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Zwei halblaute Schreie, zwei schwere Seufzer entrangen sich den bebenden Lippen der beiden Gegner, und Beide stürzten zu gleicher Zeit mit dem Gesicht gegen den Boden, Beide auf den Tod verwundet, der Eine in die Stirn und der Andere in das Herz getroffen. Als der Chevalier v. Bligny in Folge der Mit tel, welche der Zeuge des Duells, der Micth- kutscher, angewandt halte, wieder zu sich kam, war sein Bewußtsein schon so sehr getrübt, daß er nur noch unzusammenbängende, unverständ liche Worte hören ließ. Endlich machte er noch einen gewaltsamen, verzweifelten Bersuch; er hob sich mit Mühe vom Boden, und rief mir lauter Stimme den Baron v. Gayac. Allein der Schuß halte den armen Baron bereits so taub und stumm gemacht, daß er vcrmuthlich auf keinen andern Ruf mehr geantwortet haben würde, als auf den der Trompele des jüngsten Gerichts . . . Der Chevalier schleppte sich nun mühsam auf allen Nieren im Grase bis zu sei nem unglücklichen Gegner hin, blickte diesem voll Zorn und Haß ins Gesicht, legte die Hand auf das Herz, das zu schlagen ausgehört hatte, horchte lange vergebens, und sank endlich er mattet neben ihm nieder . . . Ein Lächeln, ein flüchtiger Blitz der Freude glühte über seine Lippen; heftig riß er das kleine Stückchen schwar zen Taffet, das er auf der Wange trug, her. unter und hauchte nun, seine Augen noch im mer fest auf seinen Gegner gerichtet, seinen letz ten Seufzer mit den Worten aus: Ich habe mir meine Ehre wieder erworben ... Er ist lodt! >: Da sehen Sie nun, wohin die Koketterie, die Unabhängigkeit und Kurzsichtigkeit einer jungen Dame führen können. Das blutige Ende dieser beiden Nebenbuhler, dieser beiden bis zum Wahn sinn verliebten Thoren, entleidete Frau v. Saint- Uves zwar nicht die Liebe, aber die Lust zum Heirathen, und sie beschloß, ihr Lebenlang die geheimnißvolle Freiheit und die bescheidene Tracht einer Witwe beizubehalten; manchmal, wenn sie sich der armen Teufel wieder erinnerte, wel chen ihre schönen Augen das Leben gekoster hatten, pflegte sie wohl zu sagen: <sie wollten mied alle Beide heirathen ... Ich bin ihnen beide Male nur mit Mühe entkommen! r * * * Der Herzog von Richelieu hatte kaum seine Erzählung geendet, welche seine edlen Eollegen sehr ergötzt zu haben schien, und man wollte sich eben in den Speisesaal begeben, als der junge Ofsicier von der französischen Garde, den wir bereits vor dem Ehrengerichte gesehen haben, von Neuem in dem Saale des erlauchten Prä sidenten erschien; er trug den rechten Arm in der Schlinge, aber dafür bemerkte man auf sei ner linken Wange nicht mehr den schimpflichen Verband, den ihm die Hand des alten Mar schalls aufgelegt hatte; stolz trat er vor den Herzog v. Richelieu und sagte mit fester Stimme zu ihm: Ich habe Ihren Rath befolgt, gnä diger Herr! Man bat mich auf eine gemeine Weise an meiner Person und an meiner Ehre beschimpft; ich habe mich so eben geschlagen, einen Degenstoß erhalten, aber dafür meinen Gegner getödtet; das Blut dieses Burschen ist mir auf die Stirn gespritzt, und ich habe, wie Sie sehen, gnädiger Herr, den Schimpf abge waschen ! r Vormis ch t e s. Ein Schauspieler hatte in „der Mann mit der eisernen Maske" zu sagen: Ich soll dem neu zu gebärenden Dauphin das Horoskop stel len. — Als er diese Worte auf der Probe ge sprochen, fragte er den Regisseur: Entschuldigen Sie, wo wird denn das Horoskop an dem Abende stehen? — Als Alle laut auflachten, nahm ein Geistesverwandter jenes Schauspielers diesen in Schutz und sagte: Was lachen Sie, meine Herren? In Berlin stand das Horoskop links. Es eraminirt ein Lehrer der Physik seinen Schüler und fragt unter Anderm: was Wärme und Kälte für Eigenschaften haben? Der Schü ler antwortet ganz richtig: „Kälte zieht zu sammen, und Wärme dehnt aus." Der Lehrer verlangt nun vom Schüler, solches durch ein Beispiel zu beweisen. Hierauf erwiderte nun der Letztere: „Im Winter sind die Tage kurz, und im Sommer sind sie lang." Nircfllithe Mchrichtcn. Am Sonntage Reminiscere Frühpredigt: Herr Sup. vr. Hering, über Luc. 9, 51 — 56. Beichtrede (8 Uhr): Herr Diac. Wilisch. Nachmiltagspredigt: Herr Diac. Wilisch. Am Bußtag, den 5. März, Frühpredigt: Herr Sup. vo Hering, über Joh. 8, 21. Nachmittagspredigt: Herr Archiv. Lic. Francke, über Psalm 40, 12 — 14. Beerdigte. Verst. den 16. Febr.: Hr. Joh. Friedr. Gorges, Molliteur in der Bodemerschen Fabrik, 32 I. (Brustkrankheit). — Den 19.: Joh. Christl. Zschätzsch, Einw. u. Handarbeiter hier, 57 I. (Abzehrung). — Den 20.: Mftr. Johann Fürchtegott Gabriel, B. und Schuh macher hier, 29 I. 7 M. 3 W- (Darmentzün dung). — Den 21.: Mstr. Christian Gottlob Kurth, B. u. Bürstenmacher, auch Thorthürmer hier, 41 I. 1 M. (Wassersucht). — Den 23.: Jungges. Friedrich Gotthels Matthes, Müller bursche hier, d. Z. Soldat beim Jnfant.-Regim. Marimilian, 22 I. 4 M. 3 W. (Abzehrung). —