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Großenhainer Anterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und rcdigirt von Herrmann Starke. 2. Freitag, den 5. Januar L849. Tagesnachrichten. Frankfurt- Das am 28. December erschienene Rcichsgesetzblatt enthält die Grundrechte des deut schen Volks. Der Verfassungsausschuß hat die Abschnitte vom Reichsoberhaupt und vom Rcichs- rath beendigt und angenommen. Die beiden ersten K sind schon im vorigen Blatte erwähnt und be stimmen, daß das künftige Oberhaupt der Deut schen Kaiser genannt werden solle und aus den regierenden Fürsten Deutschlands zu wählen sei. Der Reichsrath soll aus den Abgeordneten der deutschen Regierungen bestehen und ein begutach tendes Collegium bilden; die Rcichsregierung hat demselben alle einzubringendcn Gesetze zur Begut achtung vorzulegen. — lieber den Sitz des künftigen Reichsoberhauptes und daher auch der National versammlung, Les Reichsrathes rc. streiten sich die verschiedenen Parteien. Frankfurt, Gotha, Erfurt, Regensburg, Augsburg, Nürnberg rc. wollen sämmt- lich dieser Ehre theilhaslig werden. Letztere Stadt scheint jedoch die meiste Aussicht zu haben. Viel leicht hofft man durch Lie Wahl einer bäurischen Stadt die Baiern für ein deutsch-preußisches Kaiser- thum cinzunehmen, für welches sich neuerdings auch die nassauische Regierung ausgesprochen hat. Uebrigcns ist die Stimmung für eine Reichseinheit mit Uebertragung der Rcichsgcwalt an Preußen im entschiedenen Wachsen. Auch die Fürsten der Mittelstaaten Deutschlands sollen sich vereinigt ha ben, um Preußen zur Uebernahme Ler Kaiserwürde zu bestimmen. Preußen scheint allerdings auch der ^Zcinzige Staat zu sein, unter dessen Vortritt ein eini ges und starkes Deutschland nach außen und innen jetzt möglich ist. Es cristirt auch hier ein Entwurf, das Reichsoberhaupt von sieben Fürstencurien (Ab- theilungen) auf;e 4 Jahre wählen zu lassen. Sachsen. Der Staats- und Justizminister vn Braun hat, nachdem das Gesuch desselben um Dienstentlassung vom König abgeschlagen wor den ist, einen zweimonatlichen Urlaub wegen lei dender Gesundheit erhalten, mit der Hoffnung, daß es demselben dann wieder möglich sein möge, seine volle Kraft dem Vaterlande zu widmen. Während dieser Zeit ist der geheime Justizrath vr. Treitschke mit Ler Verwaltung des Justizministeriums und vr von der Pfordten mit dem Vorsitze im Ge- sammtministerium beauftragt. Den 30. December Mittags V4I Uhr hatte die (rothe) Leibgarde in Dresden ihren letzten Dienst und wurde unter dem Zudrange einer großen Menschenmenge von einer Abtheilung des Regiments Prinz Mar abgelöst. Die Ersparung wird jährlich 23,000 Thlr. betragen, welche Lem Vernehmen nach zur Bildung tüchtiger Unlcrofsiciere mit verwendet werben sollen. Altenburg. Die hannöverschen Reichstruppen haben bas Land nun sämmtlich verlassen und die Stadt und Umgegend hat wieder königl. sächsisches Militär vom Regiment Prinz Albert zur Be satzung erhalten. Der Stadtrath warnt zugleich vor allen Störungen der öffentlichen Ruhe, da in Folge davon sogleich wieder die Belastung durch verstärkte Einquartirung eintreten werde. Preussen. Die Untersuchung gegen einige bei der Steuerverweigerung in Schlesien thätig ge wesene Abgeordnete und Communalbehörben hat begonnen. Viele haben nun Gelegenheit einzu sehen, wie thöricht es ist, sich von Parteien leiten und gängeln zu lassen; denn mehrere derselben, welche sich gegen Rcgierungsmaßregeln aufgelehnt haben, werden jetzt von eben derselben Partei an- gescindct, welche erst dazu getrieben hatte und Gut und Blut für diesen Widerstand einsctzen wollte. So ist es dem Stadtrath in Löwenberg, dem Bür germeister zu Liegnitz w. begegnet. — Die preu ßischen Demokraten rufen unaufhörlich nach Gelde und wollen wieder die schon mehrmals verunglückte Steuer von 2 Pf. für den Monat per Dcmvkraten- kvpf ausschreiben. — Der preußische Staalsanzeiger veröffentlicht das Budget. Die Einnahme für 1Ä9 beträgt demnach 88,566,380 Thlr., die Ausgabe 94,174,380 Thlr., so daß das Deficit 5,668,319Thlr. ausmacht. Zur Deckung desselben soll der zu erwar tende Ucberschuß vom vorigen Jahre an 1,000,000 Thlr. und durch zulässige Verminderung des Be triebsfonds bei einigen Casscnverwaltungen 4,608,000 Thlr. verwendet werben. — Die Regierung hat dem dessauischen Minister Habicht, welcher die Ein willigung zur Vereinigung der beiden anhaltischen Fürstenthümer vom König zugestanden haben wollte, eine abschlägige Antwort gegeben. Der Grund der Weigerung soll sein, daß in Cölhen sämmtliche demokratische aus Preußen ausgewiesene Volks- bcglücker ihre Zuflucht finden. — Man versichert, daß das Ministerium Brandenburg gesonnen sei, unmittelbar vor Eröffnung der Kammern abzutreten.