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Minister legte in der Nationalversammlung den Vor anschlag für 1849 vor. Das Jahr 1848 hat ein Deficit von gegen 70,000,000 Gulden geliefert; für 1849 wird ein solches von 61,000,000 ange setzt. Wer doch auch so glücklich wäre, in zwei Jahren 131,000,000 Gulden Schulden machen zu können, unter den Bedingungen, wie der öster reichische Staat. — Der Kriegsminister hat an das Militär ein Circular erlassen, worin es ermahnt wird, sich nicht zu einem die Freiheiten der Consti tution verletzenden Treiben herzugeben. Die ungarischen Angelegenheiten verwirren sich mehr und mehr. Nach Abdankung des Palatin Erzherzog Stephan wurde vom Kaiser Graf Lamberg zum außerordentlichen Commissär über sämmtliche Streitkräfte auf ungarischem Boden ernannt, der Mi nisterpräsident Batthyani abgcsetzt und der reactionäre Baron Vay zu dieser Würde erhoben. Da alle diese Befehle von keinem Minister contrasignirt waren, so beschloß der ungarische Reichstag, ihnen keine Folge zu leisten und den Gehorsam bei Strafe des Hochverralhs zu untersagen. Als nun Graf Lamberg dennoch in Ofen ankam, wurde er von den aufgeregten Volksmassen auf der Donaubrücke mit Sensen, Hacken w. aufs grausamste zerhauen und gemordet. Kossuth steht wieder an der Spitze der Regierung. Der Banns rückt indeß unauf haltsam nach Pesth vor und wird von den Neichen, die eine Plünderung des Gesindels fürchten, sogar ersehnt. Die Nachricht von einem Siege über den linken Flügel Jellachichs ist noch nicht erwiesen. In Bezug auf die Lombardei ist von keiner Ab. tretung mehr die Rede. Es wird eine constituircnde Versammlung von Oesterreich aus vorbereitet. Die Maßregeln gegen den Canton Tessin sollen schon wieder aufgehoben sein. Im Süden Deutschlands sind keine ernstlichen Erhebungen der republikanischen Partei mehr vor gekommen. Struve (mit seiner Frau) und einige Anführer, sowie zahlreiche Theilnehmer sind und werden noch verhaftet. Erstere wurden in Ketten nach der Festung Rastatt abgeführt. Die Erbitte rung des getäuschten Volkes war so groß, daß die Wuth desselben nur durch eine zahlreiche Militär- bcdeckung gezügelt werden konnte. Jedermann ist über die Täuschung dieser Leute aufgebracht. Die Ortschaften haben sich großentheils selbst bewaffnet, um die republikanischen Volksbeglücker abzuhalten und zurückzudrängen. — Der würtcmbergische Wüh ler Rau ist nach Stuttgart gebracht worden. Seine Schaaren sind auseinander gelaufen. Das große Volksfest in Cannstadt ist ruhig abgegangcn und ohne die gefürchtete Proclamation der Republik. — Der Fürst von Hohcnzollern mit Familie und Landesregierung hat in Folge einer Empörung sein Land verlassen und die Gemeinden für allen durch Tumulte entstehenden Schaden, Raub rc. verant wortlich gemacht. Das sachs. Kriegsministerium hat wiederum zwei Remontemärktc zum Ankauf von 180 Trainpferden ausgeschrieben, und zwar auf den 24. und 25. Lcto- bcr in Löbau und den 27. und 28. in Eisenberg. Der Mittelpreis ist auf 140 Thlr. festgesetzt und das Nähere in Nr. 279 der Leipziger Zeitung zu ersehen. — Die Aufnahme der sächsischen Truppen in Altenburg war eine nicht ganz freundliche, doch hat sich die Angelegenheit ausgeglichen, nachdem dieselben sich auf dem Markte in Schlachtordnung aufgestellt und die Gewehre geladen hatten. Die verhafteten Demokraten in München sind wieder entlassen. Die Verhaftung war nur aufGrund von verläumderischen Denuncialionen geschehen. Die Dänen ziehen ein Heer an den Grenzen der deutschen Hcrzogthümcr zusammen und wollen von Modisicalionen des Waffenstillstandes, der ohnehin Deutschland sehr zu Gunsten sei, nichts wissen. In Berlin ist ein Antrag an die preußische Na tionalversammlung sehr verbreitet, worin für die Bürgerwehr eine eigene Lberbehörde ohne Unter ordnung unter das Kriegsministerium verlangt wird. Es ist dieß der Wunsch des größten Theiles der Bürgerwehr und die Nichterfüllung desselben die Ur sache der Unzufriedenheit dieser Waffenmacht. Des gleichen wurde ein Antrag angenommen, daß die Regierung sich jederzeit der deutschen Centralgewalt anschließcn und sie nach Innen und Außen unter stützen solle (mit 275 gegen 17 Stimmen). Nach Beschluß der Nationalversammlung wird der Be lagerungszustand Cölns sofort aufgehoben werden.— In einer Sitzung des demokratischen Vereins wurde beschlossen, Lahm zu wirken, daß alle demokra tischen Vereine Deutschlands die Majorität des Frankfurter Reichstags für Feinde Les Vaterlandes erklären möchten. Wenn dieselbe noch einen Fun ken Ehrgefühl habe, werde sic dann nach Hause gehen müssen und Volksmänncr an ihre Stelle kommen. Ginge dieselbe nicht, dann Barricadcn, Stcuerverweigcrung u. dcrgl. — Bei einer Volks versammlung in Potsdam, welche zugleich Verbrü- derungsfcst sein sollte, ist es zu einer allgemeinen, höchst glänzenden und großartigen Prügelei ge kommen. In Frankreich ist das Einkammersystem ange nommen worden. — Der Communistenführer Cabet wird mit 3000 Gleichgesinnten nach Teras aus wandern, um dort eine Colonie Jcaria nach seinen Ansichten zu gründen. — Der dänische Gesandte hat eine Note übergeben, daß Dänemark durchaus in keine Abänderungen des Malmöer Waffenstill standes eingehen werde. — Der erste Zug der Colo- nisten nach Algier ist bereits abgegangcn. In Lucca (Italien) haben ernste Unruhen slatt- gefunden. In Hull (England) sind auf einem preußischen Schiffe drei Cholerafalle vorgekommcn, weßhalb alle Verbindung nnt demselben sofort abgebrochen wurde. Ihre königliche Hoheit die Infantin Herzogin von Montpensier ist in der Nacht vom 20. zum