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ZchöutniM Tagtblall Zitgelhei« bri Herrn Gd«ud «i«r. Donnerstag, den 4. Mai 18S3 Witter«Ug-berich1, ausgenommen am 3. Mat, nachm. 4 Uhr. A-r»*eterstsLtz 761 mm. reducirt aus dm Meeresspiegel. ThermometerstauH -f- 15' 0. (Morgens 8 Uhr -s- 13,»'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 60'/«. Thimpuukt -f- 8 Grad. Wtudricht»«-: Nord. Daher WilteruagSauSfichtm sür dm 4. Mat: Wechselnde Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. Filialen: in Altstadtwaldeubnrg bet Herrn Kaufmann Otto First«, in Langenchm»- borf bei Herrn H. Stieg!«; in Auig bei Herrn Sanfmaun »lob. Härtig, MaudÄgasse; in Rochabnrg bei Herr» Paul Z«-l; in Wolkmbmg bei Herrn Ernst Rösche; in Akscheint täglich mit Ausnahme d« Tag« nach Sonn- mrd Festtagen. E»«ah»e von Jnj«atrn für die nächste»- V Waldenburger Anzeiger A«s««t« pro Zeile 10 Pf., Linges, so Pf. V Sx-edition: Waldenburg, Obergasse SS1«. A«t»blatt für de» Aadtrath i» WalLeudmz. Zugleich weit verbreitet in dm Gtädtm Penig, L««ze«a«, Lichtenstei«-Call«berg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtrbeztrke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Kallenberg, St. Ggidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederiviera, Obermiera, Oberminkel, OelSnitz i. G., Reichenbach, Remse, RochSburg, Rußdorf, Schlagmitz, Schvaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 'Walbeuburg, 3. Mat 1893. f Unverhofft kommt oft, das kann man jetzt auch tm , Reichstag sagen. Nachdem schon Jedermann mit § der Auflösung des Reichstages sicher gerechnet hatte, x kommt kurz vor Toresschluß die Nachricht, daß nicht allein zwischen dem Ccntrumsführer Frhrn. v. Hume und Caprivi eine Verständigung über einen Antrag zur Milttärvorlage erzielt sei, sondern daß auch mit einer Anzahl Centrumsmänner verschiedene Freisinnige zur Annahme des AuSgletchsantrages sehr geneigt seien. Die Annahme dieses CompromiffeS, wenn auch noch nicht tn zweiter Lesung, so doch tn dritter, ist damit recht gut möglich geworden, die Abneigung der Mehr heit des Reichstages gegen einen Conflict wird also wohl «tuen Steg in allerletzter Stunde über die Ab« Neigung gegen die Milttärvorlage erzielen. Die frei- finnig: Partei Hal die Beibehaltung der heutigen i Friedensstärke unter Einführung der zweijährigen ; Dienstzeit beantragt, aber dieser Antrag der freisinnigen i Fraktion Ist von folgenden Mitgliedern derselben nicht ! unterzeichnet worden: Berling, Broemel, vr. Dohrn, i Eberth, Goldschmidt, Gutfletsch, vr. Haenel, Or. Har- , mening, Hinze, Or. Horwitz, Lorenzen, Lüders, Maager, j Alexander Meyer, Or. Müller, Rickert, Or. Ruge, Schroeder, Schütte, vr. Selig, Or. Siemens, Frhr. von Stauffenberg, vr. Thomas, Wtlbrandt, vr. Witte, - Dan. Letzterer ist Hospitant der Fraktion. Wenn nun auch wohl etn Theil dieser Herren von Berlin abwesend ist und deshalb nicht an der Unterzeichnung des Antrages theilgenommen hat, so steht doch von Anderen die Geneigtheit zum Ausgleich fest, für den Fall, daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie gesetzlich gewährleistet ist. Was die Aufbringung der um 9 Millionen nach dem Anträge Huene pro Jahr geringeren Kosten betrifft, so wird r die Entscheidung darüber in diesem Jahre schwerlich ; «folgen. Wahrscheinlich werden die heftig angegriffenen i Erhöhungen der Bier- und Branntweinsteuer ganz i fallen gelaffen werden. Für das erste Halbjahr der ' neuen Heercsorganisalton, also vom 1. Oktober 1893 bis 1. Aprtl 1894 soll die ohnehin tm ersten Jahre nur geringe Rekrutenvermehrung durch Erhöhung der Beiträge der Einzelstaaten zur Retchskaffe gedeckt werden. Ueber dte Grundlinien der Verständigung, welche durch den Antrag Huene erzielt werden soll, berichtet di- „Kreuzztg.": »Es sollen bewilligt werden 53,500 Rekruten statt 60,000 der Vorlage und für 14 Arttllerieabtheilungen zu 3 fahrenden Batterien je 4 Geschütze, statt 6 Ge schütze der Vorlage. Dte gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit will Herr v. Huene tm Wesent lichen nach dem von vr. Lieber in der Commission eingebrachten Anträge regeln. Erspart sollen ferner werden dte sonstigen Forderungen für dte Spec'al- waffen, dte Etatserhöhungen für dte Grenzregtmenter und 2300 Oekonomte-Handwerker. An jährlichen Aus- gaben dürfte sich dte Ersparntß auf etwa neun Millio nen belaufen. Wie es heißt, hielt der Reichskanzler dieses Angebot für annehmbar, obgleich dte von der Militärverwaltung tn der Commission als unumgäng- ltch nothwendtgen Compensattonen sür dte Einführung der zweijährigen Dienstzeit sich auf 53,295 und 8356 Unteroffiziere beziffern." Rach einer anderen Mtttheilung geht der neue Vor schlag Huene dahin, eine Mehrbewtlltgung bis zu 59,000 Mann, ratenweise tn fünf Jahren, zuzuge- stehen. Aber auch nach dieser Meldung ist eine Ver ständigung zwischen dem Reichskanzler und Herrn von Huene erfolgt. Zu dem Antrag Huene bemerkt das CentrumSorgan „Germania" allerdings: „Was dte Centrumspartet angeht, so können die Freunde derselben tm Lande vollständig ruhig sein. Für dte Regierungsvorlage ist kein Mitglied in der Partei zu finden, für das Huene'sche Eompromtß, daß weder tn der Fraktion, noch tm Reichstage bis jetzt eingebracht wurde, kom men höchstens sovtele Mitglieder in Betracht — wir bitten das wörtlich zu nehmen — als man an den Fingern abzählrn könnte." Mit der erzielten Verständigung hat sich im Reichs tage mit einem Schlage eine Wendung vollzogen, an die wie gesagt Niemand mehr recht glaubte. Es scheint wirklich so, als ob zu guter Letzt diejenigen Recht behalten sollten, welche onnahmen, daß eS bei dem fast überall vorhandenen Mangel an ConflictSsttmmung auch nicht zum Conflict kommen werde. Und e» ist unbestreitbar, daß nicht nur tn der Centrumspartet, sondern auch tn der freisinnigen Partei eine Anzahl von Abgeordneten zu einer Verständigung auf Grund einer Friedensstärke bereit find, welche zwar der Regte- rungsforderung nicht entspricht, aber von dem Reichs kanzler doch tm Nolhfalle als genügend bezeichnet wird. Der Kaiser hat seine Heimreise beschleunigt, man kann annehmen, daß In seiner Gegenwart dte letzten Besiegelungen des etngeletteten Paktes erfolgen. Voraus sichtlich wird bet dem scharfen Widerstreit der Meinun gen innerhalb der freisinnigen und der Centrumspartet die Stimmenmehrheit für den Ausgleich nur sehr ge ring sein, aber tm Nothfalle müßte eben eine rtnztge Stimme genügen, und diese dürfte man haben. Nach Gründen für dies« plötzliche Wendung braucht man nicht besonders zu suchen; Neigung zum Conflict war, wie schon erwähnt, nie recht vorhanden, und nun, wo dte Entscheidung droht, hat man sich eben tm Sinne der wahren Herzcnsstimmung entschieden. Daß der freisinnige Abgeordnete und frühere Major a. D. Hinze der Vorlage ziemlich sympathisch gegenüberstand, ist schon aus den Verhandlungen der Mtlttärcommtsftoa des Reichstages bekannt. Ueberraschen kann eS höch stens, wenn nun eine größere Zahl seiner Fractions- t genossen zu ihm übertreten sollte. Daß schon eine bestimmte Entscheidung bei der zweiten Lesung der Milttärvorlage erfolgt, ist heute fraglich; aber bet der dritten Berathung wtrd dann höchstwahrscheinlich dte Annahme folgen. Mit Reichstagsauflösung und Reichs- tagsneuwahlen wird es also wohl kaum etwas werden. Politische Aunvschau. Deutsches Reich. Der Katserbesuch in der Schweiz ist gleichfalls tn erfreulicher Weise verlaufen. Der Kaiser Wilhelm und dte Kaiserin Augusta Victoria trafen am Diens tag Vormittag bet prachtvollem Wetter tn Flüelen am Vierwaldstätter See ein. Der Bahnhof war überaus glänzend geschmückt, dte Säulen der Bahn hofshalle waren mit Kränzen umwunden, eine über dte Bahnanlage führende Passarelle tn einen mächtigen Triumphbogen verwandelt und mit zahlreichen deut schen und schweizerischen Fahnen geschmückt. Am Bahnhof waren zur Begrüßung anwesend: der Com- mandant des 4. Armeecorps Oberst Winland, der Generalstabschef Keller, Oberstlteutenant Ruffy, sowie der deutsche Gesandte vr. Busch, das Personal der deutschen Gesandtschaft und zahlreiche schweizerische Offiziere. Gleich nach der Begrüßung begaben sich die Majestäten und ihre Begleitung, sowie dte zur Begrüßung erschienenen Persönlichkeiten auf den mit Teppichen geschmückten Dampfer „Luzern", dessen Fürstensalon und Kajüte 1. Klaffe mit Blumen reich decortrt waren. Der Dampfer „Italia" nahm das Gefolge und dte Stadtmufik von Luzern auf. Dte Fahrt des KatserpaareS über den Vierwaldstätter See fand bet prächtigem Wetter statt. An allen Ort schaften am Ufer hatte sich eine große Volksmenge aufgestellt, welche dte fürstlichen Herrschaften jubelnd begrüßte. Der Blick auf das festlich geschmückte, tm Sonnenschein glänzende Luzern war etn unbeschreib lich schöner. Beim Nahen der Schiffe erschallte i Kanonendonner von den Höhen von Luzern. Am Ufer Harrie eine nach Tausenden zählende Menschen- menge, welche beim Eintreffen des KatserschtffeS vor dem „Schweizer Hof" tn brausende Hochrufe auS- brach. Die Musikkapelle spielte dte preußische National hymne, kleine Mädchen in den Landestrachten über reichten den Majestäten Blumensträuße. Der Bundes- Präsident Schenk und dte Bundesräthe Frey und Lachenal gingen den Majestäten entgegen; dte betder- setttge Begrüßung war eine sehr herzliche. Der Kaiser trug die große Generalsuniform. Unter den Klängen der Musik wurde das Kaiserpaar über dte tepptchbe« legte Straße durch das Mtlttärspaltrr tn den „Schweizer Hof" geleitet, woselbst dte offizielle Be grüßung und dte gegenseitige Vorstellung stattfand. Sodann begann das Festmahl tm großen Saale. Neven Kaiser Wilhelm saß rechts Bundespräsident Schenk, links neben der Kaiserin hatte Bundesrath Frey Platz genommen. Gegenüber saßen Bundesrath Lachenal, General Herzog, Staatssekretär Frhr. v. Marschall und der deutsche Gesandte vr. Busch, inS- grsammt nahmen 42 Personen an der Tafel Theil. Dte Stimmung war etne sehr animtrte. Der Bundes- Präsident brachte einen Toast auf den Kaiser und dte Katsrrtn aus, worauf der Kaiser dankte. Nach Auf hebung der Tafel hielten dte Majestäten einen Cercle ab. Um 12 Uhr fuhren dte Equtpagen vor, um dte fürstlichen Herrschaften zum Bahnhof zu bringen. Im ersten Wagen fuhren der Schultheiß von Luzern und der Stadtpräfident, tm zweiten das Katserpaar und der Bundespräsident; tm Ganzen waren es 13 Wagen, welche von Eavallerte escorttrt wurden. Vom „Schweizer Hof" bis zum Bahnhof bildete etne dicht gedrängte Menschenmenge Spalter, welche dte Maje stäten unausgesetzt enthusiastisch begrüßten. Der Bahn hof war mit kostbaren Teppichen geschmückt und bot mit dem imposanten Eingangsthor einen prächtigen Anblick. An der Ehrenpforte waren dte Statuen der Germania und Helvetia aufgestellt, über einem Bal dachin erhob sich etn gekrönter Adler. Dte Verab schiedung auf dem Bahnhofe war eine sehr herzliche. Dte Abfahrt erfolgte dtrect nach Karlsruhe, wo das Katserpaar auf dem Bahnhofe von dem Großherzog und der Großherzogin von Baden u. A. herzlich em pfangen wurden. Bet dem Dienstag Vormittag in Luzern dem deut- scheu Katserpaare gegebenen Frühstück brachte der Bundespräsident folgenden Trtnkspruch auS: „Ew. kaiserliche Majestäten haben der Schweiz dte hohe Ehre erwiesen, sie zu besuchen und dem schwet-