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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.06.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189206116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-11
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.06.1892
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WW-''' " ^ SSchsische» Lande».Anzeiger (Chemnitzer Venkral»An-eiger). Rutzland. In den Ostseeprovinze» dauert die Verfolgung der evangelischen Pastoren fort. Soeben sind wieder zwei, Namens Schwarz »nd Paßlack, wegen angeblicher Amtöi,verschreit,»ig ans ihren Gemeinde» entfernt. — In amtliche» Blättern wird mit getheilt, daß im ehemaligen Nothstandsgebiet jetzt wieder normale Zustände Platz gegriffen hätten. Doch soll erwogen werde», wie künftig am besten solchen Calamitätcn vorzubcagen sei. Orient. Ans dem rigaischen Meere kommen erneute Meldungen über das Austanchc» griechischer Seeräuber daselbst. Dem Unwesen soll sofort mit aller Strenge ein Ende bereitet werden, bevor es »och weitere Ausdehnung erlangt. — Tie rnmänischen Kammern sind durch königliche Verordnung geschlossen worden. — Ans Marokko wird der Slnsbruch »euer Unruhen in der Umgebung von Tanger berichtet. — In Nemen in Süd-Arabien ist ein neuer Aufstand anSgebrochc», welcher bereits zu blutige» Kämpfen geführt hat. Tie türkischen Truppe» wolle» gesiegt haben, doch scheinen die Siege durchaus keine entscheidenden z» sei». Amerika. Zur Präsidentenwahl. Man haut sich in MinneapoliS, wo die Vertrauensmänner der republikanischen Partei ihren Kandi baten für die nächste PrSsidcnIcnwa'l küren wolle,'. Die Anhänger Harrison's und Blaine's sind nun dermaßen aneinander gcrathen, daß sie sich ans offener Straße geprügelt habe». - Sächsisches. — Der König als Taufpathe. König Albert hat eine Pathenslelle bei dem am 16. April d. I. geborenen 7. Sohne des Waffenmeisters Harzbccker der 2. Abtheilung des 2. Jeld-Artillerie Regimenter Nr. 28 in Pirna angenommen. — Justizminister Di. Schurig auf Inspektion- Reisen. Der genannte Herr Minister besichtigte i» den letzten Tagen die Räumlichkeiten der Amtsgerichte in Falkenstein» Auerbach, Lengenfeld und Treuen. — Militärisches. Tie als Volksschullchrcr angestelltc» Manu schäften des Benrlaubtenstandes aus den Jahresklasse» 1885 bis 1889, welche ihre erste sechswöchige Hebung noch nicht abgeleistct habe», Werde» in der Zeit vom 17. September bis 28. Lctober d. I. zu dieser sechswöchige» Hebung, und die de» Jahrgängen 1885 bis 1387 Angehöreuden, welche die erste Hebung bereits abgeleistet haben, i» der Zeit vom 2. bis 29. Juli d. I. zur zweiten vierwöchigen Uebnng herangezogen werden. Ehemalige Officicrsaspiranten und solche ehe malige Einjahrig-Freiwillige, welche das Qualifikationsattest zum Officicr de- Beurlaubtenstandes nicht erhalten habe», habe», soweit sie de» Jahrgängen 1885 bcz. de» jüngeren angehören, demnach in den Jahren 1865, 1866 re. geboren sind, im Lause des Sommers ihrer Einberufung zu einer 56tägigen Uebnng entgegenzusehen. Bei Studirenden der verschiedene» Hochschulen wird die Einberufung in die Ferien verlegt werden. Zn Dienstleistungen ans dem Bcnrlanbtcn- stand einbcrnfcne Einjährig-Freiwillige stehe» während derselbe» im Genüsse sämmllichcr ihrer Charge entsprechende» Gcbnhrnisie. — Parteitag der Eonscrvativeu Sachsens. Ter con- servativc Landcsverein im Königreich Sachsen erläßt eine Einladung zu dem im Anschlüsse an seine Generalvcrsammlniig am 13. Juni im Saale des „Tivoli" zu Dresden staltfindendcn Parteitage der Cvnser- valiveu Sachsens. Aus der Tagesordnung steht u. A. Vortrag und Aus sprache über: „Die Revision des conseivativen Programms mit be sonderer Berücksichtigung der sociale» und Judcnfrage." Referent: Neichstagsabgeordneler Frhr. von Friescn-Nötha. — Jnvttstrielles. Die Kammgarnwcbereicn de-Vogtlau des halte» sich schon seit langer Zeit auf die Herstellung von Herren- kanimgarnstvssen eingerichtet und damit großen Anklang gesunden. Nachdem jedoch diese Stoffe von d>-r Mode nicht mehr in der bis herigen Weise bevorzugt wurde», hat man Bedacht daraus genommen, die Fabrikation von Regenmäntclstosfcn in die Hand zn nehme», die wieder sehr viele Hände beschäftigt. So breitet sich die Kammgarn- Industrie hier und in der Umgegend immer weiter aus. — Die Handweber, die mir dann reichliche Beschäftigung haben, wenn die mechanischen Webereien mit Aufträgen sehr gut versehen sind, haben gegenwärtig nicht viel zn ihn». — Beendete Schonzeit für Fische. Die für de» größten Theil der Süßwasserfische am 10. April begonnene Schonzeit ist am 9. Juni z» Ende gegangen. Wer die Fischerei ansnben will, ohne an der Stelle, wo er dies thnt, entweder als Fisclercibcrcchtigter oder als Pächter, oder als angcstellter Fischer zur Ausübung der Fischerei befugt zu sei», muß mit einer von dem Fijchereibenchtigte» oder Pächter ausgestellten Fischkarte versehen sein und dieselbe bei Ausführung der Fischerei stets mit sich führen. Diese Fischkarte hat auf die Person, auf die Dauer höchstens eines Jahres und auf ein bestimmt zn bezeichnendes Fijchwasser zu lauten und muß ortspolizeilich beglaubigt sein. — Auszeichnung. Der Dienstknecht Christian Wilhelm Bayrenther an-La nie rb ach und die Magd Friederike Ernestine Roth an» Schöiibrunn wurde» seitens des königl. Ministeriums des Innern mit der goldenen Medaille „Für Treue in der Arbeit" und bez. mit goldenem Kreuz nebst Ehren-Urkunden anS gezeichnet. Bahreuther d,e»t 22 Jahre lang» die Roth 23 Jahre lang ununterbrochen ein »nd derselben Herrschaft. Die Ueberreichung dieser Auszeichnungen erfolgte gelegentlich der 25jährigen Stiftungs fcier des Landwirlhschaststchc» Vereins zu Untertriebel durch de» Kreissecretür Schätzler-Anerbach. — Adolf Schirktanz, der mehrfach erwähnte Mörder deS Bankiers Theodor Phelps in Nom, hat vor dem deutsche» Cvusnl, Herr» Nolb, ein umfassendes Geständniß abgelegt. Ans demselben geht hervor, daß der 20 Jahre alte Mörder schon ei» sehr bewegtes Leben hinter sich hat und stets einen Hang zu verbrecherischem Leicht sinn zeigte. — Selbstmord eines Soldaten. Die in Crimmitschau erscheinende „Stadt- und Landzeitnng" berichtet: Ein zn Pfingsten hier auf Urlaub gewesener Carabinier wurde in einem Gehölz au der Zeitzerstraße leblos aufgefunden, Der Soldat halte sich mittels seines SäbelriemenS erhängt. Der Säbel war vor ihm in die Erde ge stoßen. Was den junge» Menschen, der im dritten Jahre dient, zu diesem bedauerlichen Schritte verleitete, ist noch unklar, doch soll er seinen Ellern gegenüber bei seiner Ankunft geäußert haben, daß er i'nsolge ihm widerfahrener schlechter Behandlung im Dienste dar Leben satt habe. Im Interesse des Ansehens unseres MilitärstandcS hoffen wir, daß sich diese Annahme nicht bestätigt, anderen Falles aber eine gerechte Ahndung nur am Platze wäre. — UttglückSfälle. In Lüßnitz ertrank das 3 Jahre alte Kind des Fabrikfcnermanns Schlick in dem an der Bahnhossstraße vorüberführenden Mühlgraben. — In OelSuitz i. V. ist der etwa 4jährige Knabe Willy Schaarschmidt in den Elstcrflnß gestürzt und ertrunken. Die Eltern, welche in dem Kleinen den einzige» Sohn verliere», waren znr Zeit des Unglücks abwesend. — In Treuen fiel, als die Tagelöhncrschcfrau St. ihre Wohnung auf einige Zeit verlasse» hatte und während ihrer Abwesenheit ihr '/^jähriges Töchterchen in Gemeinschaft mit der 4 Jahre alten Tochter in ihre Wohnung eingeschlvffen hatte, die kleine Tochter ans ihrem Bcltchcn heraus »nd mit dem Kopfe in das Nachtgeschirr, worin das arme Wesen den Erstickungstod fand. — Feuer. In HeinrichSort bei Lichtenstein brannte das Wohnhaus des Strnmpswirkers E. O. Günther nieder. —X. Altendorf. Herr Gemcindevorstand Nosenf eld hier wurde einstimmig zum Bürgermeister der Stadt Froh bürg erwählt. — Kirchenraub. Ans der Jvhanniskirche in Gera wurde» verschiedene silberne und zinnerne, bei de» kirchlichen Handlungen nöthigc Gefäße gestohlen. Die Diebe sind »och uncrmittelt. — Eine originelle Grnndbcsitzerin. In Unterkaka bei Zeitz hat eine Besitzerin ihre gegen 100 Morgen große» Ländereien mehrere Jahre hintereinander unbebaut liegen lassen, weil sie Niemand den Ertrag gönnen mochte. Lieber lebte sie in mehr als bescheidenen Verhältnisse», als daß sie sich dazu bewegen ließ, die Grundstücke zn verpachte». Dieselben waren infolgedessen mit Disteln und anderem Unkraut so bewachsen, daß der Samen davon den umliegcnde» Feldern höchst nachtheilig wurde. Dieses Frühjahr sind die Aeckcr nun endlich, und zwar ohne alle Entschädigung, srcigcgeben worden, und zwar unter der Bedingung, daß sie nur mit Futterkränter» bebaut werden. Liebhaber gab es unter solchen Bedingungen so zahlreiche, daß nicht alle befriedigt werden konnten. Erfreulicher Weise glückte es auch einigen kleineren Leute», sich in den Besitz eines kleinen Ackers zu etzcn. Socialdemokratische Zukunftsbilder. Frei nach Bebel. Von Eugen Richter, Mitglied des Reichstag-. l?. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Es waren ja freilich nur Aenßerlichkcitcn und Nebendinge, über die er klagte. Aber alte Leute hängen nun einmal au solchen kleine» Gewohnheiten, wie sie hier etwas rauh durchbrochen worden sind. Auch mit der Gesundheit, so meinte Großvater, gehe es ihm schlechter. Hier und dort schmerzt, zwickt »nd sticht cs ihn. Aenßer- lich nahm ich keine Veränderung wahr, aber Großvater hat jetzt mehr Zeit, über sich selbst nachzudeukeu, als früher, wo ihn in unserem Familienkreise bald dies, bald jenes abzog. Gern war er auch früher bei mir in der Werkstatt und suchte sich nützlich zn machen. Was er arbeitete, wollte ja nicht viel bedeuten, aber cs beschäftigte ihn doch. Für alte Leute ist das NichtSthnn keine Wohlthat, denn eine auch noch so leichte Arbeit erhält ihr Lebensinteresse aufrecht, ver knüpft .sie mit der Gegenwart, bewahrt sie vor raschem körperlichen und geistigen Verfall. Ich konnte den alten Mann, der sich in unserer kleinen Wohn ung über die fehlenden alten Möbel sehr erregt zeigte, nicht allein in seine Anstalt znrückgchen lassen. Unglückliche »weise hat, während ich Großvater begleitete und meine Frau noch nicht znrückgekehrt war, unser Ernst uns besuchen wollen. Er ist vor die verschlossene Thür gekommen. Wie er einem Nachbarssohn und früherem Gespielen erzählte, hat ihn »nbczwing- liche» Heimweh während einer freien Stunde zum Besuch der Elter» getrieben. Er kann auch jetzt noch ganz und gar nicht in die Anstalt sich schicken. Das ewige Lese», Schreiben und Auswendiglernen, kurzum das Studircn, gefällt ihm nun einmal nicht. Er will Hand werker werden und nur lernen, war darauf Bezug hat. Ich bin überzeugt, er würde auch ein tüchtiger Handwerker werden. Unser Unterrichlsministcr aber ist mit Bebel der Ansicht, daß alle Menschen mit dem nahezu gleichen Verstände geboren werden, und deshalb soll Allen, bis mit dem 18. Lebknsjahr die Fachbildung beginnt, eine gleichmäßige geistige Ausbildung zn Theil werden, als nothwendige Grundlage für die spätere sociale Gleichheit. IS. Volköbelnstignugen. Auf allen öffentlichen Plätzen in Bcrljn finden jetzt Mnsikaus- führungcil stall. Der neue Reichskanzler versteht es aus dem Grunde, Die Universität Leipzig im Sommer 1892. Die Sommerfrcqncnz beziffert sich mit 3104 Studirenden und 107 nicht inscribirten Hörern, zusammen also mit 3211 Besuchern von Vorlesungen. Davon sind 1598 Sachsen und 1505 Nicht-Sachsen. Letztere bilden 48 Procent der Gcsammlzahl. Leipzig kann mit Fug den Anspruch erheben, eine Reichs-Universität zn besitzen, da nicht weniger ich beliebt zu machen. In jedem Theater sind täglich zwei unent geltliche Vorstellungen, Sonntags deren drei. Natürlich sind auch die von den Bourgeois dem arbeitenden Volk hinterlasscne» Theater viel zu beschränkt. Andere größere Versammlungslokale sind deshalb zur Veranstaltung von Volksbelustigungen hiuzngenommeu worden, B. Kirchen. Au letztere» stößt sich allerdings noch Dieser oder Jener, der von den anerzogenen Bornrthcilen sich nicht z» lösen ver mag. Grund und Boden der Kirchen aber ist Gemeingut geworden, und Gemeingut darf laut Staalsgrundgcsctz, wie cs schon durch den Erfurter Parteitag im October 1891 vorgeschriebe» War, nicht zn kirchlichen und religiösen Zwecken verwendet werden. Znr Aufführung gelange» in allen Theatern natürlich nur Stücke, welche die neue Ordnnng verherrliche» und die Nieder trächtigkeit der früheren Ausbeuter und Kapitalisten in lebendige Eriunernng znrückrufe». Das ist zwar auf die Dauer etwas ein armig, aber cS stärkt doch die Gesinnnngstüchtigkeit, was hier nud da allerdings recht »othwendig ist. Anfangs war Jedem frcigestellt, wo und wie er ein Theater besuchen wollte. Indes; ist die wilde Concnrrcnz auch hier durch zielbewusste Organisation der Volksbelustigungen ersetzt worden. Aufführungen klassischer svcialdemokralischcr Stücke fanden vor leere» Bänken statt, während in Spccialitätentheatern kein Apfel znr Erde falle» kannte. Fast schlug man sich dort um die besseren Plätze. Jetzt verlhcilt der Magistrat die Vorstellungen in einer gewisse» Reihenfolge ans die einzelnen Stadtlheilc »nd Straße». DieThcaler- dircclorcn aber verloosc» die einzelnen Plätze unter bas ihnen für die betreffende Vorstellung zngewiescnc Publikum, wie es schon 1889 die socinldemokralischc Freie Volksbühne in Berlin eingcsührt hat. Aber Glück in der Liede, Unglück im Spiel! Diese Erfahrung haben wir auch hierbei. Meine Frau und ich habe» jetzt dreimal hintereinander so schlechte Plätze erloost, daß meine Frau nichts hören und ich nichts sehe» konnte. Sie ist nämlich etwas schwerhörig, während ich kurzsichtig bin. Beides verträgt sich in, Theater nicht recht mit der sociale» Gleichheit. Auch zahlreiche öffentliche Tanzbelnstigungen finden auf Ver anstaltung des Magistrats statt. Der Zutritt hierzu regelt sich in derselben Weise, wie bei den Theatervorstellungen. Jung und Alt ist gleichmäßig berechtigt, zn erscheinen. Die Reform der Tanzordnnng bot vom socialistischen Standpunkt einige Schwierigkeiten. Die Gleich berechtigung der Frau kommt jetzt zum Ausdruck dadurch, daß Damen- touren fortwährend mit den Hcrreutouren ablvechseln. Allerding» sagt denn 2862 Reichsaugehörige unter den 3104 Studirenden i.L Matrikel sich befinden. Im Sommer 1891 waren 1635 Sachse» nud 1607 Nicht- Sachsen immatriculirt, dort also 37 Sachse» ,»,d 101 Nicht-Sachsen mehr als hier. Im Ganze» 138 Studircudc mehr als 1892. Theologie studircn dies Semester 468, Jura 988, Medici», bez. Zahnheilkunde 798 und 36, „Philosophie" i» »enu verschiedenen Fächern 814 Jnscribirte. Vorige» Sommer hatten wir 548 Theologen (80 mehr), 1003 Juristen (15 mehr), Mediciner und Zahnärzte 881 (47 mehr) und Philosophen 810 (4 weniger als Heuer). Summa 138 Studircudc mehr als diesen Sommer. Die philosophische Facnllät im Einzelnen betrachtet, zählt jetzt unter ihren Hörern 144 Pharmaceuten (1891: 146), 215 „Natnr- wissenschafter" (1891: 199); Philosophen im engeren Sinne 119 (130), Päeagogen 34 (42), Philologen 128 (134), Linguisten 33 (33), Mathematiker 29 (23) Landwirthe 73 (68) und Cameralistcn 39 (35). Betrachtet man die neueste Frequenz im Allgemeine», so ergiebt sich die Thatsache, daß das laufende Semester einen starken Rückgang bedeutet. — Unter den 12 letzte» Sommerhalbjahrcn steht das heu rige aus der 5. Stufe von unten, wie folgende Tabelle ergiebt. Sommer 1881: 3183 1882: 3111 1883: 3097 1884: 5160 1885: 3075 1886: 3060 Sommer 1887: 3076 1888: 3208 1889: 3322 (!) 1890: 3177 1891: 3242 1891: 3104 Das heurige Sommersemester ist nur um 10 Sludirende stärker be sucht als das von 1830, während der Sommer 1889 noch ei» Plus vo» 228, der vorjährige Sommer ein solches von 148 und der von 1888 ein Mehr von 114 Studirenden aufwies. Während im Sommer 1891 875 Stndirende neu ansgenommcn wurden, kamen Heuer nur 792 zur Jnscription, ein Ausfall vo» 83 Studirenden. Daz» kommt ein zweiter Ausfall, der in dem stärkere» Abgang (11 >9 gegen 1091) liegt (mi»u4 28). Woher rechnerisch der Rückgang? Schon das letzte Winlersemeslcr zeigte einen kleine» Rückgang (27 Studirende). Hierzu gesellte sich ei» weiterer Fehlbetrag von 111. Die Nationalitäcn anlangend, werden di« deutschen Staaten unterschiede», 2862 Studirende, dann die übrigen Staate» Europas, 173 Studirende, iu 3. Gruppe die überseeische» Staaten, 69 Stndirende. Vorigen Sommer stammten von den 3242 Studirenden deren 2994 ans dem Reiche (132 mehr, darunter 37 Sachse» und 63 Preußen mehr), 181 ans dem übrigen Europa (8 mehr), ans Anßereuropa 67 (2 weniger). Chemnitzer Stadt Anzeiger. Dik Frcunde ungreS Blattrs wilden ersucht, uns wichtige Begebenheiten glltigsl mitzulheNc». Chemnitz, 10. Juni. — Im Handelsregister für die Stadt Chemnitz wurde ans dem die Firma Georg Lindner LCo in Chemnitz betreffenden Folium 2777 verlanlbart, daß der Kaufmann Herr Johann Georg Melzer als Mitinhaber ansgeschieden ist. — Auf Folium 3686 wurde die am 30. Mai 1892 in Chemnitz errichtete Firma Rothe L Pauitz eingetragen und zugleich vcrlantbart, daß die Obst- und Grünwaarenhäudler Herren Johann Friedrich Rothe und Franz Hermann Panitz daselbst Inhaber sind. — Auf Folium 3687 wurde die Firma Hermann Colditz in Chemnitz und als deren Inhaber der Bnchbiudermeister Herr Ernst Hermann Calditz daselbst eingetragen. — Wege» Nenpflasternng wird der Fährverkehr auf der Schiller st raßc zwischen Zöllner- und Wcttincrslraße von Montag, de» 13. d. M., ab bis ans Weiteres in dcr Weise be schränkt, daß derselbe nur für nach dem Wilhelmplatze zn verkehrende Geschirre frei bleibt. — Abtoesenheitövormnndschaft. Die Abwesciihcitsvvr- nittiidschaft über den Kciusmann Ludwig Gustav Adolph Brandt ist, nachdem derselbe für todt erklärt worden, wieder aufgehoben worden. — Für den Althäudler Theodor Heinrich Wolf von hier ist dcr Anctivnalor Herr Richard Müller hier als Abwesenheits- Vormund verpflichtet worden. —n. Privilegirte Scheibenschiitzen Gesellschaft. Gesten, Nachmittag fand bei dem diesjährigen Pfingstschieße» auf dem Fest platze zn Altcndorf das Gleichen um die Königsprämicn mit folgen dem Ergebnis; stall: Herr Kaufmann Hermann Hälsig: Haupl- könig; Herr Cementwaarensabrikanl G. F. Hoffman»: Feldkönig, Bebel: Die Frau freit und läßt sich freien. Aber dcr Versuch, unter sinngemäßer Anwendung dieses Grundsatzes beiden Geschlechter» bei jedem Tanz die Aufforderung zu gestatten, mußte bald anfgegcbcn werden, weil dadurch die Tanzordnüug sich in etwas tumultuarische Verwirrung aufzulösen drohte. Der „Vorwärts" enthielt eine Reihe von interessanten Ein gesandts, welche ebenso gründlich wie scharfsinnig die Frage erörtern, ob es in der socialisirten Gesellschaft beim Tanze» auch ein Recht auf Herren bezw. für die Herren ei» Recht ans Damen gebe. Ans der gleiche» Arbeitspflicht, so schrieb eine Dame im „Vorwärts", folgt ein Recht ans gleichen Lohn. Zum Lohn für die Arbeit gehört auch das vo» Staatswegen organisirte Tanzverguügen. Ei» regelrechtes Tanzvergnügen ist für eine Dame nur denkbar mit eine», Herr», und daß es für Herren kein Vergnügen ohne Damen gicbt, sei noch selbst verständlicher. Von Seiten der ehrwürdige» Einsenderin wurde deshalb im „Vorwärts" der praktische Vorschlag gemacht, für jedes Tanzver gnügen Herren und Damen durch das Loos unter voller Wahrung der socialen Gleichheit von Jung und Alt, Hübsch und Häßlich einander zuzutheilen. Ebenso wie es in der socialisirten Gesellschaft keine Arbeitslosen »nd keine Obdachlosen giebt, dürfe eS auch keine herren lose» Dame» bei Tanzvergnügen mehr gebe». Jndeß legte in einem neue» Eingesandt ein Professor des mo dernen Ncunrrechls dar, daß ans einer solchen Organisirung der Tanz» Verbindungen zuletzt bedenkliche Schlußfolgerungen gezogen werde» könnte» auch auf die Anerkennung eines Rechts auf Eheschließungen, bezw. auf eine staatliche Regelung dcr Eheschließungen durch eine allgemeine Berloosnng von Damen und Herren. Aber ebenso wie die Ehe ein Privatvcrtrag sei ohne Dnzwischeuknnft irgend eine- Funktionärs, müsse auch einer »lomeutanc» Ta»zverbi»dli»g von Man» und Flau dcr Charakter eines Privatvertrages gewahrt bleiben, und dürsten deshalb auch Tanzvrduer sich nicht in die EngagemcnlS- verhältnisse, weder durch Vertvosung, noch sonstwie ciniiiischctu Es soll in der That eine erhebliche Anzahl von Damen der Ansicht sein, die sociale Gleichheit b-dinge auch die Aufhebung der Unterschiede von Verheiralhetcu und Uuverheicalheteu. Diese Dame» haben sich neuerlich der Partei der Jungen augejchlosse», obwohl selbst zumeist schon in etwas reiferem Lebensalter stehen, ist nach der Ausdehnung des Wahlrecht- auf weibliche dadurch die Opposition für die nächsten erheblich verstärkt worden.
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