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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920320
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-20
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.03.1892
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Nr. 66, — 12. AMgaitg. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum de« salzende» Tage») zur Ver sendung gelangende nnvarteiische Zeitung „Sächsischer LandeS-A,«zeige»": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler v. Sächsische GerjchtSzeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstr. Unterhalt,mgsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lnstiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg,, bei den Post-Anstalten 7b Psg- WMWlW"WM>WItW>WWWWU>IIPI ttMMW GLchfisch-k MiliteS-Allftliier Verbreitetstes ««parteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblättrr de- »Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigere» Sonder-NnZgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei in-Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Anträge». PostzeiinugSpreislistesgr 1892- Nr. 1842. Sonntag, 2«. März 1892. Der Stichs. LandeS-Anzelger ist für da» Jahr l893 eingetragen in der deutsche«« Post-ZeitnngS-Preirliste unter Nr- öbSO, in der Ssterreichischen nuter Nr. 3SS1. Für Abottnenten erscheint je einmal im Jahr: Jllnstr. WeihnnchtSlmch (Jahrerbnch). Verlags.Anstalt: Alexander Wiede Ehemttitz, Theatcrstraße Nr. S. Fcrusprech-Anschlusi Nr. 188. Tclcgr -Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Eit» Jahrestag. Cheignitz, de» 19. März. Es siitd jetzt zwei Jalire verstvssen, seitdem Fürst Bismarck von seine», Posten als erster Beamter des deutschen Reiches »nd verant wortlicher Träger der Ncichspvlilik zuriicklrat» um in der Stille des Privatlebens seine ferneren Tage zu verbringe». Der Fürst wird demnächst — am erste» April — 77 Jahre, und cS wird ihm dann nicht au zahlreichen Ovationen und Gratulationen fehlen. Sein Gesundheitszustand ist. wie alle Meldungen ans Friedrichsruh über einstimmend besagen, ein sehr ersrenlichcr, und wen» der Fürst bisher a»ch darauf verzichtet hat, sich in seiner Eigenschaft als NeichstagS- abgeocdneter an de» parlamentarische» Geschäften i» Berlin zu be hellige», so ist doch z» hosse», daß er dem deutsche» Volke noch recht lange erhalten bleiben wird. Fürst Bismarck ist i» seiner von Niemande», angefvchtene» aus wärtigen Politik, die ebenso einfach, wie großartig war, immer Real politiker gewesen, das heißt, er hat die Dinge genommen, wie sie waren, und nicht, wie sie schienen. I» dem Helle» und scharfe» Blick, welcher durch die Zeit»»,stände, durch viele Aenßerlichkeiie» hindurch Mid bis ans de» Grund jah, den Kern der Verhällnisse er kannte, lag seine Uebcrlegc»l,eit über seine College» in der Diplomatie. Als Bismarck in der prcnßische» Constictszeit eine Politik trieb, die selbst von sehr scharfsinnige» Personen nur mit Kvpsschüttcln verfolgt wurde und an deren Gelingen auch der drille Napoleon verzweifelte, wußte er ganz genau, daß es sich hier um etwas mehr als bloße Ministcrlannen handelte. Fürst Bismarck ist sich nie eine» Moment varüber in Zweifel gewesen, daß das Mißlingen von 1866 ihm leicht den Kops hätte kosten könne». Nach 1866 gab es recht schwere Kämpse für ihm Was erst 1870/71 erzielt wnrdc, die Einigung Deutschlands, das hätte man schon »ach 1866 mit größerem oder ger ngerci» Druck herbeiführen könne». Aber dann wäre eine schwere Verbitterung ganz unvermeidlich gewesen, und der Krieg mit Frankreich, der früher oder später ja doch unvermcivlich gewest» wäre, hätte dann leicht einen andere» Ansgang nehmen können. Vielleicht ist es des Fürsten Bismarck größter Ruhm, daß er sich »iciuals vom Erfolge ölenden und betäuben ließ. Nach 1866, wie »ach 1870 71 nahm er nur das, was möglich, und vermied den Zwang, der schließlich den Rückschlag zur Folge haben mußte. Das letzte große Werk der BiSmarck'scheu Slacttskimst, der Friedens-Dreibund, bildet seine lverlhvollste Hsiilerlasfciifchast für LaS deutsche Volk nicht bloß, sondern für alle friedliebende» Nationen in Europa; darüber besteht keinerlei Meinnngsveisthiedeiiheit. Nach dieser Vergangenheit, nach diese» Zeichen seines Geistes und Charakters kann für de» Fürste» Bismarck kein brennender Wunsch mehr bestehe», unter allen Umständen noch im hohen Greijenalter die Zügel der Rcgierung zu führe». Bei dem lebhafte» Temperament des Fürste» werden die erste» Tage nach seinem Rücktritt für ihn nicht die ruhigste» gewesen sein, allein, da er stets gewohnt gewesen, mit Thalsachen zu rechnen, und nicht mit Illusionen, kann auch ein Befreunden mit der neuen Lage nicht allzulange ans sich haben warten lasse». Es besteht heute vielfach »och bec Wunsch, cs inüchle zu einer Wiederbegegnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck kommen, die seit der dem ehemalige» Reichskanzler im Berliner Schlosse gewährten knappe» Adschiedsaudiciiz sich »ich! wicdergcschcn haben. Vielleicht ist die Erfüllung dieses Wunsch.s nicht mehr in gar so weiter gerne gelegen, Ihnt die Zeit doch viel. Fürst Blsmnrck c.at cinmat das geflügelte Wort ausgesprochen: «Haben wir Deutschland nur in den Sattel, reite» wird es schon können!" Und dies Wort gilt »och heule. Die Entwicklung des deutschen Voltts, das doch in seinem Kern »och ganz gesund ist, ge staltet sich ans sich selbst heraus, und allerlei zeitliche Störunge» können hierauf von keinem dauernden Einfluß sein. Wären wir langsamer in die Höhe gestiegen, als es geschehen ist» vielleicht iväce nach 1670,71 Näuichcs ruhiger von Statten gegangen, aber Deutsch land ist ja kräjtig und kan» auch eine,, derberen Schicksalsstoß selbst, der manchen anderen europäische» Staat in seinen Grundvcsten erbeben wachen würde, gelrost anshatte». Noch sind wir von einem solchen Schlage verschont geblieben, und wir wollen hoffen, daß er nie ko.nmcn möge. getcgcnheit erscheint also in jedem Fall sicher, mag der Ansgang der Krisis nun sei», wie er will. Daß das Schulgesetz im Preußische» Stattsministerimn selbst eine außerordentlich starke, durch die jüngste Bewegung hervorgeriifriie Gegnerschaft gesunden hat, »»lcrliegt keinem Zwefel. Der ganze Zwischenfall ruft eine» außerordentlich liefe» Eindruck hervor. Die nächsten Tage Werden die definitive Lösung bring,». Als Nachfolger des Cnllusminislcrs wird bereits der Chef des Civilcabinets 1)r. von Liicanns, früherer Uiilerstaatssecrclär im Preußischen Cultusministerim», genannt. Der Rücktritt des Preußischen Culmsmimsters. Der preußische Cullnsminisler Graf Zedlitz-Trützschler, der Ver treter des »enen Schulgesetzes, will plötzlich von seinem Posten zurück- trcte». Dieser Angelegenheit galt auch der am Donnerstag im Berliner Schlosse abgchaltene Kronrath und nicht, wie komischer Weise auch vcrbrei,et wurde, einer neue» Erhöhung der kaiserliche» Civilliste. Es ist selbstverständlich, daß der Rücktritt des Grafen Zeblitz-Trützschler mit einer Aendcrung der Bestimmungen des Vvlksschulgesetzes in Verbindung gebracht wird, und zwar mit dem Bestreben, dem Gesetze eine solche Form zu geben, daß es eine große Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhaus« findet. Eine Äesammtiitzniig dcS StaatSmiiiislerininS beschäftigte sich am Freitag bereits mit der »enen Sachlage, Graf Zedlitz war in dieser Sitzung nicht mehr anwesend. Die Krisis ist ganz Plötzlich in dem llronrath vom Donnerstag zum Ausbruch ge kommen. Unter Mignet'S Führung stimmte die Mehrheit der Minister gegen die Erledigung des Gesetzes noch i» dies» Session; es wurde darauf hingewiese», daß das Volksschulgesetz eine derartige Erregung der Bevölkerung hervocgcrnseu habe, daß man cs nicht übcr's Knie blechen dürfe. Darauf gab der CiiltuSminister, als der Kaiser dieser Ansicht sich anschloß, seine Entlassung. Angenommen ist das Gesuch noch nicht, und es wird versucht, dadurch den Minister zum Bleiben zu bewege», daß der Landtag sobald wie möglich bis zum Herbste vertagt wird. I» politischen Kreisen hat die Sache große Erregung hcrvorgerufe», da eine sulche gänzliche Veränderung der Sachlage i» keine,» Falle erwartet wurde. Bei einem völlige» Verzicht aus das VolkSschulgesetz soll auch Gras Caprivi, der bekanntlich cbensallr sehr energisch für das Volksschulgesetz eiugetrete» ist, gehen wollen; ja wie die .Krenzztg." gehört haben will, soll Graf Eaprivi bereit» sein Abschiedsgesuch eingereicht habe». Eine Vertagung der ganze» An Politische Nimdschau. Chemnitz, de» 19. März 1892. Deutsches Reich. Der Kaiser reiste Freitag Nachmittag zu seiner Erholung für einige Tage »ach Jagdschwß Hnbertusstvck in der Schorshaide. Sensationsente«. Die Gerüchte über eine neue Berliner chloßlotteric, sowie über eine neue Kroixmleihe im Betrage von 40 Millionen Mark werden anthenlisch für gänzlich unbegründet er klärt. Die Gerüchte halten bereits zu dem albernen Gerede Anlaß gegeben, am Berliner Hofe seien finanzielle Verlegenheiten eiuge- lreteu. Daö Leichenbegängnis; des GrostherzogS vo« Hesse« hat am Donnerslag in Darmstadt unter großer Bclhcilignng der Bevölkerung stattgefnnden. Die Leichenparade, die Familienmitglieder, die Fürstlichkeiten, die Diplomatie und die Militäcabordnungen be gleitete» de» Sarg »ach der Nosenhöhe, wohin die Kaiserin Friedrich mit den Prinzessine» voraiifgcfahrc» war. Ein Geistl.chcr segnete die Leiche ein »nd da»» wurde sic »»ter Salven in die Gruft ge bracht. Beim Hincinlragen sangen zwei Gesangvereine. Die beide« Hänse« deö hessischen Landtages genehmigten am F. eitag eine Adresse, worin der Tod des Grvßhcrzvgs Ludwig beklagt und dem neue» Grußhcrzvg z» seinem Regierungsantritt die Glückwünsche der Volksvertretung ausgesprochen werden. Die Neichstagösession wird, wie jetzt vcrlautct, möglicher« weise bereits Ende nächster Woche geschlossen. Man wagt nicht zu bvsse», den Reichstag noch so lauge zusammen zu halten, wie er forderlich sein wurde, »>n die neuerdings eingebrachten Vorlagen zur Verabschiedung zu bringen. Deshalb besteht wenig Neigung, auch nur in die ersten Lesungen der betr. Gesetze eiiizulrctc». Prettstisches Abgeo»d»»e1e««hanö. Freitagssitzmig. Das Hans beginnt die dritte BerMhung des Staatshaushaltes für 1892/93. Fiiianzmiilistcr 1),-. Miguel antwortet ans eine Anfrage des Abg. Nickert, daß ein Artikel der «Bert. Pol. Nachr.", i» welchem die Finanzlage sehr »ngiiustig geschildert werde, nicht aus seinem Ministerium herrühre, die Negierung überhaupt keinerlei Beziehungen zu dein genanitte» Blatte »ntcrhalte. Weiler theilt der Minister mit, daß der Gesetzentwurf betr. die Entschädigung für die Ablösung der Steuerfreiheit der ehemals Reichs»,»»itlclbaren dem Hause demnächst zngehe» werde. Beim Bergetat kommt cS zu einer längeren Ausein andersetzung über die materielle Lage der Bergleute, die der Minister von Berlepsch als ganz befriedigend bezeichnet. Beim Eisenbahnctat werden Klagen über di« zu lange Dienstzeit einzelner Beamten vor gebracht. Eisenbahnministcr Thielen weist nach, daß im Allgemeinen keine Uebcrbürdung besteh!. Nachdem »och eine Reihe von weitere» Etats genehmigt sind, ohne daß es zu einer allgemein interessanten Debatte gekommen wäre, wird die Sitzung aus Sonnabend 12 Uhr vertagt. Der 18. März ii» Berlin. Zum 18. März, dem Jahrestag der Berliner Revolution von 1848, waren größere Demonstrationen cnigcknndigt. Es habe» aber keine erheblichen Krawalle stattgefnnden. Der'Andrang zu dem Friedhose im Fricdrichshciin, wo die März gefallenen begraben liegen, war ein ganz gewaltiger, die wenigen dort postirten Schutzmänner hatte» voll z„ Ihn», um die Angcsa,»melle» in Bewegung zu erhalt.». Die Gräber wnrden mit zahllose» Kränzen bedeckt. Die meiste» Spende» bestände» a»S grünem Lanbgewinde, ans welche», sich rothc Blume» abhoben und a» denen mächtige blut- rothe Schleife» pranglen. Nur zwei Kränke machten hiervon eine Ausnahme. Die src,sinnige Arbeiterpartei halte ihre Spende mit einer schwarz«ro>h-gold„en Schleife versehen, und ein Cvmilee der Arbeilslvsc» hatte einen winzigen Lorbcerkranz ans einen Hügel »iedcr- gelegt, und herauf einem Zettel die Widmung: «Von den Arbeitslosen" trug. Unter den Kränzen fielen noch zwei besonders in die Auge»: Der eine mit der Inschrift: „Hoch die Anarchie", der zweite von den polnischen Socialdemokraten Berlins mit einer Widmung in ihrer Sprache. Die Haltung der Menge ivar eine ruhige. Nur ab und z» erschollen einige ausfällige Rufe, wie man sie bei jedem Anlaß ans den Kreise» des überall sich einmengenden Janhagels hört. Außer einigen Weibern, die mit rothen phrygische» Mützen ans dem Kopf die Gräber der Freiheitskämpfer besuchten, war »ur wenig Frauenpublik,»» anwesend. Am Nachmittag wurden zwei lärmende Personen, eine Frau und ein Mann, verhaftet. Ass in der Friesrichs bergerslraße die Menge Miene machte, die Arrestanten zu befreien, da drehten sich acht Schutzleute in Uniform „in und brachten die Menge mit der blankcn Waffe auseinander. Im Laufe des ferneren Tages kam es dann noch einige Male zu Lärmscenen, die aber keine Bedeutung Weiler halte». Am Abend fanden verschiedene socialdemo statische Versammlungen statt, die ziemlich gut besucht waren. Die neue Lelbsteinschätzung in Prensten. Der «Köln. Volksztg." zufolge darf man »ach Aenßernngc», die Finanzminister Miquel bei eine», Mahl, das er an, Dienstag gab, getha» hat, au- »ehnie», daß die bisher !>» Finanzministerium eingelaufenen Nachrichten über das Ergebniß der neuen Selbstei,ischätznng die bei der Ein bringung des neuen Einkommensteuergesetzes zu Grunde gelegten Berechnungen durchweg als zutreffend erscheinen lassen. Der Finanzminister habe sich über das Ergebniß sehr zufrieden geäußert. De« sorialde«nokratische Gewerkschaftseongreb in Halber- stadt nahm eine Resolution zu Gunsten der Kartelle und der Berufs organisation an. Die Frage einer späteren Fortentwickelung zu Jiidnstrieverbändeil wurde offen giläfftn.' De» Localorganisationrn vecsagte der Congrcß seine Anerkennung. Die Anhänger dieser Organisationen erhbe» Protest gegen diese» Beschluß »nd verließen hierauf dcmviistraliv de» Congrcß. Gegen de« „Kaiserdelegitten" Bunte ans Dortmund, der seit 5 Woche» für de» denlsche» Berga»bei'krverbaiid Sachsen und Schlesien bereist, ist.wegen Aufreizung zum Klassenhaß die U»tcrs„chn»g ciiigeleitct worden. Ans de«« Schranbendampfer-Tchleppboot „Heinrich", welche- in der Nähe der Warthhanscr Fähre Hochfeld bei Duisburg liegt, fand am Donnerstag Abend eine Kessclexplosion statt. Da» Bvotsdeck ist vollständig in der Mitte ansgerisscn; sechs Personen von der Mannschaft, darunter der Capitä», sind nm'S Leben ge kommen. Das dentsche Panzerschiff „Bade,»" ist bei Fnkkcborg, Südspitze der Insel Langcland, leicht ans Grund gerathe». Wind und Wetter sind günstig, Gefahr ist nicht vorhanden, Hilfe deutscher seits bereits zur Stelle. Inzwischen dürfte das Panzerschiff schon wieder slott sein. Oesterreich Ungarn. An« Donnerstag kan« eö i»n ttngarifchenAbgeordnetenhanfe bei der Fortsetzung der Adreßdebatte zu einer »»gewöhnlich stürmischen Scene. Der Präsident Baron Banssy hatte eine Polemik des in per sönlicher Sache sprechenden Mitgliedes der Nalionalpartci Beölhy für nicht am Platze erklärt. Hierüber eiilspann sich eine sehr lebhafte Gcslhäftsvrdnnngsdcbatte über das Recht, das Wort zu ergreifen, woraus der Präsident erklärte, er werde die Hausordnung so hand habe», wie er sie anslege. Als er hierbei die Namen der Sprecher Polonyi und Eölvös von der äußecste» Linke» erwähnte, brach rin Sturm los. Die äußerste Linke erhob sich, die Eine» appln»dirl«n spöttisch, die Andere» riesen: „Herunter vo» dcr Estrade!" Die Dritten schrien: „Von dort pvlemesirt man nicht!" Es war ei» furchtbarer Tiimnlt. Das Hans wogte wie ein stiirmgepeitschte» Meer; ein Gewirr k cischcnder Stimmen erfüllte dir Luft. Der Präsident snh sich außer Stande, der Bewegung Herr zu werden. Ans Antrag der Opposition ward hieraus eine geheime Sitzung beschlossen. In dieser geheimen Sitzung bat der Abgeordnete Polonyi von der äußerste» Linken den Präsidenten um Ausschluß, ob er mit de» na»ienttich angeführten Abgeordnete» habe pvlemisireu wollen, was dnrch die Hausordnung verboten sei. Der Präsibent erwiderte, er habe de» Abgeordneten Eötvös »nd Polonyi, »ur für den Antrag auf Ucbergang zur Tagesordnung danken MÜklU-ll Diese Erklärung ward znr Kcnntinß genommen, worauf die Sitzung geschlossen ward. Dieser Vorfall wird in alle» politische» Parteien stark besprochen. Auch bei der Regierungspartei beginnt die Erkenntnis) zu dämmern, daß die Wahl Baron BanffyS, eines Neulings i» parlamentar ische» Dingen, zu», Präsidenten ein Fehlgriff war. Man befürchtet^ weitere Scandale. Italien. Die italienische Regie« «««»g hat in der Deptttirtett- kammer z« Ron« mit großer Mehrheit ei» volles »nd »»bedingtes Vertrauensvotum erMen. Von radikaler Seile waren wcsenttiche Abstriche bei», Militärelat gcsordert, die der Ministerpräsident Nndini kurzer Ha„d zurück,,nes. Er legte dar, daß die auswärtige Politik Italiens »ach Pflicht »nd Ucbcrl esernng eine Friede.,spolittk sei. Er fehle dann folgende beachtcnSwerthe Worte hinzu: „Aber lei» Mensch kann wissen, was binnen Jahresfrist geschieht» folglich darf das Vaterland nicht »in Ivciiigec Millionen willen Gefahren anSge« setzt werden." Bei der Abstimmung wäre es unter de» Kammer- initgliedein fast z» Thällichkcitcn gekommen. — AttS eine«»» Vo« der Banro di Napoli in Neapel an die Crcdilanstall L'.vnnais in Paris abgesandten Wcrthpackeic mit StaatSpapicren fehlten lei der Ueberiiahme 60,000 Lire Staatspapicre. Die Sendung war scheinbar „»berührt. — In Lttsa (Oberitalien) wurden in Folge eines HauSciusturzes 13 Personen verschüttet. —Auf den« a««S Brasilien in Ge««a eingelcvffeiieil Packetboote „Citla Genord" sind zehn Todesfälle am gelben Fieber vorgekvmmen. A» Bord befinden sich z. Z. noch drei Kranke, von denen ciner die Shmplome des gelb:» Fieder- zeigte. Fmttkietch. Unerquickliche Zustände. Die französischen Commnniste» begingen am Freitag de» Jahrestag der Prvclamirnng der Commune im Jahre 1871. Die gesammtcn SicherheilSmaniischafie» waren für diese» Tag in Paris coiiccnlrirt. Soweit bisher bekannt, ist cS in Parcs selbst nicht zu groben Tnmnllen gekommen, dagegen fanden i» den Vororten blutige Schlägereien statt, bei welchen cs Tobte »nd Verwuudele gab. In Bordeaux >,»d andere» großen Städte» habe» ebenfalls Hausstichnngc» nach Dynamit und anderen Sprengstoffen stattgefnnden, weil man geplante Attentate cntde.lte. Verhaftungen sind in größerer Zahl vorgenommen, wirklich Schuldige aber nicht entdeckt bis zur Stunde. Belgien. Anarchisten-Umtriebe. In Belgien nehmen die Arnarchisten- Verhastnngc» ihren Fortgang. Aus Brüssel sind drei bekannte deutsche Anarchisten auSgeioiesen und per Schub zur Grenze gebracht. Die Geschworenen im letzten Dyuamitproreß erhallen Drohbriefe. Schweiz. Lawinensturz. I» Bettnno sind durch einen Lawinensturz acht Personen gelödtet worden. Großbritannien. Die streikenden britischen Koylenbergarbeite« wolle», wie von vornherein angenommen wurde, mit dcr kommenden Woche wieder beginne««. Die Verlegenheit, welche durch den herrschenden Kohlen« mangrl entstanden ist, ist aber in der Industrie, wie in dcr Eisenbahn- Verwaltung gleich groß, und wird noch erheblich steigen, bi» wieder aenügendeS FeiieriingSmaterial am Platze ist. Einzelne k.einere Aus schreitungen, die indrffen stickt unterdrückt wurden, sind vorgekomine» und haben Anlaß zu vetschärste» Vorsichtsmaßregeln gegeben. 90,000 Bergarbeiter im Bezirk Durhain haben beschlossen, auch nach Been- di'gnna des Ansstandes i» den übrige» Bezirken den Streik fortjusetzen. '.-4
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