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588 Bertheidigungsanstalten, obwohl sie großartig an gelegt waren, doch einen kümmerlichen Ausgang im Gefolge hatten. Für die drei Befestigungspunkte: die Danewerkstellung, Düppel und Alfen, waren von der Landesvertretung 9,950,000 Reichsthaler bewilligt. Aber statt daß man die Gelder zu permanenten Befestigungen verwendete, die aller dings längere Zeit erfordert hatten, beschrankte man sich auf Feldbefestigungen. Dafür wurden 1^ Million Thaler ausgegeben, wobei man die natürliche Schwache der Danewerkstellung gar nicht in Betracht zog. Erst im Winter sah man die Nothwendigkeit einer Erweiterung der Be festigungen ein, als dieselbe infolge der ungün stigen Jahreszeit, des Frostes und der Schwie rigkeiten im Transport des Holzes, wegen der gesperrten Schifffahrt, nicht mehr möglich war. Der Commission fallt es auf, daß man am Dane- werke in den ersten Tagen des Februar mit un gewöhnlicher Anstrengung noch Befestigungen an gelegt hat, die ganz überflüssig erscheinen, indem wenige Tage darauf das Danewerk ohne Wider stand geräumt wurde. Ueber alle diese Befestigungen existirt auch nicht eine Rechnung. Was das Heer anlangt, so findet die Commission, daß eine mangelhafte Organisation, Ausrüstung, Beklei dung und Verpflegung ein Krebsschaden desselben gewesen und daß wohl die Mittel zu Alledem vorhanden waren, aber die nöthige Vorsorge ge fehlt hat u. s. w. Amerika. Nach Berichten aus New-York vom 27. August hält Grant die Eisenbahn von Weldon auf einer Strecke von sieben Meilen besetzt. Die Verluste, welche er während einer Woche dort und zu Deep-Bottom erlitten, wer den auf 12,000 Mann angegeben, das 5. Armee corps allein soll 5000 Mann verloren haben. — Es ging das Gerücht, die Sonderbündler seien oberhalb Harpers-Ferry in Maryland eingerückt. Der churfürstliche Leibtrabant. (Fortsetzung.) Das Unternehmen war unter solchen Umständen freilich höchst schwierig und gewagt, das galt jedoch Fried gleich, er zweifelte auch.nicht im Mindesten an besten Gelingen. Im Verein mit seinem Herrn ging er sogar freudig in den Lod. Hatte nicht dessen Vater ihm die Mittel gewährt, seinen Eltern ein Retter aus aller Noth werden zu können? Mußte er sich nicht demselben dankbar beweisen? Dazu hing von diesem Unternehmen ja auch seine eigene Sicher heit und Rettung ab. Hatten nicht die grausamen Polen schon manchen Sachsen ihrem Haffe geopfert*)? Also, frisch ans Werk, so abenteuerlich es auch schien! *) Welch ein Geist unter den Polen gegen die Sachsen herrschte, geht z. B. daraus hervor, daß der sächsische Oberst C'gidi in Posen von den Polen, die sich hier für Stanislaus erklärten, niedergemetzelt, und ein Unteroffizier, j Andreas Schmidt aus Schneeberg, von den Barbaren erst blutig gegeißelt, dann vor das Thor hinausgeschleift und an einen Baum gebunden wurde. Hier malten die Un menschen dem Gemißhandelten einen schwarzen Kreis auf die nackte Brust und schossen nun darnach wie nach einer Scheibe. Beispiele dieser Art giebt es noch viele. Webe dem Sachsen, der in die Hände der Polen siel. Und gleich grausam zeigten sich die polnischen Frauen und Jungfrauen, l höchster und niedrigster Stände. Besonders unter dem ! Einfluß der katholischen Geistlichen stehend, glaubten diese ein gottgefälliges Werk zu vollbringen, wenn sie die Ketzer marterten. D. V. l Während der Mrttheilung des Hauptmanns hatten sich 'chon mehrmals Personen mit Leuchten gezeigt, wodurch ie Gelegenheit fanden, den Hof besser zu überschauen. Ebenso fügte es sich dabei auch, daß Eine derselben be merkte, die Gräfin reise ganz allein; nur sei der Kutscher dem Unwetter ausgesetzt, da er dem Winde entgegenfahren müsse. Diese Bemerkungen befriedigte die Lauschenden ganz. Dem Winde entgegen? das war demnach rechts, woher sie eigentlich gekommen waren. Wußten sie doch eben noch nicht, nach welcher Gegend hin Krakau lag, und wohin sie sich wenden mußten, um ein Stück vorauseilen zu können! Lag Krakau rechts, so mußte Warschau links liegen, mithin mußten sie mit der Gräfin dann umkehren und wieder vor dem Schlosse vorüber. Allerdings paßte das nicht ganz und erregte Bedenken; doch ließ es sich nicht ändern. Man durfte nur des Kutschers sich gänzlich entledigen und Fried mußte selbst fahren. „Das werde ich thun!" erklärte derselbe und sann nach, wie das am schnellsten und zugleich auch am sichersten ge schehen könne. Nun wanderten sie fort. Sehr gut, daß keine Woh nungen in der Nähe des Weges erspähet werden konnten und der Wald sie bald wieder aufnahm. Auf einem freieren Platze, zum Umlenken des Wagens geräumig genug, machten sie Halt und duckten sich nieder, während Fried ein Luch aus der Lasche zog und nach einem Strickchen, das er zu sich gesteckt hatte, suchte. Beides sollte dazu dienen, um den Kutscher unschädlich zu machen. Vollkommen vorbereitet, lauerten sie klopfenden Herzens auf die Ankunft der Gräfin, die ziemlich lange ausblieb; doch endlich vernahm man das Rollen des Wagens, Töne, die ihr Gemüth nicht wenig erschütterten. Sie lauschten mit höchster Spannung und je näher der Wagen kam, desto mehr wuchs der Muth. Wegen der außerordentlich dicken Finsterniß, die hier im Walde lagerte, mußte der Kutscher langsamer fahren, was den Lauernden gar sehr lieb war, und als derselbe ihren Platz erreicht, war Jeder mit einem Sprunge an seinem Poften. Im Nu lag der Kutscher, vom Schreck betäubt, auf dem Boden und die große Pelzmütze fuhr ihm, von Fried gewandt über das Gesicht herabgezogen, bis zum Kinn nieder, während er die Zügel der Pferde, die ohne Zuruf stehen blieben, mit den Füßen fefthielt; darauf band er, um jede Verthei- digung zu verhindern, den bereitgehaltenen Strick um dessen Hände und das Luch über den, schon von der Mütze bedeckten Mund. Nur ein dumpfes Murmeln war ver nehmbar gewesen und die ganze Affaire in zwei Minuten beendet. Ebenso rasch und lautlos hatte der Hauptmann expedirt. Er riß die Lhüre des Wagens auf, wand der Gräfin, die gleichfalls vom Schrecken betäubt worden, den mitgebrachten Shawl um den Mund, setzte sich ihr gegenüber und gebot, seine Stimme verstellend, mit rauhen Worten, und zwar auf polnisch, bei Verlust des Lebens zu schweigen und sich nicht im mindesten zu rühren, indem er das Knacken des Hahnes der vorgehaltenen Pistole hören ließ. Fried fand jedoch für nöthig, des Kutschers sich länger noch zu versichern; er befahl daher demselben, sich schnell zu erheben, schob ihn zum Haupt mann in den Wagen, warf darauf die Lhüre desselben zu und lenkte nun die Pferde um. In einigen Augenblicken flogen diese, von Fried vorsichtig gehalten, vor dem Schlosse vorüber und auf der Straße nach Warschau zu hin. Alles war dah^r in so weit glücklich vollbracht worden; wie sich das Ende zeigen würde, überließ er dem Walten eines höheren Wesens. Obgleich mit der Leitung der Pferde durchaus nicht ver traut, richtete er sich doch bald ein. Sie liefen schnell, wo der Weg gut war, langsam dagegen, wenn er uneben und schlechter wurde. Wohin sie liefen, ob es auch wirk lich die Straße, die nach Warschau führen sollte, war, wußte Fried freilich nicht. Konnte er doch nun ruhen, 'ich von der anhaltenden Anstrengung erholen, und, wenig- tens hoffte er es, der Gefahr, Gefangner zu bleiben oder wohl gar ermordet zu werden, zu entrinnen. So mochten sie schon mehrere Stunden gefahren sein, als er durch das Düster des nahenden Morgens wahrge nommen, daß der Weg plötzlich in eine weit breitere und bessere Straße mündete und der Wald endete, nichtfwert davon auch ein großes Haus, das ganz einem Wirths-