecke der Unterhandlung mit Preußen über den Anschluß Lauenburgs erwählt haben, soll nächstens nach Berlin abgehen und nur auf den Bescheid des Königs warten, wann derselbe sie empfangen wolle. -- Den „H. N." wird aus Flensburg gemeldet, daß auf den 3. December auch für das Herzogthum Schleswig, gleichwie für Holstein und Lauenburg, eine Volkszählung angeordnet ist, welche genau nach den im Zollverein verein barten Grundsätzen ausgeführt werden soll. — Von der Eider schreibt man unterm 27. Octbr.: Festungsartillerie. Lazareth- und Proviantcolonnen der verbündeten Armee ziehen süd- und heimwärts; bald werden auch viele Feldtruppen folgen. Wir nähern uns nunmehr der Periode der provisorischen Regierung. Prinz Friedrich Karl soll nach dem Gerücht Gouverneur von Schleswig-Holstein wer den und auf dem Schlosse zu Kiel residiren. — Von Flensburg ging am 25. Octbr. der Granit block, der den bei Düppel gefallenen Danen als Denkmal gesetzt wird, nach seinem Bestimmungs orte Düppel ab. Der Block bildet ein Quadrat und stebt auf demselben mit großen goldenen Buchstaben: „Hier ruhen 200 tapfere Danen." Dänemark. „Flyveposten" vernimmt, daß die in den abgetretenen Herzogtümern verab schiedeten Beamten von den Herzogtümern selbst pensionirt werden, wozu ungefähr 500,000 Thlr. erforderlich seien. Dänemark werde die aufge brachten Schiffe ausliefern, nicht aber den deut schen Kaufleuten den anfangs geforderten Ersatz für Blokadeschaden zahlen. — Der Reichstag ist auf den 5. November einberufen worden. Italien. Die Turiner Journale melden: Der König, von der Nothwendigkeit überzeugt, daß bedeutende Ersparnisse in der öffentlichen Ver waltung eintreten müssen, hat seine Absicht kund gegeben, diese für das Ministerium so schwierige Aufgabe zu unterstützen und verzichtet auf 3^ Mil lionen der Civilliste zu Gunsten des Staates. England. Die Assisenverhandlungen zu Lon don gegen Franz Müller, welcher angeklagt ist, am 9. Juli den Herrn Thomas Briggs auf der Londoner Eisenbahn ermordet zu haben, wurden am 27. October eingeleitet und endigten am 29.