Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189005146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-14
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.05.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 110. — 10. Jahrgang. Sächsischer Mittwoch, 14. Mas Mü? Die a» iedeni Wochentag Abend (mit dem Damm der folgende» Tage») zur Ber- sendnnq gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer LaudeS-Anzeigrr" «it täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler r Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei e. Jllnstr. Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Pfg. verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sächs. LandeS-AnrelgerS'erscheinen (ohne Hessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe al»: ,,Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins Haus: außerhalb Chemnitz monatlich SO Pfg. mit Zntragen. PostzeitungSpreiSliste für 1890: Nr. 1307. Der Sächs. Lanves-AMlger ili eingeNag«, i.d.18S0erP°st.Ztgr..Pr-iSlis»e:Nr.SS7L FürAbonnentenerscheintieeinmalimJa-N Jllnstr. Kalender de» Sächsischen Landdat» Jllnstr. WeihnachtSbuch (Iahresbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wied« i Chemnitz, Theaterstrabe Nr.. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger. Chemnitz. AnzktgcnprcIS: Na»», einer schnialen CorpuSzeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von AnSwSrt» wolle m« § den Eimiiänngsbetrag (in Briesniarkeu) beifügen «1« 6 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — >f Die Anzeigen finde» ohne Preisausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den «Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-AuSgabe der Hauptblätter der »Sächsischen Lande-- Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Trahlriachrichten unseres Anzeigers. Vom 13. Mai. Schwerin. Ein Wolkenvruch mit Hagelfchlag hat in ganz Mecklenburg furchtbare Verheerungen augerichtet. Schwerin befand sich in großer Wasfersgefahr. Zur Hilfeleistung mutzte Militär requirirt werden. Prag. Durch streikende Arbeiter ist es gestern Abend hier zu einigen Ausschreitungen gekommen, so datz das Militär einschreiten mußte. In Königinhof find V Fabriken geschlossen worden. Belgrad. Ans Sofia wird gemeldet, datz in der in Rnmelien gelegenen Stadt Bnrgas zwei ruffische Agenten verhaftet wurden, bei denen gegen 50,000 Rubel und revolutionäre Proklamationen vorgefunden wurden. Dresden, 13. Mai. Heute früh 5 Uhr ist der Handarbeiter Johann Schneeberger ans Weske in Böhmen, welcher vom Schwurgericht zu Chemnitz wegen Raubmordes zum Tode verurtheilt und hierher gebracht worden war, im Hofe des Justizgebaudes ans der Pitt nitzerstratze mittels Fallbeils hi »gerichtet worden. Was der Reichstag zu thun hat. HI Chemnitz, den 13. Mai. Das Organ eines bekannte» deutschen Rcichstagsabgeordneten hat i» diesen Tagen sehr zutreffend ansgcführt, das deutsche Volk sei der politische» Zänkereien müde, cs verlange mehr als je vom Parla ment ernste, Pfiichtgetrene Arbeit. Aufgabe des Reichstages und seiner Mitglieder Iverde es darum sein, tüchtig zu arbeiten, nicht aber, darauf zu sehen, wie mau sich gegenseitig Eins auswische» könne. Diese Auffassung ist durchaus zutreffend, diese Volksäußcrungeu sind so deutlich hervorgetrctcu» daß auch die socialdemokratische Fraction im Reichstage sich veranlaßt gesehen hat, von ihrer bisherigen Hand lungsweise» einfach alle Vorlagen abzulehncn, abzugcheu und eigene Anträge der Volksvertretung zu unterbreiten. Damit wird bewiesen, daß in dem- bekannten letzten Wahlresultate durchaus leine revolutio näre Strömung zum Ausdruck kam oder kommen sollte, sondern ein fach der Wunsch nach Abhilfe mancher mißlicher Verhältnisse. An der Besserung der Lage wollen gleichzeitig Kaiser Wilhelm II., die Reichsrcgierung und alle Fractioneu arbeiten» und wenn die social demokratische Fraction besondere Anträge eingebracht hat, so giebt sic selbst damit zu, daß es nicht mit dem Reden gemacht ist, sonder» daß es auf die Thaten ankommt. Die gegenwärtige Sommersession kann »»möglichZeit und volle Gelegenheit gewähren, nun alle Reformen, welche vielleicht wünschenswerth sind, durchznführeu, eins muß nach dem andern kommen. Ein Gesetz gleicht einem Hause, in dem es sich vielleicht nicht immer behaglich wohnen mag; der Eine tadelt Dies, der Andere Jenes. Dieser will seine Interessen berücksichtigt vor Allem sehe», der Nachbar will aber auch nicht ganz zurückgesetzt werden. Es wird im praktischen Leben aber Niemand einfallen, ein Haus einzureißen, bevor er nicht weiß, wo er nun sein Haupt nieder legen soll. Nicht anders ist es mit der Gesetzgebung. Ob es in der Welt auch wohl nur ein einziges politisches oder wirthschaftliches Gesetz giebt, welches vom ersten bis zum letzten Paragraphen vollkommen wäre? Schwerlich! In einem Hanse kann man nicht jedem Miether Prachträume Herstellen, und im Gesetz kann es kein Parlament alle» Interessenten recht machen. Darum ist cs unmöglich, ohne weitere Uebcrlcgung nun die Reichsgesetzgebung nicdcrrcißcn zu wolle»; denn zufrieden würden auch dgnn bei Weitem nicht Alle sei». Ruhige Er wägung und Praktische Arbeit kann allein über diese Schwierigkeiten in der Gesetzgebung forthelfen: der Reichstag und die Reichsregierung müssen sich ernstlich darüber klar werden, ivas geändert werden und was an Stelle des Alten treten soll. Dazu gehört Zeit und ein schrittweises Vorgehen. Diese Arbeit ist wenig aufregend, aber er müdend, doch Schwierigkeiten dürfen nicht schrecken, wo es sich um große Ziele handelt. Man befleißigt sich auf allen Seiten im Reichs tage großer Ruhe; viel Zankstoff, der sonst bei den Wahlen eine große Rolle spielte, ist schon verschwunden, er wird noch mehr schwindcn, und der Zeitpunkt wird dann komme», an welchem cs hcißt: «Was habt Ihr im Reichstagr in Wahrheit geleistet?" und nicht „Was habt Ihr dort gesprochen?" Man spricht von einer neuen Periode in Deutschland mit Recht; aber auch der Reichstag wird sich in Manchem ändern müssen, und er kann sich darin fremde Parlamente zum Vorbild nehmen. Wir können gewiß sagen, daß der deutsche Reichstag die vornehmste parlamentarische Körperschaft in Europa ist» aber an gegenseitigem Entgegenkommen waren ihm audere Volksver tretungen bisher weit über. In Wien z. B. war die Partcileiden- schaft gewiß recht arg, und man hat sich nun doch vertragen, zur praktischen Arbeit geeinigt, nicht zur Schädigung des Ansehens der Volksvertretung. PolIMche Rundschau. Chemnitz, den 13. Mai. Deutsches Reich. Ueber den Jagdausflug des Kaisers nach Wirschkowitz in Schlesien wird von dort berichtet: Am Montag Morgen 3 Uhr brach der Kaiser mit dem Grafe» Hochberg und dem Oberförster Schplz zur Pürsche in daS Tschotschwitzer Revier ans. Leider war dasselbe in der vorherigen Nacht durch Wilddiebe beun ruhigt worden, so daß das Ergebnis; der Jagd mir gering war. Gege« 10 Uhr kehrte der Kaiser nach dem Schlosse zurück und begab sich, nachdem er noch einige RegierungSangelegenheiten erledigt hatte, »ur Ruhe. Nachmittags um 3 Uhr war Tafel, an welche sich als- dann'elne neue Pürschjagd anschloß. Der Kaiser bleibt bis MItttvoch i>l Schlesien. - — Die Verwirklichung des kaiserlichen Befehls, aus den preußi schen Staatsbergwerken Musteranstalten zu mache», wird in den maß gebenden Kreisen eifrig angestrebt. Außer den Steigern werden auch alle Werksbeamte», selbst die niedrigsten, aus dem bisherigen Lohn» verhältniß heraustreten und zu Staatsbeamten ernannt. Die Ais führung des Planes erfolgt bei Feststellung des nächstjährigen Etats. Zur Berathung dieser Frage tritt demnächst in Berlin eine Commission zusammen. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Cabinctsordre, betr. die Befugnisse des Neichs-Commissars für daS Neu-Guinea-Gcbiet. — In der neuen Militär-Vorlage sind bekanntlich auch Unter- officier-Prämie» in Aussicht genommen. Darüber wird Folgender noch bekannt: Die Unterofficiere sollen künftig von, 5. Dicnstjahre ab eine für jedes Jahr steigende, bei der Entlassung zu bezahlende Dienstprämie erhalten, und zwar nach Ablauf des K. Dienstjahrcs 50 Mk.. des 6. 100 Mk.. des 7. 300 Mk., des 8. 350 Mk., des 9. 550 Mk., des 10. 800 Mk., des 11. 900 Mk., deS 12. 1000 Mk. Hiermit werde» namentlich den alten Untcrofficieren, welche nach 9 Dicnstjahre» zur GenSdarmerie, Schutzmannschaft rc. übertreten oder nach 12 Jahren eine Anstellung im Civildienste erhalten, Bei hilfen gewährt, die ihnen zum großen Nutze» gereichen. — Preußisches Abgeordnetenhaus 57. Sitzung vom 12. Mai. In dritter Lesung wird das Gesetz betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waise» von Volksschullehrern angenommen, nachdem Abg. Arendt (freicons.) erklärt, daß er auf weitergehende Anträge verzichte, damit nicht das Bessere der Feind des Guten werde. Der vom Abg. Zelle (freis.) beantragte Gesetzentwurf betr. Abänderung der Städtcordnung (Bestimmungen über die Stadtverordnetenwahlen) wird in der von der Commission vorgeschlagenen Fassung, sowie mit einer auf Anregung des Negierungsvertreters beantragte» Erweiterung angenoinmen, wonach das neue Gesetz auf die gesammte Monarchie Anwendung finden soll. Regierungsseitig wird erklärt, daß der Ent wurf trotz der Verbesserungen, welche derselbe in der Commission erfahren, noch eingehender Erwägung bedürfen werde. Es folgt 1. Berathung des Gesetzentwurfes betr. die Regelung der Schulpflicht, wobei sich eine lebhafte Culiurkampsdebatte entwickelte. Abg. Reichen- sperger (Ctr.) spricht sich lebhaft gegen den Gesetzentwurf aus, welcher gegen die Bestimmung der Verfassung verstoße, daß die Regelung der Schulpflicht dem allgemeinen Schulgesetze vorzubehalten sei. Außer dem seien die localen Verhältnisse so verschieden, daß keine allgemein gütigen Bestimmungen getroffen werde» könnten. Abg. Hanse» (freicons.) ist mit der Vorlage im Ganze» einverstanden, empfiehlt aber noch Prüfung durch eine besondore Commission. Abg. Rickert (freis.) dankt für die Vorlage, welche wiederholt geäußerten Wünsche» des Hauses entspricht, wünscht aber noch für die Eltern das Recht der Mitbestimmung bezüglich des Zeitpunktes deS Eintritts in di Schule. Abg. Conrad (cons.) steht der Vorlage sympathisch gegenüber und hofft, daß eine Einigung über dieselbe zu Stande kvmmcn werde. Abg. v. Stablewski (Pole) steht der Vorlage feindlich gegenüber und äußert sich über dieselbe sehr abfällig. Cnltusminister von Gvßler meint, daß der Gesetzentwurf im Allgemeinen das Nichtige treffe. Die Herren würde» sich bei der Commissionsberathuug der Vorlage selbst überzeugen, daß ihre Einwände nicht stichhaltig seien. Nachdem noch Abg. Mooren (Ctr.) mehrere Bedenken geltend gemacht, wird die Debatte geschlossen. Die Vorlage wird an die um sieben Mit glieder verstärkte Unterrichtscommission verwiesen. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. (Kleine Vorlagen). — Jni preußischen Landtage sollen jetzt die Arbeiten derart beschleunigt werde», daß der Sessionsschluß zum 22. d. Mts. er folgen kan». Alle unwesentlichen Sachen sollen bis zum Herbst bleiben. — Die „Nvrdd. Allg. Ztg." erklärt eine Nachricht, es würde bereits ein Vvlksschullehrer-Dotationsgesetz für Preußen ausgearbeitet, für unrichtig. — Ein Cvugreß der preußischen Eisenbahnarbeiter soll vom bis 3. Pfingsttage in Magdeburg stattsinden. — In Frankfurt a. M., Mainz, Darmstadt, Offenbach und Bvckenhcim und dcn Nachbar- städten wolle» alle Schuhwaarcnfabrikanten ihre Werkstätten vom 24. Mai ab schließen in Folge von Streitigkeiten mit den Arbeitern. 5000 Leute werden dadurch brotlos. — Aus Berlin wird der „Franks. Ztg." berichtet: Bei hiesigen Schankwirthen finden Erhebungen darüber statt, wieviel Bier in Flaschen und wieviel vom Faß verschenkt wird. Diese Untersuchung soll mit der Vorbereitung einer neuen Bicrstencr zusammenhängen. (?) Oesterreich-Ungarn. Die Gerüchte über eine Gereiztheit zwischen Wien und Pest Wege» der serbisch-bulgarische» Zwistigkeiten sind, wie aus Pest geschrieben wird, nicht ernst zu nehmen. Die Haltung Serbiens habe weder in Wien, noch in Pest überrascht. Man ist auf serbische Fehltritte vorbereitet. Kalnoly und Szapary besprachen die Lage ans der Balkanhalbinscl und befinden sich in vollster Ueber- cinstimmung. Vor Schluß des Reichsrathes wird noch das Gesetz über die galizische Grundentlastnugsschuld erledigt. — I» Prag hat eine von 3000 Personen besuchte Arbeiterversammlung beschlossen, die Arbeit nicht früher wieder aufznnehmcn, bis zwischen allen Arbeitern und Fabrikanten die Einigkeit wiederhcrgcstcllt sei. — Eine kleinere Arbeiterversammlung in Liebe», einem böhmischen Fabrikdorfe, hat ebenfalls die Fortdauer des Ausstandes beschlösse». Frankreich. Die Gerüchte von der Erhebung einer Anklage gegen Lesseps, den Erbauer deS Suezcanals, sind unbegründet. Es liegt nichts vor, was zu solchem Schritte Anlaß geben könnte! Lesseps hat bei dem Panamacanalban sogar aus eigenen Mitteln Geld zu gegeben. — Die Besatzung von Toul ist um ein Infanterie-Regiment verstärkt worden.— Wie ferner gemeldet wird, genehmigte die Kammer das Gesetz, betreffend die Verlängerung der Verwaltungs-Justiz in de» algerischen Gemeinden und begann dann die Berathung des Ge- etzeS, betr. die Bestrafung der Arbeitgeber, welche ihre Arbeiter durch Drohungen von der Theilnahme an Arbeiter-Fachvereinen abzuhalten uchewT-Auch setzte de?Senat die Berathung deS Haftpflichtgesetzes fort. Belgien. Alls der Antisclaverei. Conferenz in Brüssel ist ei» Antrag eingHxgcht wprden, die Berliner Kongoaete dahin abzuändern, daß den Staaten im Kongogebict di« Bcfngniß ertheilt wird, Maaren- zölle zur Deckung der Verivaltnngskosten ei'nznführen. Principiell - scheinen alle Staaten für die Aenderung zu sein. ' England. Die englische Generalität Hit der Königin al- Armeegeschenk einen prachtvollen Tafelaufsatz überreicht. — Die Königin ist noch immer sehr angegriffen und bedarf großer Schon ung. — Der Colonialdirector Anderson ist aüs Berlin wieder iu London angekommen, um neue Instructionen zu holen. Rußland. Am verflossenen Sonntag fand in Petersburg die Weihe des Prälaten Zdanowicz zum Susstaganbischof der römisch- ' katholischen Eparchie zu Mohilew statt. Orient. In Konstantinopel war kürzlich ein deutscher Handcch matrose von türkischen Soldaten mißhandelt, die Attentäter aber vo Gericht freigesprochen worden. Der deutsche Botschafter hat nustmi einen energischen Protest an die türkische Regierung überreicht, wesst bereits die gute Folge gehabt hat, daß der Sultan de» Richtern eme» Verweis ertheilt und die Einsetzung eines neuen Gerichtshofes mW- ordnet hat. Der Justizminister ist entlassen. Sächsisches. — Bautzen. Bor nun beinahe 14 Jahren brachte eifie frcyrde Dame, die ihren Namen nicht nannte, ein i»> ersten Lebensjahre stehendes Kind nach unserer Stadt und übergab dasselbe eine, hiesige» armen Witlwe zur Erziehung, mit dem Versprechen, die hierfür veiAit- ba»t: baare Entschädigung ratenweise pünktlich einzusenden. Eine Zeit lang geschah dies, dann aber bliebe» diese Erziehnngsgelder aus imd die gänzlich mittellose Pflegemutter des Kindes, welche eL,zu ihrem Nachtheile versäumt hatte, nach Name» und Wohnort der Mutter ihrc- nuumehr vereinsamt i»> Leben dastehenden Pfleglings nähere Er kundigung cinzuziehen, sah sich nun genöthigt, das Kind der Stadt- gemeinde Bautzen zu weiterer Versorgung zu übergeben. Der Knabe , wurde nun im hiesigen Waisenhanse untcrgebracht. Doch alle nun mehr amt ich unternommenen Schritte zur Ermittelung der unnatür lichen Mutter bliebe» erfolgtes. Man glaubte nur so viel als fest stehend betrachten zu können, daß der Familienname dieser Mutt« Bergmann sei. Da nun i» diesem Jahre der Knabe sein 14. Lebens jahr erfüllt, derselbe mithin zur Confirmation zügelassen werden mußte, man aber keinen Nachweis darüber besaß, daß derselbe bereit- die Taufe empfangen habe, so wurde letztere am 16. März d. I. in .. hiesiger Petrikirche an demselbe» vollzogen, wobei er die Name« Karl Eduard Bergmann erhielt, worauf dann zu Ostern seine Con- firmation statifand. Dieser Fall dürfte als sehr selten i» unserer Stadt dastehe». Er lehrt jedoch, wie »othwendig es ist, Pflegekinder nicht anzunchmcn ohne die nöthigeu amtlichen Zeugnisse über Her kunft und Personenstand der Eltern. — Riesa, 11. Mai. I» Folge der in Aussicht genommenen Vermehrung der Feld-Artillerie im deutschen Ncichsheere hat flaS königl. Kriegsministeriui» zu Dresden hier nngefragt, ob die Stadt Riesa gewillt sei» eine Abthcilnng Feld-Artillerie in Garnison zu nehmen und für dieselbe ei» Neithaus, Geschützschnppen und Exercir» platz zu stellen. Weiter ist angcsragt worden, ob man gensigt sei, die durch Erhöhung der 2, bez. später auch der 3. reitenden Äätter» aus dcn Kcicgsetat erforderlichen Räume zu beschaffe». Die 1. Batterie ist bereits früher auf die kriegsmäßige Stärke gebracht worden. ^Die städtischen Behörden haben auf Leide Anfrage» des königl. Kriegs- Ministeriums eine bejahende Antwort ertheilt. — d'. Staucha, 12. Mai. Gestern Abend entluden sich über hiesige Gegend mehrere starke Gewitter. Gegen 9 Uhr schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Claus in Graüswitz, und in kurzer Zeit lag fast das ganze Gehöft in Asche. Zum Glück gelang cs, alles Vieh i» Sicherheit zu bringen. Gegen 11 Uhr wurde daö Wohnhaus dcs Gutsbesitzers Eckelmann in Altsattel vom Blitze ge troffen, der aber zum Glücke nicht zündele. Außerdem gaben zwei fernere Feuerscheine »och Zengniß von der verheerenden WirknngbeS Uun etter s. G - ' — Ans der Gegend von Lausigk werde» drei UnglÜckSfäll« gemeldet, welche infolge DurchgehcnS von Pferde» vorkamen. "Der Handarbeiter Gottfried Fischer i» Tautenhain verunglückte dchfurch tödtlich, daß beim Durchfahren einer Bahnunterführung die Wr8e vor einen» über ihren Köpfen hingehenden Güterzuge scheuten und durchgingen, wobei der Geschirrführcr herabgeschlendert und ei» Stück geschleift wurde. Ferner gingen in Neichersdorf zwei junge, Iverth- volle Ackerpfcrde durch, wovon eins dcn Fuß brach und aus der Stelle getödtet werden mußte. Endlich gericth in der Nacht zun» Sonnabend die Gattin des Lausigkcr Botenfuhrmanns Mähling ans bisher noch unaufgellärter Ursache i» die Räder des von ihr geführten Geschirres und wurde zwischen Lausigk und Lanterbach todt aufgefundcn. — Leipzig, 12. Mai. Eine gestern statlgefundeneFeilenhauer- vcrsammlung beschloß, den Anfang Februar dieses Jahres begonnenen Streik nunmehr für beendigt zu erklären und das Anerbieten der Principale: 9stü»Rge Arbeitszeit für Montag und Sonnabend, lOstündige dergleichen für die übrigen Tage, anznnehmcn. — Auch die Holzbildhauer beschlossen, den Streik beizulegcn, ba fast sämmt- liche Meister die Forderungen der Gehilfen zugestanden habe», da gegen über diejenigen Werkstätten, wo dieselben nicht zugcbilligt worden sind, die Sperre zu verhängen. — Denselben Beschluß faßten die Schmiede. — I» der ersten Stunde deS gestrigen Nachmittags hat sich in seiner Wohnung in Neuschöncfeld ein 40jährigcr Stcuer- hilfsbole aus Jena erhängt. Als Beweggrund wird ehelicher Zwist verinuthet. — Um dieselbe Zeit vergiftete sich in einem hiesigen Hotel ein Frcnider mittels Blausäure. Wie auS de» bei ihm Vorgefundene» Papieren zu schließen ist, haben den Mann, einen 1861 in Patschkey, Kreis Oels, geborenen Goldarbeiter, Nahrungssorgen in den Tod ge trieben. — Weiter erhängte sich gestern Nachmittag in seiner Wohn ung ein 33jähriger Schuhmacher aus Reudnitz. DaS Motiv ist lang jährige Krankheit. — Am 10. d. M. hat in Leipzig eine von etwa 300 Personen besuchte Versammlung der Klempner stattgefimden. Die gestellte Fordern»« der Gehilfen lautet: 35 Pfg. Miuimalstundenlohu,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite