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Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. Großenhainer Unterhaltungs-un-AnM alt NmtSvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths z Mittwoch, den 3. Januar 1872 Die nächste Nummer dieses Blattes erscheint Freitag den S. Januar. Die sür diese Nummer bestimmten Inserate bitten wir bis morgen, Donnerstag, früh S Uhr einsenden zu wollen. ULv LxpvÜLtLoi». Diejenigen im Bereiche des Dresdner Regierungsbezirks nach 20 u. 149 der Militär-Ersatzinstruction für den Norddeutschen Bund vom 26. März 1868 gestellungspflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung als Frei willige zum einjährigen Militärdienste zu erlangen wünschen, werden hier durch zur diesfallsigen „schriftlichen" Anmeldung bei der unterzeichneten Kommission (Schloßstraße Nr. 151.) bis zum 1. Februar 1872 ausgefordert. Bor vollendetem 17. Lebensjahre kann die gedachte Berechtigung nicht nachgesucht werden, andererseits gehen Diejenigen des Anspruchs Verlustig, welche sich nicht spätestens am 31. Januar des Kalenderjahres anmelden, in welchem sie das 20. Lebensjahr erreichen. Der schriftlichen Anmeldung sind Nachweise beizufügen über a) die Staats-Angehörigkeit (Heimathschein rc.), d) den Tag der Geburt (Geburtsschein rc.), e) die Einwilligung des Vaters resp. Vormundes, 6) die Unbescholtenheit (bei Zöglingen höherer Schulen vom Director der betreffenden Lehranstalt, bei andern von der Polizeibehörde des Aufenthaltsorts), e) die erlangte wissenschaftliche Ausbildung. An Diejenigen,, welche zur Prüfung zu verweisen sind, wird vor Be ginn der letzter» (26. Februar 1872) besondere Ladung ergehen. Dresden, den 22. December 1871. Königliche Prüfungs-Commission der Freiwilligen zum einjährigen Militärdienste. Stelzner, Geheimer Regierungs-Rath. Clautz, Major. Hübler. Leipzig, den 30. December 1871. Bekanntmachung. Vom 1. Januar 1872 ab wird in Dresden eine Kaiserliche Ober - Post - Direktion errichtet, an welche die bisher von der Kaiserlichen Ober-Post-Direction in Leipzig wahrgenom menen Postverwaltungsgeschäfte für die Kreisdirectionsbezirke Dresden und Bautzen übergehen. Der Kaiserliche Ober-Post-Director gez. Letz. Tagesnachrichten. Großenhain. Die letzte Nachricht aus dem alten Jahre, die wir unsern Lesern zu bringen haben, ist die über einen Unglücksfall, und mit der Mittheilung eines Unglücksfalles müssen wir das neue Jahr beginnen; mag daher Gott der All mächtige im ferneren Laufe des nngefangenen Jahres uns in diesem unseren Berufe auch Erfreuendes schenken, dies ist der Neujahrwunsch für unsere Leser und für uns. — Am Sonntage früh, am letzten Tage des vergangenen Jahres, ist ein Arbeiter auf hiesigem Bahnhofe bei dem Wagenschieben zwischen die Puffer der Lowries gekommen und soll starke Quetschungen erlitten haben. Als es am Shlvesterabend die zwölfte Stunde geschlagen hatte und die erste Stunde des neuen Jahres mit dem Geläute aller Glocken des hiesigen Kirchthurms begrüßt wurde, sprang plötzlich der Klöppel der großen Glocke in den Eisentheilen des Oehres, schlug auf den Balken des Fußbodens auf und traf, von hier aus überschlagend, mit der Wucht seiner Schwere von circa 130 Pfd. das Bein eines Lauters. Eine bedeutende Quetschung hat der Lauter, welcher nur mit Mühe bis in die Thürmerstube transportirt werden konnte und jetzt noch dort liegt, erlitten, noch mehr Mühe soll es aber gemacht haben, diesem Unglück lichen mitten in der Nacht und in der Höhe seines Kranken lagers ärztliche Hilfe bringen zu können. Sachsen. Nachdem Se. Majestät der König infolge einer am letzten Landtage gegebenen Anregung sich entschlossen haben, den Lehnsverband, insoweit solcher noch besteht, aufzuheben, ist dem jetzt versammelten Landtage eine hierauf bezügliche aller höchste Declaration zugegangen. — In Verfolg eines ständischen Antrags auf Vermehrung der Dampfkesselrevisoren hat die königl. Staatsregierung dem Landtage ein Decret, die Aufsicht über die Dampfkessel betr., zugehen lassen. Am Schlüsse des DecretS beantragt sie: die Stände wollen ihr Einverftändniß damit erklären, daß 1) die Zahl der Dampfkesselrevisionsbezirke zunächst auf vier vermehrt, 2) bei Anstellung der Revisoren das bisherige Princip der Behandlung des Revisionsgeschäfts als Nebengeschäft thunlichst verlassen und danach die Stellung der zu diesem Geschäfte zu wählenden maschinenbaukundigen Techniker bemesien werde, 3) daß man den Versuch mache, die Dampfkesselrevisions-Beamten zugleich als Aufsichtsbeamte (Fabrikinspectoren) in Bezug auf die Bestimmungen der Ge werbeordnung wegen Beschäftigung von Kindern in den Fabriken und zum Schutze der Arbeiter gegen Gefahren für Gesundheit und Leben zu benutzen, 4) eventuell, wenn die Uebertragung der Reisekosien der Revisoren durch die Betheiligten abgelehnt werden sollte, die betreffende Position im Ausgabe budget um 1500 Thaler zu erhöhen. Aus dem jetzt erschienenen Bericht des Vereins zur Be- wirthung durchziehender Truppen in Leipzig ergiebt sich, daß durch Leipzig passirten: Nach Frankreich 4698 Offiziere und 205,175 Mann, aus Frankreich dagegen 6055 Offiziere und 221,843 M. Der Comite vereinnahmte baar 18,421 Thlr., ferner 183,225 Stück und 4 Kisten Cigarren, 1 Centner und 2 Packete Tabak, 158 Eimer, 5 Faß und 70 Flaschen Bier, 2808 Flaschen 2 Faß, 2 Ohm und 1 Eimer Wein. Die Ausgaben bestanden in 8628 Thlr. für Cigarren, 3839 Thlr. für Bier, 2874 Thlr. an die Bahnhofsrestaurateure in Leipzig. Verbraucht wurden überhaupt 1,313,975 Stück Cigarren, 1251 Eimer, 44 Tonnen 5 Faß Bier, 4361 Flaschen, 2 Faß, 2 Ohm, 1 Eimer Wein.— In einer mechanischen Webfabrik zu Chemnitz ist am 29. Decbr. einem im 15. Jahre stehenden Mädchen durch eine Riemscheibe, von der sie erfaßt wurde, der rechte Arm sofort weggerissen worden. Ob der Verunglückten selbst eine eigene Verschuldung beizumessen, unterliegt noch der Erörterung. Preußen. Unter den neuesten Vorlagen, welche dem Bundesrathe zugegangen sind, befindet sich auch ein Gesetz, durch welches für Elsaß - Lothringen alles außerdeutsche Papier-