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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920317
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-17
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1892
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Nr. 64 — 12. Die nn jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt » Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler v. Sächsische GerichtSzeitung 4. Sächsisches Allerlei v. Jllttstr. Nnterhaltnngsblatt s. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 7ü Pfg. Sächsischer KtMes-AlijeMr. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter de- „Sachs. Laiides-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Nnsgabe als; „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei inS Haus: außerhalb Chemnitz monatlich 60 Pfg. mit Zutragen. PostzeitnilgSpreislistc für 1892; Nr. 1342. Donnerstag, 17. März 1892. Der Sachs. Landes-Anzeiger ist für da» Jahr 1892 eingetragen in der deutschen Post-ZeitnngS-PreiSliste unter Nr. 5580, in der österreichischen unter Nr. 2651. FarAbo»»ente»ersche!ntjee!n»ialiinJahr: Jllnstr. WeihnachtSbnch (Jahrerbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Cheumitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprecü-Anschlnß Nr- 136. Tclegr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der 6gespaltc»en Corpnszeile (ca. 10 - Unter „Kleine Anzeigen" die 8gespaltene Pelitzeile (ca. 8 Die Anzeigen finden ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung -W> Politische Rundschau. Chemnitz, de» 16. März 1892. Deutsches Reich. Beisetzuttgsfeierlichkcite» iu Darmstadt. Die Kaiserin Friedrich, die Prinzessin Margarethe, sowie der Erbprinz und die Erbprinzessi» von Meiningen sind in Darmstadt eingetrvffe», um den BeisetziingSfeierlichkeiieii beizuivvhnen. Die feierliche Aufstellung der Leiche dcS verstorbenen Großherzogs von Hessen fand am Dienstag Vormittag von 10—1 Uhr im Neuen Palais in Darmstadt statt. Eine große Menschenmenge, sowie die ganze Garnison defilirte» vor dein Katafalke. Der Staatssekretär vou Bötticher ist an der Vertretung der Negierung bei der Bcrathnng der Krankenkassennovelle im Reichs tage durch eine heftige Halsentzündung verhindert. A», das Mttrttembersiifche Staatsmittisterium ist von katholischer Seite das Ersuchen um Errichtung einiger Männerklöster in der Diözese Nottenbnrg gestellt worden. Wie jetzt aus Stuttgart Niitgctheilt wird, ist das Ansuchen abgelehnt worden. Mit der Bildung vou Arbeiter-Ausschüsse», iu» Gebiete der preußischen Staatsbahuverivaltung ist jetzt begonnen. Der Ausschuß der Eisenbahn-Hauptwerstälten in Posen sandte eine Adresse an den Kaiser, worin der Dank für die Arbeiterfursorge ausgesprochen wird. Preußisches Allgcordneteuhaus. Dicnstagssitzung. Ein gänge» ist der Gesetzentwurf betr. die Aufhebung der Beschlagnahme des Vermögens des Königs Georg von Hannover. Das Haus setzt die zweite Berallning des Cultnsetats fort und genehmigt die Forder ungen für wissenschastliche Zwecke. Alis Antrag des Abg. Graf Kanitz (cons.) wird die Negierung ersucht, eine der staatlichen Stern warten mit einem größeren, dei« heutigen Ansprüchen genügende» Tclescop zn versehen. Bewilligt wird auch die Errichtung einer biologischen Anstalt ans Helgoland. Bei dem Capitel „Technisches Untcrrichtswesen" kommt cs zu einer längeren Debatte, doch wird schließlich die Regierungsvorlage mit 126 gegen 111 Stimme» an genommen. Bei dem Titel „zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen" Hot Abg. von Strom deck (Ctr.) zwei Anträge gestellt, welche eine Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen der katholischen Kirchcbezwecken. Die Anträge werde» besonders unter Hinweis darauf abgelehnt, daß die katholischen Geistlichen nicht für eine Fa»,ilie zu sorge» hätte», mithin eines geringeren Gehaltes bedürfen, wie ihre evangelischen Amlsbrüder. Dann wird die Wciterberathung des Cullnsctals auf Mittwoch vertagt. Das dem preußische» Landtage zugegaugeue Gesetz betr. die Aushebung der Beschlagnahme des Vermögens des Königs Georg von Hannover hat folgenden Wortlaut: „Das Gesetz vom 15. Februar 1869 (Gesetzsainnil. S. 322), betr. eine Abänderung der Bcschlag- »ahmevervrdnnng vom 2. März 1868, wird dahin obgecjndert, daß die Wiederanfhebung der durch diese Verordnung vom 2. März 1368 (Gesctzsamml. S. 166) über das Vermögen des Königs Georg ver hängten Beschlagnahme Königlicher Verordnung Vorbehalte» bleibt." I» der Begründung des Gesetzes heißt cs: Sr. Majestät der Kaiser und König habe» daher in der Absicht, der Bevölkerung dieser Provinz Hannover einen Beweis Allerhöchst Seines volle» Vertrauens zu gebe», »nd in dem Wunsche, dadurch zur weiteren Bernhignng beizntragen, Allerhöchst Seine Willensmeinnng dem Staatsministeriiiin dahin zu erkennen zn geben gerecht, daß die Beschlagnahme der frag lichen Revenuen nicht weiter aufrecht zn erhalten, vielmehr wegen der Ausführung des Bertragcs vom 29. September 1867, soweit dieselbe überhaupt noch anssteht, die cntspcchenden Schritte zn th»n seien, falls Sr. königl. Hoheit der Herzog von Cumbcrland vorher die Zusicherung ertheilen würde, die Höchstdemsclben dann znflicßendcn oder sonst znstchenden Mittel nicht zn feindseligen Unternehmungen gegen Sr. Majestät de» Kaiser und König oder gegen den preußischen Staat verwende» z» wolle». Trotz aller öffentlichen Warnungen nimmt der Zuzug fremder Arbeitskräfte nach Berlin immer größere Ausdehnung an, und meist strömen recht bedenkliche Elemente z». Im Arbcilsnachweis- bnreau des Fürsvrgeoereins für die Strafentlassene» melden sich Tag für Tag zahlreiche und zwar meist junge Leute, die erst zugettiandert sind und das Recht ans Fürsorge dem Umstande entnehme», daß sie außer halb Strafe verbüßt habe». De» Leute» gefällt es trotz der „Arbeits losigkeit" i» Berlin so gut, daß sie auswärtige Arbeitsstellen „prin- cipicll" zmückwcise». Von 771 Strafentlassenen, die sich bisher in diesem Jahre bei dem Bureau gemeldet habe», sind nur 278 bereit gewesen, landwirthschaftltche Arbeite» anzuiichmen, obgleich die Anfrage »ach Arbeitskräften für das Land eine sehr große ist »nd oft recht gute Löhne gezahlt werden. In sonstige Arbeitsstellen konnten noch 107 gebracht werden. Arbeitete,,tloss,,„gen in» rher„rsch-»vestphälische„ Kohlenrevier. Tie „Köln. Ztg." theilt mit, daß im Oberberg- amtsbezirk Dortmund in nächster Zeit eine große Anzahl Arbeiter znr Entlassung kommen werde», durchweg sind das gesunde, imvcr- hcirathete Arbeiter, die ans dem Osten hergekvinmeii sind und deren Rückwanderung nach dem Osten sowohl im Interesse des Westens wie des Ostens liegt. Dranzösischc Spione in Clsatz-Loth, ingen. Großes Ans sehen in Lothringen erregt die Verhaftung eines Rentners Namens Görard ft, Gisselfinge», Kr. Chatean-SalinS, angeblich unter dem Verdachte der Spionage. Ein Verwandter soll ein höherer französischer Ofsiccer sein; der Name ist in der französischen Armee zahlreich Vertreten. ^ Oestepxeich-Uilgaril. Der Herzog von Cuniberlauv. Aus Wien wird zur Ver einbarung mit dcm Herzoge von Cnmberland noch berichtet, daß dieser früher die Vermittlung nichldeutschcr Fnrstcnhöse in der Frage des Welfcnsonds ganz entschieden abgelehnt habe. Ein förmlicher Verzicht aus Hannover sei ihm wegen dieser Geldfrage von Berlin überhaupt nicht -ugeiimlhet worden. Man will nun der Zeit ihr Recht lassen. - Die griechische Gesandtschaft in Wie», erklärt gerüchtweise Meldungen vom Ausbruch revolutionärer Unruhen in Athen und anderen größeren Städten Griechenlands für unbegründet. Ob sich das vom Könige Georg ne» berufene Ministerium am Ruder wird halten können, ist noch sehr fraglich, doch ist es zn offener Anslchnung bis zur Stunde nicht gekommen. Italien. I», Rom ist es z„ Uebersch,ve»»,m»»»«ge„ des Tibers gekommen, die niederen Stadtthelle und weite Strecken der Cam- pagna stehen unter Wasser. Militär besorgte die Bergung von Gerälhschasten aus den Wohnhäusern. Frankreich. Einige Journale brechen wegen für die französische» Militärvcrhällnisse nicht gerade schmeichelhafter Aeiißernngcn, welche der italienische Senator Gras Taverna einem deutschen Berichterstatter gegenüber gcthan hat, einen Streit mit der italienische» Negierung vom Zaun. Die letztere wird deshalb noch nicht gleich von» Schlage gerührt werden. Nenes Anarchistenattentat. Ueber das gestern vou uns gemeldete neue Anarchistenottciilat in der Kaserne Loban in Paris wird ferner gemeldel, daß der a» der Kaserne knirch die Explosion angerichtete Materialschaden sehr beträchtlich sei. Bon den 800 Schutzleuten, welche in der Kaserne schliefen, wurde jedoch Niemand verletzt. Ein Passant konnte das genaue Signalement zweier fliehende» Anarchisten angebcn, so daß man hofst, der Verbrecher habhaft zu werden. Großbritannien. Der große Kohlenarbeiterstreik i» England dauert unver" ändert fort und fügt dem Verkehrs- wie dem industriellen Leben sehr schwere Nachtheile zu. Viele Züge müssen ansfalle», viele Etablisse ments feiern, und alle Kohlenznfnhr vom Auslände kan» keinen volle» Ersatz biete». Die Gcsammtzahl der Feiernden beträgt wohl schon 600,000 Köpfe. Gelvaltacle sind bisher noch nicht vorgckommen, werden auch nicht erwartet. Doch sind für alle Fälle Maßnahme» getroffen. — Die britische Seencompagnie hat im Nyassagrbict in Südafrika eine Schlappe erlitten. Eine ihrer Expeditionen ist von den Eingeboren überfallen und total niedcrgemacht. Rußland. Ein Ba»»kkrach in Petersburg. Das Bankhaus I. E. Güiizbnrg i» Petersburg, eine Wellfirnia, hat ihre Zahlungen ein gestellt. Als Ursache des Sturzes dieses großen Bankhauses wird allgemein die mißliche wirthschaftliche Lage in Rußland augcsehen. Es wird versucht, einen Ausgleich hcrbciznfnhren; gelingt dies nicht, so dürften ganz anßervrdeiittich weile Kreise schwer geschädigt sei». Durch den Zusammenbruch sind, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mit theilt, fast sämmtliche Berliner Bankhäuser in Mitleidenschaft gezogen. — Bon der rusischcn Grenze. Seit Kurzem mehren sich wieder die Meldungen über russische Trnppcnverlcgungeu. Verdächtig sind dabei besonders die Widersprüche, a» welchen diese Meldungen leide», so daß man versucht ist, zu glauben, sie würden für Jrresuhrungs- zwecke in die Welt gesetzt und stammten ans russischen Quellen selbst. Es hält daher schwer, sich ein ttrlheil darüber zu bilden, ob die jedenfalls vorgckommcne» Verschiebungen zu einer Bestärkung des Truppenstandes an der Grenze geführt habe», oder ob cs sich mit Rücksicht ans den Nvthstand nur um Verlegungen aus Verpflegmigs- gründcn handelt. — Griter.il G trko, dec Grneralgonvcrnenr von Warschau, soll in Petersburg um die Ermächtigung »achgesncht habe», im Kriegsfälle alle Einwohner von Warschau bis ans 50,000 a»sweisen zu dürfen. Das ist aber doch abgelehnt. Z» russisch will man selbst in Rußland nicht sein. Orient. Milatt's Attögaug. Die serbische Volksvertretung wird folgendem Gesetzentwurf ihre Zustimmung ertheilen, nachdem der Exkönig Milan gegen Bezahlung seiner Schulden der serbische» Staatsangehörigkeit entsagt hat: Milan hört auf, Mitglied des ser bischen Königshauses zu sein und verliert die ihm als solche»! zn- siehenden Rechte, im Einvernehmen mit den Regenten auch die Er ziehung und Vermögensverwaltung des junge» Königs. Milan darf unter keiner Bedingung weder a» de» serbischen Staat, »och an das Königthum irgend eine Bedingung stellen. Er kann ohne besonderes Gesetz auch nicht wieder serbischer Bürger werden, cs ist ihm jedes Wiedcrkommen, Verweile» oder Ansiedel» in Serbien verboten. Nur im Falle ernstlicher Erkrankung seines Sohnes kann ihm Aufenthalt im Lande gestattet werden. — Wie tief sich der Exkönig ernicdrigt hat, geht aus diesen Bestimmungen genügend hervor. Asien. In Japan sind jdie Parlaments-Neuwahlen mit einem Siege der Negierung z»m Abschluß gekommen. In den Wahlnnruhcn hat es bekanntlich viele Tode und Verwundete gegeben. Afrika. Ueber die deutsche,» Plantageugesellschaften in Ost- Afrika waren in letzter Zeit ungünstige Nachrichten verbreitet. Unter den ostafrikanischeu Erwerbsgesellschaften ist die kapitalskrästigste die deutsch-ostasrikauische Plantagengesellschaft. Sie nahm es mit Ruhe aus, als Buschiris Banden ihre Plantage Lewa just in dem Moment zerstörte», als die ersten Tabakpflanzen der Ernte entgegen reisten Unmittelbar nachdem Usambara beruhigt war, begann der Wieder aufbau der Plantagcngebäude »nd die Ncuanpflauzung von Tabak. Derselbe hat sich so günstig entwickelt, daß die Gesellschaft eine reiche Ernte cinhcimsen wird, trotz des Aufstandes der Wadigos, der, wie verlautet, den Fortgang der Arbeiten weder in Ambon!, noch in Lewa wesentlich zu stören vermochte. Ebenso wenig liegt irgend welche Ge fahr für die Bergung der Tabakecntcii vor, blieb doch Lewa seblst von dem Ausstand der WadigoS völlig verschont. Auch arbeiten dort nur Leute auS dc» umliegenden Dörfer»; kein einziger Wadigo wurde dort beschäftigt. Die Lewaleute hielten zur Zeit des Aufstandes ein Schauri ab, in welchem sie sich ihren meisten Arbeitgebern gegenüber, denen sie treu ergeben sind, zur gegenseitigen Abwehr der etwa herein- brechenden Wadigo« feierlich verpflichteten. Im klebrigen ist» wie die letzten von dort eingctrosfene» Briefe bestätigen, das Wadigoland jetzt wieder völlig ruhig und der Weg durch dasselbe frei. Dentfchev Reichstag. 194. Sitzung vom 15. März. 12Vr Uhr. Am Biind-srathstischc: Lohma,,,,. Das Ha»- ist schwach besetzt. Die drille Bercithiuig der Novelle zum Krankenkasscngesetz wird fortgesetzt- Es liegen zn den einzelnen Paragraphen im Ganzen 105 AbändernngS« anlräge vor, danmtcr eine größere Anzahl, die von einer sreicn Commission gestellt sind, der die Abgg. Gutstcisch (sreis), Mcrbach (sreicons), Möller (natlib.), von der Schnlenbnrg-Bectzendvrs (cons.), v- Strombeck (Ctr.) angchöre». 8 1 zählt die dem Versichernngszwange zn nuterwerfcnden Kategoriee» von Gehilfe» und Arbeitern ans. Die freie Comuiiisio» beantragt Ausdehnung der Versichcriingspflicht ans Biime,ischifffahrts- und Baggerelbetciebc, ans die Betriebe der Post- »nd Tclcgraphcnverwalittttg, sowie ans die Betriebe der Marine- und Heeres verwaltung. Abgg. vr. Buhl (natlib.) und Gut fleisch (freist) beantrage» ferner, daß Handlnngszehilsen »nd Lehrlinge „ur versichern,igspstichlig sein sollen, sofern durch Vertrag die ihnen nach Artikel 60 des deutschen Handelsgesetzbuches znstehcnden Rechte aufgehoben oder beschränkt sind. Abg. Goldschmidt (sreis.) erklärt, daß seine politischen Freunde aus die Mcdereinbringnng ihres frühere» Antrages, die Handlungsgehilfen von der Bersichcrmigspslicht überhaupt auSznnchme», verzichten, weit die Annahme desselben doch nicht z» erwarte» stehe. Sie hofften aber wenigstens ans An nahme des Antrages Bnhl-Gutfleisch. Abg. Buhl (natlib) empfiehlt diesen Antrag. Abg. Singer (loc ) betont, seine politischen Freunde könnten ans die Vermitlelungsbrücke dieses Antrages nicht trete», sondern verlangte» An« Wendung des vollen Veksi.hcr,i»gsz oanges für die Handliing-gchilseii. Die Handlungsgehilfen sind heute »nr Hilfsarbeiter, ihre wirthschasclichc Lage ist vielfach eine schlechtere, als die der Industrie-Arbeiter. Die Befreiung der Handlungsgehilfe» vom Versichernngszwange ist also durch nichts z» rechtfertige». Abg. Hitze (Ctr.) beantragt, daß Handlungsgehilfen nnd Lehrlinge, sofern nicht durch Vertrag die ihnen »ach Artikel 60 des deutschen Handels gesetzbuches zustehcudcn Rechte aufgehoben oder beschränkt sind, ans ihren An trag von de: Krankenversicherinigspsticht zn befreien sind. Znr Begründung dieses Antrages verweist der Antragsteller darauf, daß sich »liier den Hand« lungsgehilsc» auch dieser Kategorie Leute befände», bei welchen sich die An wendung des Versicherinigszwanges nicht wohl rcchtferiigen würde. Unterstaalssecrelär 1>r. Lohmann tritt für die Heranziehung der Hand lungsgehilfen znr VersichcrungSpfiicht in dem von der Regierungsvorlage in Aussicht genommenen Umfange ein nnd bittet demgemäß den Antrag Buhl-Gnt- fleisch aozulehncn. Abg. Gut fleisch erwidert, daß sein Antrag den thatsächl/chcii Ber« hälinisscn an, besten entspreche. Abg. v. t>. S ch» lenbnrg (cons.) erklärt sich mit seine» politischen Freunden gegen de» Antrag G,»fleisch. Die Bewegung gegen den Versichern,,gs- zwang gehe von solchen Haiidlnngsgchilse» ans, die sich in so giilc» Ver hältnisse» befinden, daß ihnen das Bedürfnis; nach einer Kraiikenocisicheriing nicht fühlbar wird. Das.ist aber doch nnr die Minderheit der Handlnngsgchüseii. Eine Ueberversichernng wollen wir natürlich auch ni U; znr Vermeidung einer solche» habe» wir eben eine Aendcrnng zu», 8 6 beantragt. Abg. l>r. Hirsch (sreis.) führt aus, die große Mehrheit der Handln,igs- gehilscn sei gegen den Versichernngszwang. Auch diejenige», welche ursprünglich noch dafür waren, seien doch heute dagegen, nachdem sic gefunden, daß die freien Kasse» »ich:s weniger, als eine Förderung, durch diese Vorlage er- ia'iren sollen. Mau müsse doch auch ans di- Acrzte Rücksicht nehmen, »nd gerade die jungen Kaufte,Ne seien an die freie Aerztewahl gewöhnt. Abg. Eberty (sreis.) betont, die Gerechtigkeit erfordere z„„, Mindesten die Annahme des Antrages Bnyl-Gntfleisch. Man raube sonst den Hand« lungsgehilsc» ei» diesen gesetzlich verbrieftes Recht. Abg. Frhr. von Stumm spricht sich gleichfalls für den Antrag Vnhl Gutfleisch ans nnd empfiehlt eventuell den Anlr-g Hitze. Abg. Singer (svc.) erwidert dein Abg. Hirsch, auf die Acrzte könne eine so weitgehende Rücksicht nicht genomme» werde». Ter VcrsichcrnngS- zwang werde für die Handlungsgehilfe» eine wahre Wohlthat sei». Der Antrag Buhl-GntfleUch wird hierauf a»ge»v»i»ic», ebenso die An träge der freien Criiimissivii nnd damit 8 l. 8 2 zählt diejenigen Kategoriee» von Gehilfen und Arbeitern auf, welche durch Comninnrlstatttt zur Versichern,,gspslicht herangezogen werden können. Abg. Graf Holstein (cons.) beantragte in diese Catcgorie die Dienst boten (das Gesinde) mit ansziniehme». Mniistcrialdireclor Loh mann kann nicht sage», ob die verbündete» Regierungen de,,, Gesetze mit den, Anträge Holstein iv.rden znstinunc» könne». Jedenfalls paßt die Heranziehung dcsGesindeS nicht so recht in das ganze Gcsetzes- System. Allerdings giebt der Antrag den Gemeinde» nnr eine Facnltäi und es steht den Regierungen „och immer die Enlschcidnng über die bezügliche» Beschlüsse der Gemeinden z», aber angenehm ist cs für die Regierungen nicht, solche ans ein ReickSgesctz hin gefaß c„ Beschlüsse umstoßen zu müssen. Ich kann die Annahme des Antrages deshalb nicht empschlen. Ei» Antrag ans Verweisung dcS Antrages des Grafen Holstein an die Soctalco,»Mission wird abgelehnt. Abg. Eberth (frei,.) spracht sich entschieden gegen den Antrag anS, der mir unheilvoll wirken werde. Der Antrag widerjpricht auch dem Princip, daß Rcichsrecht vor Landesrecht gehen müsse. Abg. Möller (»altib.) steht ans dem Bode» des Antrages Holstes», bittet aber »ah der Erklärung des Vertreters der verbündete» Regierungen den Antragsteller doch, den Antrag zurückznziehe», nnd dafür eine Re solution cinznbriiigcn, in welcher die Nenrcgelnng der Tienstiolenvcrsichernng verlangt wird- Abgg. Hitze (Ctr) und Frhr. von Stumm (sreicons.) schließen sich dem Wunsche nach Zurückstehung des Antrages in, Interesse des Zustande kommens des Gesetzes a». Abg. Molken buhr (soc.) tritt für den Antrag ein unter Hinweis auf die Dienstbotenverhälmissc in Hamburg. Der Antrag Holstein wird abgelehnt und 8 2 mit einem Anträge B»hl- Holstcin angenommen, wonach Handlungsgehilse» „nd Lehrlinge, soweit die selben nicht »ach 8 k tzerfichcrniigspsti Mig sind, durch Geineindcstamt znr Versichcrmigspslicht he.augezogc» werden können. Die 88 2 » bis 5 a werde» in der von der freien Coinmüsion Dean» tragten Fassung dcbattcloS angenommen. 8 6 schreibt vor, waS Seitens der Gemciiidckrankenvcrfichernng als Kranken,interstütznng zu gewähre» ist. Die freie Commission beantragt svlgendcn Zusatz: „Endel der Bezug de? Kranken geldes erst nach Ablauf der 13. Woche nach Beginn der Krankheit, so endet mit de», Bezüge des Krankengeldes zugleich auch der Anspruch ans die übrigen Leistungen. (Freie ärztliche Behandlung, Arznei p»d Heilmittel.) Abg. v- d. Schulen bürg (cons.) beantragt einzuschaltc»: „Die Hilfe von Nichtäiztcn ist von der Kasse zu bezahlen, wen» diese Hilfe in Nothsüllen hat angernfc» werden müssen. Im Zweifel entscheidet diescrhalb die Ans sichtsbehörde. Ministerialdirector Loh mann empfiehlt Ablehnung des Antrages v. d. Schulcnburg oder doch wenigstens Streichung des zwcitcn Satzes de-selben. Abg. 1>r. Buhl (natlil'.i versteht unter ärztlicher Behandln»-! ausschließ lich eine Behandlung durch approbirie Acrzte und wendet sich gegen das viel fach vou sächsischen Kassen geübte Verfahre», Naturärzte und dcrgl. cmzn- stclleu. Dieser Zustand in Sachse» werde wohl >,schl für die Dauer aufrecht erhalten werden können. Durch die Annahme des Antrages v. d. Schuleubnrg werde demfelben ei» Ende geinacht.
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