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268 bringen eine Correspondenz aus Kopenhagen vom 23. April, wonach die Räumung der Insel Alsen als bevorstehend bezeichnet wird, falls es den Panzerschiffen nicht möglich werden sollte, die Insel vor einer Landung der Alliirten zu schützen. Ein großer Theil der dort gewesenen Truppen sei bestimmt, das dänische Corps in Nordjütland zu verstärken, welches auf die Stärke von 30,000 M. Infanterie gebracht werden und, von bedeutender Cavalerie unterstützt, das Vordringen der öster reichisch-preußischen Truppen in Jütland verhin dern soll. — Das Panzerschiff „Rolf Krake" und zwei andere größere dänische Schiffe kreuzen, wie aus Flensburg vom 24. April geschrieben wird, im Norden des Alsensunds und senden einzelne Schüsse nach dem Strande. — Wie man aus Gravenstein berichtet, ist das Leibregiment am 20. April nach Flensburg marschirt und am 21. nach Holstein befördert worden, um sich dort vier zehn Tage lang von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen. Auch das 35. und 60. Re giment sollen für einige Zeit Cantonnements in hol- steinschen Städten beziehen. — Aus dem Kampfe bei Düppel wird in militärischen Kreisen Folgen des erzählt: Die vierpfündige Garde-Batterie hatte den Befehl erhalten, nach der Einnahme der Forts den Brückenkopf zu beschießen, und soll dabei so weit vorgegangen sein, daß, ehe sie noch abprotzen konnte, plötzlich eine dänische Colonne über sie herfiel und einen Theil der Mannschaften niederhieb. Die Tapfern wehrten sich helden- müthig, und als der dänische Oberst ihnen Par don anbot, rief der tapfere Führer der Batterie, sie wollten sich lieber Alle in Stücke hauen lassen, ehe sie sich ergäben. In dieser größten Noth kam Infanterie herbei und trieb die Dänen zurück. Sofort protzte der Rest der Mannschaften ab und eröffnete ein so heftiges Feuer gegen den Brücken kopf, daß die Balken förmlich umherstoben und den Unsrigen die Erstürmung wesentlich erleichtert wurde. — Die Leichen der Gefallenen waren am 21. April größtentheils beerdigt. Die Leiche des bei dem Transport nach einem Feldlazarett ver storbenen dänischen Generals du Plat wurde an diesem Tage in einem schön verzierten Sarge nach Alsen geschafft. Der General war in dem Man tel eines gemeinen Soldaten nach tapferster Gegen wehr auf der Schanze mit Kolbenschlägen nieder geschlagen worden. — Der Verlust der Dänen am 18. April beträgt an unverwundeten Gefan genen 44 Offiziere und 3145 Mann, an Todten und Verwundeten 44 Offiziere und 1971 Mann, zusammen also 88 Offiziere und 5116 Mann. Die Preußen verloren an Todten 9 Offiziere und 200 Mann, an Verwundeten 57 Offiziere und 811 M. Der Gesammtverlust an Lodten und Verwundeten auf beiden Seiten steigt hiernach auf die Zahl von 3136. — Aus Schleswig wird berichtet, daß die Danewerkschanzen, die über zwei Millionen gekostet haben, jetzt, nach Verlauf von 4 Wochen, vollständig abgetragen sind. Die Demolirungs kosten betragen ca. 42,000 Thlr. — Nach Berichten aus Veile vom 20. April ist ein preußisches Corps, bestehend aus dem 10. und 50. Regiment, drei Füsilierbataillonen, drei Batterien Artillerie und drei Cavalerieregimentern, dort angelangt und nach einigen Stunden Rast nach Horsens aufgebrochen, wo 10,000 Dänen feste Stellung genommen ha ben und vier neu erbaute Schanzen mit vier Batterien versehen worden sind. England. Die Londoner Conferenz ist am 25. April zusammengetreten und hat den Grafen Russell einstimmig zu ihrem Präsidenten, Herrn William Stuart zum Secretar gewählt. Die Waffenstillstandssrage ist in dieser ersten Sitzung unerledigt geblieben. Wahrscheinlich wird die Con ferenz wöchentlich zweimal Sitzung halten. Aus dem Leben eines wandernden Schneidergesellen. Erzählung von 3. C. Deutrich. (Fortsetzung und Schluß.) Dabei war Lag auf Tag vergangen und die Zeit rückte näher heran, um an die Reise zur Braut zu denken und zu bestimmter Zeit in Walda einzutreffen. Diese zu überraschen und theils auch den armen Eltern derselben größere Ausgaben zu ersparen, hatte er nicht nur den nölhigsn Brautstaat besorgt, sondern auch auf mancherlei Geschenke für die Geschwister Bedacht genommen, so daß er, da er die Reise zu Fuße machte, ein ziemlich um fangreiches Packet mit sich fortführen mußte. Indeß blieben ihm bis zum Hochzeitstage noch fünf Tage übrig und er brauchte sich deshalb nicht zu beeilen. Das Wetter war schön, der Weg gut, das Herz voller Freude; mithin achtete er der Beschwerden, die ihm das Bündel machte, und die Last, die er auf dem Rücken trug, wenig. Schon am ersten Tage erreichte er Oschatz, am folgenden konnte er in Walda eintreffen, zumal wenn er, seinem Plane gemäß, sich nach Strehla wendete und den gräderen Weg einschlug. Schnell und leicht lief er am folgenden Morgen schon durch das Strehlaer Thor, ein Liedchen pfeifend und den gewaltigen Stock lustig schwingend; vergaß aber in den süßen Gedanken, die ihn eben beschäftigten, auf den Weg zu sehen und, als sei ein neckender Genius ihm gefolgt, plötzlich stolperte er über einen Steinhaufen weg und rollte in den Graben hinab. Der Lhorwärter, der nicht weit davon stand und sich nach dem Wetter umgeschaut hatte, vernahm den lauten Schrei, den Lampert unter Schmerzen ausstieß; er eilte hinzu und wurde dessen Helfer bei dem so unangenehmen Falle. Das Gesicht blutet, von den scharfen Steinen zerrissen, und den einen Fuß hat er sich verrenkt, daß er nicht auftreten kann. Nur mit Hilfe des menschenfreundlichen LhorwärterS erreicht er dessen Woh nung, wo er Aufnahme und Pflege findet. Seine Lage ist doppelt fatal. Wie will er nun zu bestimmter Zeit in Walda eintreffen? Und unter welchen Umständen erscheint er? Zwar ergiebt eine nähere Untersuchung, daß die Ver letzung des Gesichts von geringerer Bedeutung ist und durch fleißige Anwendung von Essigumschlägen die einge tretene Geschwulst bald entfernt werden kann; doch der verrenkte Fuß läßt einen so schnellen Gebrauch nicht er warten; er läuft so gewaltig auf, daß er voraussichtlich wenigstens sobald einen Schuh nicht anziehen kann. Auch hier werden alle Mittel angewendet, die den Schmerz lindern, man bemüht sich nach Kräften, das Uebel zu heben und zu entfernen; doch es schwinden drei Lage dahin und nur erst vermittelst seines Stockes vermag er einige Schritte zu thun. Die Hoffnung, doch noch zu rechter Zeit Walda erlangen zu können, hatte ibn abgchalten, einen Boten dahin abzusenden, oder einen Wagen zu miethen, um sich fahren zu lassen; auch fürchtete er, dann die Braut zu erschrecken; allein, was würde man denken, wenn er nicht erschiene? Seine Sorge und Angst wuchs deshalb mit jedem Augenblicke, selbst die Nacht hindurch jammerte er. Am Morgen des 25. Septembers stand er schon sehr § frühe zur Abreise bereit und versuchte zu gehen; allein nur unter Schmerzen konnte er auftreten und er mußte j sich doch nun bequemen, einen Wagen zu gebrauchen, der k ihn wenigstens bis an die Elbe bringe. Verzweiflungsvoll