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Großenhainer UMHMWgS- Wd AykiMlüt. Amtsblatt deS König!. GerichtSamtS und Stadtraths zu Großenhain. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 121. Sonnabend, den 17. October 1863. Mit Genehmigung der Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern soll zur Deckung des Aufwandes der Handels« und Gewerbekammer z« Leipzig ein Zuschlag zur Ge werbesteuer derjenigen Geiverbtreibenden erhoben werden, auf welche das Gewerbegesetz vom 15. Octobcr 1861 Anwendung leidet und welche mit wenigstens 2 Lhlr. Gewerbesteuer belegt sind. Dieser Zuschlag ist auf 1 Neugroschen von jedem vollen Thaler Gewerbesteuer festgesetzt worden und ist von den Zahlungspflichtigen zugleich mit dem am 15. -ieseS Monats fälligen Steuertermine an die hiesige Stadt-Steuer-Einnahme zu entrichten. Großenhain, den 14. October 1863. Der Stadtrath. Schickert. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 14. October wurde von dem Dberappellationsgericht zu Dresden das vom Be zirksgericht Borna über den Backer Winkelmann wegen des in der Nacht vom 10. zum 11. April v. I. an der verw Thürmer in Lausigk verübten Raubmordes gefällte Todesurtheil bestätigt. — Zur Octoberfeier in Leipzig waren nach der „D. A. Z." bis zum 12. October 972 Veteranen und 461 Deputiere von 188 Städten angemeldet. Aus Oesterreich wird sich eine Anzahl namhafter Militärs an der Leipziger Schtachtfeier betheiligen. Oesterreich. Die Schilderungen, welche die Wiener Blätter über die Noth in Ungarn brin gen, sind furchtbar. An vielen Orten muß das Vieh aus Mangel an Futter geschlachtet werden; die Fruchtvorräthe sind schon längst ausgegangen und ganze Schaaren ausgehungerter Familien ziehen von Dorf zu Dorf und belagern die Höfe wohlhabenderer Besitzer. Schleswig-Holstein. In Holstein, wo an mehreren Orten der 18. October feierlich begangen werden sollte, hat die holsteinische Regierung jede Feier dieses Tages verboten. Frankreich. Der „Moniteur" vom 14. Oct. veröffentlicht mehrere Ernennungen und Verän derungen in Besetzung der französischen Gesandt schaftsposten. — Auch bestätigt der „Moniteur" den am 13. October erfolgten Tod des Staats ministers Billautt, dessen Ableben ein unermeß licher Verlust für Frankreich sei. Rußland. In Warschau ist nicht nur das Hotel de l'Europe, in welchem am 5. October ein politischer Meuchelmord verübt wurde, con- siscirt und der Militärverwaltung übergeben wor den, sondern auch das Grabowskl'sche Palais wurde infolge einer am 11. October vorgenom menen Haussuchung, wobei man Waffen, Pa tronen und Uniformen in einem Keller gefunden hat, militärisch besetzt; alle männlichen Bewohner sind verhaftet. — Nach der galizischen Grenze soll von Warschau aus bis zum 17. October ein Armeecorps von 20,000 Mann befördert und da durch diese Grenze eben so stark besetzt werden, wie die preußische längs der Provinz Posen, um die Zuzüge und Waffensendungen aus Galizien abzuschneiden. — Ein von Lomza ausgezogenes Truppendetachement hat am 12. October bei den Ortschaften Wisnewo und Jochi im Gouvernement Plotzk eine Bande berittener Insurgenten geschla gen, die von Kabylinski befehligt wurde. — Drei Jnsurgentenbanden sind am 10. October bei Go- liumin im Gouvernement Plotzk durch ein rus sisches Truppendetachement geschlagen worden. Der Verlust der Insurgenten war sehr beträchtlich. — Jetzt wird nun auch das Ausbrennen der Walder als Hilfsmittel zur Führung des Krieges gegen die Insurgenten benutzt. Die ganze Strecke ent lang der Warschau-Wiener Eisenbahn wird auf Befehl des Generals v. Berg in einer Breite" von 7 Werst ausgeholzt, die stärkeren Stamm enden zusammengeworfen, verschenkt oder verkauft und das dünnere Holz, sowie die Wipfelstücke in Haufen verbrannt. Des Pachters Tochter. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Der Traum war also Wahrheit geworden, sein Engel hatte ihn nicht getäuscht! Aller Noth und alles Elendes war er nun enthoben, die furchtbaren Bilder, die der nahende Winter, die wachsende Hungersnoth in seinem Geiste erweckt; sie verwandelten sich in liebliche, erquickende Gestalten. Kaum konnte er den Gedanken fassen, er solle hier in diesem traulichen Stübchen, in dieser lieben, ehrbaren Familie seine neue Heimath finden. Ach, welche Wonne, welche Seligkeit durchströmte sein Herz! Und wem mußte er dies Alles danken? Anfangs hätte er glau ben mögen, Riekchen spotte seiner, verberge dahinter un- ! edle Absichten; doch wie verklärt, wie erhaben stand sie