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849, sie ausspricht, so muß man sie um ihr Seelenglück beneiden und ist versucht, ihr nachzufolgen." zn-WE --- Die Parlamentsräthin umarmte ihre Freundin und wünschte ihr Gluck, daß das Licht der Erkenntniß heraufdämmere in ihrem Innern.-' ' - ' '' Die alte Stadt Rheims erfreüt sich zum Ueberflüß noch des Besitzes emes römischen ' Triumphbogens. Mit dessen Besichtigung beschäftigten sich zwei anscheinend vornehme Engländer. Der Oberviear des Erzbischofs schritt soeben vorüber; da flüsterte der eine' der Fremden dem andern, einem ältlichen Herrn mit ziemlich rauhen Zügen, einige Worte in englischer Sprache zu, Worauf er sich an den Vorübergehenden wandte. „Um Vergebung, ehrwürdiger Herr", sprach der Jüngere im besten Französisch, „ wir möchten Sie wohl mit einer Frage behelligen." „Fragen Sie, mein Herr!" „Es lebt in dieser Stadt seit Kurzem die Wittwe eines englischen Jngenieür-Kapitäns, Namens Royer. Der Kapitän war der Freund meines Begleiters, des Spuire Cordon, den ich Ihnen hiermit vorstelle, wie mich gleichermaßen. Mein Name ist James Hunton aus London." Der Oberviear verbeugte sich. «Ich bin Henry, der erste Diener Sr. Eminenz des Primas vost Frankreich", sagte er verbindlich. „Bezüglich der Wittwe Royer haben Sie sich an den rechten Mann gewandt, ich bin ihr Beichtvater. Sie kennen die Dame, Mr. Cordon?" „Um Vergebung, mein Begleiter ist leider des Französischen nicht mächtig", nahm der jüngere Mann das Wort. „Er kann sich nicht der Ehre ihrer Bekanntschaft rühmen, da das Ehepaar Royer seit langer Zeit in Paris lebte. Wir wollen jedoch das Versäumte nachholen und bitten Sie um die Güte, uns der Dame porzustellen." „Mit wahrhaftem Vergnügen, meine Herren." „Sie soll ein gottseliges Leben führen und eine fromme, glaubensvolle Persönlichkeit sein, wie der Ruf sagt", fuhr derjenige fort, der sich James Hunton genannt hatte. „Wir sind gekommen, Frau Royer's edle Be strebungen zu unterstützen. Mein Begleiter ist reich und wohlthätig; er hat die Ehre, einer der Vorstände des Vereins für innere Mission zu sein und wir Beide sind gute katholische Christen." Der Oberviear drückte beidell Fremden die Hand und freute sich der gemachten Bekanntschaft. Dann lud er sie ein, ihm auf der Stelle zur Wohnung der Frau Royer zu folgen und die Fremden nahmen die Ein ladung dankbar an. Im Empfangszimmer des kleinen Hauses herrschte eine feierliche Stille. Die Vorhänge waren herabgezogen und ließen das Tageslicht nur gedämpft herein. Vor dem Crucifix in der Zimmerecke betete eine schwarze Gestalt, sie erhob sich, als die Fremden leise hereintraten. „Wir haben Sie im Gebete gestört", sagte James Hunton, als die gegenseitigen Vorstellungen vorüber waren. „Gott wird uns diese Sünde nicht zurechnen, denn die Inbrunst Ihres Flehens muß uns Absolution verschaffen." „Der Herr führt Ihnen zwei fromme Seelen zu, die sich darnach sehnen, Sie kennen zu lernen, meine Tochter", bemerkte der Oberviear. „Leider spricht der Spuire Cordon nur englisch und Sie müssen sich schon dazu verstehen, ihn in seiner Landessprache anzureden." Frau Royer lächelte ein wenig, dann sagte sie zu dem älteren Herrn auf englisch: „Sei willkommen in Frankreich, alter Bursche. Habe Dich lange nicht gesehen und hätte Dich eher auf Neuseeland, als in Rheims vermuthet. Was habt Ihr Beide nur vor?" Der Alte neigte sich zu ihr und fragte: „Bist Du auch gewiß, daß der dicke Pfaffe kein Englisch versteht?" „Ganz gewiß." „Nun, so laß Dir sagen, daß wir einen capitalen Plan haben; William wird Dir Alles mittheilen, wenn Du, woran ich nicht zweifle, heute Abend einige Stündchen für ihn übrig hast." Die schwarze Dame nickte zum Zeichen des Einverständnisses und über das Gesicht Williams, der hier unter der Firma James Hunton auftrat, flog ein kaum bemerkbares satyrisches Lächeln. Frau Royer sprach laut und auf französisch: „Der sehr ehrenwerthe Spuire erwähnt eines Planes, den Sie, meine Herren, im Sinne haben. Falls ich zu seiner Ausführung mitwirken soll, ersuche üch um die Freund lichkeit, sich deutlicher zu erklären. Vorausschicken will ich nur, daß ich nichts unternehmen werde, ohne den Beirath und die Genehmigung meines ehrwürdigen Beichtvaters." Der Oberviear verbeugte sich schweigend. James Hunton begann: „Der Spuire war Ihrem seligen Gemahl sehr befreundet. Gar oft bedauerte der Kapitän in seinen Briesen, daß ihm nicht Mittel genug zu Gebote ständen, um den christlichen WohUhätigkeitssinn seiner Gemahlin zu unterstützen. Das war wohl Mahnung genug für seine Freunde, helfend einzugreifen, um die Segnungen des Himmels durch gute Werke zu erringen. Der Herr Hat meinen Freund durch irdische Güter beschenkt und glückliche, doch rechtliche Spekulationen vermehren seinen Reichthum täglich. Da gedachte er des Winkes, den ihm sein verstorbener Freund Royer gegeben. Nach langen Nachforschungen sind wir endlich so glücklich gewesen, den Aufenthalt der frommen Wittwe zu erkunden und sielten ihr nun, dem Triebe des Herzens folgend, ein Capital zur Verfügung, mit dem sie nach ihrem Belieben der Menschheit nutzen kann." c Der Oberviear war im höchsten Grade überrascht und gab diesem Ge fühle auch Worte: „Solche Großmuth ist englisch, echt englisch. Segen über den Reichthum, der so verwendet wird im Dienste der Menschheit!" James machte dem angeblichen Spuire ein Zeichen und dieser legte eine Summe von l 00,000 Franes in Banknoten vor Elisa bin. „Cordon bittet Sie, dieses Geld als das Ihrige anzüschen und damit zu schalten nach Gutdünken. Bedürfen Sie mehr, so steht Ihnen eine größere Summe zu Diensten." Frau Royer schien tief bewegt. Sie stand auf und umarmte mit § feierlichem Anstande den alten Herrn, drückte dem jüngeren warm die Hand. - Mit soM.-an ihr nicht gewöhnlicher Emphase rief sie aus: „ Wo die Boten des Herrn einsprechen, soll man ihnen die Stätte bereiten mnh lquten Preis ertönen lassen. Sie, meine Freunde, sendet- Gptt messen/wollte Wüstich weigern, seinem Winke zu folgen. "Ja E Nihme Ihr großmüthiges Geschenk mit Dank und Freude an, nicht für mich , nein, für die Unmündigen und Waisen, und tausend Dankesthränen sollen Ihnen einst noch dafür fließen." O- Auch der Oberviear war gerührt. „Gott begnade Ihren Entschluß^ Was werden Sie thun?" „Meine seit Jahren gehegte Lieblingsidee ausführen. Ich will eine Freischule für arme Mädchen errichten und darinnen meine geringen Fähig-- keiten im Dienste des Herrn ausüben. Das war es auch» was meinem seligen Gemahl vorschwebte, denn wir begegneten uns in unsern redlichen Absichten. Mein Leben Hal seinen Zweck wiedergefunden, ich danke Gott und Ihnen dafür." „Das ist ein frommer und löblicher Vorsatz", erwiderte James Hunton, „und ich bitte Sie: schonen Sie zu einem so guten Werke unsre Beutel nicht." . ' „Es versteht sich doch, daß auch ich dabei sein darf, wenn es gilt, D Herrliches ausznführen ", bemerkte der Oberviear. ' - 5 „ Freilich zähle ich auf Ihre Beihülfe", sprach Frau Royer, „ Sie sind der Patron meines Unternehmens und gewährleisten mir das Gelingen, schon durch Ihre Fürsprache bei Gott." , Frau Royer ließ es sich nicht nehmen, den Gasten eine einfache Be- wirthung zu geben und die beiden Engländer wareü herablassend genug, die Einladung nicht zu verschmähen. Es ging diesmal etwas mehr weltlich zu im Hause der schwarzen Dame, mail trank in feurigen Tropfen von Roussillon auf das Gelingen und Gedeihen der neuen Freischule und der gute Oberviear müßte endlich so unhöflich sein, vor der Zeit auszubrechen und bediente sich der Hülfe Ieannettens, um bis zur nächsten Droschke zu gelangen. Es erschien nicht überflüssig, daß hohe Mauern die Wohnung der Frau Royer umschlossen,, sonst hätten die Nachbarn noch bis tief in die Nacht hinein den ungewohnten Klang aneinander gestoßener Gläser und lautes Lachen hören können, den Glanz der Lichter sehen müssen. (Fortsetzung folgt.) . " - Die Presse Deutschlands hat. vielfach zu interessanten Vergleichungen mit dem Zeitungswesen in England, Frankreich und Nordamerika Ver anlassung gegeben. Nicht minder interessant dürfte eine Vergleichung der sechs größten illustrirten Zeitschriften Deutschlands untereinander sein. - Den ersten Rang nimmt die „Gartenlaube" ein mit 310,000- Abonnenten bei zwanzigjährigem Bestehen, den zweiten die in elf Sprachen erscheinende „Modenwelt" mit 165,000 in Deutschland gedruckten Eremplaren bei nur achtjährigem Bestehen. Der dritte und vierte Platz gebührt „Ueber Land und Meer" mit 150,000 Abonnenten bei vier zehnjährigem und dem „Bazar", der wie die „Mo den Welt" gleichfalls in vielen Sprachen erscheint, mit 140,000 Abonnenten bei achtzehnjährigem Bestehen. Sodann folgen das „Daheim", welches soeben seinen achten Jahrgang beendet, mit 80,000 Abonnenten und die seit 29 Jahren be stehende Leipziger „Jllustrirte Zeitung", die, wenn auch weniger Abonnenten als die vorgenannten Blätter zählend,- dennoch nach Inhalt und Ausstattung einen hervorragenden Platz in der deutschen Journalistik behauptet. Setzen wir die Dauer des Erscheinens zu der Höhe der Auflagen in Beziehung, so ergiebt sich für jedes Jahr ein Zuwachs an Abonnenten: 1) auf die „Modenwelt" 23,571 2) auf die „ Gartenlaube" 15,500 3) auf „Ueber Land und Meer " 10.714 4) auf das „Daheim" 10,000 5) auf den „ Bazar" 7,777 Im Ganzen betrachtet, hat die deutsche Journalistik, was die illustrirten Blätter betrifft, sich jedenfalls weit über die ähnlichen Unternehmungen des Auslandes erhoben. In Deutschland selbst aber nimmt die „Moden welt", welche an Abonnenten zahl den zweiten Rang erwarb, anAbonnenten- zuwachs jetzt unter allen Zeitschriften den ersten ein. (Börsenblatt für den deutschen Buchhandel.) kakrplan. Naeb Drescken: 7 Dl. 25 M. trüb, 8 40 unck 10 45 vorm., 2 25, 3 10 unck 4 40 nacbm., 9 20 unck 10 55 abcks. Nack DeipLiZ: 6 II. 10 M. trüb, 9 40 vorm., 3 10 naebm., 6 50 »nF 10 55 abcks. Nack Meissen: 7 D. 25 M. trüb, 9 40, 10 45 vorm., 2 25, 3 10 unck 4 40 naebm. unck 9 20 abcks. waeb Dbemnitr: 6 1). 10 M. trüb, 9 40 vorm., 3 10 naebm. unck 6 50 abcks. Naeb Drimma (via Döbeln) : 6 10 trüb, 9 40 vorm. unck 3 10 naebm. I^aeb Berlin (via Böäerau): 9 D. 40 M. vorm., 3 10 naebm., 6 50 abcks. unck 4 54 trüb ab pristerritL. Naeb Dottbus: 4 15 unck 7 57 trüb, 11 20 vorm., 7 30 abcks. Naeb Berlin (via Dottbus): 4 lsl. 15 M. trüb, 11 20 vorm. äus Dresäen: 6 V. 37 M. trüb, 10 20 u. 11 12 vorm., 3 42 naebm., 7 25 uni! 11 37 abcks. /4ns DeipriK: 7 50 trüb, 10 20 unck 11 12 vorm., 2 58 unck 5 II naebm. unck 9 51 abcks.