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Oesterreich. Nach der Wiener Zeitung sind von 2300 verhafteten 2000 wieder entlassen wor den.—Die durch das Bombardement hervorgcrufencn Entschädigungsansprüche belaufen sich auf 200,000 Gulden. — Nach einer am 28. Decembcr erschiene nen Kundmachung des Gouverneurs Weiden besteht in Wien ein politischer Club, welcher die Absicht hat, die Befestigungswerkc zu überfallen, die Ka nonen zu nehmen und nach Befinden zu vernageln. Der Gouverneur macht dcßhalb bekannt, daß auf ein Signal von drei Kanonenschüssen die ganze Garnison binnen 15 Minuten aufgebotcn und auf die sich den Wallen Nahenden sogleich scharf ge schossen werden wird. — Nach dem Fmanzausweis für 1848 betragt der Ausfall 43Vs Millionen. — Der Großfürst Constantin ist mit größter Auszeich nung in Ollmütz behandelt worden. — Der Reichs tag soll nächstens wieder nach Wien verlegt werden. Da sämmtliche Provinzen vertreten werden sollen, so spricht man von der Einrichtung von 200 neuen Sitzen. — Zwölf Abgeordnete der Linken sind wegen der Wiener Revolution vor Gericht gefordert. — Die Anfeindungen der Juden haben zur Folge gehabt, daß sehr viele derselben theils nach Sachsen und Preußen, theils nach Amerika auswandcrn, wo durch große Summen Geld dem Lande verloren gehen. — Die Serbicr stellen gegen Ungarn für Oesterreich 10000 Mann nebst 20,000 Ducaten zur Kriegscasse. Der Pascha von Belgrad hat diese Verfügungen der serbischen Regierung aner kannt. — DieOestcrreicher haben Raab ohne Kampf eingenommen. Die Flucht der Ungarn aus den äußerst starken Befestigungswerken war eine völlig wilde. Die k. k. Truppen sind bis drei Posten vor Pesth ohne Widerstand vorgerückt. Komorn soll gleichfalls zu den Lesterreichern übergegangcn sein. — Die türkisch-russische Occupalionsarmce hat in den Donaufürstcnthümern Winterquartiere bezogen. Baiern. Das Regierungsblatt vom 28. De- cember verkündet die ersten vier deutschen Reichs- gesetze. Darmstadt. Am 23. Decembcr wurden plötz lich die Wachen am königlichen Schlosse vermehrt und Kanonen in der Nahe aufgcfabren. Ursache soll die Nachricht einer nordischen Macht gewesen sein, daß aus dort aufgcfundcnen Papieren hervor- gche, cs werde an diesem Tage ein Attentat auf den Großherzog gemacht werden. Rußland. Die Schwierigkeit, Pässe von Ruß land zu erhalten, ist so groß, daß selbst die kleinen Virtuosinncn, Geschwister Neruba, die eine Kunst reise dahin bezweckten, abfällig beschicken wurden. In Warschau ist eine neue pestartige Krankheit, Dzuma, ausgetreten. Frankreich. Das Ministerium hat schon zwei Veränderungen erlitten durch den Austritt der Mi nister MaUville und Birio. Im Cabinet Napoleons steht eine schwarze Marmortafcl, worin in goldncr Schrift die Verfassung cingcgraben ist. Der Finanz minister Passy veranschlagt den Finanzausfall für 1849 um 100 Millionen mehr als sein Vorgänger. Die Republik ist demnach doch auch nicht so gar billig. — General Cavaignac hat die Würde eines Marschalls von Frankreich ausgeschlagen. — Louis Napoleon will nach der Wahl des Nicepräsidcnten der Republik eine Rundreise durch Frankreich unter nehmen, um sich über die Wünsche des Volks zu unterrichten. Ein natürlicher Sohn Kaiser Napo leons, Walewsky, ist in Turin, der Sohn Jerome Bonapartes in Rom zum Gesandten ernannt worden. Sardinien. Carl Albert soll dem Throne ent sagt haben. England. Die Verhältnisse in Irland sind völlig trostlos. Die Pächter bezahlen keinen Pacht und verlassen lieber das Land mit ihrer wenigen Habe. Die Armenhäuser müssen immer mehr ver größert werden, da Faulheit sich noch mit Ver dummung und Unreinlichkeit des Volkes paart. Dabei wüthet auch die Cholera. Die politische Aufregung ist durch die Noth in den Hintergrund getreten. /S. Die Geschwornen sollen nun nach dem neu erschienenen Gesetze vor der Hand in Untersuchungssachen wegen politischen Vergehen cingeführt werden und bald werden sie auch in allen andern wichtigen Ver gehen zur Anwendung kommen. Zwölf Ge- schworne sind zugegen, wahrend die Anklage des Staatsanwalts, die Antworten des An geschuldigten und seines Verthcidigers vorge- tragcn, die Zeugen abgehört und sonstige Be weismittel vorgebracht werden. Ist diese Unter suchung mündlich und öffentlich geführt, so haben sie ohne Zulassung anderer Personen sich in ein besonderes Zimmer zu entfernen und sich dort über das Schuldig oder Nichlschuldia zu vereinigen. Im erstern Falle bestimmen juristisch gebildete Manner die Strafe. Beim Anfänge jeder Untersuchung stellt das Untersuchungsgericht 36 Geschworne auf, deren Namen aus einer Urne nach und nach gezogen und laut verlesen: werden. Der Ankläger und Angeklagte können jeder 12 dieser Geschwornen verwerfen. Die ersten 12 von den nicht verworfenen, sind die jenigen, welche zu Gericht sitzen. Die Gcschwor- nen sollen vom Volke gewählt werden und zwar auf je 5l» Einwohner einer. Die Wahlen wer den nächstens im hiesigen Wahlbezirke ihren An fang nehmen und die hiesige Stadt wird 13 zu wählen haben. Jedoch muß der Geschworne allemal aus der Wahlabthcilung sein, die ihn wählt. Diese Wahl ist also eine der wichtigsten, denn die Geschwornen sind nicht verbunden, Gründe ihrer Entscheidung anzugeben, sondern sollen blos nach ihrem innern Gefühle, nach 4 dem Eindrücke, den das Ganze auf ihn gemacht