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450 Fünen eingeschifft. —- In Hadersleben wurde am 9. Juli den sich noch dort aufhaltenden entlas senen Beamten, sofern sie geborne Danen find, befohlen, innerhalb 48 Stunden das Land zu verlassen. Da kein besonderer Grund zur Aus weisung vorlag und dasselbe auch in Flensburg geschah, so hält man es für eine allgemeine, das ganze Herzogthum betreffende Maßregel. Dänemark. Das Ministerium hat am 8. Juli aus Veranlassung des Königs seine Demission ge geben. Graf Karl Moltke hat ein neues Cabinet gebildet, dessen Präsident Bluhme ist, wahrend Graf Moltke und v. Quaade Minister ohne Porte feuilles bleiben. Man glaubt, daß das neue Ministerium die Aufgabe hat, durch energisches Einlenken auf die Bahn des Friedens Dänemark vor weitern Verlusten zu bewahren. Die neueren Nachrichten melden denn auch übereinstimmend, daß Dänemark bei den deutschen Großmächten um einen Waffenstillstand behufs der Einleitung von Friedensverhandlungen nachgesucht hat. Nach einer feiten der Stettiner Commandantur der da- sigen Kaufmannschaft gemachten Mittheilung hat ein dänisches Parlamentärschiff am 12. Juli gegen Abend eine Depesche nach Swinemünde gebracht, in welcher die dänische Regierung bei den Alliirten eine Waffenruhe nachsucht. Frankreich. Eine aus Mexico in Paris ein getroffene Depesche meldet den am 12. Juni erfolg ten feierlichen Einzug des Kaisers Maximilian I. in die Hauptstadt. Der churfürstliche Leibtrabant. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Lief gerührt dankte Fried für die große Güte und ver sprach, durch unerschütterliche Treue und den willigsten Gehorsam sich derselben würdig machen zu wollen. Ja, sein Leben sei er bereit für seinen Henn zu lassen, wenn dies gefordert werde. Hoch beglückt verabschiedete sich hierauf Fried vom General, um seinen Eltern noch vor Eintritt der Nacht einen aus führlichen Brief zu schreiben und denselben dem Obersten zu rechter Zeit übergeben zu können. Er eilte zurück in das Qaiartier seines Herrn, setzte sich in sein Stübchen und brachte nun zu Papier, was sonst das Herz ihm ein gab. Jedes Wort athmete Liebe und Dank; sein Herz strömte über von den Gefühlen der Freude, daß es ihm gelungen, durch Uebersenden der Summe von 300 Thalern aller Noth und Sorge ein Ende machen zu können. Uebcr seine eigenen Verhältnisse suchte er sie möglichst zu be ruhigen, indem er bemerkte, daß er überaus glücklich sei. Und so war der Abend hereingebrochen, ohne daß Fried ein Ende seines Briefes hätte finden können; er mußte jedoch schließen, wenn er mit demselben nicht zu spät bei dem Obersten eintreffen wollte. Jetzt bemerkte er auch erst, daß indessen ein gräßliches Regenwetter eingetreten war und das Wasser sich in Strö men vom Himmel herab ergoß. Trotzdem aber mußte er unverweilt aufbrechen. Um jedoch die schöne Livree dem Regen nicht auszusetzen, zog er seines Vaters Rock dar über und setzte den alten mitgebrachten Hut auf. So verkleidet eilte er mit dem unversiegelt gelassenen Briefe von dannen und kam gerade noch zu rechter Zeit bei dem Obersten, der über die aus ökonomischer Rücksicht vorgcnommene Verkleidung lächelte, an. „Du schonst Deine Livree, und sollst sie doch morgen schon mit einer Montour vertauschen!" sagte er, nachdem der Brief von ihm oberflächlich gelesen worden war. „Ich vergaß vorhin, Dir zu sagen, daß mein Sohn beabsichtigt, Dich unter sein Corps aufzunehmen, da ein Mann wegen Kränklichkeit verabschiedet werden muß. Du wirst nun Dein Handgeld und den Sold eines Lcibkrabantm erbalten, bleibst aber vor wie nach der Diener meines Sohnes und I j erhältst fort und fort die Dir verwilligten acht Thaler monatlichen Gehalt, die Du zur Abzahlung Deiner Schuld an mich verwenden magst. Das sind jährlich sechs und neunzig Thaler, und somit wäre diese dann in drei Jahren bis auf Wenig getilgt. Zinsen fordere ich von Dir nicht. D Uebrigens fällt gewiß zu Deiner eigenen Verfügung so mancher Groschen noch aus, und Du wirst dann die inne behaltenen acht Thaler nicht sonderlich vermissen. Bist Du damit einverstanden?" I Da Fried bei dem Hauptmann als Diener fernerhin bleiben sollte und der Dienst als Leibtrabant durchaus nicht beschwerlich war, so zögerte er auch mit seiner Ant- wort gar nicht lange und sagte freudig: Ja! In drei Jahren, seiner Rechnung nach eine sehr kurze Zeit, hatte er sich demnach dreihundert Thaler erspart, was bei ihm schon als ein großes Vermögen galt. Und für wen brachte er das geringe Opfer? Seinen alten Eltern schaffte er Ruhe und Friede, das theure Erbe des Vaters, an dessen Besitze die ganze Seele hing, ungestört bis ans Ende der r * Tage bewohnen zu können. Welche Freude, welche Selig- ! keit mußten sie empfinden, wenn sie Brief und Geld vor sich sahen und nun den habsüchtigen Bäcker befriedigen konnten? Mit welcher Liebe mußten sie seiner gedenken, wenn sie von diesem Beweise seiner kindlichen Sorgfalt vernahmen? Ach, er hätte Zeuge sein mögen; hätte die Lbränen sehen mögen, die ihren alten Augen einmal vor Wonne entquollen; hätte hören mögen, was ihre Lippen i sprachen! Wenn auch weit, weit von ihnen, so band die Liebe die Seelen doch so fest und unzertrennlich an ein ander, daß keine Macht der Erde sie lösen konnte. Ja, freudig wollte er dem edlen Wohlthäter dienen; wachen wollte er über dessen Wohl so vicl in seinen Kräften stehe; sein Leben war er bereit zum Opfer zu bringen. I Vergnügt wie noch nie während seines ganzen Lebens, begab er sich wieder auf den Rückweg, um da zu sein, ' ! wenn der Hauptmann seiner bedürfe. Doch noch immer ! strömte der Regen vom Himmel herab; eine dicke undurch- ' dringliche Finsterniß bedeckte die ohnedies düstre Stadt; ! bald irrte er, des Weges noch nicht genau kundig, von : Gasse zu Gasse, und wußte nicht,'wo er war. Kein I > Mensch ließ sich blicken, die Läden der Fenster waren gc- ! schloffen; überall herrschte eine unheimliche Stille. End- D lich gelangte er an ein großes Palais, dessen Thore noch ! geöffnet standen und wo er im Hintergründe noch einige ' Lichter schimmern sah. Hier gedachte er ein Wenig zu verziehen und hoffte indeß Jemand zu finden, den er fragen könne, wo er sich befinde, und der ihn zurecht weise. » Des Zuges wegen trat er hinter das Eine der Thore und lauschte. (Fortsetzung folgt.). I Speisezettel der öffentlichen Speiseanstalt» Sonntag: Nudeln mit Rindfleisch. Montag: Graupen mit Rindfleisch. Dienstag: Bohnen mit Rindfleisch. Mittwoch: Neis mit Rindfleisch. Nächstkommende Mittwoche, als den 20. Juli « d. I./ findet Kehrer-Konferenz Nachmitt. ! 3 Uhr auf hiesiger Superintendur statt. D Tert: Matth. 9, 13. V Allen Freunden, Nachbarn und Bekannten hier- durch die traurige Nachricht, daß unser guter Gatte und Bruder, der Herrenkleidermacher Adolf ! Robert Richter, heute in seinem 30. Lebens- ! jahre sanft verschieden ist. Die Beerdigung cr- ! folgt Montag den 18. Juli Nachmittags 3 Uhr. ! Großenhain, den 15. Juli 1864. Die tiefbetrübten Hinterlassenen. ! Die diesjährige Generalversammlung ds WilDenhainer Mühlenvereins i ! soll I Montags, am I. Mngust 1864, I Nachmittags 3 Nhr, I