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Großenhainer llnterh MW und AMgMaü. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. ^lö. 13. Donnerstag, den 1. Februar 18VT. Bekanntmachung. Die den 1. Februar 1872 fällig werdenden Grundsteuern auf den ersten Termin 1872 sind nach 3 Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum 13. Februar 1872 an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 29. Januar 1872. Der Stadtrath. Kunze. Bekanntmachung. Vom Gesetzblatt für das Deutsche Reich ist das 4. Stück erschienen. Dasselbe enthält: Nr. 779. Uebereinkunst zwischen dem Deutschen Reich und Rußland wegen Herstellung einer Eisenbahn von Lyck nach Brest-Litewsk. Vom 8. Juli/26. Juni 1871. Nr. 780. Bekanntmachung, betreffend die Ernennung von Bevoll mächtigten zum Bundesrathe. Vom 16. Januar 1872. Ein Exemplar liegt zu Jedermanns Einsicht in der Rathsexpedition aus. Großenhain, am 30. Januar 1872. Der Nath daselbst. Tagesnachrichten. Großenhain. Von der Königl. Staatsanwaltschaft zu Meißen geht uns die Berichtigung zu, daß der am 5. Januar bei Meißen todt aufgefundene Unbekannte der Bruder des Seifensieders Mann in Pirna (Dohna) nicht sei, vielmehr seine Persönlichkeit bisher noch nicht habe festgestellt werden können. Es stellt sich somit heraus, daß die von uns in Nr. 9 gebrachte, der „Const. Ztg." entnommene Nachricht auf Unwahrheit beruht. Sachsen. Die zweite Kammer hat am 29. Januar ohne alle Debatte die Forderung der Regierung, für den Neubau eines Polytechnikums in Dresden 300,000 Thlr. zu bewilligen, geneh migt und hierauf nach ausführlicher Debatte die in vor. Nr. d. Bl. erwähnten Deputationsanträge bezüglich der Neu - und Ausbauten von Seminar-Gebäuden angenommen. — In einem Hotel zu Chemnitz gelang es am 26. Januar, wie das dortige „Tgbl." berichtet, einen Betrüger zu entlarven, der als angeblich ein armiger Invalide die im Restaurant anwesenden Gäste um Gaben angesprochen hatte. Einer der Gäste befragte ihn des Näheren über das Regiment, bei welchem er gestanden haben wollte; bei den Antworten verwickelte er sich in so viel Widersprüche, daß der Verdacht rege ward, man habe es mit einem Schwindler zu thun. Dies bewahrheitete sich, denn bei näherer Untersuchung fand sich, daß der Bettler den angeblich fehlenden Arm unter dem Rocke verborgen hatte. Man veranlaßte natürlicherweise seine Haftnahme durch die Polizei. Eine ähnliche nichtswürdige Spekulation auf das patriotische Gefühl dasiger Einwohner soll in den letzten Tagen durch ein Frauenzimmer ausgeführt worden sein, das sich für die Witwe eines im Felde gefallenen Offiziers ausgegeben und nicht unbedeutende Beträge zusammengebracht hat. — Für die nächste Sitzung der Stadtverordneten zu Leipzig steht die Casernenfrage auf der Tagesordnung. Das Kriegs ministerium verlangt von der Stadt zur Casernirung eines In fanterie- und eines Reiterregiments 1) die unentgeltliche Ueber- lassung von 32 Ackern Areal zwischen Leipzig und Gohlis (Werth — der Baustellen selber — etwa 700,000 Thlr.) und außerdem 2) noch einen Bauzuschuß von 100,000 Thlr. Daneben aber soll auch noch die Pleißenburg mit dem jetzt dort garnisonirenden Regiments belegt bleiben. Der Bauausschuß räth, das dieö- fallsige Abkommen zwischen dem Kriegsministerium und dem Rache abzulehnen und nur unter der Bedingung, daß die Pleißenburg vom Militär geräumt wird und die Gerichte hin ein verlegt werden, sich zu angemessenen Opfern zum Bau einer Caserne bereit zu erklären. — Der Hund, welcher bei Frohburg so großes Unheil angerichtet, ist endlich am 26. Januar er schossen und dabei leider dessen Tollheit constatirt worden. — Am 26. Januar erlitt in Bischofswerda ein sechsjähriger Knabe beim Umfallen einer ausgerodeten Linde mehrere Beinbrüche und andere schwere Verletzungen, so daß er Tags darauf starb. — Am 27. Jan. wurde bei Eibenstock einem 72 Jahre alten Fuhr mann von seinem, an einem Lastschlitten befindlichen Pferde die Kinnlade vollständig eingeschlagen. Preußen. Die am 30. Januar Abends erschienene „N. A. Z." enthält folgende officiöse Note: „Das Gerede von einer zwischen den Höfen von Dresden und Berlin seit einiger Zeit eingetretenen Verstimmung durfte um so eher unbeachtet bleiben, da die Gründe, welche für den angeblichen Eintritt einer Dis harmonie angegeben wurden, wegen ihrer Abgeschmacktheit un- discutirbar waren. Wenn vollends jenes Gerücht bei seinem ersten Auftreten von sächsischer Seite officiös dementirt wurde, so hatte man den Verbreitern desselben schon zu viel Ehre an- gethan. Neuerdings aber wird von Denen, welche Zerwürfnisse zwischen deutschen Höfen gern sehen und deshalb derartige Be hauptungen ausstreuen, das Schweigen der preußischen Organe dahin gedeutet, daß etwas Wahres an dem Gerüchte sei. Die Möglichkeit einer solchen Deutung kann nicht rasch und entschieden genug beseitigt werden." — Die Confiscation mehrerer Berliner Zeitungen wegen Aufnahme einer Bekanntmachung der deutschen Hypothekenbank in Meiningen bildete am 30. Jan. den Gegen stand einer Interpellation im Abgeordnetenhause. Nachdem der Abg. Schröder dieselbe begründet hatte, erklärte der Minister des Innern: Die Beschlagnahme war nicht ungesetzlich oder srivol. Die Polizei sei in Preßsachen nicht rigorös und handle den Absichten der Regierung nicht zuwider. Er habe dem Polizei präsidenten die größte Vorsicht bei Confiscationen anzuempfehlen und werde ihn instruiren, nur solche Beschlagnahmen vorzunehmen, die mit größter Wahrscheinlichkeit aufrechterhalten werden. Den Polizeipräsidenten im Allgemeinen zu rectificiren, sei keine Ver anlassung vorhanden. Hierauf folgte die Berathung des Etats des Cultusministeriums. Der Cultusminister vr. Falk erklärte, daß die in der Thronrede angekündigten Vorlagen nicht erfolgen werden; innere und äußere Gründe verhinderten ihn daran, sie jetzt einzubringen. Von den bereits eingebrachten Vorlagen halte er das Schulaussichtsgesetz aufrecht; in Betreff der anderen Ge setze könne er sich im Augenblick noch nicht äußern. — In Straß burg fand am 29. Januar die erste Sitzung des Schwurgerichts