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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189007164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900716
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-07
- Tag 1890-07-16
-
Monat
1890-07
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1890
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Nr. 162. — 10. Jahrgang. Sächsische- Mittwoch, 16. JltU lkww Li« an jedem Wochentag Abend lmit de« Datum der folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landet»«««zeigt»" «it täglich einem Exlra-Beiblcht: 1. Meine Botschaft s. Sächsischer Erzähle« «.Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei v. Jllnst«. Unteehaltnngsvlatt . 6. Sonntagsblatt 7. Lnstiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen nionatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 Psg. verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Hie Hauptblättrr de« .Sachs. Lander-Anzeigers" erscheinen (o l> ne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg.frei i»SHaus: anßerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg.mit Zntragen. PostzeitungSpreiSliste für 1890: Ne. 1307. »er Stichs. Lande»-««,»iger ist eingeuov, k.d.18S0erPost-Ztg«..Prei»ttste: Nr. »»74 FürAbonnentenerscheintjeeinmalimJah« Jllustr. Kalender de» Sächsischen Lrndtlttl. Jllustr. WeihnachtSbuch (JahreSbnch). B-rlagS-Anstaltr Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. st. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: Lander-Anzeiger. Lhemnktz. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen Corpnrzeile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) den EinrüclungSbctrag (in Briefmarlen) beisngen (je 8 Silben LorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von ÄnSwärt» wollt können nur bis Bormittag angenommen werde«, da Druck und Verbreitung der großen Auslage länger« Zeit erfordern. — Die Anzeigen finden ohne Preis« »sich lag" gleichzeitig Verbreitung durch den .Chemnitzer Beneral-Änzeiger" lbilliaere Sonder-AuSgabe der HauptblStte, de» .Sächsischen Lande» - Anzeiger»" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Amtliche Anzeigen. Ueber das Vermöge» des Schankwirths Samuel Ziegel in Chemnitz (Königsiraize 1) wird heute am 10. Juli 1890, Nachmittags 6 Nhr das Concursverfahrcn eröffnet. Der Rechtsanwalt Hermann Ullrich 1. in Chemnitz wird znin Concnrs Verwalter ernannt- Concnrsfordeningen sind bi- zum 13. August 1890 bei dem Gerichte anznmelde». Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeransschnsses und eintretende» Falles über die in Z 120 der ConcurSordnung bezeichnet«» Gegenstände ans de» 5. August 1809, Vormittags 11 Uhr und zur Prüfung der angemeldeien Forderungen aus den S9. August 1809, Vormittags 11 Uhr vor dem »uterzeichueten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird ansgegeben, nichts an de» Gemeiuschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, anch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den For derungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concnrsverwalter bis zum 4. August 1809 An zeige zu machen. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abtheiluug v Böhme. Bekannt gemacht durch: Actuar Pötzsch, G.-S- Im Handelsregister für die Stadt Cbemnitz wurde heute aus dem die Zweigniederlassung in Firma Dswald Bahr in Chemnitz betreffende» Folinm 2245 vcrlantbart, daß die Zweigniederlassung Hauptniederlassung geworden ist und daß der Kaufmann Herr Hugo Max Schubert Procura erthcilt erhalten hat. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. «-> am 12. Juli 1890. Böhme. Tr- Drahtnachrichten nnseres Anzeigers. Vom 15. Juli. London. Die „Times" meldet ans Bnenos- Alres, dass trotz aller bernhigend klingenden officielle» Meldungen in dem Salpeterbezirke Chiles vollständige Anarchie herrsche. Die Bürger jenes Gebietes werden von den Aufrührern niedergemetzelt und deren Häuser geplündert und verwüstet. Sofia. Fürst Ferdinand kündigt an, daß er am 1. August Wiede« hier eintresfen werde. New-Nork. Der Wirbelsturm, der am Sonntag die nordamerikanische Stadt St. Pauls nnd das benach barte Gebiet heimsuchte, hat einen ganz kolossalen Schaden angerichtet. Biele Ortschaften sind vollständig zerstört, wobei zahlreiche Menschen gelödtet oder verletzt wurden. Viele Bootfahrer find dem Sturme zum Opfer gefalle». Ans dem Pezin-See schlug -er Vergnügnngsdampfer „Seaving" «m, wobei 17V Personen ertrunken sind. Riga. In der Stadt Ueiany, im russischen Gonver- nement Kowno, wurden in Folge von Brandstiftung 400 Hänser eingeäschert. Offene Bekenntnisse. «r» Hs Chemnitz, den 15. Juli. Die letzte Unterredung in Friedrichsruh hat in ganz Deutschland ungemeines Aufsehen erregt. Fürst Bismarck war stets als ein Mann bekannt, der kein Blatt vor den Mund nahm, aber zwischen Offenheit nnd dem, was ei» bisheriger Minister sagen darf, ist doch noch ein Unterschied. Fürst Bismarck hat geäußert, der Gedanke zur internationalen Arbeilerschutzconfcrenz rühre von ihm her, »nd das Projcct sei von ihm zu dem Zwecke angeregt, damit die Conferenz sich möglichst gegen die socialen Reformpläne Kaiser Wilhelm's II. erklären soll- Fürst Bismarck hat weiter geäußert, Kaiser Wilhelm habe geglaubt, durch seine Erlaffe einen Einfluß auf die letzten Neichstagswahlen zu erziele». Es fehlt heute nicht an Stimmen, welche sage», alle diese Thatsacheu seien Staatsangelegenheiten, die zu veröffentlichen ein ehemaliger Minister nicht ohne Weiteres befugt sei, und die befürchten, es könnte zu folgenschweren Ereignissen kommen. Denn eine offene Stellungnahme des bisherigen leitenden Staatsmannes gegen die kaiserliche Politik kann der Monarch beim besten Willen» auch bei der größten Rücksichtnahme, nicht dauernd unbeantwortet lasse», alle Welt in Deutschland würde sonst irr: werden und nicht wisse», was denn nun eigentlich geschehen solle. Daß Kaiser Wilhelm II. den Fürste» Bismarck sehr verehrt hat, unterliegt keinem Zweifel, das beweist vor Allem der bckannie Toast des damaligen Kronprinzen Wilhelm vom 1. April 1888 ans den damalige» Reichskanzler Fürst Bismarck. Nicht weniger klar ist aber auch, und Fürst Bismarck's letzte Aeußerungen in ihrer mitunter schneidenden Schärfe beweisen es am beste», daß beide Männer zum Mindesten in heftigem Unmuth von einander gegangen sind. Die Erscheinungen, welche sich heute zeige», sind wenig erfreulicher Natur! Fürst Bismarck hat wie jeder Deutsche das Recht der freien Rede, aber nicht jeder Deutsche darf Alles sagen, was er sagen möchte, und auch der erste Reichskanzler Deutschlands muß darauf Rücksicht nehme». Dir Einsamkeit mag den-Fürsten langweilen, die Verstimmung ihn aufregeu, aber große Männer müssen auch am ehesten die.schwere Kunst verstehen, sich selbst zu bezwingen. Es giebt heute keine Partei in Denischland, die der Ansicht ist, die letzten Wvrte des Fürsten seien ganz unbedenklich; beim besten Willen können sie nicht als Gleichgiltigkeiten aufgefaßt werden, denn sie treten aus den Grenze» der rein sachliche» Kritik heraus, und der persönliche Kampf kann Niemand in diesem Falle Freude bereiten, er nützt auch dem Fürsten Bismarck nicht. Und einen offenen Conflict zwischen dem deutschen Kaiser und dem Manne herbei geführt zu sehe», der zur Wiedererrichtung des Reiches am meisten beigetragcn, das kann in der That kein Deutscher wünschen. Zum Glück fehlt es nicht an Vermittler», welche darauf hinarbeiten, zu verhüten, daß die jetzigen Vorkommnisse eine Fortsetzung erhalte,;. Daß diese Erfolge habe» mögen, entspricht nur dem allgemeinen, offen zu Tage tretenden Wunsche. Fürst Bismarck steht als Staats mann und Meister der Politik so groß da, daß er eS in der That nicht nölhig hat, zur Mehrung seines Ruhme- noch zu arbeiten. Ganz Deutschland wird gern seine Urtheile über Tagessragen hören, doch unzweckmäßig ist es, dunkle Punkte der Vergangenheit vor aller Welt in den Vordergrund zu rücken. Fürst Bismarck hat durch seine Aeußerungen die sommerliche Stille arg gestört, «nd ein Beweis, wie hoch sei» Ansehen ist, kann für ihn der Umstand sein, daß Jeder mann seinen Worten lauschte. Hätten diese Wvrte einen friedlicheren Charakter getragen, so würde die Ausnahme eine freundlichere gewesen sein. Deutschland sehnt sich nach Ruhe nach den bekannten inneren Wirren; mag der große Staatsmann in Friedrichsruh dazu beitragen, daß wir das Ziül schnell erreichen. P-Mllchs Nrmdschoil. Chemnitz, 15. Juli. Deutsches Reich. Ueber die norwegische Reise des Kaisers berichtet der deutsche „Reichsanzeiger" osficiell: „Se. Majestät begaben sich am Freitag bei gutem Wetter zu Wagen von Eide über Voffe- wangen nach Stahlheim, verblieben dort die Nacht und setzten am Sonnabend Nachmittag die Fahrt bis Gudwangen im Sognefjord bei Ncgenwetter fort. Dort schifften sich Se. Majestät auf der „Hohen- zvllern" wieder ein, hörten Vorträge besichtigten den mit dem Feld jäger eiiigetrosfene» Aviso „Jagd" und ginge» Abends »ach Faleide im Nordsjvrd mit stillem Wetter in See. Am Sonntag Vormittag hielten Se. Majestät den Gottesdienst ab und trafen um 1 Uhr mit Sonnenschein bei Faleide ein." Am 27. d. M. wird der Monarch wieder in Wilhelmshaven cintreffen. — Staatssecretär von Bötticher hat dieser Tage mitgctheilt, daß die Uebcrgabe von Helgoland an Deutschland ohne besondere Feierlichkeiten vor sich gehen werde. Der Kaiser werde i» keine», Falle anwesend sei», Prinz Heinrich von Preußen nur bei der Gegen wart eines englischen Prinzen. — Der württembergische Ministerpräsident von Mittnacht läßt die in Stuttgart verbreitet gewesene Nachricht, daß ein preußischer Beamter a» die Spitze der württembergischcn Staatseisenbahn-Ver- waltung gestellt werden solle, für unwahr erklären. Lim werden sich die aufgeregten Gemüther i», schonen Schwabcnlaiide ja wohl wieder beruhigen. — Der deutsche „Rcichsanzciger" bringt folgende Kundgebung: „Am 30. August 1883 ist bekanntlich von der Mehrzahl der euro päischen Staaten eine ConveHtion wegen Abschaffung der Zncker- präuiien geschlossen. Dieselbe ist bisher nicht ratisicirt, und es ist mehr als »»wahrscheinlich, d« bis zu dem hierfür bestimmten Tage, 1. August 1890, die Rati'ficcnioiien ausgetauscht werden sollten. Bei der Nähe dieses Termins beginnt die politische Presse die Frage zu erörtern, wie im Falle des Scheiterns der Convention die deutsche Zuckersteucrgesetzgebnng sich gestalten werde. Ein in verschiedenen Zeitungen wiederkehrender Artikel folgert dabei ans angeblichen Er klärungen der Reichs-Finanzverwaltung, daß in solche», Falle ein Verzicht auf die Rübenstener ausgeschlossen sei, und deutet an, daß die Einführung fester Ausfuhrprämien in Aussicht genommen sei» möge. Derartige Erklär,,»gen find von den Vertretern der Rcichs- Fincmzverwaltliiig nicht abgegeben worden. Der Staatssecretär des Reichsschatzamtes hat es vielmehr während der letzten Rcichstags- sessioncn wiederholt abgelehnt, vor de», Abläufe der Ralificalionsfrist der Londoner Convention sich über die spätere Gestaltung unserer Zuckersteuergesetzgeb,»ig zu äußer», und er hat dabei nur ausgesprochen, daß, wenn aus de», Zucker höhere Einnahme» für die Reichscaffe ge wonnen werden sollte», die Gestallung des Gesetzes je nach der Ent scheidung, welche der 1. August bringe, wahrscheinlich eine verschiedene sein werde." — Das „Arineeverordiiungsblatt" enthält kaiserliche CabinctS- Ordres, betr. das Spielen der Nationalhymne und Salutiren bei Parade», betr. den Cavallericdegen 89 und Ueberschnall-, bezw. Unter schnallkoppel, sowie betr. de» Ehrenpreis für hervorragende Schieß- leistungei, bei», Militär-Reit-Institut. Der § 83 Ziffer 3 der Friedensbesoldungs-Vorschrift hat folgende Fassung mit Genehmigung des Kaisers erhalten: „Die zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht eingc- sogenen Volksschullchrer und Candidaten des Volksschnlamtes erhalten die Löhnung für jeden Tag der Dienstleistung." — Von dem auf 12,688,065 Mark sestgestellle» Betrage der Beanitengehälter - Erhöhungen i», Reiche fällt ein Betrag von über 10 Millionen, also fünf Sechstel, allein auf die Neichspost- und Tcle- graphenverwaltung. Bei der Verthcilnng dieser Zulage» kommen nicht weniger als 85,000 Personen, nämlich 32,000 Beamte und 53,000 Untcrbeamte in Betracht. Bekanntlich war bezüglich der Zulagen u. a. auch der Gesichtspunkt maßgebend, die große Zahl der einzelne» Beamten und Unlerbeamten-Kategorieen durch Verschmelzung in größere Gruppen zu verringern. Hiermit ist für eil, so »nifassendes Ressort eine große Umwälzung verbunden. Seit Wochen herrschte daher bei der obersten Post- und Tclegraphenverwaltung die angestrengteste Thätigkeit, um die bezüglichen Arbeiten zu bewältigen. Und cs ist unter Aufbietung aller Kräfte ermöglicht worden, dieselben so zu fördern» daß die auf die Zulagebewilligungen sich beziehende» Ver fügungen bis auf einen kleinen Theil bereits am Tage der amtliche» Veröffentlichung der Nachtrags-Etatsgcsetzes an die Provinzialbehörde» haben abgehen können. — So geräuschvoll das 10. deutsche Bnndesschießen begönne» hatte, so geräuschlos war sei» Ende in der Nacht zu», Montag. Dem Programm „ach sollte es mit einer „italienischen Nacht" und um Mitternacht mit eine», feierlichen Umzüge von der Festhatte aus über de» Platz erfolgen. Es mußte Beides unterbleibe». Der Fcstplatz zeigte in der elften Stunde bereit- eine solche Leere, daß man die Caffen anfhob. Das 10. Bnndesschießen schließt übrigens mit eine», nicht ganz un bedeutenden Deficit (man spricht von 100 000 Mark), .während das 9. Bjlndesschießen in Frankfurt am Main Men Ueberschuß von 120 000 Mark ergab. Auch die Ausstellungen der letzten Jahr«! i» Berlin, eine Ausstellung für Unfallverhütung, Hygiene-Ausstellung schlossen mit einem Deficit, während Ausstellungen in anderen deutschen Großstädte» ganz erhebliche Ueberschnffe erzielte». Dem Cömitee für da- Buiidesschießei,, dem freilich auch der Regen viel geschadet hat/ ' wird von de» Berliner Zeitungen vorgeworfe», daß cS den denkbar „»günstigsten Platz ausgesucht »nd auch dem Publikum zu wenig ge boten habe. Tingeltangel und Schaubuden, sagt man, fesselten nicht - dauernd. Allgemein ist die Vernrtheilung der Thätigkeit de- Preß« ausschnffes des Centralcomitees in freisinnige,,, wie conservatlven Blättern. So etwas Unfähiges ist noch nicht da gewesen. DaS „Berl. Tgbl." »nacht die Bemerkung, die Herren hätte» im FlohcircuS ; Gewandtheit und bei den Herculeffen Höflichkeit lernen sollen. Alle in Allem: Geniale Arrangeure für solche große Festveranstaltungen kann Berlin noch reichlich gebrauchen! Erfreulich ist eS, daß daS , Fest ohne jeden ernsten Mißton verlaufen ist. — Seit vergangene», Freitag verhandelt das Elberfelder Schwur gericht gegen drei Zeugen im Wupperlhaler Geheimbniidproceß wegen wissentlichen Meineids. Allem Anscheine nach wird sich a„S diesem Proceß noch ein dritter herausspiiinen, denn ein als Zeuge vtr« nommener Tischlermeister au« Düsseldorf wurde auf Antrag de» Staatsanwaltes wegen dringenden Verdachts des wissentlichen Meineid» verhaftet. Oesterreich-Ungarn. Der Herzog vo» Koburg ist von Karlsbad in Linz angekommen. Wiener Behauptungen, der Herzog habe mit dem Fürsten von Bulgarien nur über Privatangelegenheiten , 4 verhandelt, finde» keine» rechten Glaube». Zudem ist es ja auch?"/ Privalsache, wenn der Herzog über Bulgarien spricht. Amilich kann er sich doch nicht äußer». ' Frankreich. DaS Nationalfest ist in Paris und in der Pro- ) viiiz in üblicher Weise durch Parade und Volksbelustigungen begangen ^ Paris hatte das ans den früheren Jahren bekannte Festkleid angelegt. Vor der Statue der Republik fand eine Gesaiigsanfführung. vor dem Stadthanse eine Parade der Schülcrbatciilloiie statt, während auf dem Marsfelde Präsident Carnot die Revue über die Pariser Garnison abhielt. Vor der Straßburg-Statne fanden mehrfach Demonstrationen statt »nd wurden Kränze »nd Fahnen uiedergelegt, ebenso am Stand bilde Gambetta's. Zwischenfälle sind nicht bekannt geworden. Abend» war Tanz auf allen öffenlliMn Plätzen. — Die SteflMNdesAtuan-»^.- Ministers Rouvier gilt äks völlig erschüttert. Al» sei» Nachfolger ' gilt der Abg. Ziiles Roche. — I» Rodez erschoß ein anscheinend ' geisteskranker Priester aus offener Straße ein junges Mädchen. England. Alle Postbeamten haben jetzt ihren Dienst wieder ausgenommen, die Streikgefahr ist damit definitiv beseitigt. — Ueber die letzte» Aenßcrilichei, des Fürste» Bismarck drücken sich die sämmt- lichen Londoner Zelksingc» mit großer Schäxfe ans. So schreibt die Londoner „Pall Ma^Gazelle": „Wie lange wird es „och dauern, Hk» daß Fürst Bismarck seiner Unterredung ml! klärte der frühere NeiH ein Steckenpferd des »ter Schloß und Riegel gesteckt wird? In dem Redacleur des Frankfurter Journals er- - skanzler, daß der Arbeiterschutz lange vorher ! ? .. cntsche» Kaisers gewesen ist rc. Das würde ^ selbst in England »ichtl möglich sein; kein Minister würde durch solche Worte das Ansehen dst Krone herabsetzend . , Rutzland. Die/russische Regierung hat de» bekannten deutschen Gesangverein ia HelsingforS unterdrückt. Es ist das eine weitere Maßregel zur Rnssificirung Finnlands. — Kaiser Wilhelm hat seinem russischen Infanterie-Regiment Wiborg zu dessen Stiftungsfest ein sehr herzliches Glückwunschtelegramm gesandt. — In Petersburg sind wieder mehrere Nihilisten verhaftet worden. Einer von ihnen ist der Kutscher dcs Polizeidircctors der russischen Hauptstadt. Orient. Die bulgarische Regierung läßt osficiell erkläre», daß alle Mittheiliingen von eine», bevorstehenden Rücktritt dcs Fürsten' Ferdinand, sowie von einem Attentat ans den Ministerpräsidenten Stambulvw erfunden sind. I» Bulgarien herrscht unbedingte Ruch Afrika. Uebereinstinimende Nachrichten aus de», Sudan meldei von eine», weitverzweigten Aufstand, der gegen die Herrschaft dei Mahdi ausgebroche» sei. Geheime Abgesandte vieler einflußreicher Stämme trafen in Kairo ein. Im Herbst soll ein Feldzug auf Ehartnm stattfinden. — In Hodeida a», rothen Meere sind unter mnselmännischen Pilger» einige Chvlcrafälle vorgekommen. Amerika. Depeschen ans Nio de Janeiro erklären da- in portugiesischen Blättern verbreitete Gerücht von einem Attentat auf de» Präsidenten Marschall Fonseca für unbegründet. Sächsisches. — I» Löbtau bei Dresden fand am 14. Juli die Hebefeier des Kirchenbancs statt. a », e ii z. Durch Blitzschlag entzündet brannte am 10. d. M. das Kuh- und Schweinestallgcbäude des Häuslers Michael Katzer in S ch ö >, an nieder. In de», erste«» wurden 2 Kühe gctödtet, während die dazwischen stehende dritte Kuh unversehrt blieb. Vo» den, Feuer wurden ca. 25 Centner He», verschiedene Wirthschaftsgeräthe rc. ver nichtet. Der Calamitose hat nicht versichert. — Leipzig, 14. Juli. In einem Gehölz bei Leutzsch wurde an, gestrigen Nachmittag ei» Erhängter aufgefundcii. Nach eine», bei dem Selbstmörder anfgefundenen Zellet ist er ei» conditionsloser, üOjähriger Koch aus Franzensbad. Ans dem znrückgelaffeuen Zettel hat derselbe »och erwähnt, daß ih» Nahrungssorgen in de» Tod trieben. — Eines recht groben Vertrauensbrnches hat sich ein 21jähr. Oberkellner aus Heldrungen, der hier in einem größeren Etablissement Stellung halte, schuldig gemacht. Derselbe hatte i» vorvergangener Nacht seinem in denselben Gastlocalitätcn als Büsfctier in Stellung befindlichcn Freunde, während derselbe eingeschlafeu war, einen Hundertmarkschein aus der Brnsttasche entwendet. Bei seiner Visi tation im Conimissariat wurde der Hundertmarkschein noch in seinem Besitz gefunden. Zugleich stellte es sich heraus, daß der sauber» Patron noch 183 Mk. vereinnahmte Gelder für Speisen und Ge tränke verjubelt hatte, anstatt dieselben an de» Besitzer de» Etablisse ments abzuliesern.
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