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Großenhainer Unterhaltungs - ms Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 32. Mittwoch, den 1. Mai 1820. Tagesnachrichten. Sachsen. Die 53. Sitzung der ersten Kammer begann mit der Anzeige des Prinzen Johann, daß er in der Kammer zu erscheinen für '' nächste Zeit durch dringende Abhaltung verhindert 'i. Hierauf betraf die Berathung eine Privatpet.--.vn; dann ward der Buhk'sche Antrag auf Niedcrsetzung eines außerordentlichen Ausschusses für Kirchen- und Schulsachen ohne Debatte angenommen. Eine An zahl Bagatellsachen machte den Schluß. — In der 65. Sitzung der zweiten Kammer ward derselben die Einladung der Commission der Gerwerbe-Aus- stellung zu Leipzig kundgegeben, der Ausstellung einen Besuch zu schenken. Der Abg. Oehmichen suchte um die Erlaubniß an, einen Gesetzentwurf über baupolizeiliche Maßregeln zur Verhütung von Fcuersgefahr auf dem platten Lande einzubringen. Hauptgegenstand der Verhandlung war die Ueber- nahme und Vollendung der Chemnitz-Riesaer Eisen bahn durch den Staat, wodurch demselben wieder circa 5 Millionen Thaler aufgebürdet werden. — Die Zeitungen berichten noch von verschiedenen Manöver» und Paraden zu Ehren des herzoglich genuaschen Ehepaars. — Am 24. April Abends in der 8. Stunde ward der Redacteur der Dresdner Zeitung, Naumann, von einigen Soldaten an der Ecke der Stallstraße gefährlich durch Schläge und Stöße mißhandelt, bis er sich durch Hilfe einiger Hinzugekommenen in ein nahes Haus rettete. Die feindliche Haltung der genannten Zeitung gegen das Militär wird als Ursache dieser Mißhandlung angegeben, obgleich sie diese Art von Justiz keines wegs entschuldigen kann. Bei der Artillerie ist eine neue Art Kartätschen (Granatkartätschen ge nannt) eingeführt worden. Preußen. Die schlesisch - böhmische Grenze soll in der Gegend des Landshuter Kreises von öster reichischen Truppen dicht besetzt sein. Auch soll es seine Richtigkeit haben, daß Feldzeugmeister Baron Heß den ganzen Grenzstrich von Ober schlesien bis nach Böhmisch-Friedland hin strategi scher Jnspection wegen bereist hat. Die sächsische Grenze soll gleichfalls seit 14 Tagen wieder äußerst freigebig mit Soldaten bedacht sein, während die Rüstungen im Innern Böhmens fortdauern und Geschütze und Mannschaft herbeigezogen werden. Was die russischen Truppenanhäufungen an der Grenze betrifft, so sollen in der Linie von Czen- stochau bis Lenczyc und Kalisch angeblich gegen 180,000 Mann kriegsgerüstet dastehen, während andere dieselben kaum auf die Hälfte angebcn. — Kaiser Nicolaus wird in Warschau erwartet, auch ging die Sage von einem dahin zu berufenden europäischen Congreß. — Prinz Adalbert hat sich mit Fräulein Therese Elsler, die ihm schon vor 8 und 10 Jahren zwei Söhne gebar, nach dem Wunsche seiner verstorbenen Mutter morganatisch verehelicht. Der König verlieh der Elsler den Titel Frau v. Barnim, welchen Namen auch ihre Söhne führen werden. — Preußen läßt den Frank furter Congreß zur Herstellung einer neuen Bun desgewalt unbeschickt, ebenso wahrscheinlich alle Staaten der Union. Baiern. Ministerpräsident v. d. Pfordten erklärte in der Sitzung der Abgeordneten am 20. April bei Gelegenheit der Verhandlung über die beantragte Aufhebung des Belagerungszustan des in der Pfalz, daß das Ministerium einen Kampf daselbst als ganz nahe bevorstehend erachte und sogar ganz sicher wisse, daß die revolutionäre Partei Frankreichs in der allernächsten Zukunft losbrechen werde, und noch bedenklicher erschienen die Dinge in der Schweiz. Auch sei es außer allem Zweifel, daß die Leiter der neuen Erhebung in Frankreich und der Schweiz mit den Revolutio nären in der Pfalz und Baden in ununterbrochener Verbindung stünden. Baden. Der April hatte im Nheinthale ein rasches Wachsthum gebracht. Kirsch- und andere Bäume standen in voller Blüthe. — Von der sehr verarmten Gemeinde Rineck, aus der schon im vo rigen Jahre ein Theil der Einwohner ausgewandert war, wird dieses Jahr im Mai der Rest, noch über 400 Köpfe, gleichfalls mit Unterstützung des Staates nach Amerika abgchen. — Der Prinz von Preußen traf am 21. April in Folge einer an ihn gesendeten Depesche plötzlich in Karlsruhe ein. — Wie im vorigen Jahre die Demokraten, so machen jetzt die geistlichen Missionare aus dem Elsaß großes Aufsehen, und 3 bis 4 Meilen weit kommen die Leute, um Predigten zu hören und Ablaß zu er langen. Bei einer Predigt in Haigerloch sollen 12 — 13,000 Menschen zugegen gewesen sein. Hessen. Der Proceß Auerswald-Lichnowski ist nun zu Ende; den Geschwornen wurden einige