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Für Schleswig! Die geschäftsleitende Commission des Deutschen Abgeordnetentags hat solgenden Ausruf für die nothleidenden Schleswiger erlagen: Die Commission der deutschen Abgeordnetenversammlung wendet sich an die Männer^und Frauen in allen deutschen Ländern mit der Bitte, den durch die unausbleibliche Noth des: Krieges bedrängten Schleswigern zu Hulse zu kommen. Die schleswig'sche Landbevölkerung, durch das langjährige Plündenugssystem der Dänen schon vor dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hart bedrückt, in manchen Landestheilen verarmt, in den letzten Monaten durch dänische Requisitionen und Erpressungen vollends ausgesogen, geht in den Landstrichen, die der Krieg und die ver bündeten Heere durchzogen haben, dem Untergange entgegen. Es liegen uns darüber unantastbare glaubwürdige Berichte vor, die unser Mitleid und unsere schleunigste Hülseleistung anrufem In den vom Krieg berührten Dorfschaften, wie Oberselk, Missunde, Oeversee rc., ist den Bauern ihr Hausgeräthe zum größten Theil vernichtet und verbrannt, das Bettzeug ür sden Transport der Verwundeten mitgenommen, theilweise das Vieh geschlachtet oder weggeführt, das Stroh vou den Dächern gerissen, der Getreide- vorrath sammt dem Saatkorn verzehrt. Ganze Höfe sind abgebrannt und dis Einwohner obdachlos. Sie beklagen sich nicht: sie^ wissen, daß im Krieg Noth keist Gebot kennt, daß jeder mmust was er findet. Sie flehen auch, wie in dem ergreifenden Berichte der Augenzeugen ausdrücklich gesagt ist, unsere Hülfe nicht an, sie wollen lieber zu Grunde gehen als betteln. Um so weniger dürfen wir sie hülslos ihrem Schicksal überlassen. Unter den unserer Verwendung an vertrauten Geldern befinden sich ansehnliche Beiträge, die ausdrücklich für ^othleidende und Bedrängte in den Herzogtümern bestimmt sind, und wir haben heute den Beschluß gefaßt, diü Summe von Zehntausend Thalern sofort den Bedrängten zur Hülfe zu senden. Diese Beisteuer wird im Einverständmß mit dem schleswig-holstein- schen Verein zu Hamburg durch die zuverlässige!: und landeskundigen Männer, die uns befreundet sind, unverzüg lich an Ort und Stelle verwendet. Allein sie reicht nicht aus, zumal der fortdauernde Krieg fortwährend neue Wunden schlägt. Weit größere Summen sind erforderlich und wir zählen daraus, sie zu erhalten. Wir zählen vor Allem auf die deutschen Frauen, die bisher, mit seltenen und um so rühmlicheren Ausnahmen, Mr die Sache der Herzogtümer wenig gethan haben. Der Gedanke an die bittere Noth der so lange geknechteten und mißhandelten, jetzt von den Drang salen des Krieges vollends niedergebeugten Landsleute wird ihre Herzen und Hände öffnen: sie werden freudig irgend einen Schmuck oder Tand dahingeben und in eine Gabe verwandeln, die das unverschuldetste Elend lindern und überstehen hilft. Wir dürfen D i e nicht zu Grunde gehen lassen, an deren Befreiung wir arbeiten, und wir müssen der Mahnung eingedenk sein, die ein Fürsprecher der Nothleidenden anAms richtet: „Die Schleswiger, denen wir Hülfe bringen, lernen in dieser Stunde der Noth ihr großes Vaterland kennen. Das vergißt sich nie wieder?" Frankfurt a. M., den 21. Februar 1864. , Für die geschäftsleitende Commission der dentschen A-geordnetenversammlung: Der Vorsitzende: Der Geschäftsführer: vr. 8. Müller. krstvr. So groß also ist die Noth, so unerläßlich die Hülfe und zwar schnell! Mithin möchte« wir nicht »er gebens dir Menschenfreundlichkeit von Hoch und Niedrig anrufen, sich recht lebhaft durch Anlauf von Loosen bei der Ausspielung von Kunstgegenständen*), deren Reinertrag von eirca 80,273 Thaler ausschließlich zm» Besten der Nothlcidendcn in Schleswig-Holstein verwendet wird, zu betheiligen. Wir hoffen auch namentlich auf die edelrn deutschen Franenherzen, daß diese unsere Lotterie in ihren Kreisen nach Kräften fordern. DW" Je schneller die Hülfe, desto kräftiger! "WI Leipzig, Marz 1864. Albtsl Hoffmann, litt Namen des Kontrote-Komit« der Lotterie für Lchleswig-Koistein. Ansführlicher Plamans der Rückseite.