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Grossenhainer Unterhaltungs- und An^eigeblatt. Mit Hoher Concesston gedruckt, verlegt und redlgirt von Herrmann Starke. 6. Mittwoch, den 20. Januar 1847. Bekanntmachung. Nach einer Mittheilung des Königlich Preußischen Landraths Liebenwerdaer Kreises, Herrn von Rohrscheidt, ist in diesen Tagen ein in Blei bis auf die fehlende Randschrifl täuschend nach gebildetes Königlich Sächsisches Thalerstück mit der Jahreszahl 1845 zum Vorschein gekommen. Das Publikum, die Polizei - und die Kriminal-Behörden werden durch gegenwärtige Be kanntmachung auf diesen Fall aufmerksam gemacht. Hain, am 18. Januar 1847. Königlich II. AmtslMiptmannschafc des Dresdener Kreisdirections - Bezirkes. von Wolf. Die Namensvettern. (Schluß.) 5. Als ich an demselben Abende im Theater saß, wurde meine Aufmerksamkeit auf eine jungt Dame gelenkt, welche in Begleitung eines Herrn in eine Loge trat. In dem Letzteren er kannte ich sogleich meinen Namensvetter, wel cher mich seil meiner Abreise von London wie ein unsauberer Geist umschwebt hatte. Die Dame, welche er begleitete, war eine der lieb lichsten Erscheinungen, die ich je gesehen. Ihr schön und edel geformtes Gesicht war von dun keln Locken umwallt, und als sie sich zu ihrem Begleiter wandte, lächelte sie ihn so traulich und herzgewinnend an, daß mir ganz seltsam zu Muthe ward. Ich war so sehr in ihren Anblick versunken, daß ich von Dem, was auf der Bühne vorging, sehr wenig bemerkte; von Allem, was in der Loge gegenüber sich ereig nete, war mir dagegen nichts entgangen. Ich hatte mich unterdessen auch vollkommen über zeugt, daß der Herr an der Seite der jungen Dame kein anderer als John Brown war; und da sich hier eine passende Gelegenheit zur Wie dererlangung meines Mantelsacks darbot, so schickte ich den Logenschließer mit meiner Karte hinüber, und ließ ihn um eine kurze Unterre dung ersuchen. «Ich hoffe, Sie werden Ihren Mantelsack richtig erhalten haben», sagte er nach der ersten Begrüßung; «ich versichere Sie, daß mir der Jrrlhum sehr leid that.» «Diese Verwechslung allein ist die Ursache, weshalb ich Sie zu sprechen wünschte», erwi derte ich. «Ich habe den Mantelsack nicht wie der erhalten, und sehe mich dadurch der größten Verlegenheit ausgesetzt.» «Wie ist das möglich!» rief mein Namens vetter erstaunt. «Ich schickte ihn bald nach un serer Landung in das Dampfschiff-Bureau zu rück; ich glaubte, Sie würden dort Nachfragen.». «Das habe ich gcthan, aber Niemand will ihn gesehen haben.» «Dann muß der Kellner» den ich damit sortschickte, einen Jrrlhum begangen haben; ohne Zweifel hat er ihn in ein anderes Dampf schiff-Bureau getragen. Diese Kerle lassen keine Gelegenheit unbenutzt, wenn sie ein Versehen machen können. Haben Sie schon in dem an dern Bureau nachgefragt?» «Nein; ich halte aber ihre Vermuthung für gegründet, und werde sogleich morgen nachfra gen. » «O thun Sie das, und setzen Sie mich von dem Resultat in Kenntniß. Hier ist meine Adresse», fuhr er fort, indem er mir seine Karte überreichte. «Aber warten Sie, wo lo- giren Sie?» «Im Gasthofe zur Krone.» «Zur Krone? Sonderbar; ich stieg dort auch ab. Gut, ich werde dort zu ihnen kommen und Nachfragen, ob Sie Ihr Eigenthum wie der erhalten haben. Für jetzt entschuldigen Sie mich. Sie sehen, daß ich der Begleiter einer Dame bin, und in solchen Fällen^—» «Müssen alle übrigen Angelegenheiten nach stehen.» «Leben Sie wohl, au revoir.» Er eilte wieder zurück auf seinen beneidens- werthen Platz, während ich den meinigen wie der einnahm und den Glücklichen mit stillem Ingrimm anschaute. Ich glaube, meine durch