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AllMbuiM Tageblatt scheint täaliÄ mit Ausnahme der Tage —Filialen: in Lltstadtwaldeuburg bei Herrn UNS Kaufmann Otto Förster, in Langenchur», chster- * darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei K Waldendsrger Anzeiger. LLMM 0 Pf. V V Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste». ML. — AMÄlitt für den Aidttch z» Watdenbmg. Zugleich wett verbrettet tn dm GtSdtm Penig, Lnnzeua«, Lichtenstein-Callnberg und tn den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Lallenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. G., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. nach Sonn- und Festtagen. A«mh«e von Inseraten für die nS Ichetnende Rümmer bi» mittags 12 wer »bonuementrprei« beträgt viert Ach I «k. S» Vf. Einzelne Rrn. Snserate pro Zeile 10 Pf., Einges. ! «Lpeditiou: Waldenburg, Obergaffe ! .« «8. Donnerstag, den 23. Mär; 1SS3. WMeruugSbericht, aufgmommm am 22. März, nachm. 4 Uhr. A»r»«etersta«d 768 mm. reductrt auf dm Meeresspiegel. Thermometerstand -j- 7,»° 0. (Morgms 8 Uhr -l- 5'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 72°/». Thaupuutt -s- 2.» Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher WitterungSavSstchtM für den 23. März: Meist trübe mtt Niederschlägen, zettwei;e halbhetter. 'Waldenburg, 22. März 1893. Daß der Reichstag gerade so sehr begierig auf die allgemeinen Parlamentsneuwahien ist, die in Folge der voraussichtlichen Ablehnung der Mtlitärvorlage bevor stehen dürften, Ist nun eben nicht zu sagen. Die kom- wenden Ereignisse sind wohl hin und wieder im Laufe der Debatten gestreift, aber meist immer tn ruhiger und sachlicher Weise. Eine Ausnahme haben höchstens die Redner der Socialdemokratie gemacht, was eben weiter keine Ueberraschung t,., denn jede Wahlagitation ist dieser Partei willkommen, und zur Eröffnung der selben werden von den Parlamentsrednern regelmäßig kräftige Töne angeschlagen, um die „Genossen" zu sammeln und sie zu energischer Thätigkeit anzufeuern. Im Uebrtgen gilt die Retchstagsauflösung mehr oder weniger auf allen Seiten des Hauses als ein saurer Apfel, tn den man nicht gern htnetnbeißt. Wer will sagen, ob denn den Parteien wirklich aus den allge meinen Wahlen große oder überhaupt nur Vortheile erwachsen? Es tst richtig, daß die Steuervcrlagen, aus welchen die Kosten der neuen Heeresverstärkung gedeckt werden sollen, in breiten Bevölkerungskretsen recht wenig po pulär sind. Aber ein Wahlkampf mit aller seiner Auf regung ist Tausenden, die sich nun schon seit Monaten nach besserem Geschäftsgänge und höherem Verdienst sehnen, auch nicht besonders willkommen, denn aus der Zett der Septennatsoorlage weiß man recht wohl, daß tn Wahlzeilen wohl Restaurateure und ähn- ltche Gewerbe bessere, viele andere Gewerbebetriebe aber schlechtere Geschäfte machen. Und tst der Reichstag diesmal erst aufgelöst, so wird die Ungewißheit, was kommen kann, noch viel lastender auf den Geschäftsgang wirken, als bei den Septennatswahlen, tn welchen dte Person Fürst Bismarcks besonders tm Vordergründe stand, dte einen Anhalt für die Wetterführung der deutschen Politik In bestimmter Richtung gab. Der heutigen Retchsregterung tst sicher nichts an einem weit vertieften und unbegrenzten Conflict mit der Volksvertretung gelegen; dte Sache ist aber die, daß schwer abzusehen tst, welchen Weg ein einmal in stür mischen Laus gesetztes Rad nehmen wird. Wenn auf der anderen Seite auch der Reichstag eS vermeiden wird, tm Wahlkampfe dte Sache auf dte äußerste Spitze zu treiben, so wird es doch nicht an anderen Elementen und Versuchen derselben, dteS zu thun, fehlen. Unter diesen Umständen tst es schwer abzusehen, wohin sich das Zünglein der Waage tm Kampfe neigen wird. Für einen guten Theil der Wähler können am Ende ganz andere Dinge in Be tracht kommen, als nur dte neue Heeresvorlage, und somit Wahlresultate ergeben, dte sehr überraschen wür den. Um einen vulgären Ausdruck zu gebrauchen, man kann sagen, die Wähler erkennen auch, daß ihnen das Hemd näher fitzt, als der Rock, und es tst keine Uebertretbung, zu sagen, daß Tausende von Wäh lern da find, dte vor allen Dingen ihre persönlichen wtrthschaftlichen Verhältnisse gebessert sehen wollen, und bet welchen dann die Milttärvorlage und sonstige Dinge erst in zweiter Reihe kommen. Es ist daran zu erinnern, daß wette Volkskretse den Druck der schweren wtrthschaftltchen Krise schon längst empfunden haben, aber nicht den der neuen Militärvorlage, die erst tn Kraft treten soll, und tn welcher dte zwet- jährtge Dienstzeit für Eltern Heranwachsender Söhne viel Verlockendes hat. Daß ein gänzlicher Umschwung in der R-tchstagszusammensetzung erfolgen wird, tst wohl kaum anzunehmen, aber der lockere Zusammen hang in einzelnen Parteien und unter einzelnen Par teien wird noch klarer hervortreten, und eine zweite Reichstagsauflösung könnte dann noch mehr bringen, als heute vermieden werden soll. Auf die Gesammtheit der Wähler tn aller und jeder Beziehung zu rechnen, tst, wie dte Septennatswahlen gezeigt haben, ein gefahrvolles Stück uni' darum find Neuwahlen in der That kein Ereigntß, das leicht zu nehmen irgend eine Partei recht Anlaß hat. Aber auch für dte Retchsregterung liegt hierzu keinerlei An laß vor; es ist vorauszusehen, daß im Wahlkampfe viel, sehr viel zur Sprache gebracht wird, was dem Gedeihen des deutschen Reiches durchaus nicht förderlich tst, und kein Wahlkampf geht vorüber, ohne daß am Ansehen und der Autorität der Regierung gerüttelt wird. Das muß ertragen werden, wenn es kein an deres Mittel giebt, aber dies bleibt dann zu überlegen. Wir werden die Neuwahlen wahrscheinlich haben, wenn auch nicht das letzte Wort bisher gesprochen tst. Sind sie vorbei, wird es wahrscheinlich von mehr als einer Sette bedauert werden, daß es so weit gekommen ist. Vielleicht hat die genaue Ueberlegung noch eine Stimme bet dem letzten Wort, hier, wie da! GsLMMe AunVschtM. Deutsches Reich. Am Dienstag Vormittag unternahmen dte kaiser lichen Majestäten eine gemeinsame Spazierfahrt. Im Schlosse arbeitete der Monarch alsdann mit dem Chef des Militärcabinets und nahm militärische Mel dungen entgegen. Mittags begab sich der Kaiser zum commandirenden General v. Meerschetdt-Hülleffem und sprach demselben anläßlich seines 50jährtgen Dtenst- jubtläums seine innigsten Glückwünsche für seine Person und das gejammte Gardecorps aus. Der Monarch war In der großen gestickten Generalsuntform erschienen mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens und nm- geben von sämmtlichen Generalen des Berliner Garde - corps, mit Ausnahme des Erbprinzen von Meiningen, welcher sich auf Urlaub befindet, von den gesammten Regimentscommandeuren und Commandeuren selbstän diger Theile des Gardecorps, einschließlich des in Ko« blenz garntsontrenden Kaiserin Augusta Grenadierregt« mentS Nr. 4. Der Kaiser überreichte eine Urkunde zu einer „Meerschetdt-Hüllessem-Sttflung- für mild- thätige Zwecke. Dieselbe ruht tn einer großen Mappe aus rothem Sammet, auf deren Deckel in der Mitte der silberne emailltrte Gardestern prangt, während die Ecken mtt filbervergoldeten kriegerischen Emblemen ver ziert find. Das Titelblatt trägt die Widmung in künstlerisch auSgeführtcr kolortrter Zierschrift mtt präch tigen Initialen, und besagt, daß der von sämmtlichen Offizieren des Gardecorps gestiftete Fonds eine An regung des Kaisers sei. An der linken Sette weht ein langes Fahnenband herab, welches die Namen aller Schlachten und Gefechte trägt, tn welchem der Jubilar mttgrkämpft. Im Laufe des Tages statteten auch der Kronprinz Wilhelm und die königlich preußischen Prin zen dem General ihre Gratulation ab. Aus Frtedrtchsruh wird mttgethetlt, daß sich Fürst Bismarck leidlicher Gesundheit erfreut, und nur dann und wann unter dem Einfluß des rauhen Wetters etwas auszuhalten hat. Am Geburtstage des Fürsten (1. April), der zwischen Charfrettag und Ostern fällt, wird es wohl etwas stiller als sonst in Frtedrtchsruh setn, dagegen find für dte Ostertage gewiß Ovationen zu erwarten. In den letzten Tagen hat der Altreichs kanzler mehrere Herren aus seinem Wahlkreise empfan gen; im Falle einer Retchstagsauflösung wird eine Kundgebung des Fürsten erwartet. Jedenfalls wird er wieder als Kandidat aufgestellt werden. Eine Thetlnahme an der zweiten Lesung der Mtlitärvorlage im Reichstage tst unwahrschetnltch. Ein Erfolg der deutschen Industrie wird tn der „Köln. Ztg." wie folgt, mttgethetlt: Dte Lieferung von 3000 Tonnen Etsenstahlschtenen für die bulgarischen Bahnen tst Mitte dieses Monats der Gußstahlfabrik von Fr. Krupp in Essen übertragen worden, welche die Anerbietungen der englischen, belgischen und öster reichischen Wettbewerber mit Erfolg unterboten hatte. Dte Lieferung soll tm Juni in dem Schwarzen Meer- Hafen Burgas erfolgen. Die Schienen sollen zum Theil zum Ersatz älterer englischer Schienen auf den Strecken Zamboli-Burgas und Zartbrod-Bellowa, zum bet Weitem größeren Theil aber zum Bau der Eisen bahn Sofia Pernik verwendet werden, welche bestimmt tst, dte bei Pernik befindlichen Kohlengruben für das Land zu erschließen. Der Sieg des deutschen Werkes tst um so erfreulicher, weil in Folge der billigeren Frachtsätze bisher in allen Balkanstaaten ausschließlich englische Schienen zur Verwendung gekommen find, während die Tüchtigkeit der deutschen Schienen gegen über den englischen niemals zurückzustehen braucht. Der „Rcichsanzetger" veröffentlicht das Gesetz betr. dte Verlegung des preußischen Bußtages. Der Bußtag wird danach vom Mittwoch nach dem Sonntag Jubilate auf den Mittwoch vor dem letzten Trtnttatts- sonntag verlegt. In Ergänzung der Meldung über den Tod des Feldwebels Kühne von der deutschen Schutztruppe für Ostafrtka wird noch aus Beuthen (Oberschl.) geschrieben: Hier ist am Freitag dte Meldung des Marinestaats sekretärs Hollmann etngetroffen, daß Feldwebel Kühne tn einem für dte diesseitigen Truppen siegreichen Ge fechte gegen Marungua bet Mandera gefallen tst. Staatssekretär Hollmann ließ der tiefgebeugten Fa- mtlie, dte erst vor einigen Monaten den Galten und Vater verloren hat, seine herzlichste Theilnahme auS- drücken. Kühne halte sich tn Afrika das Milttärehren- zetchen I. und II. Klasse erworben. Während die Feststellung des schriftlichen Commis- fionsberichts in der Mtlttärcommtsston zwischen dem 15. und 17. April stattfinden wird, dürfte, dem „Hamb. Kour." zufolge, dte zweite Lesung der Militär- Vorlage tm Plenum nicht vor dem 1. Mat, d. h. nicht vor der Rückkehr des Kaisers aus Italien anberaumt werden. Dte „Köln. Ztg." hatte bekanntlich vom Ftnanz- mlntster Miquel behauptet, daß er das neue preußische Wahlgesetz durchgedrückt habe. Das Blatt nimmt jetzt seine Beschuldtguig zurück. Bet der Reichstagsersatzwahl tm Wahlkreise Olpe-Meschede-Arnsberg tst dte Wahl des bekannten ultramontanen Redacteurs Fusangel gegen den offiziellen Centrumscandtdaten Böl'^iichert. Dte Wahl erregt großes Aufsehen. Durch katserltche ^-etsordre vom 16. d. M. find acht Generale d^ccußtschen Armee tn Genehmigung ihres Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt worden. Bon einigen wußte man, daß fie ihr Ab-