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658 thums Hessen und Nassaus zum neuen Zollverein erfolgt. — Die „Provinzial-Corresp." schreibt in Bezug auf die Friedensunterhandlungen: Die von den deutschen Regierungen für die Herzogtümer Schleswig-Holstein geforderten 9 Millionen sol len danischerseits bewilligt worden sein, und be treffs der Grenzregulirung handle es sich nur noch um einen unerheblichen Landstrich von einer halben Meile. Oesterreich. Am 11. October hat in Wien die neunte Conferenzsitzung zwischen den Bevoll mächtigten der alliirten deutschen Mächte und Dänemarks stattgefunden und am 12. sollte wie der eine Sitzung stattsinden. Man glaubt, daß die jetzt so eifrig geführten Verhandlungen einen günstigen Verlauf nehmen. — Die österreichische Gesammtstaatsschuld (einschließlich der Grundent lastungsschuld) betrug Ende April 1864 beinahe 3000 Mill. Gulden, zu deren Verzinsung und Tilgung jährlich 141 Millionen Gulden gebraucht werden. Im letzten Jahre hat sich die Staats schuld um nicht weniger als 29,218,789 Gulden vermehrt. Bremen. Neuester Ordre aus Wien zufolge sollten am 12. October sämmtliche noch dort ge bliebene österreichische Kriegsschiffe, mit alleiniger Ausnahme der Panzerfregatte „Kaiser Max", ! heimwärts gehen. Schleswig-Holstein. In Rendsburg haben ! in letzterer Zeil mehrfache Vermessungen, theils in Festungs- und thöils in Canalangelegenheiten statt gefunden. Was den Festungsbau angeht, wird das ganze Kronwerk wieder mit in den Rayon hineingezogen werden. Der Bahnhof wird jeden falls innerhalb des Festungsgebietes bleiben. — In einer vom österreichischen Feldmarschallleutnant Frhrn. v. Gablenz veröffentlichten Verordnung in Bezug auf die Winterquartiere heißt es am Schluffe, daß an denjenigen Orten, wo man seinen Forde rungen nicht bereitwillig nachkommt, die Vorsteher der Obrigkeiten sofort bei Wasser und Brod zu arretiren, und die Wohnungen, mit Ausnahme von einer Stube für den Wirth, mit Soldaten zu belegen sind. Frankreich. Die JnsurrecLion in Algerien gewinnt trotz der kleinen Niederlagen, die sie in den letzten Tagen erlitten, an Umfang, und die Verstärkungen, die man in den letzten vierzehn Tagen nach der französischen Colonie absendet — am 9. October gingen wieder zwei Regimenter ab — belaufen sich auf nahe an 30,000 Mann. Der Herzog von Magenta hat Befehl erhalten, mit größter Energie vorzugehen. Rußland. Nach von dem „Russ. Jnv." ge sammelten authentischen Daten sind von den Bergvölkern Kaukasiens seit dem Herbste vorigen Jahres bis Mitte Sommers des laufenden Jahres 318,068 Personen beiderlei Geschlechts nach der Türkei ausgewandert. Vorher waren seit 1859 bereits 80,000 Personen ausgewandert und den- noch ist die Auswanderung noch nicht zu Ende. Industrielles vom Thüringer Walde. Es wird seit einiger Zeit in Reklamen sehr oft des kleinen Städtchens Remda am Fuße des Thüringer Waldes sedacht, und namentlich sind es die Waldw oll'Fabrikate und Präparate, welche von hier aus öffentlich und häufig empfohlen werden. Abgesehen davon, daß sich seit Bestehen des Zollvereins die Industrie unserer Waldbezirke überhaupt in früher nicht geahntem Verhältniß entwickelte, und man aus manchem sonst verachteten Rohprodukt loh nende Handelsartikel zu schaffen verstanden hat, dürsten es doch gerade die Waldwoll-Erzeugnisse sein, welche das Interesse mancher der verehelichen Leser d. Bl. erregen, und dieses nach Möglichkeit zu befriedigen, ist der Zweck meiner heutigen Mitcheilung. Vor nun 10 Jahren unternahm es nämlich der Fabrikant Herr Lairitz sen. hier, aus den zartesten Theilen der in unserer Nähe reichlich vorhandenen Schwarzkiefernadeln (y!nu8 8!Ivestri8) ätherisches Oel, Extrakt, Spiritus und Balsam, sowie in Verbindung mit Wolle und Baum wolle auch die verschiedenartigsten Unterkleiderstoffe auf kunstgerechtem Wege herzustellen, nannte diese seine Er zeugnisse Lairitz'sche Waldwoll - Fabrikate und Präparate, und versuchte es, solche als gegen Gicht, Rheumatismus und damit verwandte Beschwerden dem Publikum als Handelsartikel zu offeriren. Obgleich sich das Unternehmen auf die in den Kiefer- und FLchtennadel- bädern Thüringens mit genanntem Material erzielten so außerordentlichen Erfolge gründete, und dabei auch ärztlicher seits Gutheißung fand, so traten dem jungen Etablissement doch deshalb viele Schwierigkeiten in den Weg, weil eines- theUs das Publikum, durch manch andere bittere Erfah rungen und Täuschungen kopfscheu gemacht, die Artikel nicht kaufen wollte, anderntheils aber auch die öffentliche Aus bietung der Waldwollwaaren erst dann allseitig gestattet wurde, nachdem deren Bestandtheile und Heilkräfte sanitäts- polizeilich geprüft und nachgewiesen war: daß fragliche Artikel nicht zu den Geheimmitteln zu rechnen seien. Durchdrungen von der Reellität und Rentabilität der Sache und deshalb gegen alle Widerwärtigkeiten muthig ankämpfend, ist es dem Herrn Lairitz innerhalb kaum 10 Jahren denn auch gelungen, seinen Waldwollwaaren in ziemlich allen Staaten Europa's Eingang und Abnehmer zu verschaffen, und die zahlreichen Arbeiter und Arbeiterinnen, welche fort und fort mit Wirken, Weben, Nähen, Gläser- füllen, Etiquettiren und Verpacken der Waaren hier be schäftigt werden, sowie ein seit drei Jahren in hiesiger Nähe durch Herrn Lairitz errichtetes, durch Dampfkrafc betriebenes Zweig-Etablissement, wo lediglich die rohe Waldwolle, das Kiefernadelöl und Extract in Massen er zeugt werden, endlich aber die Prämiirung der Lairitz'schen Erzeugnisse in der Schweiz, in Frankreich und zuletzt auf der Ausstellung in Hamburg geben den sprechendsten Beweis dafür, daß die Artikel wirklich praktisch, preiswürdig und dabei heilsam sind. Dieses findet denn endlich auch noch dadurch Bestätigung, daß die inmittelst hier und in der Nachbarschaft entstandenen Concurrenzen ebenfalls ihren Abnehmerkreis gefunden haben, Herrn Lairitz aber immerhin die Ehre bleibt, der Schöpfer eines sowohl in medizinischer, als auch in gemeinnütziger Beziehung wichtigen Industriezweiges zu sein, sowie denn auch der stets zunehmende Geschäftsbetrieb des Lairitz'schen Etablissements den besten Beweis liefert, daß dessen Artikel mehr und mehr Vertrauen gewinnen und im In- und Auslande gesucht werden. Es würde zu weit führen, vom medizinischen Stand punkte aus auf Ursache und Wirkung der vorgenannten Waldwollwaaren speziell einzugehen, und deshalb will ich, was die Fabrikate und die Watte anlangt, eine öffentliche Auslassung meines Collegen, des Herrn Medizinalraths 1)r. Clemens in Rudolstadt, hier wörtlich wiedergeben. Die Waldwoll-Stoffe und die Waldwoll-Watte. Diese beiden Erzeugnisse der Industrie sind durch das Bestreben entstanden, den kranken Körper oder einzelne Theile desselben in fortgesetzter Berührung mit den wirk samsten Theilen der Fichten - und Kiefernadeln zu erhalten, und auf diese Weise zwischen den Einreibungen und Bädern dauernd auf ein Uebel einzuwirken. Diese Stoffe, wie sic jetzt aus der Fabrik des HerrnLairitz LnRemda hervorgehen und wie sie mir von demselben zur Prüfung vorgelegt worden sind, lassen in Bezug auf Zweckmäßigkeit und Gehalt an wirksamen Bestandtheilen nichts mehr zu wünschen übrig und sind eine äußerst nützliche Bereicherung unseres Heil-Apparates. Sie werden gegen dieselben Uebel angewendet wie die Extract-Bäder.