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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920322
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-22
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.03.1892
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Nr. «7. — 12. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit de« Datum de» folgenden Tagest zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt I. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler » Sächsische Gerichtszeit,mg 4. Sächsisches Allerlei r. Jllnstr. Unterhalt,»ngsblatt s. Sonntagsblatt 7. Lnstiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg,, bei den Post-Anstalten 7b Psg. Sächsische» tllililes-Alisei-el. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Dir Hanptblätter des .Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe al<: „C hemnitzer General-Anzeige?" für Chemnitz monatlich 40 Psg. freiinSHaus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zntragen. PostzeitnngSpreisliste für 1892- Nr. 134S. für außerhalb Sachsen wohneude Inserenten 20 Psg. Dienstag, 22. März 18SS. Der Stichs- LandeS-Auzeiger ist für da» Jahr 1893 eingetragen in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. 5580, in der österreichischen unter Nr- 26S1. Für Abonnenten erscheint je einmal Im Jahr: Jllustr. WrihnachtSbuch (JahreSbnch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnß Nr. 138. Telcgr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der «gespaltene» Corpuszeil, (ca. 10 Silben fassend) für in Sachsen wohnende Inserenten 1b Psg., für außerhalb Sachsen wohneude Inserenten 20 Psg. — Bevorzugte Stelle (lipaltige Pe »zelle) 30 Psg. - Unter »Kleine Anzeigen" die «gespaltene Petitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 Psg. — Anzeige» können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der groueu Anslage längere Zeit Mördern. — Die Anze^e» finde» ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hauptblätter de» „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne besten tägliche Extra-Bcwlaner). Die Krisis im preußischen Staatsminisierium. Sellen hat eine Ministerkrisis so gewaltiges Aussehen gemacht' wie diejenige, welche nach vcm am Donnerstag i»> Berliner Schlosse unter dem Vorsitze des Kaisers slattgehabten Kroiirathe des Volks- schnlgesetzcS wegen im preußischen Staatsministerinm ansgebrocheu ist. Es ist bekannt, wie das neue Volksschnlgesetz mit Zustimmung des Kaisers vom Ministerium dem Abgeordnetenhaus« unterbreitet und dort vom Grafen Caprivi in seiner Eigenschaft als preußischer Ministerpräsident und dein CullnSiiiinister Grafen Zedlitz-Trützschler aus das Entschiedenste vertheidigt wurde, die Zustimmung einer au- den Parteien der Conservalive» und des Ccntrnms bestehende» Mehrheit fand, während es von de» Freiconservativcu, Nationalliberalen und Freisinnigen heflig bekämpft wurde. Jedenfalls war also trotz der entstandenen lebvasten Bewegung um das Gesetz eine feste und sichere Mehrheit für dasselbe vorhanden, und »och am Tage vor dem Krön« ralh hat auch der Cultusiuinister Graf Zedlitz rund und klar aus gesprochen, daß die Regierung nicht daran zweifle, daß das Gesetz »och in dieser Session fertig gestellt werde. Nach dem Kronrath haben dann die beide» Minister, welche das Gesetz eifrig vor dein Parlament vertraten, der Reichskanzler Graf Caprivi und der*C»lt»s»>i»ister Graf Zedlitz, ihre Entlassung gegeben. Was ist also im Kronraihe geschehen? Die »Nvrdd Allg. Ztg." sagt, alle Mitglieder desselben seien amtlich zum Schweige» verpflichtet, die Zeitungsnachrichlen hierüber fl ien also Vermulhnngen. Wir wollen nun im Nachstehenden wiedergebc», was der cvnservative „Neichsbote", der am Hofe gute Fühlung hat, schreibt: „Der Kaiser wies in de», Kr.mrathe auf die dem Bolksschiilgesetz widersahrenen Angriffe, ans die lebhafte Bewegung im Volke hin, berief sich ans das nicht sehr srcnndliche Gutachten des evangelischcn Obcrkirchenrathes, auf die Warnungen mehrerer hochange- sehencrdc»ischer,' ürsten und warf dem Cullusminister vvr, er habe ihn über die Situation nicht genügend aufgeklärt. Der Minister vcrtheidigte sich, und der Reichskanzler empfahl, den Schluß der Berathnng des Schul gesctzes nbznwartc», allein der Kaiser entschied: „Nein, es »ins; sogleich anders werden." Die Mehrzahl der Minister ivar damit einverstanden, büß das Schulgesetz in seiner gegenwärtigen Form i»> Hinblick aus die Vvlksstimmung mehr schaden, als nutzen würde, und es wncde beschlossen, von diesen, Gesetz und seiner Ausführung Abstand zu nehme». Das Schulgesetz, wie es bisher war, ist also gefalle». Der Reichskanzler und der Cnltnsminister gaben sofort »och a» demselben Tage ihre Entlassung. Alle Rücksprachen zwischen 'denk"kaiserlichen Cabi»ets--Ches von Lucnnns »nd dem Cnltusminisler blieben bisher erfolglos und werden auch ivohl kam» Erfolg habe». Als künftiger Minister wird je, t hervorragend der Abg von Nnnchhanpt genannt. Was nun des Reichskanzlers E»tlassu»gsges»ch betrifft, so hat der Kaiser dies abgclehut. Der Reichskanzler hat das Schulgesetz warm besürworlet, aber doch nicht gerade daran sei» Verbleibe» im Amte gcknüpst. Am Sonnabend Nachmittag hat des Kaisers Bruder, Prinz Heinrich, eine lauge Unterredung mit dem Reichskanzler gehabt und sich dann z» dem im Jagdschlösse Hnbertusslock verweilenden Monarchen begeben. Am Sonntag ist dann anch der Reichskanzler Graf Caprivi ans telegraphische Einladung deS Kaisers dorthin gereist, während der Monarch seinen bis Dienstag geplanten Ansenthalt in Hube» tnSstock zn verlängern ge denkt. Daranö kann man schließen, dak nnr der Cnltns- minister gehen wird, der Reichskanzler aber ans seinen» Posten verbleibt. Jedenfalls ist das Schnlgesetz beseitigt! Die plötzliche Krisis hat natürlich den Parteien »nd politischen Kreisen, die nicht die leiseste Ahnung von dem bevorstehende» Um schwünge hatte», sehr viel Anlaß zur Diskussion gegeben. In de» Kreisen der dem Schulgesetz freundlich gesinnten Parteien herrscht eine erklärliche »nd. tiefe Verstimmung, während ans dcr andere» Seite der laute Jubel über das Scheiter» des Gesctzcs nicht verhehlt, und dem Kaiser Anerkennung für sein Eingreifen gezollt wird, lieber die directe Ursache des Vorgehens des Monarchen sind tausend Gerüchte im Umlauf, aber alle sind sic nnr Vermulhnngen. Daß die Krisis den Reichskanzler weuig angenehm berühren muß, wird selbstverständ lich hcrvvrgchobe», aber man meint doch meist, der Reichskanzler habe sich nicht so weit zn Gunsten des Gesetzes verpflichtet, daß er nun anch gehen müsse. Nur wenige Stimmen sind der Ansicht, Graf Caprivi werde nach diesem Zwischenfalle doch nicht mehr lauge im Amte bleibe». Weiteres muß man abwarlcn. — Die fremde» Jour nale, die freilich nnr selten wissen, wie die Dinge in Wahrheit liege», begrüße» das Scheitern dcs Vvlksschiilgesctzes meist beifällig. Zn ganz confnse» Phrase» kommen natürlich wieder die Pariser Organe. Politische Rundschau. Chemnitz, den 21. März 1892. Deutsches Reich. Prinz Heinrich von Prentzen ist Sonntag Nachmittag wieder aus (.ubertusstock in Berlin eingetroffe» und i»> Schlosse ab gestiegen. Dcr Prinz wird in der nächsten Zeit den Kaiser in den Nepräsenlationspflichlcu vertreten helfen. Der an» letzten Donnerstag «nter den» Vorsitze des Kaisers in» Berliner Schlosse stattgchavte Kronrath, von welchem die wegen der Behandlung de» BolksschnlgesetzeS entstandene Ministerkrisis ihre» Allsgang »ahm, hat sich auch mit der Ent schädigung der ehemals reichsnmnittclbaren Familien für den Fortfall der bisherigen Ltenerbcsreimig beschäftigt. Wie die „Nat.-Ztg." wisse» will, hat dcr Kronrath eine Entschädigung beschlossen, die weit hinter den von de» bisher reichSunmiltelbaren Familien aufgestellten Forderungen znrückbleibt. Es soll nur wenig mehr als die Hälfte jener Ansprüche bewilligt sei». Die Trier der Skrjährigen Bereinig»»«« Schleswig- Holsteins mit Prentze» wird in Altona am Geburtstage Kaiser Wilhelm's I. (22. Mürz) i» großartiger Weise begangen. Zu dem beabsichtigten große» Eommerse ist auch Fürst Bismarck ein geladen worden. Ein denkwürdiger Tag. Am 18. März, der einst der große politische Schicksalstag für Preußen war, reichte vor zwei Jahre» bekanntlich Fürst Bismarck sein Entlassniigsgesnch ein, und in diesem Jahre genau an demselben Tage Graf Caprivi. Die Anbera»»nin»tg der nächstenSitznng (der Volksschnl- Gesetz-Eommisston ist am Sonnabend Abend dem Vorsitzende» Gras d' Hnussonville im Hinblick auf das Enllassnngsgesuch des CultuSmiiiistcrS Grafen Zedlitz anheim gegeben worden. In parla mentarischen Kreisen wird allgenommen, daß am Sonnabend die letzte Sitzung der Commission slattgesnnden hat, da der Gesetzentwurf jedenfalls von dem neuen Cnltnsminister zurückgezogen wird. Das vorliegende Gesetz ist also als erledigt anznsehen. Der Reichstag wird nnn definitiv vor Ostern ge schlossen »verden. Der Seniorencoiwent dcs Reichstages trat am Sonnabend zusammen. Wie Präsident v. Levetzow mittheilte, ist die Regierung bereit, den durch die Vertreter der Fractionen wiederholt kund gegebenen Wünschen Rechnung zu trage» und diese zweimal vertagte, überlange Session vor Ostern zu schließen. Auf die Be- rnthung des Gesetzentwurfs wider die Trunksucht, sowie jdes Chcck- gesrtzes wird Verzicht geleistet. Nach den: Etat sollen nur die Vor lagen über die Genossenschaften mit beschränkter Haltung, das Tele graphengesetz, der Nachtragselat und wenn irgend möglich anch das Weingesetz erledigt werden. Das Gesetz über die Nnsiltlichkeit soll noch zur ersten Lesung komme», damit die Negierung die Auffassung dcs Plcnnins erfahre für ein ev. für die nächste Sejsion neu vorzu- legcudes Gesetz. Die Neichstagsersatzwahl t»n Wahlkreise Nenstrelitz hat am Sonnabend stattgefunden. Es ist eine Stichwahl zwischen dem cunservativen Candidaten Grasen Schwerin-Wolf-Hagcn und dem freisinnigen Candidaten Wilbraudt-Pisede erforderlich. — Bei der Landtagsersatzwahl im preußischen Kreise Tapiau wurde der conier vative Candid.it von Äustedt gewählt. Pre,»tzisches Abgeordnetenhaus. Sonnabend-Sitzung. In der Fortsetzung der dritte» Eta sberathnng kommt Abg. Frhr. von Wackcrbarth (cvns.) auf den Xantcner Kuabenmvrd zu sprechen, und wirst der Justizverwaltung vor, daß sie die Juden mit besonderer Rücksicht behandele, wie in diesem Falle den jüdischen Schlächter Buschosf. Redner meint, daß die Juden sich wirklich zu wiederholten Malen Ritnalmorde hätten zn Schulden kommen lassen, und wünscht Maßnahmen gegen de» Einfluß des Judenthums. Justizminister von Schilling und Minister Herrfurth protcstiren gegen de.: Vorwurf, daß die Justiz parteiisch sei und den Jude» besondere Rücksicht zn Theil werden lasse. Abg. Stöcker (cons.) pflichtet den Ausführungen ves Abg. v. Wackcrbarth bei. Abgg. Enneccerns (natlib.), Rickert und Virchow (freis.) weisen die Angriffe auf die Justiz und die Juden zurück. Die Angelegenheit giebt noch zn wiederholten sehr heftigen Auseinandersetzungen Anlaß, worauf der Justizelat genehmigt wird. In einer Adendsiming wird alsdann dcr Nest der Staats haushalts und dieser selbst im Ganzen definiliv angenommen. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr. (Welfenfoudsgesetz und kleine Vorlagen.) Dein Reichstage ist die erwartete Ergänzung des Reichs- hanshaltselats für das Etalsjahr 1892/93 (Kosten der Bctheiligung des Reichs an der Weltausstellung in Chicago, 200,000 Mark) am Sonnabend zmegange». Die Bewilligung ist zwciscllvs. Von» soeialdemokralischett Gewerk,chaftSeongresr i» Halberstadt wurde die Anerkennung jeglicher Gewerkschaftsorganisatio» abgelchnt, woraus die Vertreter der Localorganisation denselben ver ließen. Alsdann hat am Sonnabend der Congreß die Frage der Organisativnssorm erledigt und die Aufgaben der einzelnen Organi- sntivnssactvren scstgcstelll, wobei die Geiicralcommisjion in Hamburg unter der Leitung von Legien belasse» wurde. Abends wurde dcr Congreß geschlossen. Anf den» Friedhöfe der während der Berliner Re- voltttio» von 1848 Gcfallcnen i»> dortigen Friedrichshai» sind nicht nur am Freitag, dem Jahrestage jener Kämpfe, sondern anch »och am Sonnabend zahlreiche Kränze mit rothen Schleifen und Blumen »iedergelegt. Währendes am Freitag mehrfach unter der an- gesammelten Menschenmenge zu Lärmscenen kam, so daß die Schutz leute mit flacher Klinge dazwischen schlagen und Verhaftungen vor nehmen mußten, ivar es am Sonnabend ganz ruhig. Ei» Exccdent vom Freilag hat einen derartigen Säbelhieb auf de» Kopf bekommen, daß er wohl kaum jemals wieder a» solchen Späße» theilnehmen wird. Ueber die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken fanden im Reichsanile des Innern Berathungen statt, an welchen anf Einladung der königl. bayrischen Negierung auch der Vorsitzende des Vereins süddeutscher Baumwollenindustrieller, Com- mercienrath Haßler-Augsbnrg, theilnahm. In Duisburg barst auf einem Schleppdampfer der Chlinder. Dcr Eigcnthümer, dcr Capilä», der Ingenieur, der Maschinist und zlvei Heizer wurden getödtet. Oesterreich-Ungar,». Die Wiener „Reichswehr" »neidet, daß die russischen Truppcnansaimnlungen an der deutschen »nd österreichischen Grenze in bedeutendem Maßstabe weiter betriebe» werden und mit großer Raschheit vor sich gehe». — Für die unheimliche Wirkung der neue» kleinkalibrigen Gewehre liegt jetzt ein neuer, freilich sehr trauriger Beweis vor. Ei» Artillerist, der sich das Leben nehmen wollte, schoß sich in Wie» eine Kugel durch die Brust. Dieselbe Kugel durchbohrte den Kopf eines in der Nähe befindlichen Kameraden und durchschlug auch noch die Schulter eines dritte» Soldaten. Der Selbstmörder und der am Kopse getroffene Soldat sind todt, der an der Schulter Verwundete liegt schwerkrank darnieder. Frankreich. In Paris dauern die polizeilichen Hanösttchnngen »md Verhaftungen von Anarchisten fort. Mau fand auch an verschiedene» Stelle» in den Straßen alle Granaten »nd Patronen, die offenbar von ängstlich gewordenen Liebhabern und Sammlern in aller Stille au» ihren Wohnungen weggeschafft worden waren. Dcr Minisec-Präsident Loubet hat im Privalgespräche erklärt» er iverd« mit eiserner Faust alle Ruhestörungs-Versuche zn verhindern wisse». Die am l8. März, dem Jahrestage der Pariser Commune, stattge- halteu Versammlungen und Veranstaltungen sind in aller Ruhe verlaufen. Belgien. Ejplofion. Im Schlosse Laeken in Brüssel fand am Sonn abend Nachmittag eine Gasexplosion statt, wobei ein Arbeiter verletzt und einige Fensterscheiben zertrümmert wnrden. Der Vorfall ver hinderte nicht, das, der König und die Königin die Mitglieder de» artistischen Clubs in den Räumen des Schlosses empfingen. — Dem Brnffeler „Patriot«" zufolge wäre die Ursache der Katastrophe in Andcrliies anf den Racheact eine» gegen die Direction des Berg werks erbitterten Arbeiters ziirnckziiführc». Portugal. Bedrohliche Lage. Ans Quilimance eingegangeiie Nachrichten besagen, 600 > Neger, welche sich an den Ufern des Quilimaueflusscs gesammelt hätte», bedrohten die Stadt mit einem Angriffe. Sämmt- liche Einwohner der letztere» seien durch die portugiesischen Behörden, die in jedem Moment eines Angriffes gewärtig seien, mit Waffe» versehen worden. Ein portugiesisches Kanonenboot mit hundert Soldaten ist zur Unterstützung der Bedrängten abgcgange». Großbritannien. Die streikenden englische» Kohlenberglente, »fit Nn». nähme derjenigen von Dnrham, welche den Anssland sorlsetze» wollen, nehmen »nt dieser Woche die Thätigkeit wieder ans. Die Leute wollen aber nur fünf Tage pro Woche arbeiten, um den Kohlenprei- und ihr« Löhne hoch zn halten. Asien. Ans Hongkong ist nach San Franciseo die Meldung gelangt, daß in West-Tschu, einer Nachbarprovinz i» Mrma», eine Erneuerung der Feindseligkeiten des chinesischen Pöbels gegen die Ausländer zu erwarten ist. Der Pöbel hat bereits den Geistlichen einer englische» Capelle angegriffen und gemißhandelt »nd man sülchtet, daß die Unruhen Weiler sich ansdehnen werden. Afrika. Der Asrikareisende Krause schreibt der „Kreuzzeitung" ans Adaso vom 26. Januar: Heut« trafen hier aus Salaga Leute eines mir bekannten Händlers ei», die gestern i» Ada aiigckomiiieü Ware». In Hhanda haben sie sich von Leuten desselben Hanse» ge trennt, welche mit neun zum Verkauf bestimmten Sclave» de» Weg »ach Lome an dcr Togoküste cingeschlagen habe», während sic selbst Elfenbein zu,» Verkauf hierher gebracht haben. Unter den Ein geboren herrscht hier, i» Ada, in Akra, in Keta eine Krankhcit, an dcr sehr Viele zn leiden habe». Es soll die Influenza sei». In diesem kleine» Erdenwinkel an dcr Volta-Mündung, Goldlüste, lebe» zur Zeit nicht weniger als 15 Deutsche »nd »nr ei» echter Engländer. Deutscher Reichstag. 198. Sitzung vom 19. März. 1 Uhr. Am Bnndesrathstischc: Commissare. Anf dcr Tagesordnung steht zunächst die dritte Bcratbnng dcs Telcgrapheugcs tzes. Abg. von Bar (sreis.) legt nochmals die Bedenken seiner Partei gegen de» Gejctzeutwtirs eingehend dar. Ter 'Reichstag hat der Vorlage gegenüber von vornherein eine sympathische Haltnng bewahrt, aber es sind auch von vornherein gewisse Abänderungen für nnbedingt nötbig erachtet- Die Con- cessionen, zn welchen sich die Pvstmrwaliung bereit gesunde», sind aber ganz »»genügend, »nd ist deshalb der Entwurf für uns in der vorliegenden Fassung »nannehmbahr. Geh. Ober-Postrath Da mb ach giebt Erklärungen über einen vom Vor redner gestreiften und in Zeitungen erörterten Fall, das, der Acüenbrauerel zn Löban die nnentgcltliche Benutzung ihres Telephon-Anschlusses nach Görlitz zn einem ans Gefälligkeit i»> Interesse eines Dritten zn führenden Gespräche versagt worden sei. Im Stadtverkehr habe jeder an die Fernsprechleitnng Angeichlosscne das Recht, nicht nur selbst in Angelegenticiten Dritter da» Telephon zu benutzen, sondern anch seine Leitung durch Dritte benutzen zu lassen, vorausgesetzt, daß dafür ein Entgelt nicht geleistet werde- Ander- liege die Sache im Fernverkehr, wo die abgeschlossenen Verträge ansinlcklich die nncntgellliche Benntznng der Leitung für die Angelegenheiten Dutter aus« schließen. Diese Vcrtragsbestimmnng ist im vorliegenden Falle verletzt ge wesen, »nd die Verwaltung hat nnler solchen Umständen gar nicht anders handeln könne», als wie eS wirklich geschehen ist. Abg. Bö dicker (Ctr.) theilt in dieser Frage den Standpunkt der Ber- waltnng und vertheidigt im klebrigen die Beschlüsse zweiter Lesung. Abg. De. Ha »ittt ach er (natlib) führt ans, dass die Vorlage in Wahr heit ja gar nichts Net,cs bringe, sonder» nur bezwecke, thatsächlich bereits be stehende Verhältnisse anch gesetzlich zu ordnen. Abg. Schräder (sreis.) giebt dies z», verlangt aber eine bestimmte und verbindliche Erklärung darüber, was die Verwaltung als ihr 'Recht beansprucht. DaS sei jetzt nicht klar Und werde auch durch das neue Gesetz nicht klaigestcNt. Es handelt sich hier mit wichtige Interessen, die von der Verwaltung nicht allgemein anerkannt »nd die gegenüber denen der Post zurückgesetzl werden. Abg. Graf Arnim (freies»!.) betont, die Uebermittcluug von Gedanke» müsse bei de» electrischcn Anlagen im Vordergrunds stehe», in zweiter Linie käme» Personen- »nd Güterverkehr und erst in dritter di- Kraftübertragung. Die vom Abg. Bar und Genossen beantragten Selbstschutz Einrichtnngc» winden den Steuerzahlern viel Geld kosten. Abg. von Bar (sreis.): Der Lödaner Fall beweist, daß eine Censnr dcr Telegraphcngespräche geübt wird, was ich nicht für angeviesscn erachte» kann. Wen» angeführt wird, daß Alles, was wir an dieser Stelle geregelt wissen wollen, in das schon angckündigte Gesetz über die clectrischen Vor lagen gehört, so besteht doch gar keine Garantie dafür, daß diese angekündigte Vorlage in absehbarer Zeit anch wirklich an de» Reichstag kommen wird. Hierauf wird in die Einzelberathnng des EntwnrsS eittgelrete». 8 0 be droht mit Geldstrafe bis zu 1500 Ml. oder mit Haft oder mit Gcsängniß bis zn 6 Monaten denjenigen, der vorsätzlich entgegen de» Bestimmungen dieses Gesetzes eine Telegraphenanlage errichtet oder betreibt. Abg. von,Bar (sreis.) beantragt Streichung der Gesängnißstrafe. Dcr Antrag wild abgelchnt. ß 12 bestimmt, daß, wen» sich elcctrische Anlage» gegenseitig stören, die spätere» Anlage» so cmznlegcn sind, daß die Störnng aiiSgeschlossen wird. Abg. von Bar (sreis.) beantragt dagegen, daß die Reichs-Telegraphen- Verwaltnng verlangen kan», daß, sobald eine Ltörnng ihrer in berechtigter Weise gelegten Leitungen zn befürchten ist, andere benachbarte Leitungen so angelegt werden, daß sie in sich selbst geschützt sind, vorausgesetzt, daß die Tclegraphenleittiiig ebenfalls den berechtigten Anforderungen des Selbst schutzes genügt. Abg. Schräder (sreis.) befürworet diesen Antrag.
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