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in unsere Hände gekommene Chassepotgewehre aptirt werden sollen, und daß bedeutende Bestellungen nach dem System Mauser gemacht worden sind. — Derselben Zeitung zufolge be stätigt es sich, daß der Generalpostdirector Stephan bei seiner jüngsten Anwesenheit in Moskau für das Zustandekommen eines europäischen Postcongresses unter Einführung eines Weltportos thätig gewesen ist. Seine Bemühungen sollen Aussicht auf Erfolg haben. Man versichert, daß die Schwierigkeiten, welche wegen des noch bestehenden internen russischen Portos erhoben worden, nicht beträchtlich genug seien, um den großen Plan zu schädigen. — In Berlin haben sich jetzt 463l Maurer- und 2389 Zimmer- gesellen, also zusammen 7920 Gesellen zur Arbeit gemeldet. — Der Strike der Bergleute im Dortmunder Kreise ist beendigt. — In der Gegend von Marienwerder macht sich der geheime Ein fluß der Auswanderungsagenten sehr fühlbar. Es gährt förmlich unter den ländlichen Arbeitern; Versammlungen und geheime Verabredungen finden statt, Arbeitseinstellungen sind bereits er folgt, noch andere von bedeutendem Umfange stehen zu befürchten, während die Ernte immer näher herranrückt. — Das bekanntlich in Celle errichtet gewesene, auf militärischen Befehl aber vor etwa 1^2 Jahren weggeräumte Langensalza-Denkmal ist am 30. Juni im Garten des Avvocaten Kirchhoff daselbst enthüllt worden, nachdem es in aller Stille dorthin geschafft und wieder aufgerichtet worden war. Die Polizei hatte jede Feierlichkeit hierbei verboten. Frankreich. Der Vertrag zwischen Frankreich und Deutsch land bezüglich der Restzahlung der Kriegsentschädigung ist am 29. Juni Abends durch den Minister der auswärtigen Angelegen heiten, Grafen Remusat, und den deutschen Botschafter, Grafen Arnim, unterzeichnet worden. Die „Times" theilt darüber Folgendes mit: Die Ratification des Vertrags erfolgt in einer Frist von 8 Tagen. Die erste Halbmilliarde ist zahlbar zwei Monate nach der Ratification; 15 Tage nach dieser Zahlung findet die Räumung der Departements Marne und Haute-Marne statt. Die zweite Halbmilliarde ist zahlbar am 1. März 1873 ohne weitere Gebietsräumung. Die ganze weitere Milliarde ist zahlbar am 1. März 1874, worauf die Räumung des Vogesen- und des Ardennendepartements erfolgt. Die letzte ganze Milliarde nebst Zinsen ist fällig am 1. März 1875. Nach deren Zahlung werden das Meurthe- und das Maasdepartement, sowie Belfort geräumt. Frankreich darf in den Gebietstheilen, welche die deut schen Truppen räumen, bis zur vollständigen Zahlung nur die jenige Militärmacht halten, welche die Aufrechterhaltung der Ordnung nothwendig macht. Frankreich darf vor der gänzlichen Räumung in den occupirt gewesenen Departements Festungen weder bauen, noch ausbessern. Nach Bezahlung von zwei Mil liarden kann Frankreich zur Beschleunigung der Räumung finan zielle Bürgschaften anbieten. Diese werden aber Gegenstand eines neuen Vertrags mit Deutschland sein. Deutschland steht es frei, die gesammte seitherige Occupationstruppenstärke in den noch besetzt bleibenden Gebietstheilen Frankreichs auf Frankreichs Kosten beizubehalten. Die Unterhaltungskosten für dieselben ver mindern sich nur in dem Falle, wenn Deutschland die Occu pationstruppenstärke thatsächlich herabsetzt. In der Sitzung der Nationalversammlung am 1. Juli erfolgte die Vorlage dieses Vertrags. Graf Nämusat erklärte, daß infolge desselben die Be freiung des Territoriums nur noch von dem Erfolge der Anleihe abhänge. Beiderseits sei anerkannt, daß die allmähliche Abzah lung und die Räumung des Gebiets Schritt halten müßten. Die Befreiung des Landes sei also eine Finanzfrage. Der Minister spricht die Hoffnung aus, daß die Departements der Vogesen und der Ardennen. noch vor dem Frühjahre 1873 geräumt sein würden. Die dritte (letzte) Milliarde würde infolge von Verab redungen mit der Bank wahrscheinlich im Anfänge des Jahres 1874 bezahlt und das Territorium ganz geräumt werden können. Dies hänge ab von der Macht des Credits, von der Ordnung der Finanzen, von der politischen Weisheit, dem Frieden Europas, der Mäßigungspolilik aller Cabinete, sowie von der Herstellung der Ruhe und Ordnung in Frankreich. Graf Romusat fährt fort: „Die Wiederaufnahme der Arbeit, die Rückkehr des all gemeinen Wohlstandes, die Solidität des Credits, endlich das Vertrauen des In- und Auslandes in die französische Regierung verschafft uns die Ueberzeugung von der günstigen Aufbringung der Anleihe. Die Welt wird in den opferfreudigen Bemühungen Frankreichs einen Beweis des friedlichen Geistes in Frankreich erblicken, den auch Deutschland gezeigt hat. Die Sicherung des Friedens war der Hauptgegenstand der Mission des Wiederauf baues, die Frankreich Ihnen anvertraute. Durch die Annahme der gegenwärtigen Vorlage werden Sie den Frieden befestigen und unsere Unabhängigkeit sichern." Schließlich beantragte der Minister den Dringlichkeitsbeschluß, welcher von der Ver sammlung angenommen wurde. Die Vorlage wurde an die Büreaux zu sofortiger Prüfung überwiesen und sodann in dev Steuerberathung fortgefahren. Aas Irdische vergeht. Was ist aus jener Heldenschaar geworden. Vor der die Welt einst staunend sich gebeugt Die man geehrt mit Thaten und mit Worten, Der man die Lorbeerkrone dargereicht? Ob sie die größten Siege auch errungen, Im Reich der Sagen ist ihr Ruhm verklungen, Ihr Name, der so ehrenvoll genannt. Wird heute von der Nachwelt kaum gekannt. Sind jene großen Werke noch vorhanden, Die einst der Lorwelt Kunst hervorgebracht? Ob Menschen staunend auch vor ihnen standen, Sie sanken doch in des Dergessens Nacht. Sind jene großen Reiche nicht vergangen, Die Millionen durch ihr Schwert bezwangen? Sie sanken in ein leeres Nichts zurück, Denn dies ist ja des Irdischen Geschick. Schau die Natur, im frischen Frühlings-Glanze Entfaltet sie vor deinem Auge sich. Bald welkt die erste Bluth' in ihrem Kranze, Sie, die dem frischen jungen Leben glich. Es reist die Frucht, bald ist der Herbst gekommen, Er hat der Flur ihr Festgewand genommen; Dies Alles ist nach Gottes Rath geschehn, Es muß ja doch das Irdische vergehn. Blickst du, o Mensch, auf dein vergang'ms Leben, Auf die entschwund'ne frohe Kinderzeit, Auf Freuden, die die Jugend dir gegeben. Dann schaut dein Auge nur Vergänglichkeit. Die Theuren, die dein Herz mit Lieb' umfangen, Von deiner Seite sind sie längst gegangen; So schwindet alles, alles Erdenglück, Denn unser wartet ja auch dies Geschick. Doch ist auch alles Irdische vergangen, ' Was ewig ist, wird ewig doch bestehn; Gott wird mit seiner Liebe uns umfangen, Wenn wir nur treu auf seinen Wegen gehn. Die Freuden, die durch Tugend sich entfalten, Nicht werden sie im Lauf der Zeit veralten; Mag d'rum auch alles Irdische vergehn, Was Glaub' und Tugend giebt, das wird bestehn. Naundorf. Louise Kretzschmar. Die Kiefernadel-Extraet-Bäder des Staupitzbades und deren wohlthätiger Einfluß auf den menschlichen Körper bei Gicht und Rheumatismus. So bekannt obige Bäder sind und so glänzende Kuren durch deren sachgemäße Anwendung auch erzielt wurden, so ist der Gebrauch derselben, der großen Zahl Leidender gegenüber, doch nur wenig versucht worden, gleichwohl aber kann nicht allein manches Uebe! im Keime erstickt, sondern es können auch ältere Leiden damit gehoben werden und diene Folgendes darüber: 1. Es ist eine bekannte Sache, daß im Körper ein fortwährender Zer- setzungsproceß bezüglich Stoffwechsel stattsindet, bei welchem unter Andern sich auch verschiedene Gase, sowie phosphorhaltige Substanzen bilden, welche in gesunden Tagen theils durch die Haut, theils durch den Urin ihren Weg nach Außen finden. Weil nun aber 2. im heutigen, so verkünstelten Zeitalter das naturgemäße Leben nur wenig Beachtung findet, so folgt daraus, daß auch der Ausfluß jener Phos phate nicht regelmäßig vor sich geht und durch deren Verstopfung allerlei krankhafte, vorzüglich gichtisch-rheumatische Erscheinungen auftauchen. Wenn nun aber 3. durch hundertfältige Erfahrungen und Beobachtungen feststeht, daß die vorerwähnten Bäder die gute Eigenschaft besitzen, theils auf die Urin absonderung, vorzüglich aber auf die Thatigkeit der Hautnerven vortheilhaft einzuwirken, und weil ferner feststeht, daß der vorhandene Gerbstoff die Haut kräftigt, so ist auch vom nichtärztlichen Standpunkte aus Ursache und Wirkung nachgewiesen und wer wissenschaftlich über die Sache aufgeklärr sein will, den verweisen wir auf das Schriftchen des Herrn Medizinal^ Assessor Di. Fr. Wilh. Clemens, Badearztes zu Rudolstadt a./Saale,: