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Großenhainer Unterhaltungs- und AmeiHeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. O. Mittwoch, dm 17. Januar 1849. Tagesnachrichten. Frankfurt. Man findet es auffallend, daß der deutsche Adel sich so wenig bei den Beiträgen zur deutschen Flotte betheiligt. — Die Aufhebung der Spielbanken hat großen Jubel, aber bei den Betheiligten auch große Niedergeschlagenheit erregt, vorzüglich in den kleineren Badeorten, die fast mehr von der Spielbank als vom Bade lebten. — Die Nationalversammlung bezog am 11. Januar wieder die Paulskirche, deren Beleuchtungs- und Heizungs- Einrichtungen als vorzüglich gelobt werven. Es wurde zuerst 5000 Gulden Flottenbeitrag als Rein gewinn einer von Frauen und Jungfrauen in Bre men veranstalteten Lotterie gemeldet. Thema der Debatte war die künftige Stellung Oesterreichs zu Deutschland. — In Amerika sind zwei große Kriegs- Dampffregatten für Rechnung der deutschen Rcichs- Easse um 2,000,000 Gulden gekauft worden. Ihre Station wird die Elbe- und Wescrmündung sein im Falle eines Krieges mit Dänemark. — Die Großherzöge von Baden und Hessen haben der Centralgewalt angezeigt, daß sie sich einem deut schen , selbst erblichen Oberhaupte unterordnen wür den. Dasselbe haben die acht kleinen thüringischen Fürsten zu Gunsten Preußens gethan. — Die Stadt Frankfurt hat die Grundrechte publicirt, sowie es in Würtemberg und Kurhcssen nun geschehen ist. Sachsen. Die Kammern haben einige vor bereitende Sitzungen gehabt, jedoch ohne weiteres Interesse, da cs sich nur um die Prüfung der Wahlen und die Ernennung des Präsidiums han delte. Präsident der ersten Kammer ward Joseph aus Lindenau, Vicepräsiventen Tzschucke und Haden, Secretäre Hohlfeldt und Jungnickel. Die zweite Kammer erwählte zum Präsidenten Hensel aus Zittau, zu Vicepräsidcnten Schaffrath und Tzschirncr, zu Sccretären Fritzsche und Jäkel, jedoch sammt- lich nur auf acht Wochen. — Auch aus Sachsen sind mehrere Adressen mit zahlreichen Unterschriften nach Frankfurt abgegangen, des Inhalts, daß man in der Krone Preußen den Haltpunct für Deutsch lands Einheit einzig und allein jetzt finden könne. Ein Gleiches ist auch in Altenburg geschehen. — Der commandirende General v. Cerrini ist pensio- nirt worden. — Durch Leipzig ist mit der Eisen bahn schon der dritte Transport Silber durchpassirt. Der letzte betrug 600 Centncr (gegen 2,000,000 Thaler). Es soll dasselbe von England kommen und mit der österreichischen Anleihe bei Rothschild in Verbindung stehen. Es ist noch eine vierte Ladung angekündigt. — In Dresden sind schon eine Anzahl Petitionen um Herabsetzung der Diäten der Landtagsabgeordnetcn von Z auf 2 Thaler ein gelaufen, darunter auch von Vaterlandsvereinen. Täglich Z Thaler macht allerdings jährlich 1095 Thaler, ein Gehalt, den nur wenige Beamte ha ben, so sehr auch über hohe Gehalte derselben in letzterer Zeit gesprochen worden ist. — Man er zählt, daß Leipzig zum Versammlungsort für einen Congreß von Republikanern aus allen europäischen Ländern auscrsehcn sei. Oesterreich. Der Reichstag zu Kremsier hat endlich wieder cm Zeichen der Energie von sich ge geben und gegen die ministerielle Anmaßung bei Gelegenheit des §. 1 der Grundrechte protestirt. — In Wien nehmen die politischen Anklagen so über hand, daß der Gouverneur täglich fast 300 ent- gegennchmcn mußte. Wer einen Privatfeind hat, sucht ihn jetzt als Gegner der Regierung anzuschwär zen. — Bei dem neuen österreichischen Anlehen hat sich auch das russische Banquierhaus Stieglitz be- theiligt. — Die kleine österreichische Besatzung des Pulvermagazins in Venedig ist aus dieser Stadt abgezogen, nachdem sie Monate lang von den Venettanern selbst verpflegt worden war, da sie ge droht hatte, bei Angriffen irgend einer Art das Magazin in die Luft zu sprengen. Nach ihrem Abzug war freilich gar kein Pulver mehr vorhanden. Es ging auch das Gerücht über die Emnahme Venedigs durch die Lesterreicher. — Der durch das Bombardement in Wien verursachte Schaden ist auf 4,102,892 Gulden amtlich fcstgestellt. — Die Preßfreiheit ist kaum noch zum Scheine vor handen. Auch die Ostdeutsche Post, welche in ge mäßigtem Tone dem Ministerium entgegenzutreten wagte, ist unterdrückt. — Prag ist zur slavischen Umversität erklärt worden und das betreffende Mi- nisterialdecrct befiehlt, daß alle vom Staate an- gestellten Professoren in böhmischer Sprache ihre Vorlesungen zu halten haben. Nur den Privat docenten ist cs noch erlaubt, deutsch zu lesen. — Windischgratz hat in Ungarn befohlen, daß alle Gerichtsbehörden und Geistlichen dem Volke ein Manifest zu verkündigen haben, welches die Auf rechthaltung aller versprochenen Freiheiten versichert.