Volltext Seite (XML)
Großenhainer Unterhaltungs- und Anzeigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 83. Mittwoch, den 17. Oktober 1849. Bekanntmachung. Die zum Nachexerciren verpflichteten Communalgardisten haben sich Freitags den 19. dieses Monats Nachmittags Punct halb 4 Uhr vor dem Rathhause einzufinden. Entschuldigungen sind an den Hauptmann der 4. Compagnie, Herrn Röting, abzugeben. Hain, am 16. October 1849. C. Fiifscl, Commandant. Tagesnachrichten. Sachsen. In der Armee sind wieder eine An zahl Beförderungen vorgekommcn. Auch Prinz Albert ist darunter zum Major avancirt. — Ge neralmajor v. Heintz hat den königl. preußischen rothen Adlerorden zweiter Classe mit den Schwer tern und vom königl. hannoverschen Guelphenorden das Commandeurkrcuz zweiter Classe erhalten. Ma jor v. Hausen von ter zweiten Jnfanteriebrigade erhielt das Ritterkreuz des Guelphenordens, Ritt meister v. Heygendorf und Hauptmann Köhler den rochen Adlerorven vierter Classe. — Der Staats minister a. D. vr. Braun ist auf sein Ansuchen des Ranges und Titels eines Staatsministers ent hoben und unter Ernennung zum Geheimen Re gierungsrache zum Amtshauptmann zu Plauen ernannt worden. — Bei den Wahlen hat es sich an vielen Orten herausgestcllt, daß die Bethei ligung geringer ist, als das vorige Mal. Da nun das Wahlrecht das wichtigste in einem constitutio- nellen Staate ist, so geht daraus hervor, daß die politische Bildung seit dem vorigen Landtage we nigstens nicht fortgeschritten ist, und daß trotz alles Schreiens nach Fortschritt, ein großer Theil noch keine Idee von einem eines constitutioncllen Staats bürgers würdigen Verhalten hat. Nur wenn Alle Wahlen, können die Wahlen so ausfallen, daß die Kammern das Land repräsentircn und nur dann können sie der Regierung gegenüber den gewünschten moralischen Einfluß haben. — Wie leicht es manch mal ist, sich würdig zu machen, von der radicalen Partei zum Landtagsabgeordneten vorgeschlagen zu werden, beweist der im 69. Wahlbezirke ausgestellte Sradtrichter Ziesler in Sebnitz, der weiter keine Verdienste hat, als daß er es hartnäckig allen Be hörden gegenüber durchgesetzt hat, daß sein mehr als anderthalbjähriger Junge noch nicht getauft ist.— Vom Ministerium des Innern ist der Maschinen- Flachsfpinncrei zu Hirschfelde für die erste Auf stellung und bleibende Betreibung eines zweckmä ßigen Flachsspinn-Maschinensystems eine Prämie von 4000 Thalern ertheilt worden. — In den Kriegsstandsbezirken ist es vom Oberbefehlshaber erlaubt worden, den Gutsbesitzern, welche minde stens fünf Scheffel Weinland bebauen, ein Feuer gewehr bis längstens den 16. November zur Ab wehr des Vogelfraßes auszuliefern. — Wie es scheint, geht man auch in Sachsen damit um, eine Amnestie zu Gunsten der bei dem Maiauf stande Betheiligten eintreten zu lassen, so weit sie nur als Verführte mitgewirkt haben. Ausgenom men werden sein 1) die, welche als Anstifter von Zuzügen rc. aufgetreten sind und 2) die, welche an dem Kampfe gegen die Truppen persönlich Theil genommen haben. — In Neustadt bei Falken stein sind am 1. October ein Tagearbeiter und seine Frau, die in der Dämmerung auf der Straße ruhig nach Hause gingen, durch, einen ungeschickten Schützen tödtlich verletzt worden. Bekanntlich ist dieß nicht der erste Fall in dem ersten Jahre der Jagdfreiheit. Der Thäter ist bis jetzt noch nicht ermittelt. Preuße». Die Kammern fahren fort in der Revision der Verfassung und sind darin schon ziem lich weit gediehen. — Der Prinz von Preußen ist in Berlin auf kurze Zeit angekommen, wo er sehr festlich empfangen ward. — Die aus Baden zurück- kehrenden Landwehr-Regimenter sind überall mit großem Jubel empfangen worden, selbst in den Orten, wo sich wegen ihres Ausmarsches Unruhen zugetragen hatten. — Das österreichische Observa- tionscorps in Böhmen, zu dem jetzt wieder 72 Ge schütze gekommen sind, scheint Preußen nicht im Geringsten Angst zu machen, da es bis jetzt auch nicht die mindesten Gegendemonstrationen gemacht hat. — In dem Verwaltungsrathe der dem Drei königsbunde beigetretenen 30 Länder Deutschlands