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Großenhainer Unterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 84. Sonnabend, den 20. October L849. Bekanntmachung. Die zum Nachexerciren verpflichteten Communalgardisten haben sich Mittwochs den 24. dieses Monats Nachmittags Punct halb 4 Uhr vor dem Rathhause einzufinden. Entschuldigungen sind an den Hauptmann der 5. Compagnie, Herrn Arnold, abzugeben. Hain, am 19. October 1849. E. Füssel, Commandant. Tagesnachrichten. Sachsen. Der König, die Prinzen Johann, Albert und Georg, die Minister Rabenhorst und Behr sind über Leipzig nach Chemnitz und den Eisenbahnbrückenbauten im Göltzsch- und Elster- thale gereist. Der König hat über mehrere Trup- penabtheilungen jener Städte bei dieser Gelegenheit Revue abgehalten und wurde nach den gewöhnlichen Formen von den Behörden u. s. w. begrüßt. In Chemnitz besuchten die Reisenden das Theater. — In Dresden hat die gemäßigte Partei bei der Landtagswahl in der inncrn Stadt den Sieg da von getragen. Professor Wagner erhielt 1232, Pro fessor Wigard nur 1205 Stimmen. Für die erste Kammer siegte dieselbe Partei mit einer viel größeren Mehrheit, indem v. Carlowitz und Küttner zu sammen 539, die Candidaten der radicalen Partei, Professor Richter und Treitzschke, nur 236 Stim men erhielten. Vielleicht ist dieses erste bekannt gewordene Wahlresultat eine gute Vorbedeutung für den Ausfall der Gesammtwahlen. — Was die Wahlen unseres Bezirkes anlangt, so ist es nun ziemlich sicher, daß sämmtliche Candidaten der ge mäßigten Partei, v. Römer und Du. Weinlig, als auch Justizamtmann Böttger, durchkommen. Haden und Romberg haben in dem Großenhainer Bezirke in der Stadt noch die meisten Stimmen erhalten, auf dem Lande nur wenige. Dasselbe ist auch in den verbundenen Wahlkreisen Meißen und Lommatzsch der Fall. Was die Wahlen im Ganzen betrifft, so hat sich gezeigt, daß unsere Gegend noch eine derjenigen ist, welche sich bei denselben am meisten betheiligt hat, während in andern von ganzen Ortschaften auch nicht ein ein ziger Wahlzettel abgeholt worden ist. — In Dres den ist der Postamtsaccessist Kypke und mit ihm eine Summe von 2000 Thalern verschwunden. Preußen. Wie sehr der Landtag von Peti tionen überschwemmt wird, zeigt, daß neulich in einer Sitzung über 88 Stück Bericht erstattet wurde. Darunter war auch eine um Entlassung des jetzigen Ministeriums und unbedingte Annahme der ange botenen Kaiserwürde, welche allgemeine Heiterkeit erregte. — Der 15. October, der Geburtstag des Königs, ist allgemein gefeiert worden. Die Ca- sernen und viele Privathäuser waren festlich mit Blumen, Fahnen und Büsten des Königs ge schmückt. Am Abend war ganz Berlin auf das Glänzendste erleuchtet, in einer Weise, wie es in einer großen Stadt und ohne besondere Veranstal tung der Behörden nicht oft vorgekommen ist. — In Coblenz ist der Turnverein aufgelöst worden. Baiern. Man hat in Berlin die mit dem 1. Lctober fällige, Baiern aus den Einnahmen des Zollvereins treffende Rate zurückbehalten und will sich mit derselben für die Occupationskosten der Pfalz bezahlt machen. In Betreff darauf ist schon eine Interpellation in der Kammer gestellt worden. — In der Pfalz sind wieder 16 Schul lehrer ihres Dienstes entsetzt worden. — Den Kam mern wurde ein Gesetzentwurf über eine Anleihe von 7 Millionen vorgelegt. Baden. In sämmtlichcn Garnisonsorten ist der Geburtstag des Königs von Preußen festlich begangen worden. — Eine große Anzahl gefangener Baiern ist in ihr Vaterland abgeliefert worden. — Die Verurtheilungen der badischen Standgerichte lauten nur noch in einzelnen Fällen auf Todes strafe. Selbst die Soldaten, welche der Anstiftung der Soldatenmcuterei angeklagt sind, kommen in der Regel mit zehn Jahren Gefängniß weg. — Von den elf Jungfrauen von Uffhausen, welche neulich die Gräber der Erschossenen bekränzten, wurden drei entlassen, vier erhielten 14tägige und vier 24tägige Haft. Bremen. Der Erzherzog Reichsverwefer wird hier zur Besichtigung der deutschen Flotte erwartet. Schleswig - Holstein. In der Vorstadt St. Pauli zu Hamburg haben zwischen schleswig-