Volltext Seite (XML)
394 Nr. 53. Gesetz zur Abänderung und Ergänzung des Gesetzes vom 1. Juli 1840, die Errichtung einer Pensionscasst für die Wittwen und Waisen der Lehrer an evangelischen Schulen betreffend; vom 9. April 1872. Nr. 54. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 9. April 1872, die Emeritirung ständiger Lehrer an den höheren Schulanstalten und Nach träge zu dem Gesetze vom 31. März 1870 betreffend, und des Gesetzes vom d. April 1872 zur Abänderung und Ergänzung des Gesetzes vom 1. Juli 1840, die Errichtung einer Pensionscasse für die Wittwen und Waisen der Lehrer an evangelischen Schulen betreffend; vom 20. April 1872. Nr. 55. Gesetz, die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an Elementarvolks schulen betreffend; vom 9. April 1872. Nr. 56. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 9. April 1872, die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an Elementarvolksschulen betreffend; vom 17. April 1872. Ein Exemplar hängt zu Jedermanns Einsicht in hiesiger Nachsteller- wirthschast aus. Großenhain, am 17. Mai 1872. Der Rath daselbst. Tagesnachrichten. Sachsen. Das „Dr. I." berichtet unterm 16. Mai: Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend nach 10 Uhr, zunächst von Possenhofen kommend, bei bestem Wohlsein in Jahnishausen (bei Riesa) eingetroffen. Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, sowie auch Ihre königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Georg mit ihren vier ältesten Kindern hatten sich gestern Nachmittag bereits nach Jahnishausen begeben, um Ihre Majestäten zu empfangen und mit Allerhöchstdenselben heute daselbst vereint das Namensfest Sr. Majestät des Königs zu feiern. In der Residenz fand heute Morgen zu Ehren dieses Tages eine große Reveille der Militär musik statt. — Ihre königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin wird sich morgen zum Gebrauche der Cur nach Marienbad begeben. — Durch eine Verordnung des königl. Gesammtministeriums wird die gegenwärtig vertagte Ständeversammlung zu einer kurzen Sitzung auf den 22. Mai einberufen. Der Zweck dieser Maß regel ist nach dem „Dr. I." lediglich der, die Regierung zur Einberufung der Deputationen beider Kammern während der Vertagung der Ständeversammlung zu ermächtigen, wozu die Zustimmung dieser letztern nach 8 146 der Landtagsordnung erforderlich ist. Diese Einberufung der Deputationen ist dringend nothwendig, wenn es nicht der Ständeversammlung bei ihrem Wiederzusammentritt an ausreichendem Arbeitsstoff fehlen soll, und da die große Mehrzahl der Kammermitglieder damit ein verstanden sein dürfte, so ist zu hoffen, daß die Dauer der bevorstehenden Session eine sehr kurze sein und sich auf nur wenige Tage beschränken wird. — Der fünfte deutsche Handels tag in Leipzig nahm am 14. Mai zu der Resolution, daß nach vollendetem Uebergange Deutschlands zur Goldwährung Bank noten unter 100 Mark ----- 33^3 Thaler nicht mehr emittirt und die umlaufenden eingezogen werden sollen, noch ein Amendement an, in welchem der Handelstag es für wünschenswerth erklärt, daß durch ein möglichst bald zu erlassendes Reichsgesetz die Emission von Papiergeld in den deutschen Staaten künftig auf höre und die allmähliche Einziehung des im Umlaufe befindlichen Papiergeldes angeordnet werde. Am 15. Mai wurde in der Eisenbahnfrage eine Reihe von Resolutionen, welche die Ver besserung des Eisenbahnwesens erstreben, angenommen. Nach Erledigung einiger anderen Berathungsgegenstände wurde der Handelstag geschlossen. Am 16. Mai früh fand sodann noch eine Excursion nach Chemnitz mittelst eines von der Staats regierung zur Verfügung gestellten Extrazugs statt, an welcher ungefähr 100 Delegirte Theil nahmen. — Nath und Stadt verordnete zu Löbau haben beschlossen, aus den Mitteln der Stadt ein der Größe derselben entsprechendes Bad zu erbauen. — Auf dem Schützenplatze zu Wurzen wurde am 15. Mai eine landwirthschaftliche Ausstellung eröffnet. —- Wie dem „Dr. I." aus Meißen gemeldet wird, ist am 14. Mai Nachmittags in der Scheune des Ortsrichters und Gutsbesitzers Schuhmann in Piskowitz Feuer ausgebrochen und das ganze Gehöfte bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Möbel, Geräthschaften und Vieh wurden gerettet. Der Gendarm faßte bei den bezüg lich der Entstehung des Brandes angestellten Erörterungen Ver dacht gegen ein im Dienste Schuhmann'S befindliches Mädchen, welches ihm denn auch gestand, das Feuer angelegt zu haben, worauf die Brandstifterin verhaftet wurde. — Seit Ende vorigen Monats ist in Ebersbach, Eibau und Walddorf die Trichinen krankheit aufgetreten und es liegen, soweit jetzt bekannt, circa 60 Personen zum Theil schwer erkrankt danieder. Am 12. Mai hat der Tod das erste Opfer dieser Krankheit gefordert. Ein Fabrikarbeiter in Alteibau ist seinen Leiden erlegen und die vor genommene Section der Leiche hat das Vorhandensein der Tri chinose auf das Bestimmteste ergeben. Wie im Jahre 1870, so ist auch diesmal die Krankheit durch den Genuß von halbrohen Bratwürsten, zu denen trichinöses Schweinefleisch verwendet worden ist, hervorgerufen und weiter verbreitet worden. Man kann deshalb nicht eindringlich genug vor dem Genuß derartiger Wurst warnen und in das Gedächtniß zurückrufen, daß nur der Genuß von gehörig gekochtem oder gebratenem Schweinefleische jede Gefahr ausschließt. Preußen. Die am 15. Mai erschienene „Prov.-Corresp." bespricht das Verhalten des Bischofs von Ermland betreffs der durch ihn erfolgten Excommunicationen gegenüber den Staats gesetzen und weist nach, daß derselbe in seinem Schreiben vom 30. März die kirchlichen Vorschriften über die Staatsgesetze gestellt, sich selbst mit seinem, dem König geleisteten Bischofs- Eide in Widerspruch gesetzt und seiner grundsätzlichen Auffassung durch sein seitheriges Verhalten thatsächlichen Ausdruck gegeben habe. Die Regierung, sagt das halbamtliche Organ, werde hierdurch dringend veranlaßt, die Souveränetätsrechte des Staates ener gisch zu wahren. — Der Reichstag hat in seiner Sitzung am 14. Mai bei der zweiten Lesung des Reichshaushalts für 1873 nach einer äußerst lebhaften Debatte, in deren Verlauf Fürst v. Bismarck wiederholt das Wort ergriff, die für einen Bot schafter am päpstlichen Stuhle postulirten 15,000 Thlr., sowie den ganzen Etat des auswärtigen Amtes (1,484,935 Thlr.) genehmigt. In der Sitzung am 15. Mai hat der Reichstag die Berathung der Jesuitenpetitionen begonnen. Für einen zwischen den ver schiedenen Parteien vereinbarten, fast vom ganzen Hause, mit Ausschluß der Clericalen, unterstützten Antrag, wonach ein Gesetz entwurf erbeten wird, der auf Grundlage der Reichsverfassung die rechtliche Stellung der religiösen Orden und die Bedingungen ihrer Zulassung regelt, sowie die staatsgefährliche Thätigkeit der selben, namentlich der Jesuiten, unter Strafe stellt, gilt eine große Majorität als gesichert. — Die „Prov.-Corr." constatirt bezüglich der Arbeiten des Reichstags, daß die bedeutendsten Vorlagen, einschließlich des Reichshaushaltsetats, sämmtlich erst nach Pfingsten zur Erledigung werden gelangen können, und die Session des Reichstags sich hiernach voraussichtlich bis gegen die Mitte Juni ausdehnen wird. — Wie jetzt öfficiös gemeldet wird, soll die Taufe der jüngst geborenen Tochter des kronprinz- lichen Paares, zu welcher bekanntlich infolge einer Einladung auch der Kronprinz Humbert von Italien mit der Kronprinzessin Margarethe zum Besuche am kaiserlichen Hofe in Berlin ein treffen wird, in der ersten Woche des Juni stattfinden. Bayern. Die Universität zu München wird am 1. August ihr 100jähriges Jubiläum begehen. Baden. Die altkatholischen Vereine mehren sich in Baden von Tag zu Tag. Bereits ist eine Delegirtenversammlung der Altkatholiken auf nächsten Sonntag nach Freiburg ausgeschrieben. Der Boden (besonders beim Landvolk) ist sehr empfänglich. Es bestehen jetzt altkatholische Gemeinden in Offenburg, Heidelberg, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Karlsruhe, Constanz, Furt- wangen, Rielafingen und Arlen. Oesterreich. Die Mutter des Kaisers, Erzherzogin Sophie, ist seit dem 14. Mai nicht unbedenklich erkrankt. Schweiz. Der Bundesrath hat beschlossen, die Bundes versammlung für den 27. Mai einzuberufen, um derselben das Resultat der Volksabstimmung über die revidirte Bundesverfassung vorzulegen. Italien. In der in der Deputirtenkammer anläßlich der auswärtigen Politik fortgesetzten Debatte erklärt der Minister des Auswärtigen, über die Angriffe im belgischen Senate auf den König von Italien befragt, er habe im Interesse beider Länder die Aufmerksamkeit der belgischen Regierung auf gewisse Thatsachen gelenkt. Der belgische Gesandte habe hierauf den Befehl erhalten, seine Residenz in Rom aufzuschlagen und die