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2 mißliebiger Personen ist im schönsten Gange. Außer Graf Lamberg sind noch mehrere Andere ermordet worden. — Die jesuitisch-katholische und weltliche Rückschrittspartei Oesterreichs hat jetzt Tyrol zu ihrem Tummelplatz gemacht. In Wien ist man sehr dagegen ausgebracht und der Ministerialrat!) vr Fischer zur Steuerung dieses Unfugs nach Innsbruck abgesendet worden, mit dem Auftrage, die Convente der Liguorianer und Jesuiten aufzu lösen und zu verbieten. — In der Nationalver sammlung zu Wien wurden bei Berathung der Steuerbewilligungeu die heftigsten Reden gegen die Verschwendungen und den Aufwand des Hofes und seiner Anhängsel gehalten. In Wien ist am 7. October eine bedeutende Revolution ausgebrochen, der Kaiser geflohen, der Kriegsmmistcr gehenkt, das Zeughaus erstürmt. Aus Potsdam wird wieder über einen Militär- Crawall berichtet. Es waren nämlich einige Soldaten vom ersten und zweiten Garderegimente in der Sitzung des politischen Vereins. Plötzlich sammelten sich vom (iaräe du Loops eine Anzahl und wollten die anwesenden Militärs vertreiben, wodurch eine gegenseitige Prügelei entstand, welche durch die Bürgcrwehr beendet werden mußte. — Die Centralabtheilung der Nationalversammlung in Berlin hat beschlossen, darauf anzutragen, daß künftig nicht nur die Minister, sondern alle Beam ten verantwortlich sein sollen und gelegentlich vor die Versammlung gefordert werden dürfen. — Die Aufregung gegen das Bürgerwehrgesetz ist groß, und zwar nicht mit Unrecht, denn auf diese Art würde die Bürgcrwehr gar keine Garantie für die Freiheit und die Rechte des Volkes darzubieten vermögen. — Auf Anregung einiger Oppositions- Mitglieder der Ständeversammlung des Königreichs Sachsen ist von der Linken der Berliner National versammlung der Beschluß gefaßt worden, sich über die Nichtanerkennung des Frankfurter Parla ments mit den Oppositionsparteien aller deutschen Ständevcrsammlungen zu einigen und ein neues deutsches Parlament zu Berlin anzubahncn. Das betreffende Manifest ist schon an die einzelnen Ver sammlungen Deutschlands abgesendet. Die Herren kommen uns vor wie kleine Kinder, welche auch nur so lange an etwas Vergnügen finden, als cs nach ihrem Willen geht; aber sogleich weiter gehn und nicht mebr mirmachen, wenn sie Widerstand gegen ihren Eigensinn finden. — Arnold Ruge, das Haupt der äußersten Linken in Frankfurt, halt Vorlesungen über seine sonderbaren Weltansichten in Berlin. Nack seinen neuesten Ideen ist Frank furt „ein hinter der Weltbewegung zurückgebliebe nes Dorf rc." — Man ist daselbst sehr in Ver legenheit, ob und wie man des Königs Geburtstag feiern soll. — Am 5. October Nachmittags wurde die Bürgerwehr allarmirt. Es bewegte sich näm lich ein Zug, in dessen Mitte Knaben einen Esel führten, der zwischen den Ohren einen Bündel Papier mit der Aufschrift „Bürgerwehrgesetz" trug, vom Alexanderplatz bis zum Sitzungshause der Nationalversammlung, woselbst das Gesetz feier lich verbrannt wurde. Hierauf besetzte die Bürger wehr den Platz, bis das Volk sich verlaufen hatte.— Die „verthierten Söldlinge" (in der Demokraten- sprache bekanntlich der Ausdruck für „Soldaten") werden von den Demokraten jetzt sehr freundlich und brüderlich behandelt, besonders die, welche in ihre Versammlungen kommen. Sie erhalten die besten Plätze, freies Bier, Cigarren, auch Tractät- lein. >— An der Cholera sind nun angemeldct als Erkrankte 1861, als Gestorbene 1134, als Genesene nur 376. In Behandlung waren immer noch 351. — In Trier hat eine Militärrevolte durch Bemühungen der Demokraten stattgehabt; vorzüglich wegen zu geringer Löhnung kam es zum Crawall, welcher jedoch durch einen heftigen Platzregen beendigt wurde. — Die Cholera grassirt in Magdeburg und der Umgegend ziemlich heftig. In den letzten sechs Wochen sind 672 erkrankt; im Dorfe Wels leben in 4 Tagen 24 Personen gestorben. Die Stimmung ist daher etwas gedrückt; in Republik schlechte Geschäfte; ein Handwerksbursch aus Chem nitz, der auf dem Markte Schimpfreden gegen die Fürsten ausgestoßen hatte, wurde sofort von den Obsthändlerinnen mit Besenstielen und ähnlichen Waffen eines Anderen belehrt. — Der Dichter Freiligrath, welcher wegen eines Gedichtes des Hochverratds beschuldigt war, ist von den Ge- schwornen in Düsseldorf freigesprochen worden. — In den polnisch-preußischen Landestheilen wird die Stimmung gegen die Deutschen wieder drohender. Die Weryaftungsgeschichte der Demokraten in München macht immer noch viel Aufregung, vor züglich da die Regierung sich dabei hat anführen lassen, und zwar auf folgender Art: Ein Student ladet im Namen des demokratischen Vereins einen alten halbalbcrncn Maler Murel ein, bei der Volksversammlung durch sein außerordentliches Rednertalent eine Verfassung nach dem Muster Nordamerikas in Baiern hervorzurufen. Der alte heisere Mann, der kaum zu Hause einen zu sammenhängenden Satz sprechen kann, giebt ent rüstet diesen Brief einem Freunde, dieser dem Pfarrer, dieser dem Erzbischof, der Erzbischof dem Minister des Innern und dieser dem der Gerech tigkeit, worauf sogleich die Verhaftungen anbefohlen wurden. — Das Octoberfest ist bis jetzt ruhig ver laufen. Der König und die Königin haben das Fest durch ihre Gegenwart verherrlicht, sind auch gut empfangen worden. — Der Kriegsminister hat mehrere Brigadegencrale ermächtigt, bei vor kommenden Fällen ohne weitere Ordre handeln zu können. — Eine Abtheilung nassauische Truppen, welche vorige Woche bei Wiesbaden widerspenstig waren und Hecker leben ließen, ist entwaffnet wor den und das Standrecht gegen sie in Kraft ge treten. — In Heidelberg hörte ein Bahnwärter hinter einem Gebüsche zwei Vorübergehende sich besprechen, wie wohl am leichtesten die Brunnen