Volltext Seite (XML)
Großenhainer UMMnW- md AnzeigMM. ytmts-tatt des Königl. Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. ^0. 106. Sonnabend, den 10. September 1864. Tagesnachrichten. Sachsen. Nach der „C. Z." wird sich in den Tagen vom 24. bis 26. September in Dres den der geschäftsführende Ausschuß des deutschen Sängerbundes versammeln, um wegen des „ersten Bundesfestes des deutschen Sängerbundes" im Juli nächsten Jahres definitive Beschlüsse zu fassen. Als Platz für die Sängerhalle ist jetzt das unter halb des Waldschlößchens nach der Elbe zu ge legene Terrain in Aussicht genommen. Die Halle wird etwa 40,000 Thlr. kosten. — Wie das „Sächs. W." vernimmt, wird der hohem Orts beschlossene, von beiden Kammern genehmigte Wegfall der Postbestellgebühr (Briefdreier) in Stadt und Land bereits mit 1. October d. I. eintreten. Preußen. Die öfsi'ciöse „Provinzial-Corre- spondenz" schreibt: Die. Verhandlungen mit Oesterreich wegen des Handelsvertrags werden vermuthlich nächste Woche anfangen. Grundlage und Ausgangspunkt dieser Verhandlungen feiten Preußens ist lediglich die durch den Handels vertrag und durch den aus Grund dessen neu auf gerichteten Zollverein gewonnene handelspolitische Stellung. Es ist gradezu unmöglich, daß diese Stellung wieder aufgegeben werde, und es Han- z delt sich nur darum, Mittel zu finden, wodurch ! ein möglichst enger und fruchtbringender Anschluß Oesterreichs an Preußen und den Zollverein her beizuführen ist. — Ein anderer Artikel der „Pro vinzial-Korrespondenz" findet es sehr zu bezwei feln, daß die Kriegskosten blos durch Ueberschüsse und Bestände der letzten Jahre bestritten worden seien, es hätten vielmehr gewiß theilweise bereits - in den Staatsschatz niedergelegte Ersparnisse da- > bei aushelfen müssen, zumal auch die Marine ! bedeutend vermehrt worden sei. — Am 2. April - dieses Jahres siel, wie man der „K. Ztg." schreibt, in dem Seegefechte bei Jasmund (Rügen) ein preußischer Matrose, namens Wilhelm Gern, Sohn eines pensionirten Steueraussehers zu Naum burg am Oueis, verwundet über Bord. Da er ? nicht wieder auftauchte, nahm man an, daß er - ertrunken sei. Er hatte sich aber, vier volle Stunden schwimmend, über Wasser erhalten und war dann von einem nach Riga fahrenden Lübecker Schiffe ausgenommen worden. Dieses Schiff ward von den Dänen aufgebracht und Gern als Kriegsgefangener nach Nyborg transportirt. Dort ist er bis zum 7. August gewesen. An diesem Tage brach er mit drei andern Genossen aus. Sie wurden verfolgt, am Strande kam es zum Kampfe. Gern stach zwei Dänen nieder und, obschon am Kopse durch einen Säbelhieb und einen Bayonnetstich schwer verwundet, sprang er in ein Boot, setzte alle Segel bei und schoß ins Meer hinaus. Am 12. August wurde dieses Boot, in welchem Gern besinnungslos und im Blute schwimmend lag, bei Rügen von einem dort kreuzenden Kriegsdampfer aufgefangen. Jetzt liegt Gern zu Danzig im Lazareth und seine Aeltern haben durch ein Schreiben von dort Obiges ge meldet erhalten. Der muthige Matrose hatte als Schiffsjunge die Expedition nach Japan und China mitgemacht. Oesterreich. Die Friedens-Konferenzen in Wien sind am 6. September wieder ausgenommen worden und sollen die Besprechungen einen gün stigen Fortgang genommen haben. Der von den dänischen Bevollmächtigten vorgelegte Vermit- telungsvsrschlag behufs der Finanzregelung wird nach Berlin zur Begutachtung übersendet. — Se. Majestät der Kaiser von Mexico hat dem Contreadmiral v. Tegetthoff (Commandant des „Schwarzenberg") den Guadelupeorden verliehen und 10,000 Frcs. zur Vertheilung unter die bei dem Seegefecht in der Nordsee Verwundeten und an die Witwen und Waisen der Gefallenen zu gesendet. Schleswig-Holstein. Die „Schl.-Holst» Ztg." theilt mit, daß der geh. Staatsrath Franke in Kiel der Wiener Konferenz, oder wohl viel mehr den deutschen Bevollmächtigten eine aus führliche Denkschrift über die Finanzverhältnisse Dänemarks und der Herzogthümer zugestellt habe. — Der Bürgerverein zu Schleswig hat beschlos sen, ein Gesuch an die Civilcommissare zu richten, um durch ihre Vermittelung die Freilassung der wegen Desertirens von der dänischen Armee zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilten zehn Schleswiger zu erwirken. Auch aus Kalifor nien sind Beiträge für Schleswig-Holstein ein gegangen. Die erste Sendung betrug einstweilen etwa 13,600 Fl., eine weitere, darunter 1000 Fl. aus Sacramento, wird nachfolgen; der weitaus größte Theil des jetzt übersandten Betrages ist in San-Franzisco zusammengekommen. Frankreich. Die Absendung von Verstär kungen nach Algerien hat begonnen und es wird der Herbstfeldzug eröffnet werden, sobald die Truppen in Algerien auf die Stärke gebracht sind, welche die ernste Lage erheischt.