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Großenhainer Unterhaltungs- und Anjeigeblatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. Sonnabend, den 27. November 1847. Was hält die Turner zusammen? Mel.! Auf Bergen wohnet die Freiheit rc. Was hält die Turner zusammen? — Der Sieg ift's über Gefahr, Der Wille, rüstig zu streben, Die Kräfte frisch zu beleben, Daß muthig der Geist und klar, Das halt die Turner zusammen! Was halt die Turner zusammen? Der Gleichheit freudiges Gut. Die Vorurtheile sie schweigen, Wo gleiches Ziel zu erreichen, Den Mann bewahrt nur der Muth. Das halt die Turner zusammen! Was hält die Turner zusammen? Der Freundschaft heiliger Bund. Wei Mühen, Streben und Ringen Muß ein Band alle umschlingen, Wird Herz und Seele gesund. Das "hält die Turner zusammen! Was halt die Turner zusammen? — Es hält sie das Vaterland. Ruf' uns in stürmischen Tagen, Wir kommen, streiten und wagen, Stark ist das Herz und die Hand! Das hält die Turner zusammen! Das Untersuchungs-Protokoll. (Fortsetzung.) Der Gerichts-Vorstand wechselte einige leise Worte mit den Beisitzern, die mir dem Gesag ten einverstanden schienen. — «Habt Ihr vor der Hand sonst nichts hier anzubringen?» schloß er das Verhör. «Hier nicht, vor der Hand und nach der Hand, Herr Gerichts-Amtmann», antwortete der Jnquisit; «aber dem Herrn Baron von Füller-Altstein habe ich ein Geheimniß von großer Wichtigkeit mitzutheilen. Ich bitte, vor ihn geführt zu werden.» «Was Ihr von Geheimnissen zu entdecken habt», entgegnete streng jener, «werdet Ihr hier vor dem zuständigen Gerichte zu Protokoll geben.» «Nur ihm, ihm allein kann ich cs entdecken», versetzte der Gefangene mit eben so ernstem Tone-, «ich beharre darauf, dem Herrn Baron, und zwar sogleich vorgestcllt zu werden, und mache Sie, Herr Gerichts-Amtmann, für Alles verantwortlich, was daraus entstehen könnte, wenn ich daran verhindert würde.» Der Beamte gerieth in Verlegenheit. Er besprach sich mit den Scabinen leise, die wech selsweise mit den Achseln zuckten und mit dem Kopfe nickten. Das Resultat der Besprechung war, daß sich der Gerichts-Vorstand an den Verhafteten mit den Worten wendete': (Nun wohlan! obwohl solches ganz gegen die Form des proccssualischcn Ganges einer Untersuchung anstößt, so will ich dennoch in Hinsicht auf die vorgebliche wichtige Mittheilung ven Herrn von Eurem Begehren in Kenntniß setzen. Ihr bleibt hier in sicherem Gewahrsam, bis ich zurückkehre. Wehe Euch, wenn Ihr meine Abwesenheit be nützen und einen Fluchtversuch wagen wolltet! Doch will ich meine Anordnungen schon so tref fen, daß vernünftigerweise an die Möglichkeit eines solchen nicht zu denken ist.» Er nahm seine Papiere zusammen, gab den Gerichtsbeisitzern leise noch einige Verhaltungs maßregeln , eben so der bäuerischen Besatzung vor der Thüre des Verhörzimmers, und schritt dann gravitätisch hinüber in das Schloß, wo er, sogleich vorgclassen, dem Herrn Baron den ganzen Casus mittheilte und das aufgenommene Protokoll zu hoher Einsicht vorlegte. Der Baron las das Protokoll unter mehr maligem Kopfschütteln mit großer Aufmerksam keit, und rief endlich: «das ist ein origineller Kerl! Die Sache ist ganz originell! Da werde der Henker oder sonst Jemand klug daraus! Ein Dieb eigener Art! Verdammt originell! — Was rathen Sie mir, Herr Gerichts - Amtmann ? Schickt sich's, daß ich ihn persönlich vernehme? Er appellirt an meine Person; er hat mir ein Geheimniß zu entdecken, daß ich — ich gestehe es, gern wissen möchte, insofern vielleicht meine persönliche Sicherheit und die meines Eigen-