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Großenhainer Nnterhaltungs- und Ameigeblatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redlgirt von Herrmann Starke. 33. Sonnabend, den 22. April 1848. Bekanntmachung. Am heutigen Tage, Sonnabends, von 9 bis 12 Uhr Vormittags, werden noch in hiesiger Rathsfitzungsstube Anmeldungen derjenigen stimmberechtigten Einwohner angenommen, welche sich bei der Wahl von Nätionalvertrctern für das in Frankfurt zwischen Regierung und Volk zu Stande zu bringende deutsche Verfassungswerk betheiligen wollen. Stimmzeddel werden nicht in das Haus geschickt, sondern muffen abgeholt werden. In Beziehung auf die hohe Wichtigkeit dieser Wahl wird die möglichst zahlreiche Anmeldung dringend nothwendig. Nach Ablauf obiger Frist wird nach der Zahl der angemeldeten Stimmzeddel die Zahl der für hiesigen Ort zu wählenden Wahlmänner bestimmt. Da es wegen der erforderlichen Beschleunigung nicht möglich ist, diese Zahl durch das Wochenblatt bekannt zu machen, so bitten wir wegen der ferneren Wahlverhandlung sich nach folgenden Bestimmungen zu richten : 1) Die Zahl der für hiesigen Ort zu wählenden Wahlmänner wird durch öffentliche Anschläge an den Straßenecken bekannt gemacht. 2) So piel Wahlmänner zu wählen sind, so viel hat auch jeder Stimmberechtigte auf den ihm bereits ausgehändigten Stimmzeddel Personen, mit Vor- und Zunamen und Stand, aus der wählbaren hiesigen Einwohnerschaft, als von ihm gewählten Wahlmänner zu bezeichnen. 3) Der Stimmzeddel ist persönlich nächste Mittwoche, den 2v. dieses Monats, Vormittags in den Stunden von 9 bis 12 Uhr, oder Nachmittags in den Stunden von 3 bis 6 Uhr in der Rathssitzungsstube abzugeben. Hain, den 22. April 1848. Der Stadtrath daselbst. Der Dorf-Arzt. (Fortsetzung.) Eva war die Wohlthäterin aller armen Kin der im Dorfe, gab ihnen Nahrung und Klei dung und sagte mit weinenden Augen: «betet für ihn!» Sie tröstete die Mütter, wenn ein Leiden über sie kam, und ließ keine Thräne ungetrocknet; über sie hoffte heimlich in innerster Seele, daß auch sie einst zu weinen aufhören werde. In der ganzen Gegend war sie geliebt, gesegnet und verehrt; sie wußte es und brachte, nicht mit stolzer Zuversicht, sondern in Demuth und Hoffnung die Segnungen der Unglücklichen dem Himmel dar, ihn um Gnade für ihren lieben Sohn anstehend. Am liebsten sah sie William schlafend; er war dann schön, so ähn lich andern Kindern, und sie vergaß eine Mi nute, eine Secunde lang das traurige Loos ihres Kindes und war im Anschauen dieser regelmäßigen Züge, dieser goldnen Haar« und langen Augenwimpern, die ihren Schatten auf Hofmann, Brgrmstr. die rosigen Wangen Williams warfen, Mutter und fast eine frohe, eine stolze Mutter! So hat Gott Augenblicke der Gnade, selbst für die, welche hienieden zu leiden bestimmt sind. So verfloß die erste Kindheit Williams, er erreichte sein achtes Jahr. Da ging in Eva eine traurige Veränderung vor, die meinem aufmerksamen Äuge nicht verborgen bleiben konnte; sie hörte auf, zu hoffen, vielleicht weil die Größe ihres Sohnes den Mangel aller In telligenz noch schärfer hervorrreten ließ, viel leicht auch, weil ihre Seele in völliger Er schöpfung der vergeblichen Anstrengung entsagte und nur noch um Ergebung zu Gott betete. Sie legte die Bücher weg, die Bilder, die Musik, alle Mittel, die sie zu Hülfe gerufen; sie war erschöpft und still, aber, wenn möglich, noch zärtlicher gegen ihren Sohn. Als sie die Hoffnung aufgab, daß William in die Welt gehen, sich Freunde und eine Stellung im Leben erwerben könne, so fühlte sie auch, daß sie ihres Kindes einzige Stütze in dieser Welt sei und