Volltext Seite (XML)
328 ^Nachträge zur Eichordnung vom 16. Juli 1869 (besondere Beilage zu Nr. 32 des Bundesgesetzblattes) und zu dem Erlaß vom 15. Februar 187!, betreffend die Eichung und Stempelung von Maaßen und Meßwerkzeugen für Brennmaterialien, sowie für Kalk und andere Mineralprodukte, vom 31. Januar 1872. Ein Exemplar liegt zu Jedermanns Einsicht in der Rathsexpedition aus. Großenhain, am 18. April 1872. Der Rath daselbst. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 24. April 1872, Nachmittags 5 Uhr im Rathssitzungszimmer. Tagesordnung: 1) Beantwortung der gegen die allge- rneine Ortskranken casse gezogenen Monitas. 2) Beschluß des Stadtraths, die Vergütung für ein Hausmädchen im Stadt- krankenhause betr. 3) Desgl. das Aufrücken mehrerer Lehrer in vacante Stellen Letr. 4) Desgl. die Stundenlöhne für Commun- . arbeiter betr. 5) Desgl. die Verlegung der Sparcassenlocalitäten betr. 6) Bericht der Finanzdeputation über a) die Serviscassen- Rechnung pro 1870, d) die Schulcassen-Rechnung pro 1870, sodann geheime Sitzung. Der Vorsteher. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie dem „Dr. I." aus Riva mitgetheilt wird, erfreuen Ihre Majestäten der König und die Königin Sich da selbst des besten Wohlseins. — Ihre königl. Hoheiten der Kron prinz und die Frau Kronprinzessin haben am 20. April ihre Villa bei Strehlen bezogen. — In Leisnig hat man mit Ostern laufenden Jahres den Anfang zu einer städtischen Realschule zweiter Ordnung gemacht, indem man eine 6. Realclasse dadurch bildete, daß man die Schüler der 2. Classe der ersten Bürger schule in dieselbe eintreten ließ. — Der Director des Victoria- Salons in Dresden, Herr Schmieder, hat die Tonhalle in Neustadt gekauft, um aus derselben einen dem Kroll'schen Etablissement in Berlin ähnlichen Vergnügungsort zu schaffen. — Von den in Metz garnisonirenden sächsischen Artilleristen trafen am 17. April sechs Mann Arrestanten unter militärischer Escorte in Dresden ein. Dieselben sind infolge einer mit preu ßischen Soldaten in Metz stattgehabten Schlägerei zur Detention in die Strafcompagnie verurtheilt. — In Schneeberg wurde am 17. April ein 11jähriger Knabe, als er sich an eine von der Stadt nach dem Bahnhofe fahrende Kutsche hängen wollte, von einem Rade erfaßt und derart überfahren, daß sein Tod trotz ärztlicher Hilfe bereits nach Verlauf einer Stunde erfolgte. Preußen. Im Reichstage wurde am 18. April das Militär strafgesetz in erster Lesung berathen und an eine Commission von 21 Mitgliedern verwiesen. — In der am 20. April stattgehabten Sitzung des Abgeordnetenhauses kündigte der Minister des Innern einen Gesetzentwurf an, betreffend die Bewilligung von 83,810 Thlr. für Nachforderungen der Provinzialbehörden zur Vertheilung an Landwehrleute und Reservisten. Auf die Interpellation des Ab geordneten Richter erklärte der Finanzminister: Der Etatsüber schuß für 1871 betrage 9,223,221 Thlr., welche größtentheils der Eisenbahn- und der Bergwerkverwaltung entstammen. Die Aufhebung der Zeitungssteuer beabsichtige die Regierung zunächst nicht; wenn sie auch auf die bezüglichen Einnahmen verzichten könne, so müsse doch jede Steuerreform zunächst eine Erleichterung der minder wohlhabenden Volksklassen bezwecken. — Nach der letzten Notiz über die Ausprägung von Reichsgoldmünzen waren bis zum 30. März d. I. in den Münzstätten des deutschen Reiches in Zwanzigmarkstücken 73,364,000 Mark ausgeprägt worden. In der Zeit vom 31. März bis 6. April d. I. sind ferner in solchen Stücken geprägt in Berlin 3,597,540 Mark, in Hannover 968,200 Mark, in Frankfurt a. M. 796,220 Mark, in München 715,520 Mark, in Stuttgart 207,240 Mark und in Karlsruhe 250,200 Mark, zusammen 6,434,920 Mark. Die Gesammtausprägung stellt sich daher bis 6. April d. I. auf 79,898,920 Mark. — Der Postvertrag mit Spanien ist am 19. April in Berlin von dem Generalpostdirector Stephan und dem spanischen Gesandten Rascon unterzeichnet worden; das Porto wird auf 3, nächstes Jahr auf 2V2 Groschen herabgesetzt werden. — Die Etatsstärke des deutschen Heeres stellt sich pro 1873 auf 401,659 Mann (16,955 Offiziere) und 91,742 Pferde, ferner 1672 Aerzte. — Für die Festungsbauten von Straßburg und Metz ist am 19. April das Expropiationsgesetz publicirt worden. — Der „Schles. Ztg." schreibt man aus Straßburg: Das Resultat der Volkszählung vom 1. Decbr. vorigen Jahres ergiebt für das gesammte Reichsland eine Bevölkerung von 1,549,459 Seelen, so daß die durch die politische Umgestaltung herbeigeführte Verminderung als nicht gerade bedeutend bezeichnet werden darf. Die Auswanderung französischer Einwohner der Stadt Metz berechnet sich nach den neuesten Erhebungen auf etwa 9000, die Einwanderung Deutscher in diese Stadt auf 3000 Seelen. Bayern. Der König hat genehmigt, daß das Ministerium des Innern vom Kriegsministerium bis zu 500 Centnern Ka nonenmetall aus den im letzten Kriege erbeuteten französischen Geschützen zu dem Zwecke zur Verfügung gestellt werde, be dürftigen Gemeinden das zum Guß von Kirchenglocken benöthigte Metall schenkungsweise zu überlassen. Schweiz. Der Bundesrath hat angesichts der England und Belgien gemachten Concessionen an Frankreich das Ersuchen gerichtet, die lästigen Paßformalitäten auch für die Schweiz auszuheben. Frankreich. Dem Londoner „Daily Telegraph" zufolge sollte Graf Arnim bei seiner Rückkehr nach Paris ein Ultimatum des Fürsten Bismarck mitbringen, der in dem französischen Armeegesetze und in den Reden Thiers' eine öffentliche Drohung der Rache und das Programm einer eventuellen Zurückweisung der Kriegsresultate erblicke. Das „Bien Public", das Organ des Herrn Thiers, versichert, daß für diese Nachricht nicht der geringste Grund vorhanden sei. Die Beziehungen seien sehr gut und es würden baldigst Unterhandlungen wegen Zahlung der Kriegsentschädigung und Räumung des französischen Gebiets be ginnen. — Was zu den Gerüchten von militärischen Vorsichts maßregeln, die Deutschland im Hinblick auf die französischen Rüstungen getroffen habe, Anlaß gegeben, sind einige Truppen bewegungen, welche in den occupirten Departements stattgefunden^ und die Ankunft von 60 Wagen mit Munition in Chalcns und die von 21 solcher in Metz. Diese Munitionen sind aber für die Uebungen bestimmt, welche die deutschen Truppen, die in Frank reich sind, im gegenwärtigen Augenblicke machen. Türkei. Im nördlichen Syrien hat am 3. April ein Erd beben bedeutende Verwüstungen angerichtet. In der Stadt An- takia wurden nicht weniger als 1500 Menschenleben durch ein stürzende Mauern vernichtet. Vermischtes. Die 31 größten Städte des deutschen Reiches (bis 50,000 Ein wohner herab) ordnen sich nach der Volkszählung vom 1. Decbr. v. I., soweit die vorläufigen Ermittelungen ergeben, wie folgt: 1) Berlin mit 826,341 Einwohnern. 2) Hamburg 235,365 E. 3) Breslau 208,025 E. 4) Dresden 177,095 E. 5) München 169,612 E. 6) Köln 129,251 E. 7) Magdeburg 114,549 E. 8) Königsberg 112,123 E. 9) Leipzig 102,575 E. 10) Hannover (mit Linden) 106,520 E. 11) Danzig 94,377 E. 12) Stuttgart 91,673 E. 13) Frankfurt a. M. 90,748 E. 14) Straßburg 85,529 E. 15) Bremen 82,990 E. 16) Nürnberg 82,929 E. 17) Stettin 76,154 E. (mit dem ganzen Polizeibezirk 97,781 E.). 18) Barmen 75,074 E. 19) Altona 73,864 E. 20) Aachen 73,722 E. 21) Elberfeld 71,775 E. 22) Düsseldorf 69,462 E. 23) Chemnitz 68,150 E. 24) Braunschweig 57,380 E. 25) Kre feld 57,335 E. 26) Posen 56,932 E. 27) Halle 52,408 E. 28) Mühlhausen (Elsaß) 52,000 E. 29) Essen 51,768 E. 30) Metz 51,107 E. 31) Augsburg 50,451 E. — Elberfeld- Barmen zusammengenommen würden mit 146,849 Einwohnern die sechste Stelle zwischen München und Köln einnehmen. Der „Schles. Z." meldet man aus Strehlen vom 17. April: Ein trauriger Unglücksfall, der sich gestern in dem benachbarten Niklasdorf zugetragen hat, erregt hier allgemeine Theilnahme. Der etwa 11jährige Knabe eines dortigen Einwohners war da mit beschäftigt, Astholz zu kürzen, während sein 4jähriger Bruder die gekürzten Stücke sammelte und forttrug. Dabei verabsäumte der Kleine jedoch ein Mal die nöthige Vorsicht, er gelangt mit