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Zeit. Offen und freimüthig hatte der junge Mann er zählt, weshalb er sich so schnell entschlossen, seine Wan derschaft nach Berlin nicht fortzusetzen, sondern Arbeit bei dem kranken Dorfmeister zu Walda zu nehmen und dessen Familie ein Versorger zu werden, und der Bürgermeister konnte darum auch die Handlung,. obgleich sie etwas dem Jnnungsrechte widersprach, nur billigen, doch daß sich Lampert als ein Geselle gegen den Herbergsvater ver gangen, ihn thätlich gemißhandelt, wurde, trotz aller Vor stellungen und Einwendungen, mit drei Tagen Gefängniß bestraft, die derselbe auch unverzüglich abbüßen sollte. „Es mag geschehen", erklärte Lampert ruhig; „doch muß ich fragen, ob ein Meister einen fremden unbeschol tenen Gesellen wegen seiner Körperbeschaffenheit ohne Grund verhöhnen, ihn schimpfen und beleidigen darf? Was spricht hierüber das Gesetz? Der Obermeister wird bezeugen, daß ich keine Veranlassung dazu gegeben!" „Selbsthilfe ist in keinem Falle gestattet", antwortete der Bürgermeister, „das seht Ihr ein. Beklagtet Ihr Euch über solche Behandlung bei mir, so wurde Klotze bestraft. Ihr fehltet also dennoch und müßt Euch meines Urtheils unterwerfen. Es thut mir leid, hart scheinen zu müssen, zumal ich sehe, ihr seid ein edler, mitleidiger Mensch; doch kann ich beim besten Willen nicht anders. Uebrigens versichere ich Euch, daß Eure Haft Euch nicht sonderlich beschwerlich werden soll!" Willig ergab sich Lampert nun in sein Schicksal, doch that es ihm webe, daß er drei Lage lang der bedrängten Familie entzogen wurde und für sie nicht sorgen konnte. Allein, bald fand sich ein Freund, der durch sein Dazwischentreten und durch seinen Einfluß der Sache eine ganz andere Wendung gab. An diesem Tage noch war der churfürstliche Kammer- Herr von Wilden mit dem damaligen Besitzer des Schlosses zu Walda von Dresden gekommen, um sich einige Zeit in dem freundlichen Schlosse aufzuhalten. Eine kleine Re paratur an einem Hauskleide desselben macht es nöthig, damit einen Schneider zu beauftragen, und der Diener erhielt sofort die Weisung, den Dorfschneider herbeizuholen. Sein Erscheinen macht die Familie bestürzt; die von Furcht und Angst erfüllten Gemüther vermeinen wieder irgend eine Hiobspost vernehmen zu sollen. Doch der Diener, ein schon bejahrter Mann, ist freundlich; er sieht den kranken Meister daliegen, sieht die Armuth, welche im kleinen Zimmer waltet, und theilnehmend erkundigt er sich nach allen Umständen und Verhältnissen näher. Da er zählt die Gattin vom guten Lampert, und wie es dem selben ergangen, und daß die Meister der Stadt ihnen den bisherigen Versorger und Freund entreißen wollen. Eben aber tritt auch Emma, die dem Gesellen heimlich nachgegangen, um dessen Schicksal in der Stadt desto eher zu vernehmen, jammernd ein, und fügt der Erzählung der Mutter bei, daß Lampert drei Lage lang im Gefängnisse sitzen müsse, weil er den Herbergsvater mißhandelt habe. Dies Alles vernimmt der menschenfreundliche Diener mit tiefer Bewegung und nicht ohne Entrüstung. „Geduldet Euch nur kurze Aeit^ ich kenne einen Mann, der Euch bald den entriffenen^Versorger wieder herbei schaffen kann und wird!" sagte derselbe, und ging darauf fort. Der Besitzer des Schlosses*), wie der Kammerherr, denen der Diener das Elend der Schneiderfamilie getreulich schilderte und von dem Ereignisse mit dem Gesellen aus führlich erzählte, hörten mit dem lebhaftesten Interesse zu und erstaunten ebenso auch nicht wenig über die vom Bürgermeister verhängte Gefängnißstrafe, deren sich dieser unverzüglich unterziehen müssen. „Das ist ein Eingriff in meine Rechte", versetzte der Erstere. „Der kranke Schneider ist mein UnLerthan, und da der Geselle bei demselben gearbeitet, gehörte auch dieser zu denselben. Beide stehen unter meinem Schutze, und weder der Jnnungsobere, noch der Bürgermeister durften sich eine Gewaltsamkeit gegen ihn erlauben. Unbedingt hätte davon meinem Gerichtshalter Anzeige gemacht werden sollen, und nur dieser konnte verfügen. Das ist ein Fall, der mich höchst unangenehm berührt; werde auch sofort an Ort und Stelle mich verfügen und diese Angelegenheit selbst genauer untersuchen. Der Schneidermeister ist arm, dazu krank und die Familie dann in um so größerer Nott); hier ist schnelle Entscheidung nöthig. Und war der Geselle *) Seinen Namen finde ich nicht genannt. ein braver Mensch, kehrt er unverweilt wieder in seine Werkstätte zurück." (Fortsetzung folgt.) Speisezettel der öffentlichen Speiseanstalt. Sonntag: Reis mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Graupen mit Rindfleisch. Mittwoch: Kartoffeln mit Rindfleisch. Personalübersicht der Armenanstalt im Monat März 1864. Bestand Ende Februar . . 14 Erwachsene, 10 Kinder. Zuwachs 3 „ — „ Abgang 1 „ — „ Bestand Ende März . . 16 Erwachsene, 10 Kinder. Absatz der Speiseanstalt im Monat März 1864. 423 Portionen mit Fleisch, 501 Portionen ohne Fleisch. Musikv erein. Heute um 8 Uhr Probe mit Orchester. Um zahlreichen Besuch wird freundlichst gebeten. Arbeiter - Kranken - Verein Sonntag den 10. April Nachm. halb 3 Uhr. -j- Morgen, Sonntag, Haupt-Versamm lung der Concordia zu Naundorf. Der Vorstand. Ein Haus und Garten von 134 üj Ruthen mit eingerichteter Kramerei in einem großen Kirchdorfe steht veranderungs- halber zu verkaufen. Kaufer erfahren Näheres in der Exped. d. Bl. Heute ,2 Uhr ! Mobilienauction in Nr. 290 am Linden platze hier. Es kommt dabei punkt 12 Uhr eine - gute, 10 tragende Deeimalwaage vor. Heute 2 Uhr Blumemuctioll bei Herrn Weißenborn, und zwar bei un günstiger Witterung im Gewachshause; am Schluß kommen viele Sämereien vor. Verschiedene Frauenkleider, einige Wasche, sowie Möbeln und Hausrath ver- auctionire ich nächsten Dienstag 1« Nhr in Nr. SS7 fürs König!. Gerichtsamt. ! C. G. Arnold. ! Holz - Auktion. ! Kommenden Montag, den 11. April, Vor- ' mittags 9 Uhr sollen eine große Quantität schöne . Stangenhaufen, zu Baumpfählen und Bal- ! kenstangen paffend, meistbietend verkauft werden. Auch sollen eine Partie dürre Stock» und dergl. Scheitklsftern billig verkauft werden. Der Sammelplatz ist die Schänke zu Böhla. Be dingungen werden zuvor bekannt gemacht. Rasti g. ! Bauholz-Verkauf. Vielfachen Nachfragen zu genügen, werde ich ! Dienstag den 12. April Nachmittags 1 Uhr in Kmehlener Flur mehrere kieferne Bau- ftamme verkaufen. Sammelplatz: die Schanke i in Kmehlen. Rastig.