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Großenhainer Anterhaltungs- mw Ameigeblatt. — Gedruckt, verlegt und redlgirt von Herrmann Starke. 89. Mittwoch, den 6. November 1850. Aufforderung. Nach dem Gesetze vom 29. August d. I. und der demselben beigegebenen Ausführungsverordnung von demselben Tage sind in der Zeit vom 1. September bis mit 31. Deccmbcr d. I. folgende Steuern zu zahlen: a) in Grundsteuern: drei Pfennige von jeder Steuereinheit, und zwar zwei Pfennige ordentliche Steuer auf den vierten Termin und ein Pfennig als außerordentlicher Zuschlag, sowie b) in Gewerbe- und Personalfteuern: die zweite halbjährige Nate als ordentliche Steuer und eben so viel als außerordentlicher Zuschlag, mithin der volle Jahrcsbetrag. Die betreffenden Steuerpflichtigen werden daher hierdurch aufgefordert, ihre hiernach zu leistenden Steuerbeiträge innerhalb der nächsten 14 Tage und spätestens bis zum 1-1. November I. an die hiesige Stadt-Steuer-Einnahme zuverlässig abzuführen, wobei zugleich bemerkt wird, daß es den Beitragspflichtigen nachgelassen bleibt, den außerordentlichen Zuschlag in Gewerbe- und Personal steuern vier Wochen spater, längstens aber bis zum 15. December -. K. abzuführen. Uebrigens kann bei diesen Steuerzahlungen ausländisches Papiergeld durchaus nicht angenommen werden. Hain, am 30. October 1850. Der Stadtratl) daselbst. Hofmann, Brgrmstr. Tagesnachrichten. Sachsen. Nach den neuesten Bekanntmachungen soll die ganze Armee mit Einschluß der Reserven auf den Kriegsfuß gesetzt und unter Andcrm dazu 2700 Pferde, nötigenfalls zwangsweise, in kür zester Frist angeschafft werden. Wir werden daher wohl gleichfalls bald die Schauspiele von Truppen marschen wie in andern Ländern haben, wobei am meisten die Steuerpflichtigen zu bedauern sein werden, da schon die bisherigen Anordnungen bin nen Kurzem eine unverhoffte Ausgabe von gegen 1 Million verursachen; denn es wäre Leichtgläubig keit, an einen Krieg Oesterreichs und Preußens mit ihren Verbündeten zu glauben, so lange nicht die erste Schlacht geschlagen ist, da die Folgen für alle dabei Betheiligten ganz außer aller Berechnung liegen. — Der geflüchtete Gutsbesitzer Arndt aus Roitzsch, hochberühmt durch seine landständische Tha- tigkeit, ist glücklich auf ein Schiff entkommen. — Der Bürgermeister Gasch in Waldheim ist wegen der Maiereignisse zu 15 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt. — Das Kriegsministerium hat unterm 4. November folgende Verordnung erlassen: „Die politischen Verhältnisse haben sich plötzlich verän dert. Demnach wird es möglich, den Ankauf einer größeren Anzahl von Pferden vor der Hand einzu stellen. Die Märkte, welche zum 6., 7., 8., 9., 10. und 11. dieses Monats angeordnet waren, wer ken nicht abgehalten. Der früher zur Eompletirung der Reiterei angeordnete Remonte-Einkauf in Dres den und Borna dauert fort. Zur Beruhigung der Bcthciligten wird ferner bekannt gemacht, daß es möglich sein wird, die Mehrzahl der Kriegsreservisten gleich nach ihrem Eintreffen wieder in ihre Hei- math zu entlassen." Preußen. Die Rüstungen Preußens sind bis jetzt im Verhältniß zu Oesterreich und den Bundes- getrcuen so unbedeutend, daß auch hier eine Ur sache ist, noch an keinen Krieg zu glauben. Freilich geht das Gerücht, daß die Befehle zur Mobil machung von sieben Armeccorps bereits ausgesertigt stim. — Die ministeriellen Blätter scheinen einen Krieg nicht in Aussicht zu stellen, geben im Gegen theil Hoffnung, daß die jetzigen Zeitfragen friedlich würden beigelegt werden. — Preußen soll das Ein rücken der Baiern in Kurhessen, Rußland das Zurückdrängen derselben durch Preußen als Kriegs ursache erklärt haben. — Im Regierungsbezirke Coblenz ward die jüngere Mannschaft der Landwehr zum Dienste einberufen. — Der Minister der aus wärtigen Angelegenheiten, v. Radowitz, hat seine Entlassung eingereicht. — Der Fürstbischof von Breslau hat auf Anlaß seiner Erhebung zum Car dinal 1000 Thaler an Bedrängte der Stadt aller Confessionen und 1500 Thaler dem „Spital zur schmerzhaften Mutter" auszahlen lassen. — Zu Grünberg in Schlesien ist das 700jährige Wein- Jubiläum gefeiert worden. Baiern setzt seine Militärmacht, 50,000 Mann