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Großenhainer Anterhaltungs - und An^eigeblaU Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 27. Mittwoch, dm 3. April 1850. Das Grofiendainer Unterhaltungs - und Anzcigeblatt erscheint wöchentlich zweimal, Mittwochs und Sonnabends, für den Preis von 7^ Ngr. vierteljährlich. Inserate, die in der nächsten Nummer Aufnahme finden sollen, sind spätestens Tags vorher bis früh 9 Uhr in der Expedition dieses Blattes abzugeben. Lagesnachrichten. Sachsen. Allen Behörden und Beamten ist durch Ministerialvcrordnung die bisher oft verletzte Geheimhaltung amtlicher Beschlüsse rc. bei Strafe bis zu vier Monaten Gefängniß nach dem Crimi- nalgesetzbuche anempfohlen worden. — Ueber den Stand des Maiprocesscs erfährt man Folgendes: Beim Stadtgericht zu Dresden kamen gegen 900 Personen wegen des vorjährigen Mai-Aufruhrs in Untersuchung und theils in Haft. Hiervon wurde ein Theil an andere Behörden zur Unter suchung abgegeben, ein anderer wurde entlassen, gegen ungefähr 400 wurden die Untersuchungen fortgestcllt und die Acten an das Appellationsgericht eingeschickt. Bei circa 100 derselben ist die Ent scheidung bereits erfolgt. Dabei befanden sich l7 Straferkenntnifse, nämlich 8 auf Todesstrafe (Rockel, Heubner, Bakunin, Heinze, v. Glümer, Hand arbeiter Kappler, Kellner Schreiber und Conditor geselle Wagner), 2 auf lebenslängliches Zuchthaus (Postsecretär Martin und die Wunderlich, welche mit auf den Barricaden kämpfte, übrigens aber als liederliches Weibsbild und Diebin bereits früher bestraft wurde), 5 auf Zuchthaus von 18, 15, 10, 4 und 3 Jahren. Gegen 40 Angeklagte befinden sich noch in Haft. Advocat Blöde, der zu Weih nachten auf Handgelöbniß und gegen Caution ent lassen wurde und nun zu 10 Jahren Zuchthaus verurthM ist, scheint die eiligste Auswanderung vorgezogen zu haben. — Bei der neulichen Com- mandantenwahl der Communalgarde zu Dresden fielen die meisten der 1338 abgegebenen Stimmen auf den Oberst v. Buchner, der jedoch ablehnte. Etliche 20 Stimmen im Ganzen erhielt der vor malige Oberleutnant Müller, der nach der Dresdner Zeitung vom 5. Bataillon mit großer Mehrheit gewählt worden sein sollte. Preussen. Die Friedensunterhandlungen mit Dänemark gehen sehr langsam vor sich und wer den durch die dänischen Anmaßungen sehr er schwert. — Der Verwaltungsrath in Erfurt hat sich für die Annahme der Verfassung im Ganzen mit der Bedingung, daß die Grundrechte einst weilen ausgeschlossen bleiben, erklärt. — Daß Preußens Armee ganz auf den Kriegsfuß gebracht ist, geht daraus hervor, daß verschiedene frühere Unterofficicre des Heeres durch Circulare der Mi litärbehörde befragt worden sind, ob sie im Fall eines Kriegs gesonnen seien, wieder ins Heer ein- zutreten, da, heißt cs wörtlich, des Königs Ma jestät wegen der gefährlichen Wendung der politi schen Wirren, verfügt hat, daß die Grenzen, na mentlich die westlichen, stark besetzt werden. Baiern. Die Rüstungen in der Armee werden in jeder Hinsicht auf das Eiligste und Eifrigste fortgesetzt und mehrere Abtheilungcn in Marsch bereitschaft gehalten. Man spricht von der Auf stellung zweier Lager, an der badischen Grenze und in Nord-Franken. Vaden. Die Kammern sind auf unbestimmte Zeit vertagt, doch bleiben Commissionen zu Erle digung von Vorarbeiten zurück. Würtcmberg. Die Ständevcrsammlung ist wegen Mangel an Vorlagen auf vier Wochen ver tagt. Einige Commissionen bleiben zu den Vor arbeiten zurück. Weimar. Die Juden sind hier vollständig bis auf christlich-jüdische Mischehen emancipirt, je doch scheinen die Einwohner über dieses Werk des Landtags, hauptsächlich aus Furcht gewerblicher Nachtheile, wie in Baiern, nicht sehr erbaut zu sein. Auch ein neues Pensionsgesetz, desgleichen eins über die neue Gerichtsordnung ist erschienen. Nassau. Die Ständcversammlung ist auss Ungewisse, doch längstens bis zum 16. September vertagt. Hessen. Vor dem Schwurgerichte zu Hanau kommt nun der Proceß wegen der Ermordung der Abgeordneten Auerswald und Lickmowski bei dem Aufruhre zu Frankfurt am 18. September 1848 zur Verhandlung. Der Angeklagten sind fünf, nämlich Schncidergcselle Ludwig, Ackermann Pflug, Schuhmacher Georg, Schneider Körber, Stein hauer Dietrich. Schleswig-Holstein. Der Tag der Los sagung von Dänemark, der 24. März, ist an vielen Orten festlich begangen worden.