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eine Schlappe erlitten und ein Theil davon ist auf österreichisches Gebiet übergegangen. Auch die Gefangennehmung Lewandowski's bestätigt sich. — Der Aufstand im Gouvernement Kowno wird als wachsend geschildert; die Kreisstadt Poniewicz sei von den Insurgenten genommen und am 25. Marz bei Ufciana, 5 Meilen von Dünaburg, ein Gefecht vorgefallen, in dem eine Abtheilung von 500 Rus sen aufgerieben worden. — In der Krakauer Woywodschaft sind neue gut bewaffnete Jnsur- gentenbanden unter Gregowicz erschienen. Bei Wilna wurde eine Schaar von 70 jungen Leuten, die sich den Aufständischen anschließen wollten, von den Russen vollständig aufgerieben. In Kowno wurde der Jnsurgentenführer Korewa erschossen. Griechenland. Prinz Wilhelm von Däne mark (am 24. December 1845 geboren) ist unter dem Namen Georg I. am 30. März von der Nationalversammlung in Athen einstimmig zum König von Griechenland gewählt worden. Der selbe soll sich unter anderen Bedingungen, mit denen man in London einverstanden ist, das Recht Vorbehalten haben, eine 4000 Mann starke Leib garde fremder Nation halten zu dürfen. Die Nationalversammlung hat übrigens der Wahl des Prinzen die Bedingung beigefügt, daß seine Nachfolger sich zum griechischen Ritus bekennen müssen. Auch glaubt man, daß Rußland Ein wendungen gegen diese Wahl erheben werde. Asien. Nach den letzten Berichten aus Teheran war Herat, was schon vor einiger Zeit von den Afghanen unter Dost Mahomed Khan genommen worden sein sollte, noch immer nicht gefallen. Der Castellan zu Hirschstein und die beiden Grenadiere. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Der General rüttelte abermals und stärker, so daß Tauchnitz endlich das Haupt erhob. Aber noch mochte sein Geist abwesend sein und sich mit einem heimathlichen Bilde beschäftigen, denn seine Augen blieben geschlossen und der Mund sagte: „Mutter, sieh doch, wie schön unsere Hedwig geschmückt ist und wie sie der Rittmeister mit Entzücken betrachtet!" „Nicht doch, Alter, erwacht endlich", rief wieder der General und richtete ihm das Haupt empor, „besinnt Euch! Ihr seid nicht bei Gattin und Kind. Habt erst noch eine weite Reise zu ihnen! Kommt, steht auf und folgt mir! Ich soll Euch — „Zum Tode führen!" rief hier Tauchnitz, die Augen weit öffnend und den General anstarrend, endlich völlig erwachend aus. „Schon jetzt! Sind die zwei Stunden vorüber! Habe ja noch keinen Beichtvater erhalten, um mit demselben zu beten, habe noch nichts über meine Familienverhältnisse bestimmt; habe ja noch gar nichts ge- than! Schlief ich denn so lange? Nur noch um einige Minuten bitte ich, gnädiger Herr!" Dabei griff er mit beiden Händen in die Westentasche, als suche er nach Papier oder Bleistift und sah auf den Tisch und unter den Lisch. „Nein, Freund! Ich soll Euch verkünden, daß Zhr frei seid, daß Ihr nicht erschossen werdet. Der König hat Euch begnadigt!" schrie nun der General, den der Zu stand des Alten dauerte. „Kommt nur! Besinnt Euch!" Und Schirmern hinzuführend, sagte er noch: „Kennt Ihr denn diesen Burschen nicht! Dies ist Euer Retter!" Da starrte der Castellan den vor ihm stehenden Jüng ling erst lange mit geöffnetem Munde an; dann aber er hob er die Arme, schlang sie im höchsten Entzücken um den selben und rief weinend aus: „Du hier, mein Schirmer? Du hast mich errettet? Wo kommst Du her und wie hast Du mich gefunden? Ach, erzähle, erzähle! Du erscheinst mir wie ein Engel, von Gott gesandt! Reiß mich aus diesem furchtbaren Zustande, aus dieser quälenden Ungewißheit; denn ich weiß nicht, woran ich bin!" Nun erzählte Schirmer Alles, soweit, bis er den General gefunden und von dem Leben seines Sohnes überzeugt, worauf denn dieser fortfuhr und weiter berichtete, bis zu dem Augenblicke, wo sie eingetreten waren. Dabei hatte sich Tauchnitz auch völlig wieder erholt, und dessen ge wiß, daß er nicht erschossen werden sollte, sondern frei war, stammelte er unter Strömen von Lhränen Worte des Dankes, sowohl dem General, als auch Schirmern, die er Beide lange umfaßt hielt. Der Eindruck dieser so plötzlichen Veränderung wirkte auf seinen Geist so mächtig daß er einem Kinde glich, das in der Freude weder weiß, was es spricht, noch was es thut; man hätte fast an seinem Verstände zweifeln mögen. „Fort also von hier", erinnerte er endlich selbst. „ Eilen wollen wir, um wieder in die Heimath zu gelangen, wo es an Noth und Sorge nicht mangeln wird. Doch habe ich bisher und, wie ich weiß, nach mir die Meinigen, an dem Verwundeten als Christ gehandelt, so wird es nun um so freudiger geschehen. Ich sah und fand Gelegenheit, daß es auch noch edle, großmüthige Preußen giebt, die man lieben und achten muß; insbesondere erkenne ich, Friedrich, der König von Preußen, verdient den Beinamen „der Große" mit Recht!" „Zu dem gehen wir jetzt", versetzte der General; „auf ausdrücklichen Befehl desselben habe ich Euch zu ihm zu führen. Gehen wir nun, um diesem Befehle nachzukommen!" Nicht nur allein der Schlaf hatte den erschöpften Tauch nitz sehr gestärkt, sondern noch mehr die empfangene Kunde von seiner Freiheit und die unerwartete Wendung seines Schicksals, so daß er jetzt wieder vollkommen kräftig sich fühlte und frohen Muths vor den König treten konnte. Diesmal brauchte er denselben auch nicht zu fürchten; dies mal trieb ihn das dankbare Herz, die Verehrung, und es war ihm sogar lieb, den großen, erhabenen Monarchen noch sehen und sprechen zu können. Er fand ihn auch weit freundlicher, milder, als vorher. Zwar saß derselbe abermals auf dem niedrigen Sessel, wo er am Morgen gesessen und schielte ihn mit seinen stechenden Augen an; allein im Angesicht prägten sich Güte und Wohlwollen aus. „ Wird Er nun mit Preußens Könige zufrieden sein und ihn auch noch hassen?" fragte Friedrich ernst, doch ohne Empfindlichkeit und Härte!" „Mein Herz verehrt ihn und ich komme jetzt, für die hohe Gnade zu danken, die Ew. Majestät mir, dem Schuldigen, erwiesen haben. Ich weiß, daß es unter den Preußen eben so gut edle, hochherzige und hochachtungswürdige Männer giebt, als es unter den Sachsen Lumpe giebt. Ich fehlte aus zu lebhafter Vaterlandsliebe und beleidigte einen König und ein Volk, ohne zu bedenken, was ich that und welche Folgen es haben könne. Nunmehr denke ich ganz anders, nun ich Ew. Majestät und den General von Lindhold genauer kennen gelernt habe! Wahrlich, ich bin beschämt worden durch deren Güte!" „Ja, daß es unter den Sachsen Personen giebt, die ganz das Gegentheil von Ihm sind, die sogar um elenden Geldes willen ihr Vaterland, ihren Fürsten verrathen können, weiß ich", erwiderte der König. „Da hat vor einigen Lagen ein solcher Elender mir feine Dienste anbieten lassen, nachdem er zuvor seinen Hauptmann bestohlen und als Deserteur sein Regiment verlassen. Ein sächsischer Gre nadier vom Regiment Churprinz, den meine Uhlanen bei den Eltern daheim gefunden und mit fortgenommen, der aber darauf unter eins meiner Regimenter gesteckt worden ist, wurde der Ankläger dieses Schändlichen." (Fortsetzung folgt.) Speisezettel der öffentlichen Speiseanstalt. Freitag: Hirse mit Rindfleisch. Sonnabend: Linsen mit Wurst. Der GoakS-Werkauf in der Gasanstalt muß bis auf Weiteres geschloffen werden.