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Großenhainer Unterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 1)7. Mittwoch, den 1?. Juli 18^0 Tagesnachrichten. Sachsen. Am 10. Juli fand die Uebergabe der Fahnen an die vierten Bataillone der Jnfanterie- brigaden durch den König statt. Die Feierlichkeit wurde im Schloßhofe abgehalten. — Die Beifalls adressen wegen der Juniordonnanzen sind nun über zehn gebracht, und da jede durchschnittlich 150 Unterzeichner hatte, haben nun schon 1500 Ein wohner Sachsens ihre Freude und Zufriedenheit darüber ausgedrückt. Preußen. Für das Unionsparlament wird ein Gesetzentwurf über eine allgemeine Gewerbeordnung vorbereitet; desgleichen über eine bestimmte Frist bei Einziehung von Papiergeld. Baiern. Der Turnverein in München ward aufgelöst. — Der Friedensschluß mit Dänemark kam in der Kammer zur Sprache, bis jetzt ohne Resultat. Vaden. Der Ausmarsch der ersten Truppen nach Preußen war auf den 14. Juli bestimmt. Garnisonsorte werden sein: Wrietzen, Perleberg, Kottbus rc. Bis Mannheim werden die Truppen auf der Eisenbahn befördert, von dort mit Dampf schiff bis Köln, von wo aus sie dann zu Fuß nach ihren Bestimmungsorten abgehen. Braunschweig. In der Stadt Braunschweig starben vom 9. Juni bis 4. Juli 53 Personen an der Cholera von 130 Erkrankten. Anhalt. Der vereinigte Landtag von Dessau und Köthen ist ohne Zeitbestimmung wegen man cherlei Opposition gegen das Ministerium „ent lassen " worden. Auch eine Erfindung der Neuzeit. Schleswig-Holstein. Die von den Danen octroyirten Behörden fangen an aus Schleswig bei Nacht und Nebel zu verschwinden, da sie nach Ab zug der Preußen und Schweden nicht mehr sicher sind. Der preußische General v. Hahn hat ihnen den Tag angezeigt, wo seine Truppen die einzelnen Orte verlassen, damit sie bei Zeiten auf ihre Si cherheit bedacht sein können. — Die Stimmung im ganzen Lande ist höchst kriegerisch und Alles deutet darauf, daß man den Krieg als bevorstehend betrachtet. V. d. Tann ist wieder eingetroffen. Die Festung Rendsburg ist in Kriegszustand erklärt. Die Polizeibehörden sind angewiesen, alles fremde Gessndel und verdächtige Personen über die Grenze zu bringen. Die Anmaßung der dänischen Be hörden war in den letzten Tagen noch aufs Höchste gestiegen. Das Tragen der schleswig - holsteinschen Farben z. B. wurde den Kindern bei öffentlicher Durchpeitschung verboten u. dcrgl. mehr. Beur laubte Soldaten und Freiwillige stellen sich selbst aus dem Norden in großer Menge ein. Zur Un terstützung der Herzogthümer sind an mehreren Orten Deutschlands Comitss entstanden, welche sich die Sammlung von Geld angelegen sein lassen. — Die russische Flotte ist noch sichtbar, hat aber keine Landungstruppen. — Auf die Fregatte Gefion Hut die dänische Regierung verzichtet und sie als deut sches Eigenthum anerkannt. Man glaubt, daß sie vorläufig nach Lübeck gebracht werden wird. — Das sogenannte Londoner Protokoll, in dem Ruß land, England, Frankreich und Schweden die dä nische Gesammtmonarchie aufrecht erhalten (oder vielmehr erst begründen) zu wollen erklären, hat an Preußen, welckes die Unterschrift bestimmt ver weigerte, einen offnen Widersacher gefunden. Oester reich hat sich noch nicht erklärt. Oesterreich. Die Pensionirung und Ent lassung Haynau's und die Ursachen dazu machen noch viel von sich reden. Die Willkür desselben im Guten und Bösen, in Härte und Begnadigungen, seine Eigenmächtigkeit und Widersetzlichkeit gegen das Ministerium und den Kaiser selbst scheint sei nen Sturz hcrbeigeführt zu haben. Den 3. Juli wurden 109 zu ein bis zehn Jahr Schanzarbeit Berurtheilte in Pesth freigelassen. — Die umfassen den Aussagen Bakunin's zu Prag, der neulich einmal seine gute Behandlung daselbst rühmte, ha ben zu neuen Enthüllungen in Betreff der revolu tionären Ereignisse geführt. In Folge davon wird die Untersuchung gegen eine Anzahl Personen aus genommen werden. — In der Nähe von Maria- Neustift in Steiermark fand ein Knabe, während er eine Grube machte, einen Topf mit ungefähr 500 Goldstücken aus den Zeiten der römischen Kaiser, Tiber, Vespasian und Nero. — Mittelst Erlaß des Finanzministeriums vom 6. Juli wer den alle ausländischen Tabake für Ungarn, Sieben bürgen, die Wojwodschaft und die Militärgrenze als außer Hand gesetzte Waaren erklärt; der erste Schritt zur Einführung des Tabaksmonopols. — Bei dem Ministerium sind an vierzig Kisten mit schönen Meßgewändern angekommen, welche der