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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920324
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-24
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.03.1892
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WWMW? >> ^ ^ ——" ->-,,— ,>>, - Nr. VS — IS.Ji-hrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit de« Datum de» folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt i Meine Botschaft L. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei ». Jvnstr. Nnterhaltnngsblatt 6. Sonntagsvlatt 7. Lnstiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich '0 Pfg, bei den Post-'Anstalten 75 Psg. Sächsischer Donnerstag. 24. März 1892. tMes-AiljkiM. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter des „Sachs. Laudes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren So»der-Attsgabe al«r „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei inS Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zntragen. PostzeitnngSpreisliste für 1992; Nr. 1342. Der SSchs. LandeS-Anzelger ist für da» Jahr 1892 eingetragen iu der deutschen Post-ZeitungS-Preisliste unter Nr- 5580, in der österreichischen unter Nr- 3651. FürAbvmientenerscheint jecinmalimJahr: Jllustr. WethuachtSbuch (Jahresbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz. Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Aiischlnß Nr. 138. Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Alizeiarnprris: Raun, der ügeipaltenen Corpnszeile (ca- 10 Silben fassend) für in Sachse» wohnende Inserenten 15 Pfg., für außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 20 Pfg. - Unter . Kleine Anzeigen" die Lgespaltene Petitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 Psg. — Anzeige» können »nr bis Vormittag angenommen werden, da Druck »nd Ver Die Anzeigen finden ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung Lurch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hauptblätter des „Sächsischen — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeil«) 30 Pfg. Anzeige» können »nr bis Vormittag angenommen werde», da Druck »nd Verbreitung der großen Anslage längere Zeit erfordern. -- ichsischen Landes-Anzcigcrs" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Politische Nimdschait. Chemnitz, den 33. März 1892. Deutsches Reich. Das Unwohlsein deo Uaisers, weshalb der Monarch nach Jagdschloß Hubertn^stvck gereist ist, besteht i» starker Heiserkeit, haupt sächlich aber in Crmüdung und Mattigkeit in Folge der stattgehabten Ueberarbeitnng. Bei der warmen Witterung und der gesunden Wald lust der Schorshaide wird bald genug eine Acnderung «»treten. Ein Cabinetsconrier vcrniittclt neben dem Telegraphen täglich die Verbindung zwischen Berlin und dem Jagdschlösse. Von« Fürsten Bismarck. Infolge der Erkältung bei einer Ausfahrt war Fürst Bismarck unler ziemlich heftigen Beschwerde» erkrankt. Erfreulich rwcise lauten jetzt die Meldungen befriedigender. Der Fürst kann Possen, am l. April in alter Frische seinen Ge burtstag z» feiern. Lille Mitglieder seiner Familie werden a» diesem Tage in Fricdrichsrnh um den greisen Staatsmann vereint sei». Fürst Bismarck soll nach Italien reise«». Wie ans Genua telegraphisch gemeldet wird» ist der Arzt des Fürsten Bis marck, Prof. Dr. Schweniiiiiger, in Nervi eiugetrvffen, wie verlautet, »m da- Klima und die Lage des Orts für eine» eveninelle» Aufenthalt des Fürste» Bismarck daselbst zu studireu. Die Berliner Ministerkrifis ist prineipiell zn Ende: Der Reichskanzler Gras Caprivi giebt seinen Posten als preußischer Ministerpräsident, in welcher Eigenschast er mit aller Energie für das jetzt bei Seite gestellte Vvlksschulgesetz einlrat, ab, und bleibt nur als Minister des Auswärligeu Mitglied der preußische» Re gierung. Als Neich-kanstcr behält Graf Caprivi iu Folge wieder holte» Ersuchens des Kaisers sein Amt. Der Cnltusminister Gras Zedlitz Trützschler tritt definitiv zurück. Uuterrichlete Kreise glauben allerdings nicht, daß die Trennung zwischen den Posten des Reichs kanzlers »nd des preußüchcn Ministerpräsidenten, die auch »nter dem Fürsten Bismarck zwar stailsand, aber doch »nr kurze Zeit währte, sich lange aufrecht erhalten lassen wird. Möglicherweise übernimmt Graf Caprivi i» Jahresfrist wieder beide Posten, oder es kommt auch anders. Als künftiger preußischer Ministerpräsident wird am meisten jetzt Herr von Bötticher, der zeitige Vicepräsident genannt, während Ür. Miqnel Vicepräsident werden würde. Als künftiger Cultnsmiiiister gilt der Staatssecreiär im ReichS-Jnstizamt vr. Bosse. Eine bcdentcude Wendung in der inneren Politik ist trotz des Fort falles des Schulgesetzes nicht zn erwarten. Dev Großherzog vo«» L»»xemb«vg hat den Commaudenr des lnxemburgcichcn w.iltärs, Major Bourgeois, zur Jubilänmfeier des Ulanen-Rcgimentes i» Düsseldorf dorthin gesandt und in Luxem burg selbst eine Negiments-Depntativu cmpsauge». Dev fvührve C»«lt»«smittistev v. Gotzlev hatte, der „Schles. Zig." zusolge, dem Kaiser eine Denkschrift gegen das Zedlitzsche Vvllsschnlgesetz cicigc eicht. Bei dev süv de«» Landtagswahlkreiö Schvimm-Schroda- Wvesche»« infolge der Mandatsiiiederlcgung des Erzbischofs Lr. v. Stablcuski erfolgte» Nachwahl wurde der polnische Candidat, vr. Joltvwski-Ujazd gewählt. Pventztscheo .Hevvenhattö. Sitzung vvm 22. März. Dos Herren haus nahm am Dienstag nach inehrinonatlicher Panse seine Arbeite» wieder ans. Verschiedene kleine Vorlagen wurden ohne erhebliche Debatte erledigt. Bei dem Gesetzentwurf betr. die äußere Heilighaltung der Sonn- »nd F sltage in den Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hesse» Nassau, sowie in den HohcnzvUcriischcn Landen gab Graf Klinlowström seinem lebhaft» Bedauern Ausdruck, daß der Cultnsmiiiister sich nicht mehr an seinem Platze befinde, von dem eine gedeihliche Förderung der kirchlichen Angelegenheiten zu erwarten gewesen. Er spreche nur im eigenen Namen, sei aber überzeugt, daß seine Stimme im ganze» Lande tausendfache» Widerhall finden werde, wenn auch nicht bei de» liberalen Zeitnngsschreibern! Hierauf ver tagte sich das Hans. Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr. (Kleine Vorlagen.) Pve»»k«scheö Abgeordnetenhaus. Dienstagssitz,mg. Ans der Tagesordnung steht die Berathung der Denkschrift betr. den Canälbcni Dortminid-Emshäfen. Die Vorlage schlägt verschiedene Aendernnge» und Verbesserungen des Projecles vor, wodurch aber Mehrkosten im Werthe von 44/„ Millionen erwachse». — Abgg. Schmiedlug und Dünkelberg (»atliv.) besürworleu die Zustimmung zu den Mehrkosten, weil die Verbesserungen den Nutze» des Canales beträchtlich crhöpen würden. — Minister Thielen legt eingehend die Vorzüge der neuen Pläne dar »nd empnehlt deren Annahme. — Abg. Graf Kaiiitz (cons.) hält nicht viel von dem Canal n»d verlangt, daß die Mehrkosten von den Jiileressenten getragen würde». Besonders könnten die Kohlenzechen, denen Redner künstliche Preissteigerung vor wirst, mehr leisten. Der Canalbau werde auch nur »och mehr Arbeiter ans dem Oste» forlzichen, als bisher schon der Fall gewesen. — Finanzminister I),-. Miguel, Abgg. 1)r. Hammacher (nallib.), Schottert (sreicvns.), Brandenblirg (Ctr.)» v. Eyncrn (nallib.) treten den Aus führungen des Abg. Graf Kaiiitz entgegen und bezeichnen dessen Be fürchtungen als unbegründet. Der Kanitz'schc Antrag wird abgelehnt, die Tcnk>christ durch Kenninißnahine für erledigt erklärt. Mittwoch: Petitionen. Zu Ehren des 25jährigen Bestehens der sreiconservativen Partei holten sich Mvntag Abend die Mitglieder der denischen Reichs pariei des Reichstags »nd dcr freicoiiservalive» Fraclivn des preußischen Landtags i»> „Kaiscrhvf" i» Berlin zu einem Festmahl znsamme»- gefnttdeii. Der Neich-tagsabgeordnete Graf Behr gedachte des Kaisers. Der Landlagsabgeordiiele Stengel feierte, die Frartioncii. Landlags- abgeordiieter 1)r. Ritter erinnerte an die Wirksamkeit der altbewährten Mitglieder. Abgeordneter v. Kardvrff würdigte das Wirken des Fürsten Bismarck. Die prenstische Staatsvahnvevinaltttttg soll nunmehr ihre Geneigtheit ausgesprochen haben, ev. im nächsten Jahre dicEinhcits ttit im äußern Dienste einznführen. In« Kaisersaal des Frankfurter Römers uno in Schömberg bei Berlin sind am 22. März Denkmäler Kaiser Wilhelm's I. feierlich enthüllt worden. Oesterreich-Ungar,r. Bedrohliche Lage. J»> westgalizischen Bezirke Dombrowa wurde» dreivicrlel der dortige» Landbevölkerung von der Huugcrs- uoth betroffen. Ter Hungertyphus tritt dort schon epidemisch auf. Fälle von Hungertod werden immer häufiger. Frankreich. Anarchisten-Umtriebe. In Paris sind drei neue Attentats- Versuche der Anarchisten glücklich rechtzeitig entdeckt und die verderb liche» Folgen verbinde»! worden. Die Polizei hat neue Verhaftungen zwar vvrgenominen, scheint aber die eigentliche» Attentäter doch »och nicht erwischt zu haben. — Bei Toulon ist ei» Torpedoboot von eitlem Paiizerkrcnzer in den Grund gebohrt worden. Das Torpedoboot ist verloren, der Panzerkreuzer schwer beschädigt. — Pariser Zeitungen melden, über Athen solle der Belagernngs- zustand verhängt werden. Der Kronprinz erhielt das Trnppen- cottiniando. Belgien. Erbauliche Zustände. Aus Furcht vor anarchistische» Dhiiainitalteulaten werden jetzt die Portale aller Slaatsgebände in der belgischen Hauptstadt mit Eintritt der Dunkelheit ges-blossen und militärisch besetzt. — In» Bezirk Seraing ist wegen Lohnherab- setznng ein Bergmannsstreik anSgebrvchen. Großbritannien. Ansstand der Bergleute in England. In Lancashire, Derbyshirc, Aorkshire, Leiccstershire, Nvttingbamshirc, Slafford und Nvrdwales erfolgte die Wiederaufnahme der Arbeit seitens der dem Verbände angehörigcn Bergarbeiter. I» einigen Fälle» zogen cS die Grilbenbcsitzer jedoch vor, die Betriebseinstellung bis auf Weiteres sortznsctzcn, so daß mehrere tausend Arbeiter unbeschäsligt bleibe». Die Bergarbeiter in Tnrham sind entschlossen, den Ansstand gegen die Lohiihcrabsetzniig bis zum Aenßersten sortznsctzen. Gleichwohl ist bereits von bevorstehenden AuSgl eichsverhaudlungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern die Rede. Rußland. Kaiser Alexander soll demnächst nach Warschau zu reisen beabsichtigen. Angebracht wäre der Besuch, denn in der Hauptstadt von Polen wächst der Unwille über das Willkürregiment des General- gviwerneiirs Gurko von Tage zu Tage. Orient. Ein großer Zuzug bulgarischer Emigranten macht sich in den letzte» Tagen in Tnrnsevcrin bemerkbar. In Folge dessen läßt die Sosiancr Negierung besonders scharf die nördlichen Donau- Häfen bewachen. Die Flüchtlinge Wasso Bruschew, Ivan Popow und Ratko Zwetlow reisten mit serbische» Pässe» ebenfalls gestern »ach Tnriiseverin. Aus Odessa dagegen erhält die „TimeS" die Nachricht, es seien dort drei von Koiista»ti»opcl kommende Bulgaren eiugetrvffen, bei denen Papiere vorgefnnden wurde», aus denen ersichtlich sei, daß sie niit der Ermordung des Or. Vulkowitsch in Verbindung standen. Sie würden ansgewiesen werde». Eine Gclokrifis scheint auch i» Athen zu drohen. Baar Geld ist sehr knapp, wen» auch diese Knappheit künstlichen Manövern zuge schrieben wird. Jedenfalls ist aller Anlaß zur Vorsicht vorhanden. Amerika. Rette»' Kampf. Aus Caracas wird telegraphirt, daß zwischen den Truppen des Präsidenten vo» Venezuela, PalaciaS und Revo lutionären, hinter dene» der frühere Präsident Blanco stehe» toll, ein Kampf sialtgesunden hat, in welchem die Revolutionäre zurück geschlagen worden seien. Dieselbe» hätten jedoch reichlich Geld und Waffen zu ihrer Verfügung. Deutscher Reichstag. 200. Sitzung vom 23. März. IVe Uhr. Vor dem Sitze des Präsidenten des Hanfes steht ein großes, prächtiges Blumcnbonqnet, welches den, Leiter der Vcrtiaiidluugcn des Reichs tages zur Feier der zweihnndcrtstcn Sitzung in dieser Session dargebracht worden ist. Präsident vo» Levctzow spricht seine» herzlichen Dank für de» duftige» Gruß ans, der allerdings nicht ihm, sondern dem Tage der zweihundertstel, Sitzung gelte, einem Tage, der noch nicht da war »nd voraussichtlich auch in keiner folgenden Reiciislagsscssio» crce cht werden tvird. (Heilerkcit.) Möge» diese Blumen die Blütho des Reiches bedeute». (Beifall.) Die Tagesordnung (Wahlprüfnngcn und Petitionen) entspricht durch ihre Länge der Seltenheit des Sitznngstagcs: sie umfaßt nicht weniger als 43 Nummern. Bezüglich der Wahl des Abg. von Colmar-Meyenburg in, ersten Wahl kreise des Regierungsbezirkes Danzig beantragt die WahtprüfnngSco,»Mission (Referent Abg. Dohr») Beanstandung der Wahl und Beweiserhebungen über behauptete Walstnnregclmäßigkciten. Abg. Träger (freit.) beantragt die Ungültigkeitserklärung der Wahl und Erweiterung der vo» der Wahlpräsnngscommijsion beantragten Erhebungen. Noch nie sind so biete Verstöße bei einer Wahl vorgekomme», wie bei dieser, besonders ist hinsichtlich der amtliche» Wahlbecinflussnng das Acußcrstc geleistet worden. Der Schulze Bnsse und der Müller Vogel i» diesem Wahlkreise, die wegen Mißhandlung »nd Freiheilsbecaubmig des Arbeiters Dessau z» 14 resp. 8 Tage» Gesängniß vcrnrtheilt worden sind, haben auf die falsche Angabe hin, sie hätte» sich eine» socialdemokratischcn Agitator fern halte» wolle», ihre Begnadigung eiwirkt. Thnlsächlich ist Dessau aber für die dcatschsreisinnigc Partei eingctrclcn. Es wäre zu wünsche», daß die Slants- anwattich'st noch nachträglich die Angabe» des Bcgnadignngsgcsnches auf ihre 'Richtigkeit hin prüfte. Abg. »>r. Mchnert (cons.): Es Ist selten so viel behauptet »»d selten so wenig bewiesen worecn, wie gerade z» dieser Wahl vom Vorredner. Herr Träger hätte nicht nur den Cominissionsbcricht lesen, sonder» auch das Aclcn- inaterial prüfe» solle», welches der Commission Vorgelegen hat. Zu der Scbildernng, welche der Vorredner vo» einzelnen Wahlvorgänqen gegeben, gehörte» eigentlich die Jllnstralionen mit den Porträts des Dessau, Jsaac, PincuS, Levy re., die darin eine Rolle spielte». Die Freisinnigen beklagen sich über Wahlbecuiflnssnugcn und dabei haben sie selbst in diesem Kreise nicht weniger als 36,000 Mk. veragitirt. Am Wahltage haben sic a» alle Schnlzen- ämtcr dringliche Telegramme, welche bekanntlich das Dreifache kosten, mit dein Inhalt gesandt: »Die Schulzen«»»« werden angewiesen, sich jeder Wahl- beeinfluss»»» zu enthalten." Das staatSanwaltliche Actenmatcrial m der Sache Bnsse-Vogel ist bereits Vorbande» »nd befindet sich bei dem Referenten Was Dessau betrifft, so mag wohl die Sache so liegen, daß dieser Social- demvkrat ist, aber im Dienste der freisinnigen Partei tbätig war. Erheben Sie doch nicht immer ilncrwiesene Beschuldigungen gegen Beamte, dadurch wird nur das Ansehen der Autoritäten gclchädigt. Endlich spricht sich Redner noch gegen die vo» der Wablprüstuigscommission beantragte eidliche Ver nehmung von etwa hundert Schulzen, Districtscoiilmissareu re. ans- Damit wird »nr der Eid profanirt. Abg. Aner (ioc ) meint, der Vorredner solle doch nicht mit seiner Nclen- kciinlniß so dick tlm»; die staatsanwaltschastlichcu Aete» in Sachen Buffe seien nicht vorhanden. Daß sich ein Arbeiter z» freisinnigen Agitationen heraebe, möge wohl im Osten, so »ach Rußland z», »och Vorkommen; in cillilisirtecen Wahlkreisen seien die Arbeiter Socialdemokrate». Die Namen Jsaac, Levy, Pincns rc. erregte» beim Vorredner Anstoß; er scbeine damit böse Erfahrungen gemacht zu haben.(Heiterkeit.) Die staats rnwaltschastliche» Acte» in Sachen. Bnsse-Vogel müßten vorgelegt werden, damit der Verdacht schwinde, daß in der B-sürwoUnng des Gnadengesuches Lügen unterstützt worden sirid. Das Lügen scheint jetzt i» conscrvative» Kreise» überhand zn nehme»; noch gestern hat die Krcnzzeiimig constäirt, daß der Kaiser leid« auch vo» gewisser eonservativer Seite belogen worden sei. Abg. Hahn (cons.): Wir haben »nr das Recht, Acle» ei»z»ford«n zum Zwecke der Feststellung der Giltigkeit oder Ungiltigkeit einer Wahl. Damit aber habe» die vom Abg. Träger verlangten Acten über die Begna digung Busse'S und Vogel's auch nicht das Mindeste zn thnn. Das Ver langen iväre auch eine unberechtigte Einmischung in das Begnadigungsrecht des Kaisers. Abg. Gröber (Ctr.) und Schneider-Hamm (natlib.) befürworten die Connuissionsanträge. Abg. Ri ckert (sreis.) erllürt den Verzicht seinerFremidc auf den Antrag betr. die sofortige Ungiltigkeitsorklärmig der Wahl. Die Commissi »santräge werden mit den vom Abg. Träger beantrag!«» Erweiterungen der Beweiserhebung angenommen. Eine Petition der freien Bereinigungen selbständiger Barbiere, Friseure und Perrückenmachcr DentichlandS, wonach die Lehrlingsprivilcgicn der Inn ungen ans die in der erwähnten Vereinigung vertretene» Gewerbe keine An wendung finden soll, beantragt die Pctitionscomniisno» der Regierung zur Kenntnißuahmc zn überweisen. Auf Antrag der Abgg. vr. Hartmann (cons.), Frhr- von Stnm»» (freiem,!-), Mctzuer (Ctr.), H ultzs ch (cons), wird über die Petition zur Tagesordnung übergegangc». Die Petitionscommissio» empfiehlt ferner, eine Petition betr. di« Aus nahme von Bestimmungen über das Jagdrecht »nd de» Ersatz von Wild schaden in das bürgerliche Gesetzbuch dem Reichskanzler als Material für Prüsmig der Frage, ob und eventuell nach welcher Richtung hin Bestimmungen über Jagdrecht und Ersatz von Wildschaden in das knuslige deutsche bürger liche Gesetzbuch anszuuehmen sind, zu überweise». Abg. vr. Pach nicke (sreii.) begründet den von ihm gemeinsam mit den Abgg. von Bar und Gotdschmidt eingebrachte» Antrag: Die Petition dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zn überwesen. I» Mecklenburg, welches staatsrechtlich znrückgebliebc» sei, sei der Ban« dem Wilde gegenüber schutz los; wenn die Couservativen für den kleinen Landwirlh wirklich etwas ihn» wollen, so sei hier die Gelegenheit dazu. Abg. Frhr. von Pfetten (Ctr.) beantragt Uebergnig zur Tagesordnung. Er bestreitet dem Vorredner gegenüber, daß hier ein Gegensatz zwischen Groß- >md Kleingrnnd, esitz bestehe; es bestehe nur ei» Gegensatz zwischen Grnnd- besitzcrn »nd Jagdliebhabern. Abg. B üsin g (natlib.) widerspricht dem. soweit eS sich um Mecklenburg handelt und befürwortet eine rcichsgcsetzlichc Regelung der Wildschaden- crsatzfrage. Der Antrag der Commission wird hierauf angenommen. Nächste Sitzung: Mittwoch 12 Uhr. (Weingesetz, Nachtrageetc», Petitionen.) Sächsisches. — Zahlttngöeinstellttngen. Strnmpfwciarenfabrikant I. A. Lasch in Neukirchc». — Ka»sma»n F. E. A. Linke in Lcipzig- Rendnitz. — Buchbinderei-Inhaber G. Walther und E. Hippner i» Nensalza. — Ncichsgerichtö-Ctttscheivnng. Am 22. März verkündcle der Präsident des 2. Strafsenats des Reichsgerichts das Urtheil des hohen Gcrichishofe» iu Sachen Prager-Schweitzer dahin, daß die Revision sowohl des Handelscominis Schweitzer nls auch die seiner Schwester, der verehelichten Frau Or. Eilgcnic Prager gegen ihre Vernrthei'lnng wegen versuchten Todlschlages, bezw. Anstiftung dazu gänzlich unbegründet sei. ES seien daher beide Revisionen zn verwerfe» und die Koste» des Rechtsmittels beide» Angeklagte» aufzuerlegeii. Es hat svuach bei der Vcrnrlheiliing beider Angeklagte» zn den früher erwähnten Zuchthausstrafen nebst zeitweiligem Verlust der bürgerliche» Ehrenrechte sein Bewenden. — Bom netten Reichstags Abgeordneten Hofinann. Anläßlich der Notiz, welche das „Leipz. Tagebl." vor einigen Tagen über das Vorleben des Herrn Hofman» veröffentlichte, hat Letzterer der Redaktion des genannte» Blattes ergänzend bez. berichtigend wit- gctheilt, daß er Mitglied der dutieu Leipziger Quartett- und Concert- sängcrgesellschnft niilcr Lci'Inng des Herrn Mahfarth wer und ferner, daß er in sein«» Leben nie ein Lied gesungen habe, das den Titel „Die Blume, die mein Kaiser liebt" trägt. — Die genannte Ne- dacti'o» gestattet sich die Bemerkung hierzu, sic könne sich wohl in dem Titel geirrt habe». Es komme auf die Berichtigung des Titels auch nicht a». Tann fährt sie fort: Hätten wir freilich gewußt, daß Herr Hofma»» einst i» de» Reichstag einziehen würde, so hätte» wir gewiß die Programme ansgchobcn. Man sicht, eine Prvgramm- sammlnng kan» unter Umständen nützlich sein. — tSesnch der sächsischen Tabak-Interessenten. Die- selben haben an den Reichstag ei» Gesnch gerichtet, de» Antrag des Abgeordneten Menzcr und Genosse» ans Erhöhung des Tabakzollcs von 85 Mk. ans 125 Mk. für lOO Kilo linier allen Umständen ab- znlehnc», die bestehende» Zisf-r» für Steuer ans dcnlsche» und Zoll ans ausländischen Tabak nicht zn ändern und neue Belastungen für Tabak nicht zn bewilligen. — Bahnschaffner bernnglinkt. Ans der Fahrt nach Chemnitz verunglückte am Sonnabend Abend mit dem Zug 237 bei der Ausfahrt ans der Station St. Egidien der diensthabende Schaff ner Louis Wclthe ans Ncichenbach. Derselbe befand sich noch a»f dem Trittbrett eines Personenwagens am Ende des Zuges, als der selbe durch de» noch an der Perronkante stehende» und zu weit gegen de» Zng Vvrgcfahreii gewesenen Postkarren arg gequetscht »nd vom Trittbrett heriintcrgeschlendert wnrde. Welche lag darauf eine Zeit lang besinniingslos. Mit dem Nachtzng brachte man den Schwer verletzten, welcher außer Verletztingen an Hand, Gesicht und Rückgrat auch den rechten Arm gebrochen und die Kugel des linke» Ober schenkel» sich ausgefallen hatte, mittelst SiechkorbeS zn den Seine»
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