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Grossenhainer Unterhaltungs- und Än^eigeblatt. — Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 10 Mittwoch, den 3. Februar L847. Bekanntmachung. Die auf das erste Vierteljahr 1847 zahlbaren Grundsteuern sind von sämmtlichen Zahlungs pflichtigen innerhalb der nächsten 14 Tage und spätestens bis zum 15. Februar d. I. bestimmt an die hiesige Stadt-Steuer-Einnahme abzuführen, weil außerdem gegen diejenigen, welche dieser Aufforderung nicht Gnüge leisten, das deßhalb gesetzlich vorgeschriebene Verfahren ohne alle Ausnahme zur Anwendung kommen muß. Hain, am 1. Februar 1847. Der Stadtrath daselbst. Hofmann, Brgrmstr. Die Turner. (Schluß.) Doch auch der gefällte Wald treibt einen jungen Wuchs. Man kam zur Erkenntniß, baß die gymnastische Erziehung unentbehrlich ist. Die Regierungen aller deutschen Lande ließen schon nach einem Jahrzehnt die edle Turnkunst wieder zu, und namentlich in Preußen wurde seit ei nigen Jahren ausdrücklich geboten, daß die Turnscbule als ein nothwendiger Bestandtheil der Erziehungskunst behandelt werden solle. So regen sich denn eben jetzt allerorten viele Kräfte, theils um die Turnerei als Wissenschaft auszu bilden , theils um sie auszubreitcn und zur Sache des Volkes allmählig werden zu lassen. Für beide Zwecke ist freilich noch unendlich viel zu thun übrig, denn die Sache liegt noch in ihren Anfängen. Deshalb wollten wir auch hier auf sie aufmerksam machen und zu ihrer Förderung anrcgen. Was den ersten Zweck, die Ausbildung der Turnerei zur Wissenschaft, anlangt, so ist hier, obgleich bereits eine ziemlich reiche Literalur vorhanden ist, doch noch unendlich viel zu thun. Wir wollen nur aus drei wissenschaftliche Sei ten derselben Hinweisen. Die erste Seite ist die medizinische, von der bei uns nur Wenige erst eine Ahnung zu haben scheinen, und die freilich auch nur vom Arzt, vom Anatomen und Physiologen ganz ge würdigt werden kann. Aber Folgendes kann auch uns Laien einleuchten. Die Bewegungen unseres Leibes hängen von dessen Bau und Glie derung ab. Eine Theorie der Körperbewegungen wird also auch nur vom Anatomen geliefert werden können. Hier haben wir gleich die rein wissenschaftliche Basis der Turnkunst. Ebenso ist es bei der Anwendung der Turnkunst. Es ist klar, daß durch falsche Hebungen unendlich geschadet werden kann. Zwar für den Ge sunden wird eine mäßige Kenntniß schon aus reichen. In Schweden muß aber doch der ge wöhnliche Turnlehrer schon anatomische und phy siologische Prüfungen bestehen. Aber die Anfor derung steigert sich, wenn kranke Naturen gym nastische Uebungen machen sollen. Hier beginnt wieder die Aufgabe des Arztes, theils, sofern er zur sichern Diagnose der Krankheiten befähigt sein muß, theils sofern er auf physiologischem Wege die gymnastische Heilmittellehre zu be gründen und zu üben hat. Wie sehr die Turn kunst in diesen medizinisch wissenschaftlichen Be, ziehungen in der Kindheit liegt, ist hernach von selbst klar, und ein Blick auf Schweden zeigt es noch deutlicher. Dort, wo König und Prin zen, Mann und Weib, Gesunde und Kranke turnen, wo alle Militär- und Marine-Anstal ten , Gymncsien und Waisenhäuser auch Turn plätze haben, da hat auch die medizinische Gym nastik sich b-reits zur Wissenschaft erhoben und hat in Stoccholm eine segensreich wirkende Een- tralanstalt sich gegründet. Diese Anstalt ist nicht nur ein Krankenhaus, wo Krankheiten, von denen wir es nimmer gedacht hätten, auf gym nastischem Wege geheilt werden, sondern es ist zugleich ein: wissenschaftliche Bildungsschule, welche Lehrer der Turnkunst in das Land ent sendet. Wer hierüber Näheres wissen will, be stelle sich für wenige Groschen das interessante Schristchen nnes Arztes, der das Alles an Ort und Stelle geprüft hat, nemlich: H. E. Rich ter, Doctor und Professor der Medizin in Dres den, die schwedische nationale und m e-